Benutzer:EGE Erfurtplanschule

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Evangelische Gemeinschaftsschule Erfurt [1. Erfurtplanschule][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1. Evangelische Gemeinschaftsschule Erfurt [1. Erfurtplanschule][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Evangelische Gemeinschaftsschule Erfurt [1. Erfurtplanschule] ist eine staatlich anerkannte Gemeinschaftsschule in freier Trägerschaft und gehört zur Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland. Sie komplettiert neben der Evangelischen Grundschule und dem Evangelischen Ratsgymnasium das evangelische Schulangebot in Erfurt. Sie versteht sich als inklusive Schule, die offen für Schülerinnen und Schüler unabhängig von einer Kirchenzugehörigkeit ist.

2. Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 2011 vom Land Thüringen genehmigte Evangelische Regelschule Erfurt wurde im Rahmen des Schulentwicklungsprozesses im Freistaat Thüringen und aufgrund der starken Elternnachfrage in der Landeshauptstadt zum Schuljahresbeginn 2014/15 nach dem Modell der Thüringer Gemeinschaftsschule umgewandelt, staatlich genehmigt und im März 2017 staatlich anerkannt. Sie führt seitdem den Namen Evangelische Gemeinschaftsschule Erfurt (EGE) - 1. Erfurtplanschule.

Das pädagogische Konzept wurde von der Schulleitung, den Pädagogen der Schule und der Schulträgerin der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland gemeinsam weiterentwickelt und zu einem besonderen sowie für Deutschland einzigartigen reformpädagogischen Konzept geformt.

3. Schulprofil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die EGE berücksichtigt, dass sich Leben in Freiheit und Beziehung entwickelt. Diese Freiheit ist eng verbunden mit Verantwortung: für mich selbst, für andere Menschen und für die Verantwortung vor Gott. Freiräume sind Räume für Verantwortung, persönliche Beziehungen geben Geborgenheit. In Erfahrung und Gewissheit des eigenen Wertes und im Vertrauen auf Gott gelingt Leben im Kontext von Glauben und Lernen.

Der Grundsatz christlicher Bildung, die Ehrfurcht vor Gott und die immerwährende Achtung vor der Schöpfung, wird im Schulprofil der EGE mit den demokratischen Leitmotiven „Selbstständigkeit durch Selbsttätigkeit“ sowie „Freiheit durch Verantwortung“ verknüpft. Diese Verknüpfung geschieht ohne die Absicht einer wechselseitigen Instrumentalisierung, aber unter Verweis auf zwei Berührungspunkte. Glaube und Demokratie berühren sich zum einen in der unbedingten Achtung vor der Würde des Menschen und zum anderen in der Verantwortung für die gemeinsamen Lebensgrundlagen. Diese Berührungspunkte werden sichtbar, wenn man, wie der Bildungs- und Demokratietheoretiker John Dewey, Demokratie nicht nur als Staats-, sondern auch als Lebensform versteht – in der Familie, in der Schule, in der Gemeinde, in der Arbeitswelt und schließlich in der Gesellschaft. Zur Demokratie als Lebensform gehört, sowohl in den privaten als auch öffentlichen Bezügen die Freiheit menschlicher Entwicklungen und Meinungen zu achten, die Verantwortung für gemeinschaftlich gefundene Regeln des Zusammenlebens zu übernehmen und der Mut, wenn nötig, die Grenzen des Gewohnten zu überschreiten.

Für die „große“ Demokratie hat Dewey diese Prinzipien als drei gesellschaftliche Aufgaben beschrieben:

(1)   als Stärkung der Selbst- und Mitbestimmung durch immerwährenden Abbau der Herrschaft des Menschen über den Menschen,

(2)   als Zügelung des uneingeschränkten Individualismus durch die Anerkennung der Gesellschaftlichkeit von Erziehung und

(3)   als Überwindung des staatlichen Partikularismus durch ein Streben nach zunehmender Weltdemokratie.

Für die „kleine“ Demokratie im Wachsen und Werden, für die Schule, lassen sich diese Aufgaben bestimmen als Entwicklung und Aufrechterhaltung einer Schulkultur, in der sich Schüler, Eltern, Lehrer, Erzieher und Mitarbeiter in ihren unterschiedlichen Rollen wechselseitig wertschätzen. Das erfordert Respekt voreinander und Achtung vor den gemeinsam gefundenen Regeln des Schullebens, solange diese Regeln nicht gemeinschaftlich hinterfragt werden. Für dieses Prinzip hat Célestin Freinet schon für die Primar- und Sekundarstufe den Klassenrat erfunden, in dem die gemeinsamen zu regelnden Angelegenheiten der kleinsten Schülergemeinschaft, der Stammgruppe, von den Kindern selbstständig diskutiert und geregelt werden. Aus dem Klassenrat gehen die Klassensprecher, aus diesen das Schülerparlament und die Schulsprecher hervor. Unabdingbar sind aber auch die Demokratie der Lehrer- und Pädagogen-Gremien sowie die Demokratie der Elternvertretungen, die schließlich zusammen mit den Schülervertretungen ihre letzte Verbindung in der Schulkonferenz finden.

Evangelisches Leitbild und demokratisches Schulprofil der Evangelischen Gemeinschaftsschule Erfurt lassen sich mit folgenden Grundsätzen zusammenfassen:

-           Wir sind christlich, lebenspraktisch und kulturell.

-           Wir leben christlichen Glauben und Werte in offener Verantwortung.

-           Wir fördern und fordern individuell und erkennen gemeinsam die Welt.

-           Wir gewährleisten durch Projekt- und Werkstattunterricht eine lebensnahe Bildung.

-           Wir geben uns Raum zum Leben und für selbsttätiges, selbstständiges Lernen.

-           Wir lernen und leben Demokratie in Vielfalt und Offenheit.

-           Wir sind offen für das Schulumfeld und beziehen Interessierte aktiv ein.

-           Wir pflegen eine konstruktive Konfliktkultur und fördern den Gemeinschaftssinn.

 

In dem Dreiklang von christlicher Bindung, Verknüpfung von klassischer und moderner Reformpädagogik und Demokratie als Lebensform besitzt der Erfurtplan der EGE in Thüringen ein Alleinstellungsmerkmal. Als schulische Institution gibt sie der Idee der Gemeinschaftsschule einen positiven Impuls und hebt sich von Angeboten anderer Schulträger deutlich ab. 

4. Der Erfurtplan[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Erfurtplan ist ein besonderes pädagogisches Konzept für eine Gemeinschaftsschule. Die Ideen und pädagogischen Gedanken für dieses pädagogische Konzept stammen vom Schulleiter Alexander Dorst, dem Vorsitzenden der Evangelischen Schulstiftung Marco Eberl, dem ehemaligen Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik/Didaktik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und den beiden Grundschulschulleiterinnen Cornelia Schäfer (Evangelische Grundschule Erfurt) und Lysann Voigt-Huhnstock (Nordhausen) sowie mit zusätzlicher Unterstützung von Dr. Raimund Meffert.

Der Erfurtplan vereinigt:

-      Petersens Bildungsgrundformen und seine altersheterogenen Stammgruppen; sein Konzept der Individualisierung und Vergemeinschaftung des Lernens;

-      Freinets Ateliers- und Korrespondenzklassen, den Klassenrat und die mit ihm verbundene Schuldemokratie als Lebensform der Schulgemeinde im Sinne John Deweys;

-      Montessoris Sinnes- und Lernmaterialien, ihr Konzept der (Lern)-Hilfe zur (Lern)-Selbsthilfe und ihr Professionscredo des Lehrers als „Diener des Kindes“;

-      Parkhurst und ihr Daltonplan, das Konzept der Selbstverantwortung der SchülerInnen für ihren eigenen Lernprozess, das verbunden ist mit der Möglichkeit, Lerninhalte

und -formen als SchülerIn selbst zu wählen.

In einem zweiten Schritt orientiert sich der Erfurtplan an ausgewählten Kriterien des Deutschen Schulpreises:

-      Unterricht fokussiert auf Schülerleistung;

-      Umgang mit Vielfalt bestimmt den Unterricht und das Schulleben;

-      eine hohe Unterrichtsqualität wird durch schulinternes Monitoring überwacht;

-      das Lernen geschieht praxisnah und leitet zur Selbsttätigkeit an;

-      Schüler übernehmen Verantwortung für ihr Handeln;

-      das Schulleben ist durch wechselseitige Wertschätzung von Schülern und Lehrern gekennzeichnet und zeichnet sich durch eine gelebte Demokratie aus;

-      die Schule versteht sich als lernende Organisation;

-      die Schule ist mit ihrer Umwelt vernetzt.

Die für den Erfurtplan und somit für die Entwicklung der EGE grundlegende These lautet: Der Jena-Plan, der Daltonplan, die Pädagogik Montessoris und Freinets stellen noch heute die praktisch-pädagogischen Mittel bereit, um Schulen in Richtung auf die Kriterien des Deutschen Schulpreises didaktisch und institutionell zu entwickeln. Sie ermöglichen es auch im 21. Jahrhundert, Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Begabungen und Bedürfnissen in einer Gemeinschaft zu fördern und zu fordern. 

5. Das Lutherparkprojekt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Lutherpark, ein Gelände, das der alteingesessenen Erfurter Bevölkerung ein Begriff ist,  hat eine lange Tradition in Erfurt. Hier trafen sich einst Christen und Hoffnungssuchende zum gemeinsamen Johannisfeuer.

Ein wunderschönes und sehr großes Gelände wartete nun sehr lange Zeit darauf, endlich wieder genutzt zu werden. Gerade für Schülerinnen und Schüler der 6. Und 7. Klassen (und auch darüber hinaus) bietet dieser Ort einen besonderen Platz, um sich selbst neu zu erleben.

 Maria Montessori betont in diesem Zusammenhang in Bezug auf Jugendlichen, die sich in der Pubertät befinden: „Die Freude, das Selbstwertgefühl, sich von anderen anerkannt und geliebt zu wissen, sich nützlich und fähig zu fühlen, produktiv zu sein, das sind Faktoren von ungeheurer Bedeutung für die menschliche Seele. Schließlich bilden das Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, an einer sozialen Organisation teilzuhaben, lebendige Kräfte. Derjenige, der sich seines Wertes bewusst ist, neigt zur Vereinigung, er stellt eine Kraft dar.“

Der Projektunterricht der Ev. Gemeinschaftsschule Erfurt greift diese einzelnen Punkte des Zitates auf, denn er ist wesentlicher Bestandteil und prägendes Charakteristikum des Schulkonzepts und versteht sich als moderne Interpretation des „Erdkinderplans“ nach Maria Montessori. Inhaltlich sieht er sich durch landwirtschaftliche, gastronomische, ökonomische und soziale Tätigkeitsfelder gestaltet und zielt vor allem auf einen intensiven Austausch mit Experten ab. Die Jugendlichen erfahren Lernfortschritte in der konkret praktischen Arbeit, in der Auseinandersetzung mit der Natur, den Kulturgegenständen und im sozialen Zusammensein in der Gemeinschaft.

Das große Ziel dieser Lernform ist das Herstellen eines persönlichen Bezugs zum Lerngegenstand und einem daraus resultierenden nachhaltigen und leistungsorientierten Lernerfolg. Das angestrebte Ziel besteht dabei nicht darin, aus den Schülern Bauern, Handwerker, Gastronomen etc. zu machen, sondern eine Bildungseinrichtung zu schaffen, durch die „die Entfaltung der Personalität der Jugendlichen“ mittels manueller Tätigkeiten ebenso gefördert werden soll wie durch geistige. Maria Montessori betont in diesem Zusammenhang: „Also bedeutet die Arbeit mit der Erde gleichzeitig eine Einführung in die Natur und in die Kultur. Die Arbeit mit der Erde ist der Zutritt zum unbegrenzten Studienweg der Naturwissenschaften und der Geschichte."

Gerade in dieser Entwicklungsphase (Klasse 6 und 7) haben die Jugendlichen einen großen Bewegungsdrang und das Bedürfnis die Schulmauern zu verlassen, um sich mit Kopf, Herz und Hand zu verwirklichen. Genau diese Möglichkeit bietet das Lutherparkprojekt und orientiert sich dabei an den Vorgaben des Lehrplans in Thüringen sowie an Reformpädagogen und Reformpädagoginnen wie Maria Montessori.

Dieses Projekt bietet Möglichkeiten für schulische Belange und ermöglicht Kindern und Jugendlichen perspektivisch gesehen sich auch in Ihrer Freizeit im Lutherpark zu betätigen.

Da dieses Projekt sehr umfassend ist, benötigt unsere Schule allerdings Spenden und weitere finanzielle Unterstützung durch Projektwettbewerbe wie diesen, um den Kindern und Jugendlichen mehr Gestaltungsmöglichkeiten zu bieten, sodass sich diese allumfassend selbst verwirklichen können. Im weiteren Verlauf dieser Projektbeschreibung möchten wir Ihnen einen genauen Einblick geben und aufzeigen, wie wertvoll dieses Lutherparkprojekt für junge Menschen ist. Neben Bildern sowie Projektberichten der Schülerinnen und Schüler finden Sie auch eine Zukunftsperspektive des Projektes und eine Darstellung, welche aufzeigt, wofür wir das Preisgeld benötigen und wie wir es einsetzen würden.

6. Schulleiter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

    • 2011 - 2015 Rosemarie Lühmann
    • 2015 - heute Alexander Dorst

7. Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Baron, R.: Reformpädagogik und evangelische Schulen im 20. Jahrhundert. Münster u. a.

Kleinespel, Karin (1998): Schulpädagogik als Experiment, Weinheim u. a., insb. Kap.1.

Oelkers, Jürgen 1989: Reformpädagogik. Eine kritische Dogmengeschichte. Weinheim u. a.

Prengel, Annedore (1993): Pädagogik der Vielfalt. Wiesbaden.