Benutzer:DerMaxdorfer/Bewertungskriterien

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Kriterien, die ich bei der Bewertung der Artikel anderer Autoren anlege. Sei es, sollte ich eines Tages in die Jury des Schreibwettbewerbs gewählt werden, sei es bei Auszeichnungskandidaturen auf WP:KALP und WP:KLA. Diese Aufstellung dient der Selbstreflexion ebenso wie der Transparenz, und möglicherweise zukünftig auch zur besserwisserischen Belehrung anderer Autoren ;-)


Grundsätzlich gilt: Ich bin tolerant, was Fragen der Artikelerarbeitung und -gestaltung angeht, unabhängig davon, wie ich es persönlich bei meiner Artikelarbeit halte. Wichtig ist mir nur, dass jeder Artikel in der Art und Weise verfasst wird, in der es fachlich wie sachlich richtig und sinnvoll ist. Das bedeutet auf der einen Seite, dass die generellen und wikipediaspezifischen Üblichkeiten des jeweiligen Fachbereichs umgesetzt werden, und auf der anderen Seite, dass der Artikel dem konkreten Thema gerecht wird. Für letzteres darf man durchaus auch mal unkonventionelle Wege beschreiten, was etwa Gliederung, Bebilderung etc. angeht – solange es der besseren und vollständigeren Vermittlung der Sachverhalte dient. Dabei sollte man aber sowohl an den Leser denken, der den Artikel von vorne bis hinten liest und durch das Themenfeld „geführt“ werden will, als auch an den Nutzer, der nur eine bestimmte Information sucht und sich mit wenigen Blicken im Artikel orientieren können sollte.

Trotz dieser Freiheiten gibt es Richtlinien, die sich in der Wikipedia eingebürgert und durchgesetzt haben und an die man sich in jedem Fall halten sollte. Dazu gehören etwa die Wikipedia:Zitierregeln, Wikipedia:Typografie und natürlich vor allem die vier Wikipedia:Grundprinzipien - eine (etwas ausufernde) Übersicht über die Dinge, an die man sich halten könnte/sollte/muss (teils so, teils so) gibt es auf Wikipedia:Richtlinien. Was folgt, sind persönliche Schwerpunktsetzungen und Anregungen aus meiner Schreib- und Bewertungserfahrung:

  • Themenwahl: Das Fundament der Wikipedia bilden die Grundlagen- und Übersichtsartikel. Erstens werden sie am häufigsten angeklickt, zweitens benötigt man sie als Leser ohne Vorkenntnisse, um viele der spezielleren Lemmata überhaupt verstehen zu können. Wer einen solchen Artikel bearbeitet, hat bei mir von vorneherein einen Bonus, schon allein, da ich weiß, dass es bei diesen Themen viel schwieriger ist, die gesamte relevante Literatur im Auge zu haben. Anregungen zur Themenwahl gibt es auf Wikipedia:Artikel, die es in allen Wikipedias geben sollte und Wikipedia:Artikel, die es in allen Wikipedias geben sollte/Erweitert. (An sich hat aber jeder Artikel unabhängig vom Thema die Chance auf eine gute Bewertung meinerseits, solange – siehe oben – die fach- und themenspezifischen Erfordernisse erfüllt werden.)
  • Länge: Aus einem umfangreichen Thema das Wesentliche zusammenzufassen, ohne einen unvollständigen oder unseriösen Text zu produzieren, ist eine hohe Kunst. Knappe und prägnante Artikel, die den sonstigen Kriterien genügen, sind daher besonders reizvoll (wobei natürlich vom Thema abhängig ist, was „knapp und prägnant“ konkret bedeutet).
  • Verständlichkeit: Man kann nicht erwarten, dass ein Artikel für jeden Leser – unabhängig von dessen Vorkenntnissen – aus sich heraus völlig verständlich ist. Trotzdem sollte jeder Autor sein Bestes geben, diesem Ideal nahezukommen. Bei zentraleren Themen (siehe oben, Stichpunkt „Themenwahl“) ist das noch einmal essentieller als bei wissenschaftlichen Spezialthemen.[1] Zwei Dinge sind aber auf jeden Fall unabdingbar: (1.) eine allgemeinverständliche Einleitung[2] (die lediglich die folgenden Kapitel zusammenfasst und daher ohne Einzelnachweise auskommt![3]), und (2.) die Setzung von Wikilinks, die dem interessierten Leser ermöglichen, sich den Kontext und die Voraussetzungen des Artikelthemas zu erschließen.
  • Literatur/Quellen: Auch was die Wahl der verwendeten Bücher, Artikel und ggf. Websites betrifft, sind von Thema zu Thema die jeweils fachspezifischen Üblichkeiten ausschlaggebend, deswegen halte ich mich mit Ratschlägen zurück. „Die Bergtour wird aber auch nach dem Schwierigkeitsgrad und der Höhe, die man erreicht, gemessen“, wie Gleiberg in seinen Bewertungskriterien formuliert. Eine sorgfältige Recherche und Literaturauswertung hinterlässt auf jeden Fall einen besseren Eindruck bei mir, als wenn nur ein Handbuch bzw. allgemein nur Sekundär- oder Tertiärliteratur berücksichtigt wird. Alle nicht-trivialen Informationen erfordern auf jeden Fall einen Beleg, wobei nicht nach jedem Halbsatz ein oder gar mehrere Einzelnachweis folgen müssen (aber wenn es anders wirklich nicht geht, führt das noch nicht zum „Punktabzug“). Exakte Seitenzahlen bei den Belegen sind jedoch ein Muss! Inhaltliche Informationen gehören dagegen nicht in die Fußnoten, sondern einzig und allein in den Fließtext.
  • Formales: Die Grundlage jedes Wikipedia-Artikels sollte der Fließtext sein. Bilder und Tabellen können zum Verständnis erheblich beitragen und sind daher sehr willkommen, sollten aber wohl dosiert und sorgfältig durch Erläuterungen bzw. Legenden mit dem Text in Beziehung gesetzt werden. Wenn das nicht möglich ist, haben sie in aller Regel im Artikel nichts verloren. Die Absätze sollten eine angemessene Länge haben und nicht nach jedem oder jedem zweiten Satz enden.
  • Neutralität: Benutzer:Nwabueze umschreibt die Anforderungen auf seiner Benutzerseite sehr gut: „[…] Neutralität ist trivial, gefragt ist Unbefangenheit. Unbefangenheit ist viel mehr als formale Einhaltung von Neutralitätsvorschriften. Es geht nicht um Formalien, die man zu berücksichtigen hat, sondern um eine Haltung, die man sich konsequent aneignet.“ Einen sehr guten Artikel zeichnet aus, dass er Kontroversen und abweichende Positionen wiedergibt, gleichzeitig aber (wo vorhanden) den wissenschaftlichen Konsens sowie die gesicherten Ergebnisse in den Mittelpunkt stellt und sich nicht in Außenseiterpositionen verliert. Da ist Augenmaß nötig, um eine gute Balance zu finden.
  • Sprachstil: Der ist natürlich ab einem gewissen Punkt Geschmackssache, auf einige Grundlagen sollte man dennoch achten: Bandwurmsätze und Nominalstil sind zu vermeiden, während eine lebendige, stilistisch elegante und trotzdem seriöse Sprache das Interesse weckt und die Lektüre erleichtert. „Die Artikel unserer Enzyklopädie müssen also nicht staubtrocken sein, die Grenze zum Essay darf jedoch nicht überschritten werden“, hat es Atomiccocktail auf den Punkt gebracht. Zu viele Passivkonstruktionen hemmen den Lesefluss, auch das Wörtchen „man“ ist oft unelegant und unpräzise („1988 errichtete man XYZ“, „Später fand man heraus…“).
  • Verweise auf weiteres Material zum Thema: Hier gebe ich einfach noch einmal die allgemeinen Wikipedia-Richtlinien wieder, da sie oft missachtet werden: Assoziative Verweise („Siehe auch:“) können, wenn der Zusammenhang deutlich wird, am Ende eines Abschnitts/Kapitels stehen; als unkommentierte Linksammlung am Ende des Textes sind sie in 95 % der Fälle fehl am Platz und zu entfernen.[4] Weblinks sind auch bei wissenschaftlichen Themen sehr sinnvoll, wenn sie auf zusätzliche Materialsammlungen, Veranschaulichungen, Erklärvideos etc. verweisen – „vom Feinsten“ müssen sie allerdings sein. Die Literaturliste sollte überschaubar sein und nicht jedes verwendete Werk aufführen, sondern nur die wichtigsten, besten und umfassendsten Anlaufstellen zum Thema. Wenn sie trotzdem mehr als 5-10 Titel umfasst (was bei umfangreichen Lemmata durchaus passieren kann), sollte man erwägen, sie durch fett gesetzte Zwischenüberschriften zu gliedern. Ergänzend lohnt sich in sehr vielen Fällen ein eigenes Kapitel „Forschungsgeschichte“, das den Leser durch die Fachliteratur führt.
  • Extras: Besonders schön ist, wenn über den Artikel hinaus Arbeit geleistet wurde, indem beispielsweise Bilder oder sonstige Materialien für Commons erstellt/organisiert worden sind oder der Verfasser noch ergänzende Artikel angelegt oder überarbeitet hat. Oft stößt man beispielsweise auf Informationen, die in den Artikel selbst, an dem man gerade arbeitet, einfach nicht gehören, aber im dafür passenden Artikel (sofern es den schon gibt) noch nicht stehen. Wenn dann Zusatzarbeit geleistet wird, um einen Rotlink zu bläuen oder einen bereits verlinkten Artikel aussagekräftiger zu machen, vermerke ich das positiv (soweit ich es mitkriege).
  • Fragen? Widerspruch? Die hier aufgeführten Punkte betreffen Grundfragen unserer Mitarbeit in diesem Projekt, deswegen diskutiere ich sehr gerne darüber oder präzisiere, wenn etwas unklar ist. Hier entlang, bitte!

--DerMaxdorfer (Diskussion / Ein bisschen Liebe!) 20:56, 3. Sep. 2019 (CEST)


Zusätzliche Hinweise zu einzelnen Aspekten

  1. Hier habe ich das im Rahmen einer Diskussion genauer kommentiert.
  2. Eine Einleitung benötigt auf jeden Fall drei Elemente, wobei sich deren Länge natürlich nach dem Thema und dem Artikelumfang richtet. In vielen Fällen bestehen Artikeleinleitungen erfahrungsgemäß leider nur aus einem oder zweien dieser Punkte.
    • (a.) Am Anfang muss (!) eine Definition stehen, also ein Satz nach dem Schema „XYZ ist…“ oder, wenn es so präzise nicht geht, im Notfall auch etwas wie „Unter XYZ versteht man in der Biologie…“.
    • (b.) Den Hauptteil der Einleitung bildet die Zusammenfassung des Artikelthemas. Nach ein bis drei Absätzen sollte der Leser unabhängig von seinen Vorkenntnissen nicht nur eine Vorstellung davon haben, um was es sich bei dem Lemmagegenstand handelt, sondern auch die wichtigsten Grundfakten dazu kennen – auch wenn die weiter unten im Artikel wiederholt werden.
    • (c.) Die Einleitung sollte dem Leser deutlich machen, welche Relevanz das Lemma in seinem fachlichen/thematischen Zusammenhang hat. Demnach darf die Bedeutung oder Einmaligkeit einer Person, einer Sache, eines Phänomens, eines Verfahrens in der Einleitung einen größeren Anteil einnehmen als im Gesamtartikel. Natürlich sollte sie immer auch noch weiter unten detaillierter und mit Einzelnachweisen versehen erläutert werden.
  3. Siehe meine Bemerkung hier.
  4. Kleiner Tipp am Rande: Wenn in einem „Siehe auch“-Kapitel Links stehen, die du für derart wichtig für den Artikel hältst, dass du sie eigentlich nicht entfernen möchtest, solltest du darüber nachdenken, ob diese Begriffe nicht schon in den ersten paar Sätzen des Artikels oder zumindest irgendwo in der Einleitung vorkommen sollten. Wenn sie dort stehen, kann man sie da verlinken – das ist meistens ein guter und unaufdringlicher Ersatz für den „Siehe auch“-Abschnitt.