Benutzer:Dihorst/Artikelentwurf

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Reinhard Köster (* 4. April 1929 in Hamburg-Harburg; † 14. Januar 2002 in Essen) war ein deutscher evangelischer Theologe, Pädagoge und Kirchensoziologe, Pfarrer, Dozent am Predigerseminar, Pfarrerberater und ‑supervisor.

Er gab der Evangelischen Landeskirche im Rheinland (EKiR) und darüber hinaus wissenschaftliche und praktische Anstöße zu ihrer Reform.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein Vater Karl Köster war Oberbaudirektor der Hansestadt Hamburg. Sein Bruder Helmut Koester, war ein deutsch-amerikanischer Theologe und Neutestamentler.

Reinhard Köster studierte evangelische Theologie in Marburg, Heidelberg u.a. Ein Studienjahr 1952-53 in den USA gab ihm, angeregt durch die dort bereits verbreitete Humanistische Psychologie den Anstoß, fachübergreifend zu fragen und denken: Er studierte Pädagogik und Soziologie in Hamburg und promovierte 1958 bei Prof. Helmut Schelsky.

Nach dem 2. Theologischen Examen 1959 begann er die Berufsausübung als Gemeindepfarrer in Bremerhaven, später in Essen. Ab 1962 lehrte er als Dozent am Predigerseminar Essen.

Als Erster in der Rheinischen Landeskirche erwirkte er 1978 den amtlichen Auftrag zur Beratung und Supervision von Pfarrerinnen und Pfarrern. Er wirkte maßgeblich mit an der Einführung von flächendeckenden Strukturen der Supervision und Beratung von Mitarbeitenden in der Kirche.

Dissertation Die Kirchentreuen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reinhard Köster hat seine Dissertation „Die Kirchentreuen“ (1959)   im Rahmen der Forschungsprojekte von Helmut Schelsky über die deutsche Gesellschaft in den 50er und 60er Jahren mit der „Orientierung der Soziologie an empirischer Forschung anstelle aller philosophischen oder ideologischen Rahmungen“ verfasst.

Er war einer der Ersten, die nach 1945 empirisch-soziologische Fragestellungen und Methoden in die evangelische Praktische Theologie einführten. Neben Bibel, Dogmatik und Katechismus wurde in ihr das Verhältnis zur Soziologie und anderen Wissenschaften bis heute zu einem wichtigen systematisch-theologischen Problem. (5)

Mit den „Kirchentreuen“ meinte Köster die regelmäßigen Gottesdienstbesuchenden im engeren Sinne. Seine Interviews ergaben soziologisch eine deutliche Engführung auf Teile der bürgerlichen Milieus, nämlich ältere Frauen des Kleinbürgertums. In der Kerngemeinde fand er Gruppierungen mit „stabiler“ und „wiederhergestellter kirchlicher Traditionsorientierung“, aber auch mit „neuentstandener Kirchlichkeit“ (S. 56-68. Bei ihnen identifizierte  er unterschiedliche Interessensausrichtungen:: Kirche als „Moralinstitution“, als „Gesinnungsgemeinschaft“ und als „Ort erbaulicher Unterhaltung und Geselligkeit“.

Kösters bewertendes Ergebnis: „Die vonseiten der Kirchen im Raum der Ortsgemeinde angesonnenen  Normen werden nur noch von einer kleinen Gruppe hinreichend erfüllt. Eine Forcierung der Normen führt nicht zu deren Erfüllung durch einen größeren Kreis, sondern zur vollkommeneren Erfüllung in einen sich verengenden Kreis von Kirchentreuen“ (S.107). Die milieuspezifische, normative Einseitigkeit bei den Kirchentreuen ließ Köster vermuten, dass die evangelischen Kirchen ohne Öffnungen auf andere Milieus kaum noch eine Überlebenszukunft hätten.

Damit ging er über den funktionalen, wertneutralen Ansatz aus der us-amerikanischen Soziologie Schelskys hinaus. Dieser akzeptierte das Bewertete aber „als methodisch abgesichert“.[1]

Rezeption

In Deutschland wurde die Dissertation wissenschaftlich zunächst im Rahmen der beginnenden gemeindesoziologischen Forschung diskutiert. (7) Sie wurde vor allem von Trutz Rendtorff auf die Kirchensoziologie insgesamt ausgeweitet.[2] Diese Diskussion hat Martin Laube in seiner Habilitationsschrift 2006 </ref Name=Laube> ausführlich dargestellt und bewertet. Insgesamt sieht Laube in Kösters Dissertation einen wichtigen Beitrag zum weiterhin fundamentalen Problem der Relevanz anderer Wissenschaften für die Theologie. (10)

Es folgte eine religions-soziologische Debatte auch über Kösters Dissertation.

Thomas Luckmann  setzte sich bei seiner vom ihm kritisierten Engführung der deutschen Forschungen auf die Kirche auch mit Köster auseinander. (11)  Die weltweite Säkularisierung von Religion sei das Hauptproblem.[3]

Weitere Rezensionen von Kösters Dissertation (12) (13); auch im Ausland u.a. in Frankreich (14) und in den Niederlanden (15).

Die heutige Rezeption Kösters und anderer Kirchensoziologen dieser Zeit führt diese Debatten mit Rendtorff unter dem Aspekt der Zukunft des Christentums überhaupt bis heute fort. (16) (17). Auch Otwin Massing, bezieht dabei 2015 in seiner Standortbestimmung Kösters Forschungsergebnisse mit ein.[4]

Uta Pohl-Patalong setzt sich in ihrer Habilitation 2003 und darüber hinaus 2013 und 2016 ausführlich mit Köster auseinander. (19)  

Reinhard Kösters Dissertation ist bis heute Gegenstand der wissenschaftlichen Diskussion. Der Begriff „Die Kirchentreuen“ bezeichnet - abweichend von Köster - seit der innerkirchlichen Diskussion im öffentlichen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch verallgemeinernd eine stärkere Verbundenheit mit der Kirche insgesamt -teilweise abwertend - benutzt.

Weitere Veröffentlichungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In Fortsetzung seiner soziologischen Veröffentlichungen verfasst R. Köster 1961 den Artikel „Pfarrhaus“ in RGG 3. (20). 1965 ordnet R. Köster seine Arbeit in den größeren Kontext der Gemeindesoziologie im neuen Ev. Soziallexikon ein. (21)

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zu LEBEN



Zu WIRKEN UND VERÖFFENTLICHUNGEN

Zu 1 Gemeinde- und Kirchensoziologie

(2)  Reinhard Köster, Die Kirchentreuen, Erfahrungen und Ergebnisse einer soziologischen Untersuchung in einer großstädtischen Kirchengemeinde, Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1959 (Diss.)

(3)  Eine Zusammenfassung der Ergebnisse findet sich hier:  R. Köster, Die Kirchentreuen. Bericht über eine Untersuchung in einer evangelisch-lutherischen Gemeinde Norddeutschlands, in: Dietrich Goldschmidt, Franz Greiner, Helmut Schelsky (Hg), Soziologie der Kirchengemeinde, Stuttgart 1960, S. 144 -153

(5) Martin Laube: Theologie des neuzeitlichen Christentums. Studien zu Genese und Profil der Christentumstheorie Trutz Rendtorffs. Tübingen 2006, S. 74ff

(6) a.a.O.  S XI.  

(7) Vier protestantische Kirchengemeinden. Bericht über eine vergleichende Untersuchung, in: D. Goldschmidt, F. Greiner, H. Schelsky (Hg.), Soziologie der Kirchengemeinde, Stuttgart: Enke, S. 132-144 (Deutsche Bearbeitung von 1959)

(10) Martin Laube, „Soziologie des Christentums“. Probleme und Potentiale eines theologischen Programms. S. 17-34: in wissen. leben WWU Münster, 2014/4  sowie  in crm_working_paper_5christentumsforschung_neu_1_.pdf (uni-muenster.de

(11)Thomas Luckmann, Neuere Schriften zur Religionssoziologie 1960, S. 320f.

(12) Martin Gabriel, Von der Kirchensoziologie zur Christentumsforschung? Vergewisserungen und Perspektiven nach Luckmann.  (S.4-16)

(13) Holz  Gottfried, Soziologie der Kirchengemeinde, Theologische Literaturzeitung, 1962, Nr. 4, S.209 s. auch  297-299 [Rezension] Köster, Reinhard, Die Kirchentreuen - Deutsche Digitale Bibliothek (deutsche-digitale-bibliothek.de)

(14) Maître Jacques. Koster Reinhard, Die Kirchentreuen.. In: Revue française de sociologie, 1960, 1-4. pp. 498-499. www.persee.fr/doc/rfsoc_0035-2969_1960_num_1_4_5877

(15) Das zweite europäische Seminar über Soziologie des Protestantismus, Bericht und kritische Würdigung. Mens en Maatsschappij, Jg. 1960, S. 437

(16)  Laube, a.a.O., S.74ff

(17) Laube,a.a.O., S.101 ff.   Laube bewertet dabei Kösters Dissertation als einen wichtigen Beitrag zur Frage der Relevanz der empirischen Wissenschaften als ein zentrales theologisches Problem.

(18)

(19) Uta Pohl-Patalong, Ortsgemeinde und übergemeindliche Arbeit im Konflikt. Eine Analyse der Argumentationen und ein alternatives Modell, Habil. Göttingen 2003.

Rezeptionen Kösters auch in dem von ich  zusammen mit Eberhard Hauschildt verfassten Buch: Kirche (Lehrbuch Praktische Theologie), Gütersloh 2013, sowie in dessen populärwissenschaftlicher Fassung „Kirche verstehen“, Gütersloh 2016,


(20) Reinhard Köster, Artikel „Pfarrhaus“: in: Die Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG) Tübingen 1961, 3. Aufl., Sp 303 -305

(21) R. Köster, Art. Gemeinde, soz. Struktur der kirchl. G.  in: Friedrich Karrenberg (Hg.), neues Evangelisches Soziallexikon, Stuttgart – Berlin, 5. Auflage 1965, Sp 460 – 464  

Zu 2 Kirchenreform

(22) Roosen, Rudolf, Die Kirchengemeinde - Sozialsystem im Wandel: Analysen und Anregungen für die Reform der evangelischen Gemeindearbeit- Berlin; New York: de Gruyter, 1997. (Arbeiten zur Praktischen Theologie; Bd. 9) Zugl.: Mainz, Habil.-Schr., 1996  zu Köster  S. 105 ff , zu Strukturreformen  im Rheinland, dessen Prozess R. Köster mit begleitet hat. S 123ff

(23) ZDB-Katalog - Detailnachweis: Trafo : Materialdienst...

ZDB-ID 2225479-1 Trafo : Materialdienst für Kirchenreform, Duisburg, Köln : RAK [1970-1974]

(24) ZDB-Katalog - Detailnachweis: Transparent : Zeitschrift...

(25)  https://www.archiv-ekir.de/images/PDF/Findmittel/2LR_AemterEinrichtungen/2LR004_VolksmissionarischesAmt.pdf


Zu 3 Konfirmandenunterricht und Kindergottesdienst

(26) Köster, Reinhard, Humane Toleranz im  Konfirmandenunterricht: Grundsatzüberlegungen, Ziele, Themenbereiche, in: Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 62 (1973), Seite 389-412

(27) Überlegungen zum Kindergottesdienst, In: Theologia Practica, 1973. S.286ff

(28) Jürgen Koerver, Reinhard Köster, Günter Ruddat und Hans-Joachim Schneider, Kindergottesdienst-Helferhandbuch. Stuttgart 1981, 552 S. (zuerst im Eigenverlag des Rheinischen Verbandes für Kindergottesdienst; Hilden als Ringbuch veröffentlicht, 1976ff) 4. überarbeitete Auflage 1989, 510 S.

(29) Reinhard Köster, Kindergottesdienst, Verkündigung durch Kinder im weihnachtlichen Familiengottesdienst, in: Brot für dieWelt, eine Materialsammlung, Stuttgart     1971, S. 59ff


Zu 4 Kirchliche Ausbildung

(30) Lernende Kirche. Ein Leitfaden zur Neuorientierung kirchlicher Ausbildung. Herausgegeben von Reinhard Köster und Hans Oelker in Zusammenarbeit mit der Braunschweiger Lernzielgruppe, München 1975  

(31) In: Nachrichten der Ev.-Lutherischen Kirche in Bayern, München Heft 1/ 1976, S. 7 ff

(32) Reinhard Köster, Vom Kanon zum Curriculum. A.a.O., S. 47-71

(33) Reinhard Köster, Selbstverantwortetes Lernen.  A.a.O., S. 117- 133


Zu 5  Praktische Theologie

(34) Reinhard Köster, Was ist Praktische Theologie?, a.a.O. ; S. 251 -270


Zu 6  Seeelsorge , Beratung und Supervision

(35)Reinhard Köster, Seelsorge im Übergang von der innengeleiteten zur außengeleiteten Gesellschaft.

In: Wege zum Menschen, 28 (1976), 257-262

Dazu (36) Walter Haag, Seelsorge ohne Subjekt: Bemerkungen zu Reinhard Köster, Seelsorge im Übergang von der innengeleiteten zur außengeleiteten Gesellschaft. In: Wege zum Menschen, 28 (1976), 262-267

(37) Stunde der Seelsorge. Ein Traumvorschlag .In: Wissenschaft und Praxis in Kirche und Gesellschaft, 68 (1979), 6, Seite 260-262

(38) Teamsupervision. Was ist das? Überlegungen zur Konzeptbildung.

Zeitschrift für Transaktionsanalyse (ZTA) 2/1994, 11. Jg,  Junfermann, Paderborn

(39) Die Rolle normativer Orientierung in der Kommunikation mit Klientinnen und Kunden, ZTA 1-2, 1998. 15.Jg. In Aufnahme der Diskursethik Jürgen Habermas

(40) Von Antreiber-Dynamiken zur Erfüllung grundlegender Bedürfnisse ZTA 4/1999, 16. Jg., S.145-170

Anm.: Der Artikel zu den Antreiberdynamiken wird in Lehrtexten zur Weiterbildung zitiert, sowie von professionellen Praktikern zur Veranschaulichung verwendet:

(41) Schmid, Bernd & Hipp, Joachim: Antreiber-Dynamiken. Persönliche Inszenierungsstile und Coaching, Zeitschrift für systemische Therapie, 2/2001, sowie: Institut für systemische Beratung (isb) bibliothek.isb-w.eu:„In der weiteren Entwicklung wurden die Antreiber in verschiedene Kontexte gestellt, z.B. als fehlgeleitete Versuche, Grundbedürfnisse zu befriedigen (Köster 1999)“ (S.22)

(42) Besser kommunizieren auf Basis der Transaktionsanalyse, wb-web. Material-Interaktion, Ein Projekt des DIE (Deutsches Institut für Erwachsenenbildung), Leibniz-Zentrum für lebenslanges Lernen:

„Nach R. Köster (ZTA 4/1999) entsprechen den 5 Antreibern auch die folgenden fünf Grundbedürfnisse….“

(43) www.wachstums-impulse.de: Remmert, Günter W.: Skript aus dem Seminarhaus Schmiede. Mach es allen recht! Beeil dich! Zur Dynamik innerer Antreiber: „Das Konzept der inneren Antreiber stammt aus der Transaktionsanalyse (Taibi Kahler, Reinhard Köster, Bernd Schmid, Joachim Hipp u.a.)“

(44) www.synapse-web.com>Shops>DDDB, (pdf): Transaktionsanalyse. Die Dynamik innerer Antreiber, S.19

(45) www.soft-skills.com: Die Transaktionsanalyse nach Eric Berne erklärt. Die Transaktionsanalyse Weiterentwicklung: „Innere Antreiber“: Eine Theorie hat dabei besondere Aufmerksamkeit erhalten: Die Theorie des inneren Antreibers (unter anderem von Taibi Kahler, Reinhard Köster, Bernd Schmid, Joachim Hipp)“

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  1. Martin Laube: Theologie des neuzeitlichen Christentums. Studien zu Genese und Profil der Christentumstheorie Trutz Rendtorffs. Tübingen 2006, S. 74ff
  2. (8)
  3. Thomas Luckmann, Neuere Schriften zur Religionssoziologie 1960, S. 320f.
  4. Otwin Massing, Religion und Kirchen im Konflikt mit der Moderne: Religionssoziologische Befunde zu ihrer Lage in der Bundesrepublik, disserta Verlag, 2015 - 292 Seiten, (Diss) zu R.K. S. 206 ff