Benutzer:D.W.Germann/Gipswerk Sachsenstein

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Neuhof, Gipswerk Sachsenstein

Sachsenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am Fuße des Sachsensteins, südwestlich von Bad Sachsa am Orteingang von Neuhof gelegen, wurde bis zum Jahre 1988 ein Gipswerk betrieben. Abgebaut wurde dort ein besonders reiner und kompakter Werra-Anhydrit des älteren Zechsteins[1]. Dieses Gestein ist leicht wasserlöslich, wodurch es zur Bildung von Schlotten, Hohlräumen/Höhlen, Dolinen oder auch Aufwölbungen (Zwerglöchern) kommen kann.

Sachsensteinhöhle[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ab 1827 ist am Sachsenstein eine Gipshütte nachweisbar[2], im zugehörigen Steinbruch wurde 1840 der Höhleneingang der großen Gipshöhle erstmalig aufgeschlossen.

Der Höhleneingang wurde jedoch bald wieder zugeschüttet. Erst 1928 wurde das Mundloch wieder freigelegt, es wurden begehbare Wege angelegt und elektrische Beleuchtung eingebaut. So konnte die Höhle 1929 der Allgemeinheit als Schauhöhle zugänglich gemacht werden.

Wissenschaftliche Untersuchungen und die Vermessung der Höhle wurden von Friedrich Stolberg durchgeführt[3]. Er publizierte 1928 einen Grundriß und Profil der Sachsensteinhöhle. Nach Stolberg folgte auf einen schachtförmigen Eingang auf 270m NN eine kleinräumige etwa 2m hohe Vorhöhle. Darauf folgte ein hallenförmiger großer Raum (Große Halle, ca. 70m lang, 30m breit, bis 7m hoch), der mit Gesteinsschutt bedeckt war und in einem Trümmerberg endete. Die Vorhöhle stand oft unter Wasser, sodaß die Höhle nicht immer zugänglich war. Vor der Höhle wurde ein Gasthaus „Zur Sachsensteinhöhle“ betrieben, was auf einer Postkarte der 1950er Jahre dokumentiert war.

Die Höhle entstand durch Ausbildung unterirdischer Gerinne durch strömendes Grundwasser als sog. Laughöhle. Solche Auslaugungsvorgänge innerhalb der Anhydrite werden dort als wesentliche höhlenerzeugende Faktoren angesehen. Nach KEMPE (1972)[4] gehörte die Sachsensteinhöhle mit einer Gesamtganglänge von über 100m zu den 12 längsten Gipshöhlen Deutschlands.

Die Höhle wurde Anfang der 1960er Jahre durch den fortschreitenden Abbau zerstört, der den über der Höhle gelegenen Bereich umfasste. Es kam zu einem Interessenskonflikt, bei dem insbesondere das Argument des Erhalts von Arbeitsplätzen seitens der Gemeinde[5] zur Entscheidung der fortschreitenden Abbaus beitrug. Eine Schutzwürdigkeit der Höhle als Naturdenkmal wurde in einem Gutachten zugunsten der Aufrechterhaltung des Betriebes verneint, die Höhle wurde aus dem Naturdenkmalbuch des zuständigen Kreises Blankenburg gelöscht. Das wurde von Seiten der Höhlenforscher stark kritisiert und bedauert. Der Abbau erfolgte dort von 1952 bis 1965. Danach wurde die Höhle geschlossen und der Eingang zugeschüttet. 1961 konnte der Höhlenrest letztmals befahren werden, kurz danach war nur noch der weit geöffnete Höhlenraum übrig, ab 19xx war die Höhle komplett verschwunden.

Das Gasthaus vor der Höhle wurde nach deren Schließung noch eine Zeit weitergeführt.

Gipswerk Sachsenstein[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine ausführliche Chronik des Gipswerks Sachsenstein gibt Reinboth (2013)[6]. 1705 wurde ein Kalkbruch vor Neuhof erstmals erwähnt. 1725 wird von einem neu angelegten Kalkofen berichtet und 1829 eine Gipshütte in Neuhof erwähnt. 1846 betreibt der Pächter C.Bruchmann die Gipshütte. 1932 kauft R.Buchstein die Gipshütte und gründet das Gipswerk Sachsenstein, die Produktion beginnt 1933. Ab 1943 wurden dort moderne Hartformen-, Modell- und Dentalgipse produziert. 1979 wurde das Werk von der Fa. Formula (zuvor Börgardts) übernommen[7]. 1988 wurde die Produktion eingestellt, die Fabrikanlagen und Lagerräume wurden 2001 abgerissen.

Am Bahnhof Bad Sachsa/Neuhof befand sich eine Gipsabfüllanlage, in der der Gips in Silowagen gefüllt und zur weiteren Verarbeitung abtransportiert wurde. In unmittelbarer Nähe befand sich auch ein Betriebsgebäude der Fa. SEKUSA (Bayer Leverkusen Dentalgipse), die ihre Produkte ebenso in Güterwagen verlud[8]

Historischer Gipsbrennofen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gips wurde in Brennöfen gebrannt, wobei durch Erhitzung das Kristallwasser im Gips ausgeschieden wird.

In Neuhof wurde 2006 ein solcher historischer Gipsbrennofen[9] [10] wieder aufgebaut und in Betrieb genommen.

Koordinaten: 51° 34′ 39,4″ N, 10° 34′ 49,1″ O

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.zobodat.at/pdf/Ber-Nathist-Ges-Hannover_124_0035-0045.pdf Zum Gipskarst am südwestlichen und südlichen Harzrand von AXEL HERRMANN, 1981, Ber.naturhist.Ges.Hannover, 124, 35-45
  2. https://www.karstwanderweg.de/publika/argekaha/4_83/10-17/index.htm F.Reinboth: Erinnerungen an die Sachsensteinhöhle bei Neuhof
  3. https://www.karstwanderweg.de/publika/vdhk/1930/19-22/index.htm F.Stolberg: Die Sachsensteinhöhle bei Neuhof am Südharz
  4. https://www.researchgate.net/profile/Stephan-Kempe/publication/232815421_Ubersicht_uber_die_langsten_Gipshohlen_der_Welt/links/57f1671d08ae886b897918eb/Uebersicht-ueber-die-laengsten-Gipshoehlen-der-Welt.pdf (PDF) Übersicht über die längsten Gipshöhlen der Welt
  5. http://www.karstwanderweg.de/publika/argekaha/4_83/10-17/za.htm ...und 38 Arbeitsplätze gefährdet, Braunl.Zeitung, 27.5.1950
  6. F.Reinboth: Chronik der Gipsindustrie in Walkenried und Neuhof, Verein für Heimatgeschichte Walkenried/Bad Sachsa und Umgebung e.V.
  7. http://www.karstwanderweg.de/publika/harz_kur/070301/index.htm Harzkurier, 7.3.2001, Das alte Gipswerk "Sachsenstein" zwischen Bad Sachsa und Neuhof wird abgerissen
  8. http://rottenrails.wordpress.com/2009/09/17/kleinstadtbahnhof-1973 Bad Sachsa, Kleinstadtbahnhof 1973
  9. https://www.karstwanderweg.de/publika/dehne/gipsbrand/index.htm
  10. https://www.harzer-wandernadel.de/stempelstellen/uebersichtskarte/stempelstelle-192-historischer-gipsbrennofen/