Benutzer:DerMaxdorfer/Wörterbuch der Mythologie

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Das Wörterbuch der Mythologie ist ein thematisch untergliedertes Nachschlagewerk zur Mythologie, das seit 1965 im Verlag Klett-Cotta in Stuttgart erscheint. Es wurde begründet und lange Zeit herausgegeben durch den Orientalisten und Byzantinisten Hans Wilhelm Haussig.

Konzeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Rahmen des „Wörterbuchs der Mythologie“ wird der Begriff „Mythos“ in einem weiten Sinn verstanden als jegliche „Vergegenständlichung theologischer Aussage[n]“,[1] wodurch er als zentrales Element aller Religionen erscheint. Über seinen religionsgeschichtlichen und literarischen Wert hinaus wird ihm allerdings auch ein allgemeiner historischer Wert zugeschrieben als Widerspiegelung geschichtlicher Entwicklungen sowie gleichzeitig als treibende Kraft für diese.[2] Das Wörterbuch der Mythologie strebt aber keine umfassende Analyse dieser Phänomene im Rahmen der vergleichenden Religionswissenschaft an, sondern die „schlichte Erfassung des [mythologischen] Materials aus den verschiedenen Regionen [der Erde] angesichts der heutigen Spezialisierung“.[3] Dabei wurde der systematisierende Zugriff eines Wörterbuches anstelle des Versuchs einer Nacherzählung gewählt, zumal sich viele der behandelten Mythen aufgrund der Quellenlage nicht völlig in ihrem inhaltlichen, nacherzählbaren Zusammenhang erschließen.[4]

Bei vielen der aufgenommenen Kulturkreise handelte beziehungsweise handelt es sich zum Erscheinungszeitpunkt der entsprechenden Bände noch um sehr junge Forschungsfelder, sodass dort keine abgesicherten Forschungsergebnisse präsentiert werden, sondern im Rahmen des Wörterbuchs noch Grundlagenarbeit geleistet oder erstmalig zusammengefasst wird. Entsprechend sind einige bereits gut erschlossene Mythologien auf relativ knappem Raum dargestellt, während Beiträge, in denen das entsprechende Material erstmalig zusammenhängend publiziert wird, vergleichsweise ausführlich geraten sind.[3] Dieser Konzeption entspricht es, dass viele der präsentierten Interpretationen notwendigerweise noch vorläufige Hypothesen sind, da der Stand der Forschung keine definitiven Aussagen zulässt.[5]

Aufbau[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zur Gliederung des Stoffes behandeln die bisher erschienenen sechs Bände die Mythologie jeweils eines großen Kulturkreises, innerhalb dessen sich verstärkt gegenseitige Beeinflussungen mythologischer Vorstellungen feststellen lassen.[4] Jeder Band besteht aus mehreren Kapiteln, die jeweils die mythologischen Vorstellungen einer Religion beziehungsweise eines Volkes dieses Kulturkreises behandeln. Die Kapitel schließlich bestehen aus einer systematischen Einleitung, der auch die allgemeine Geschichte des behandelten Raumes kurz umreißt, und einem alphabetisch gegliederten Teil, der sowohl (Götter- und Personen-)Namen als auch sonstige Begriffe der Mythologie umfasst. Sie stammen zumeist von ausgewiesenen Experten der jeweiligen Thematik, so gehören Dietz-Otto Edzard, Wolfgang Röllig und Wolfgang Helck zu den Autoren des Wörterbuchs. Querverweise innerhalb der einzelnen Kapitel, der alphabetische Aufbau des lexikalischen Teils sowie Bandregister sollen den Zugriff auf Einzelfragen und die Herstellung von Querverbindungen erleichtern. Die Literaturangaben, Abbildungen und Karten sind eher knapp bemessen, sollen aber einen grundlegenden Überblick über das entsprechende Thema verschaffen. Von den genannten Grundmerkmalen abgesehen, sind die Kapitel vergleichsweise heterogen und durch die jeweiligen Autoren gestaltet.[6]

Der Anspruch der Gesamtwerkes ist, eine Übersicht zu schaffen über die mythologischen Traditionen aller Gebiete der Welt. Bislang sind lediglich Bände der ersten Abteilung („Die alten Kulturvölker“) erschienen, die sich im einzelnen beschäftigen mit dem Alten Orient (inklusive Ägypten), dem „Alten Europa“, den kaukasischen und iranischen Völkern, dem indischen Subkontinent, Ostasiens sowie Zentralasiens und Nordeurasiens. Noch nicht erschienen, aber als Band 3 der ersten Abteilung eingeplant ist ein Werk zu „Göttern und Mythen der Griechen und Römer“.[7] Ein Band zu den Mythen Altamerikas ist als Teil des Gesamtwerkes ebenfalls eingeplant. Die Beiträge zu diversen kleineren Mythologien, denen eine geringere kultur- und geistesgeschichtliche Bedeutung zugeschrieben wird, sollen gesammelt in einem Supplementband zur ersten Abteilung vorgelegt werden. Die 1965 formulierte Konzeption des Wörterbuches der Mythologie sieht daneben weitere Abteilungen des Gesamtwerks zur Mythologie der gegenwärtigen Weltreligionen wie Christentum, Judentum und Islam sowie zu den mythologischen Vorstellungen von Sekten und Geheimwissenschaften vor.[1]

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits nach dem Erscheinen des ersten Bandes stellte Der Spiegel fest, hier sei „ein Standardwerk von internationalem Rang“ entstanden.[8] Auch die fachwissenschaftlichen Rezensionen fielen überwiegend positiv aus.

Bände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965. 2. Auflage, ebenda 1983, ISBN 3-12-909810-0.
  • Hans Wilhelm Haussig, Jonas Balys (Hrsg.): Götter und Mythen im Alten Europa (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 2). Klett-Cotta, Stuttgart 1973, ISBN 3-12-909820-8.
  • Hans Wilhelm Haussig, Carsten Colpe (Hrsg.): Götter und Mythen der kaukasischen und iranischen Völker (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 4). Klett-Cotta, Stuttgart 1986, ISBN 3-12-909840-2.
  • Hans Wilhelm Haussig, Heinz Bechert (Hrsg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 5). Klett-Cotta, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-909850-X.
  • Hans Wilhelm Haussig, Egidius Schmalzriedt (Hrsg.): Götter und Mythen Ostasiens (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 6). Klett-Cotta, Stuttgart 1994, ISBN 3-12-909860-7.
  • Hans Wilhelm Haussig, Egidius Schmalzriedt (Hrsg.): Götter und Mythen in Zentralasien und Nordeurasien (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 7). 2 Teilbände, Klett-Cotta, Stuttgart 1999–2004, ISBN 3-12-909870-4 und ISBN 3-12-909871-2.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. IX.
  2. Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. V.
  3. a b Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. VI f.
  4. a b Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. VII.
  5. Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. VIII.
  6. Vorwort. In: Hans Wilhelm Haussig (Hrsg.): Götter und Mythen im Vorderen Orient (= Wörterbuch der Mythologie. Abteilung 1: Die alten Kulturvölker. Band 1). Klett-Cotta, Stuttgart 1965, S. V–X, hier S. X.
  7. Verlagsangaben zu Band 7,2 des Wörterbuchs der Mythologie, abgerufen am 10. Februar 2017.
  8. Hans Wilhelm Haussig: „Wörterbuch der Mythologie I“. In: Der Spiegel vom 20. Juni 1966, abgerufen am 12. Februar 2017.