Benutzer:Ebcdic/renovieren

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St.Peter und Paul (Großkötz)

Fahnenweihe

Die katholische Kirche St. Peter und Paul in Großkötz befindet sich im bayerischen Landkreis Günzburg.

Rein zahlenmäßig betrachtet finden wir in vielen neuen Kirchen einen einzigen Altar, wie es bis ins 7. Jahrhundert hinein üblich war und wie es heute auch noch in den Orthodoxen Kirchen und in den unierten Ostkirchen des byzantinischen Ritus üblich ist. Dort war und ist heute noch ein einziger Altar im Kirchenraum die Regel. Ein einziger Altar deshalb, weil der Altar Jesus Christus selbst symbolisiert, "er selbst ist der Priester, der Altar und das Opferlamm" (V.Präfation für die Osterzeit).

Die Urkirche verwendete nach dem Vorbild Jesu beim Abendmahl Tische aus Holz, schon deshalb, weil man jede Verwechslung mit den heidnischen Opferaltären ausschließen wollte (Aus dem gleichen Grund verwendete man anfangs auch keinen Weihrauch und benannte die Amtsträger mit weltlichen Bezeichnungen aus der Verwaltungssprache). Mit dem Erstarken des Christentums konnte man auch die ersten Kirchen (z.B. Basiliken) errichten, aber noch im 4. Jhdt. brachten in Rom Diakone den Altar, sowie Tische für die Opfergaben des Volkes, vor der Gabenbereitung herbei. Das lateinische Wort "mensa" bezeichnet den Tisch, und so nennt man noch heute auch die eigentliche Tischfläche des Altars; sie ist seit dem frühen Mittelalter immer aus Stein.

Ab dem 7. Jhdt. kommen im Westen mehrere Altäre in einer Kirche zur Aufstellung, was sich mit dem Aufkommen der Privatmessen für bestimmte Verstorbene erklärt, und der Zunahme der Zahl der Priester, für die die tägliche Messe am frühen Morgen (Nüchternheitsgebot) selbstverständlich wurde.

Das II. Vaticanum (1962-65) und die daran anschließende Liturgiereform wird heute von manchen für den "Bildersturm" und das Leerräumen der Kirchen verantwortlich gemacht; dies aber zu unrecht, denn das Konzil fordert in der Liturgie-Konstitution: "Sorgfältig sollen die Ordinarien darüber wachen, dass nicht etwa heiliges Gerät und Paramente oder kostbare Kunstwerke veräußert werden oder verkommen, sind sie doch eine Zierde des Hauses Gottes"(SC126).

Die Liturgiereform orientierte sich in vielem an der Zeit der ersten Jahrhunderte und will, dass beim Neubau von Kirchen die gewonnenen Erkenntnisse berücksichtigt werden. So z.B. ist es sinnvoll, daß, wenn der Altar Christus symbolisiert, nicht in neuen Kirchen mehrere Altäre errichtet werden, weil sonst die Symbolik "ein Altar=der eine Christus=die eine Mitte der christl. Gemeinde" verdunkelt würde.

Die 50er, 60er und 70er Jahre wüteteten zwar in besonderem Maße, was die Dezimierung von Innenausstattungen von Kirchen betrifft, sodass man meinen könnte, man wollte das Zerstörungswerk des Krieges noch weiterführen. Doch beispielsweise wurde schon 1934 im Augsburger Dom begonnen, die erst etwa 35 Jahre zurückliegende, qualitätvolle neugotische Ausstattung zu entfernen. Man kann den Bildersturm der 60er Jahre also nicht nur dem Konzil anlasten.

Die Renovierung 1965-68 in Großkötz war zu gründlich und radikal und beraubte unsere Pfarrkirche fast vollständig durchaus ansehnlicher und solider Ausstattungsstücke (Hochaltar, Seitenaltäre, Kanzel, eichenes Chorgestühl, Chorschranken, Taufstein, Bruderschaftsstangen, Fahnen, Meßgewänder ...) für deren Herstellung und Erwerb v.a. in der Zeit um 1867-70 viel Mühe und Opfer durch unsere Großkötzer Vorfahren aufgebracht wurde. Vor 30 Jahren wurde vermutlich manches verscherbelt und zu (Klein-)Geld gemacht, das meiste aber im Übereifer und heute unverständlicherweise zu Kleinholz zerhackt und die "Zierde des Hauses Gottes" wurde im Ofen verschürt und machte die Stube warm (Interessant, aber doch überflüssig wäre zu wissen: bei wem?). Und so geschah in vielen katholischen Kirchen vor einer Generation, was z.B. im protestantisch gewordenen Ulm seinem Münster widerfuhr, welches im reformatorischen Bildersturm im 16. Jhdt. über 50 (!) gotische Schnitzaltäre verlor.

Jetzt bleibt als Trost, dass die zu Brennholz zerhackte Einrichtung ja nicht die Rokokoeinrichtung von Dossenberger aus der Zeit von 1765 war, sondern erst von 1867 in neuromanischem Stil (mit Ausnahme der wohl aus dem 18. Jhdt. stammenden Beichtstühle). Wer sind also die "Bösen"? Pfarrer Stury 1867 und die damalige Kirchenverwaltung? Haben sie die ursprüngliche Ausstattung von Dossenberger vernichtet?

Hausaltar Saumweber 1905

Sie lebten im Jahrhundert nach dem Barock, der Barockstil und das lebendige, verspielte und asymmetrische Rokoko wurden als oberflächliche Effekthascherei abgewertet, die nur von der Andacht ablenkten. Dem romantischen 19.Jhdt. war das Mittelalter und seine romanischen und gotischen Kirchen zum Vorbild geworden, deren Formen in den Bauten des Historismus wiederauflebten; keineswegs nur kopierend, sondern neu komponierend. Anfangs ist der Historismus wohl auch vom vorangegangenen Klassizismus beeinflußt, der ganz beruhigt und fast nüchtern ist und in seinen Formen Anleihen weit zurück im antiken griechischen und römischen Stil nimmt.

Sind also die maßgeblichen Herren 1867 der damaligen Mode erlegen? Hier kann man zu deren teilweiser Ehrenrettung sagen: Mit Einschränkung. Die komplette Inneneinrichtung (mit Ausnahme der Bänke und wohl der Beichtstühle), die um 1867 erstellt wurde, ersetzte eben nicht die Altäre von Dossenberger. Mancher Teil der Ausstattung von 1765 ging aber wohl doch 1867 verloren. Welche Altäre ersetzten dann aber die ab 1867 aufgestellten neuromanischen Altäre?

Es waren viel ältere, hochbarocke Altäre von 1692 aus der Wallfahrtskirche Maria-Königin-Bild bei Limbach. Diese Wallfahrtskirche bei Limbach wurde 1788 auf Anordnung Kaiser Josephs II. geschlossen und entweiht, und wie das "Kirchle" in Großkötz auf Abbruch verkauft. Im Pfarrarchiv sind noch Dokumente vorhanden, welche sich aus dieser Zeit erhalten haben.

1788 kaufte nämlich unsere Pfarrei die besagten Altäre aus der Wallfahrtskirche in Limbach für die eigene Pfarrkirche an. Frage: Warum dies, wenn wenige Jahre zuvor die Kirche komplett im schönsten Rokoko erneuert wurde? Warum besteht die Notwendigkeit, dass man 1788 fast 100 Jahre alte Altäre in schwerem Hochbarock aus der Zeit um 1692 ankauft? Wahrscheinlich waren eben keine Rokokoaltäre in der Kirche oder sie waren es nicht mehr. Es ist nicht mehr als Spekulation, aber vielleicht wurden nach dem vorzeitigen Rückkauf der Ortschaft Großkötz durch Österreich 1768 vom Kloster Wettenhausen die von Wettenhausen bezahlten Altäre mitgenommen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Innenaustattung gar nicht von Dossenberger vollendet wurde und die alten, gotischen Altäre wiederaufgestellt wurden (zur spätgotischen Einrichtung des 15./16. Jhdts. gehörten der gotische Kruzifixus jetzt im Chorraum und wohl auch die gotische Statue der Hl. Elisabeth). Eigentlich wäre ja naheliegend, dass im frühen 17. Jhdt. Altäre von Christoph Rodt aufgestellt wurden, welcher zuerst in Kleinkötz und dann in Großkötz wohnhaft war und im Jahr 1634 im Großkötzer Friedhof begraben wurde. Von diesem bedeutenden Bildschnitzer des Übergangs von der Spätrenaissance zum Frühbarock hat sich nur die Annafigur erhalten, welche Rodt zugeschrieben wird.

Naheliegender als der Ankauf von Altären aus Limbach wäre auch eine Transferierung von der hiesigen St. Anna-Kirche, welche ja auch abgerissen worden ist. Dazu findet sich aber eine Notiz von 1788, welche sinngemäß lautet: "Weil der Hochaltar aus "Gybbs" ist, kann er nicht in die Versteigerungsmasse aufgenommen werden". Folglich wäre auch eine Transferierung in die Pfarrkirche schwierig gewesen. Er könnte ein Stuckmarmor-Altar gewesen sein, oder aus einem Altartisch mit Aufbau (Leuchterbank und Tabernakel) und einem stuckierten Rahmen um ein an der Chorstirnwand hängendes Altarbild bestanden haben. Ersterer könnte von Dossenberger stammen, der nachweislich auch als Stukkateur von Altären wirkte (-> Schwennenbach), letzterer wird wohl um 1700 entstanden sein (vgl. St. Wendelin, Obergermaringen).

Jedenfalls schreibt ein Pfarrer um 1850 in ein Großkötzer Inventarverzeichnis:"Altäre sind 3, mit reichem Schnitzwerk. 1788 aus der Kirche "zum Kgl. Bild" bei Limbach erworben und für die hiesige Kirche zugerichtet, gewähren sie, vor allem der Hochaltar, ein unharmonisches, wenig schönes Aussehen." Sein Urteil wird verständlich, wenn man bedenkt, dass diese Altäre nicht für unsere Kirche bestimmt waren, demnach auch wohl von den Proportionen, aber auch vom Stil nicht recht zum Stil der Kirche passten. Übrigens haben sich Zeichnungen dieser Altäre aus Limbach erhalten, die wohl um 1860 bei der Planung einer Renovierung angefertigt wurden. Nach diesen flüchtigen Zeichnungen zu urteilen, hat sich der obere Abschluss eines Seitenaltars aus Limbach, der von 1788-1867 in der Pfarrkirche stand, als Altärchen in der Kapelle an der Straße nach Oxenbronn erhalten. Ein Hl. Michael mit der Seelenwaage vom oberen Abschluss des Hochaltars war später in der Klosterkapelle, ist aber seit dem Weggang der Schwestern nicht mehr vorhanden.

Zeittafel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • 12. Jhdt. Romanischer Kirchenbau ?
  • Um 1480 (?): Gotische Kirche (Kruzifixus, Hl. Elisabeth Teil der Ausstattung, spätgotische Flügelaltäre (?) insgesamt bis zu vier Altäre: Hochaltar, Kreuzaltar unter dem Chorbogen, zwei Seitenaltäre. Turmerdgeschoß mit gotischem Kreuzgratgewölbe damals Sakristei, Zugang wohl nur einer durch die Kirche.
  • 10. Februar 1496 Stiftung der St. Sebastiansbruderschaft
  • 1541 Errichtung der Pfarrei St. Peter und Paul
  • 1612 Johann Konrad und Karl Ehinger lassen den Choraltar renovieren (durch Rodt?)
  • 1626 Johann Konrad Ehinger lässt das Ziborium renovieren und macht eine Stiftung zur Kirche, ihm ist das Grabepitaph gewidmet an der rechten Seite des Chores "Oben ein schlummernder Knabe (der Engel des Todes), das Haupt auf die Hand und diese auf einen Totenkopf gestützt, zu seinen Füßen die Stundenuhr und darunter mitten das Wappen der Ehinger, in erhabener Arbeit wunderschön ausgeführt. Am Fuße des Monument sind die Worte eingegraben: "Anno 16 den in starb der edel vnd vest Hanß Konrad Ehinger von Balzheim zu Großenkötz, dem gott gnädig sei" . Nach dem Seelenbuch ist der Todestag der 16. Februar 1633. (nach Aufzeichnungen von Pfarrer Christel)
  • 1674 Johann Ehinger starb am 11. Februar und wurde in der Pfarrkirche neben dem Altar der Heiligen Drei Könige, dem jetzigen Frauenaltar, begraben.

Heute sind ja keine Seitenaltäre vorhanden und die rechte Seite ist heute Ort der Sebastiansfigur und war früher Marienaltar. Zu "Dreikönigsaltar" ist anzumerken, dass sich im Pfarrhof heute ein Ölgemälde "Anbetung der Weisen" befindet, welches dem 17. Jhdt. zuzuordnen ist und vielleicht Altarbild war.

  • 1746 Verpfändung auf 30 Jahre an Reichsstift Wettenhausen
  • 1755 Restaurierung des Pfarrhofs "von Grund aus" durch Mittel des Prälaten
  • 1760 Erneuerung des Schlosses, Anbau des Südflügels (Dossenberger)
  • 1764/65 Erneuerung der Kirche durch Joseph Dossenberger, Fresken von Johann Anwander, Bauherr Propst Augustin Bauhof (Wappen am Chorbogen)

In einer maschinenschriftlichen Chronik von Anton Klotz, die auch Aufzeichnungen Pfarrer Christels verwertet, ist das Zitat zu finden: "Die Kosten dieses Baues wurden aus der Kirchenfabrik bestritten zum großen Nachteile der Stiftung.

Der Prälat scheint den Bau gegen den Willen des Ortspfarrers ausgeführt zu haben, wohl auf Anraten des Dekans und Stadtpfarrers zu Günzburg. Nur auf wiederholtes Andringen des Prälaten, "dem Ehre und Verantwortung dieses Kirchenbaues allein zukommen möge", unterzeichnet der Pfarrer die betreffende Bau- und Stiftungsrechnung (vom 2. Nov. 1762 bis 22. März 1765)."

  • 1768 Vorzeitige Einlösung der Ortschaft wieder zurück an Österreich
  • 1788 Ankauf der drei Altäre aus der auf Abbruch verkauften Wallfahrtskirche Maria - Königin-Bild bei Limbach Abbruch der St.Anna-Kirche, Gesuch um Nutzung der Kapelle als Schulhaus wird abgelehnt, Übertragung der gotischen Muttergottes in die Pfarrkirche. Der Totengräber wird bezahlt für die Umbettung von Gebeinen in den Friedhof bei der Pfarrkirche.
  • 1856 Missionskreuz (60 fl.), Madonna (100 fl.), Sebastian, Florian, Johann Nepomuk, Aloisius zusammen 200 fl., sämtliche geschnitzt von Riedmüller in München
  • 1866 7 Figuren von Riedmüller zum neuen Hauptaltar (Gottvater, 2 kniende Engel, 2 stehende Engel, Petrus und Paulus) (450 fl.)
  • 1867 Renovierung der Kirche, Entfernung der Limbacher Barockaltäre (sie standen 78 Jahre in unserer Kirche), einheitliche, komplette Ausstattung in neuromanischem Stil.
  • 1870 5 Figuren von Schmid zu den Seitenaltären (560 fl.) Prozessionsfigur Unbefleckte Empfängnis von Schmid (110 fl.)
  • 1876 (Ostern) Anschaffung eines Hl. Grabchristus, geschaffen von Bildhauer Alois Egenberger, Günzburg, Preis 147.- Mark (kürzlich neu angestrichen)
  • 1904 neu restauriert (Pfarreienbeschreibung Bistum Augsburg) durch Kirchenmaler Heim, Augsburg
  • ca. 1914 Neuverglasung mit Butzenscheiben
  • 1929 Orgelweihe am 10. November, Orgelbauer Max Dreher, Augsburg
  • 1932 Fresken renoviert (ergänzt ?) durch Fa. Haugg, Ottobeuren
  • 1943 Um den Weltkrieg doch noch zu gewinnen, verfügt der Generalvikar von Augsburg eine Erfassung der in Kirchen vorhandenen Buntmetalle. Einige Altarglöckchen, Kerzenleuchter und ein Messingkreuz und ein Rauchfass und Schiffchen werden zum Einschmelzen für die Kriegsrüstung abgeliefert
  • 1960 Aussenrenovierung, Entfernung des schadhaften Putzes und mit ihm der bei Dossenberger üblichen Gliederung
  • 1965 Innenrenovierung, Entfernung der neuromanischen Ausstattung, welche knapp 100 Jahre alt war
  • 1978 Abplatzungen der Intonaco-Schicht im Langhausfresko werden behoben
  • 1990 Orgelweihe 11. März, Orgelbauer Offner, Kissing
  • 1996 Gründung eines Fördervereins
  • 1997 Beginn der Innenrenovierung
  • 1999 Abschluss der Renovierung, als Hochaltar wird ein neubarocker Altar mit Tabernakelaufsatz aus Altisheim bei Donauwörth aufgestellt, das Kreuz mit Strahlenkranz und stuckierter Draperie versehen.
  • 2000 Renovierung des Ölberges an der Westseite der Kirche mit neuem Gethsemane-Bild "al fresco"