Benutzer:Discostu/Gedankengänge

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Dies hier soll kein wirkliches Blog werden sondern eher ein Platz, an dem ich meine Gedanken zur Wikipedia äußern oder einfach mal Luft ablassen kann. Kommentare sind erwünscht, einfach wie auf Diskussionsseiten üblich eingerückt unter den jeweiligen Eintrag.

Meta Meta Meta[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

24. Mai 2009
Als alter Statistik-Junky werfe ich relativ regelmäßig einen Blick auf meinen Edit-Counter. In letzter Zeit musste ich in jenem eine erschreckende Entwicklung feststellen. Der Anteil an Beiträgen, die ich im Artikelnamensraum leiste, geht anteilsmäßig immer mehr zurück, inzwischen sind es nur noch etwa 52% meiner Arbeit. Ich verbringe also immer mehr Zeit auf Meta-Seiten, diskutiere über Löschkandidaten, vermeintlich exzellente Bilder und anderen Krempel. Hat sich was an mir geändert? Nutze ich lieber den Community-Aspekt als was an den Artikeln zu tun? Oder ist das eine allgemeine Entwicklung der deutschen Wikipedia, dass immer mehr totdiskutiert, aber immer weniger tatsächlich geschrieben wird? Gibt es da Statistiken zu? Schwierige Fragen auf die ich keine Antworten weiß. Und auch mit diesem Edit entwickelt sich mein Counter ein weiteres mal in die "falsche" Richtung. *gnarf* -- Discostu (Disk) 22:46, 24. Mai 2009 (CEST)

Ich bin als Mitarbeiter noch neu bei Wikipedia, obwohl ich die Idee einer Architektur der Wissensorganisation die den beiden Hauptprinzipien, auf denen Wikipedia beruht nämlich die netzartige Verlinkung und die offene Form immer weiterer Integration von Wissen schon um 1992 hatte. Damals war an Wikipedia noch gar nicht zu denken, weil die Datenspeicher noch viel zu klein und die Übertragungswege noch nicht da waren.
Ich stand damals vor der Aufgabe, die Ergebnisse meiner jahrzehntelangen Forschungen zur Architekturgeschichte des Schweriner Schlosses, die ein ganzes Jahrtausend umfassen (so weit reicht die spannende und hochkomplexe Geschichte dieses Schlosses über alle Umgestaltungsphasen hinweg nämlich tatsächlich zurück) einschließlich der kaum übersehbaren Menge von Quellentexten und Bildern (Entwürfen etc.) so mit dem Objekt, wie es jetzt dasteht, zu verknüpfen, dass der Interessierte in dem Schloss und in den Jahrhunderten seiner Geschichte je nach Interessenlage und Fragestellung quasi kreuz und quer nach Herzenslust herumspazieren kann, um sich so nach und nach ein Bild über die ganze Komplexität dieses einzigartigen Kulturdenkmals machen zu können. Das geht nicht in einem Buch, in dem nur die lineare, nicht aber die vielfach vernetzte Darstellungsweise möglich ist, da musste eine netzartig verlinkte Datenbank her. Aber davon hatte hier noch niemand etwas gehört und auf Wikipedia konnte ich nicht verweisen, das gab's noch nicht.
Ich wurde also ausgelacht, zumal ich noch einen Schritt weiter gehen musste als Wikipedia: nämlich über im Bild versteckte Links auch Ansichten und Grundrisse von innen heraus zu einer objektorientierten Datenbank miteinander zu vernetzen. (Das ging damals schon, wenn auch nicht in dem Umfang, wie ich mir das in meiner kühnen Vision vorstellte. Aber ich meinte, dass die Technik ja nicht stehen bleibt und daher die Architektur der Datenbank so offen angelegt werden müsse, dass sie unbegrenzt wachsen kann.)
Schließlich gelang es mir, den Chef einer kleinen Firma in Warnemünde davon so zu begeistern, dass der mit seinen Mitarbeitern eine vorführbare Probeversion herstellte. Und als wir die dann dem Landeskonservator (der dafür zuständig ist) und seiner Datenbankbeauftragten vorführten, griffen die die Idee nicht etwa auf und überlegten wie viel Zeit und Geld sie damit bei den Recherchen zur Restaurierung und laufenden Pflege sparen könnten, sondern waren tödlich beleidigt, dass ihre Einwände, das ginge ja gar nicht, widerlegt waren, und grüßten nicht mehr.
Eine Vorführung beim Tag der offenen Tür beim Landtag brachte staunende Begeisterung, Lob und schöne Worte von der Beamtenhierarchie, anerkennendes Schulterklopfen, vom Landtagspräsidenten einen Schlips und einen Band seiner Gedichte - und das war's. Ähnlich enttäuschend verlief eine Vorführung bei einer Tagung der Deutschen Burgengesellschaft (schwer reicher Hochadel!) Herablassendes Wohlwollen: "Toll, was es alles gibt! Machense mal weiter!"
Nun also Wikipedia. Bin ja hier kein alter Hase und das merken die alten Hasen natürlich sofort. Ich bin dann nach einem Löschantrag zu meinem ersten Artikel gleich nach Strich und Faden verdroschen worden. Das kann ich aushalten. Immerhin habe ich gleich mit meinem ersten Auftakt (noch dazu auf einem Gebiet, auf dem ich absolut kein Fachmann bin: epigenetische Prozesse) eine lebhafte Diskussion losgetreten und siehe da, noch vor Ablauf der Löschfrist für meinen Artikel stand an der Stelle eines elend langen, lehrbuchartigen und für Laien wie mich ganz unverständlichen Artikels ein wirklich guter da. Und wenn man sich auf der Diskussionsseite (Epigenetik) umsieht, wer sich da plötzlich beteiligt, kann man vermuten, dass er auch noch besser wird. (Verbuch' ich als Erfolg!)
Was mich aber wirklich entsetzt hat, ist der rauflustige, manchmal arrogante, manchmal prollig-rabiate Ton, der auf den Diskussionsseiten herrscht. Je weniger Substanz an der kritik, desto ruppiger! (nicht bei allen, das wäre ungerecht!) Teamwork an einem offenen Lexikon habe ich mir anders vorgestellt. Und wenn ich nicht so ein zäher alter Knochen wäre, hätte ich mich schon mit der Abdankungsformel des letzten sächsischen Königs verabschiedet: "Nu, da macht doch euern Dreck alleene!"
Entschuldige den langen Sermon, aber ich musste das mal los werden, und da du auf deiner Seite zu sowas aufgefordert hast, warste halt mal dran. Ist ja vielleicht mal interessant für dich zu hören, was so alte Knacker wie ich für Probleme haben, bei Wikipedia mitzuarbeiten, falls sie sich den Tort überhaupt antun.
Freundliche Grüße! Manfred Franz, alias Regula aurea--46.115.143.160 00:49, 17. Sep. 2014 (CEST)