Benutzer:Floscher/Spielwiese/Herz-Jesu-Kirche (Obertsrot)

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Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu ist eine 1912–1915 erbaute neoromanische Basilika in Obertsrot, einem Stadtteil von Gernsbach.

Planungsphase 1880–1912

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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigte sich, dass die Gemeinden Obertsrot und Hilpertsau ein größeres Gotteshaus benötigten. Die Sankt-Erhardt-Kapelle Obertsrot (Baujahr 1752) war reparaturbedürftig: Der Glockenturm schwankte beim Läuten und das Dach war undicht. Außerdem bot sie nicht genug Platz für die 536 Katholiken zählende Gemeinde (Stand 1882). Auch die ehemalige Kapelle in Hilpertsau (Baujahr 1746) war mit 66 m² für die dortige Gemeinde zu klein. Außerdem drang Grundwasser ein, da die Kapelle recht tief gebaut war. Bei einer Ortsbereisung von Obertsrot durch das Bezirksamt im Jahr 1884 wurde der Bau einer gemeinsamen Kirche für die Kirchengemeinden von Obertsrot und Hilpertsau empfohlen, da die Kapelle „nicht zu dem schönen landwirtschaftlichen Bilde dieses von Fremden vielbesuchten Ortes paßt“ und „Hilpertsau […] in der gleichen Lage ist“.

Die Gemeindeversammlung Obertsrot lehnte diesen Vorschlag aber 1885 ab und auch ein Versuch des Bezirksamtes, die Sankt-Erhard-Kapelle wegen Baufälligkeit zu schließen wurde vom Erzbischöflichen Bauamt abgelehnt.

Im Jahr 1892 wurde im Auftrag der Gemeinde ein Planentwurf für eine neue Kirche erstellt, welcher die Baukosten auf 50.000 Mark bezifferte. Unklar war noch die Frage, ob die politische Gemeinde die Baupflicht für die Kirche übernommen hatte und diese somit finanzieren müsste. Diese Finanzierungsfrage war später auch Gegenstand eines Rechtsstreits über mehrere Instanzen bis zum Reichsgericht Leipzig.

Bis zum 7. Januar 1897 wurden zwei Planvarianten erarbeitet, die beide einen neuen Standort vorsahen, da am bisherigen Standort nicht genügend Platz vorhanden war.

Am 7. Oktober 1907 erwarb die Gemeinde für 4342 Mark ein Grundstück der Größe 23 Ar 58 m² im Gewann Ackerbrunnen, auf dem die Kirche stehen sollte. Unklar war bis dahin aber noch, ob die Gemeinden Obertsrot und Hilpertsau beide jeweils eine Kirche bauen würden, oder ob eine gemeinsame Kirche in Obertsrot gebaut werden sollte. Eine Kirche nur für Hilpertsau würde 70.000 Mark, eine Kirche nur für Obertsrot 200.000 Mark kosten. Da die gemeinsame Variante mit 227.000 Mark deutlich günstiger war, wurde diese vom Bauamt vorgeschlagen.

Schließlich wurde am 25. Juni 1910 beschlossen, die Gemeinden Obertsrot und Hilpertsau zu einer selbstständigen Kirchengemeinde zu vereinen, welche auch geschäftliche Unternehmerin des Kirchenbaus sein sollte. Die Baukosten konnten auf 200.000 Mark reduziert werden, indem nicht wie geplant eine gewölbte Decke, sondern stattdessen eine Holzdecke eingebaut werden sollte. Die Finanzierung sollte wie folgt erfolgen:

  • Kapital, das die Gemeinde durch die Auslösung der Baupflicht gegenüber dem Heiligen- und Kapellenfonds erhielt
  • Beitrag aus dem Heiligenfonds Forbach
  • einmalige Zahlung von 33.000 Mark durch die Gemeinde Hilpertsau
  • Erhebung einer Ortskirchensteuer

Im Jahr 1910 legte man sich auf den Baustil für die Kirche fest. Man entschied sich gegen eine gotische oder barocke Ausführung, stattdessen sollte die Kirche im schlichten romanischen Stil gebaut werden. Somit wurde statt der Holzdecke eine schlichte Gewölbedecke vorgesehen. Außerdem wurden noch für 682 Mark Grundstücke der Größe 365 m² hinzugekauft, um den Bau eines Vorplatzes zu ermöglichen.

Bauzeit 1912–1915

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Am 23. Januar 1912 wurden die Pläne für eine romanische Kirche mit Rundbogen und dreischiffigem Gewölbe vorgelegt, woraufhin am 7. März des selben Jahres die Baugenehmigung erteilt wurde. Die Kosten wurden nun auf 215.000 Mark für den Rohbau und 20.000 Mark für den Innenraum veranschlagt. Im April wurde mit dem Aushub und der Betonierung des Fundaments begonnen, eine 13 Mann starke Wegbaukolonne aus Forbach war damit bis in den Herbst hinein beschäftigt. Der Grundstein wurde am Himmelfahrtstag im Jahr 1913 gelegt. Als im Herbst begonnen wurde, die Gewölbe zu verschalen, ereignete sich am 12. November auf der Baustelle ein Unfall, bei dem zwei Arbeiter starben und mehrere verletzt wurden. Vermutlich wurde eines der Gewölbe zu früh ausgeschalt.

Gebaut wurde das Gebäude aus weißgelbem Murgtäler Sandstein, der aus Michelbach stammt. Es wurden aber auch Wackersteine aus der Murg und Backsteine verwendet.

Bedingt durch den ersten Weltkrieg verschob sich die Fertigstellung der Kirche um etwa ein Jahr. Statt wie geplant im Herbst 1914 konnte die Kirche erst am 29. August 1915 eingeweiht werden.

Ersetzung des Geläuts 1922 und 1950

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Beim Bau erhielt die Kirche folgende vier Glocken mit den Tönen e, fis, gis und h:

  • Sterbeglocke, gestiftet von Sigmund Hasenohr
  • Sankt Anna, gestiftet von Bürgermeister Strobel
  • Erhardusglocke
  • Karlsglocke

Da die Glocken dem Krieg zum Opfer fielen, beschaffte die Gemeinde im Jahr 1922 für 182.832 Mark vier neue Bronzeglocken. Die neuen Glocken besitzen die Töne es, g, b und c. Beim Einsetzen einer Glocke ist das Seil gerissen, sodass die Glocke abstürzte und den Turmsockel beschädigte, was man heute noch am Turm erkennen kann.

Am 16. Dezember 1950 wurden erneut die Glocken der Herz-Jesu-Kirche ersetzt. Die neuen Glocken heißen wie folgt:

  • Erhard, nach dem Ortspatron von Obertsrot, dem heiligen Bischof Erhard. Sie trägt Bild und Namen des Patrons.
  • Sebastian, nach dem Ortspatron von Hilpertsau, dem heiligen Sankt Sebastian. Sie trägt das Bild des Patrons.
  • Marienglocke
  • die vierte Glocke trägt Bild und Inschrift des heiligen Schutzengels

Ersetzung der Orgel 1927 und 1963

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Im Jahr 1927 wurde eine Orgel mit 27 Manualen auf 2 Registern von der Orgelbaufirma Heß & Binder aus Durlach eingebaut. Im selben Zug wurde eine elektrische Beleuchtung eingebaut und die Heizung verbessert. Diese Orgel wurde im Jahr 1963 aufgrund von Altersschwäche durch eine neue Orgel mit 39 Registern, 3 Manualen und Pedal mit mechanischer Spieltraktur und elektrischer Registertraktur ersetzt.

Außenrenovierungsarbeiten 1956–1967

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Durch die Witterung, aber auch durch bauliche Fehler bedingt wurde 1956 eine Renovierung des Daches und der Freitreppe vor dem Haupteingang nötig. Im Jahr 1964 wurden dann Teile des Mauerwerks ausgebessert, da Teile vom Turm und von den Treppen abzubrechen drohten. Teilweise wurden die Sandsteinschichten beim Bau fälschlicherweise senkrecht ausgerichtet, was dazu führte, dass sich ganze Platten lösen konnten. Zudem wurden Risse im Mauerwerk festgestellt. Auch die Zeiger der Turmuhr wurden ausgewechselt. Das Dach musste 1967 erneut an mehreren Stellen ausgebessert werden, da es undicht wurde und teilweise durch einen Sturm abgedeckt wurde. Die beim Bau verwendeten Ziegel waren nicht mehr erhältlich, weshalb man diese Teile des Dachs mit Kupfer deckte. Da weiterhin Mängel am Mauerwerk und am Dach festgestellt wurden, waren Ende der 80er Jahre wieder Baumaßnahmen nötig. Deshalb wurde 1987 ein Gerüst aufgestellt, um die Schäden am Mauerwerk auszubessern und große Teile des Dachs zu erneuern. Die Bauarbeiten dauerten bis 1989.

Innenrenovierung 1971/72

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In den Jahren 1971 und 1972 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten am Innenraum statt:

  • Ersetzen der Verglasung
  • Beseitigung der Wasserschäden durch eindringendes Regenwasser
  • Ersetzung des Terrazzoplattenbelags
  • Einbau eines neuen Gestühls
  • Einbau eines neuen Beichtstuhls
  • Einbau einer neuen Mikrofonanlage
  • Umgestaltung des Chorraums

Auch Altar, Taufstein, Ambo und Tabernakel wurden ausgetauscht und wurden vom Ravensburger Bildhauer Henger aus Rot-Lava neu gefertigt. Das Kreuz, die Madonna und das Relief wurden aus Bronzeguß hergestellt. Die Wandgemälde wurden abgekratzt und stattdessen wurden die Wände stattdessen einheitlich hell gestrichen.

Einzelnachweise

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  1. Heft „75 Jahre Herz-Jesu-Kirche Obertsrot-Hilpertsau“, herausgegeben vom Pfarramt Obertsrot-Hilpertsau im April 1990 anlässlich des Jubiläums