Benutzer:GerhardSchuhmacher/texte

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Geschichte

Das Territorium der heutigen Gemeinde Küssaberg ist durch die Randen-Bergkette und den Rhein geographisch klar abgegrenzt und war deshalb auch historisch ein einheitlicher und eigenständiger Siedlungsraum. Dadurch lässt sich die Geschichte bis zur Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts – bis die Ortschaften sich selbstständig profilierten und im Gemeindereformprozess der 1970er Jahre zusammenschlossen – für die ‚Raumschaft Küssaberg‘ einheitlich beschreiben.

Funde aus der Jungsteinzeit wurden auf dem Territorium der heutigen Gemeinde mehrfach entdeckt. Aus keltischer Zeit werden die Siedlungsplätze von Küßnach und Kadelburg stammen. Auch auf dem Küssenberg wurden Hinweise auf eine keltische Höhenburg gefunden. In diesen als Latene bezeichneten Zeitraum fällt wahrscheinlich der Durchzug des germanischen Stammes der Kimbern über die Rheinfurt bei Ettikon, der sich aus römischen Quellen ableiten lässt und sich in der mündlichen Überlieferung der Region erhalten hat.

Römerzeit und Alamannen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sicher festgestellt ist die Überquerung des Hochrheins 9 vor Christus durch die römische 19. Legion, die nach dem vorangegangenen Alpenfeldzug zur Sicherung eines Brückenkopfes über den Fluss setzte und ein befestigtes Bauwerk – sogenannte Römerlager Dangstetten – einrichtete, das 1967 ausgegraben wurde. Ein alter keltischer Handelsweg wurde ausgebaut: Er zog schließlich über eine Brücke zwischen Bad Zurzach auf Schweizer Seite nach Rheinheim und bei Dangstetten nach Bechtersbohl. Dort ist noch heute die ehemalige geradlinige Trasse in die Klettgauebene erhalten. Diese Wegführung wurde erst 1875 durch die heutige Serpentinenstraße abgelöst. Unmittelbar an die Verbindung Richtung Wutach wurde 1995 ein Gallorömischer Umgangstempel ausgegraben. Die später über Schleitheim (Römerstadt Iuliomagus) durch die Baar nach Norden führende Heeresstraße wurde zu einer Hauptverbindung zwischen Italien über die Alpen nach Germanien und erschloss bis an den Limes (Linie Neckar-Donau). Die römische Kultivierung Süddeutschlands dauerte zweieinhalb Jahrhunderte bis zur Völkerwanderung. Ab 260 n. Chr. wurden die Römer von den Alamannen wieder auf die Hochrheinlinie zurück gedrängt, doch wird der Raum Küssaberg-Klettgau um die Heeresstraße bis zur Wutachlinie noch bis etwa 400 n. Chr. wieder als Brückenkopf angenommen.

Erst danach werden alamannische Siedlungen angenommen (Reckingen, Bechtersbohl, Dangstetten) – Kadelburg und Rheinheim werden nach der Niederlage der Alamannen gegen die Franken als fränkische Bastionen gewertet, da die Franken römische Plätze ausbauten, die von den Alamannen gemieden waren.

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die weitere Entwicklung der Region wurde durch die Ausbreitung des Christentums geprägt – in Zurzach gab es eine überlebende urchristliche Gemeinde, deren frühmittelalterliches Symbol die heilige Verena wurde. Durch missionierende iroschottische Mönche wurden Klöster gegründet, dessen einflussreichste ab dem 9. Jahrhundert das Kloster Rheinau war. Die fränkischen Herren hatten sich seit Karl dem Großen (um 800) mit ihrer Gau-Verwaltungsordnung durchgesetzt. Allerdings zerfiel das fränkische Großreich bald darauf und der Klettgaugraf Gotsbert schenkte dem Rheinauer Kloster zum Zweck der Machterhaltung reihenweise die Dörfer der Region – er selbst wurde dann Abt des Klosters. In der Folge zerfiel die politische Macht und es bildeten sich Adelsherrschaften verschiedener Größenordnungen heraus.

Gotsberts Schenkungsurkunden gelten heute als nachweisbare „Ersterwähnungen“ der Existenz der Ortschaften, doch bezeugt die Archäologie fast überall ältere Wurzeln – etwa durch alamannische Reihengräber, die in Dangstetten und Kadelburg bei Bau-Aktivitäten aufgedeckt werden konnten. Überall gab es in den Dörfern dominierende Familien – faktisch wohl bis auf namensgebende Gründer rückführbar –, die sich nun mit befestigten Plätzen oder Burgen in den ‚ritterlichen Wettkampf‘ mit den Nachbarn begaben. Dabei mischten die nun zahlreicher entstehenden Klöster mit und allmählich auch die größeren Plätze, die Handelszentren, die sich zu Städten herausbildeten.

Die Herren der Küssaburg wuchsen im 12. Jahrhundert zu einem überregionalen Machtfaktor heran, da der Berg nach wie vor die wichtige Süd-Nord-Straße zu seinem Fuß kontrollierte sowie auch die Ost-West-Verbindung vom Bodensee und Schaffhausen durch den Klettgau nach Tiengen und weiter nach Basel.

Siehe auch: Geschichte der Küssaburg

Ab dem 13. Jahrhundert war die Zeit von der zunehmend konzentrierten politischen Macht hin zu größeren Einheiten geprägt, hinter der die Entwicklung der Verkehrsverbindungen, der Warenströme und durch neue Produktionsmethoden und dem Handel die finanziellen Potenziale wuchsen. Kontrahenten wurden Kirchen (Bischöfe), die Städte und der sich weiterhin durchsetzenden Adelshäuser. In der Abwehr dieser Einflüsse und Konflikte, aber auch unter Nutzung der Gegensätze, organisierte sich in rudimentären Formen auch die Bevölkerung, „das Volk“, Bauern und Stadtbewohner.

Die Küssaburg wurde vom Bischof von Konstanz ‚übernommen‘, das Großdorf Kadelburg orientierte sich (Fährverbindung) an Zurzach.


Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geschichte von Küssaberg

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Territorium der heutigen Gemeinde Küssaberg ist durch die Randen-Bergkette und den Rhein geographisch klar abgegrenzt und war deshalb auch historisch ein einheitlicher und eigenständiger Siedlungsraum. Dadurch lässt sich die Geschichte bis zur Nachkriegszeit des 20. Jahrhunderts – bis die Ortschaften sich selbstständig profilierten und im Gemeindereformprozess der 1970er Jahre zusammenschlossen – für die ‚Raumschaft Küssaberg‘ einheitlich beschreiben.

Jungsteinzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Funde aus dem Neolithikum (in der Region etwa 7000–5000 v. Chr.) wurden bei Reckingen (Doppelte Streitaxt), bei Kadelburg („Ertel“) und auf der Passhöhe von Bechtersbohl („auf der Ebene“) entdeckt (nach Emil Müller-Ettikon und Gersbach). Ein Steinbeil fand sich auch in den Schutthalden um die Küssaburg. Teils sind die Funde im Heimatmuseum Waldshut inventarisiert.

Megalithzeitalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegekreuz mit bemerkenswertem Sockel

Die ältesten historischen Monumente der Region stammen aus der Megalithkultur – die der Kupfer/Bronzezeit mit der Zeitspanne von 5000 bis 2500 v. Chr. zugerechnet wird. Dazu zählen der Menhir von Degernau und der Lange Stein bei Tiengen. Auffallend ist, dass diese Steinsetzungen bei wichtigen Fluss- oder Höhenübergängen anzutreffen sind, regional gibt es auch noch weitere, kaum bekannte Menhire, etwa der Menhir von Nöggenschwiel, weitere bei Dettighofen, bei Mauchen und zwischen Stühlingen und Schwaningen. Bei dem letztgenannten ist der Menhir in der späteren Bearbeitung als Sockel für ein Wegekreuz zu vermuten. Dies könnte auch für das Ensemble gelten, das beim Friedhof von Bechtersbohl zu beobachten ist: Höhenlage, dort vermutete Führung der Römerstraße nach Dangstetten, möglicherweise auch vor Ort ungewöhnliches, gegebenenfalls herantransportiertes Steinmaterial. Untersuchungen fanden noch nicht statt.

Späte Bronzezeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bronzezeit wird in Mitteleuropa auf 2200–800 v. Chr. angesetzt, in der Raumschaft eher der späten Epoche zugerechnet (ab 800: Hallstattzeit). Durch die Bestattungsweise für höhergestellte Personen in Grabhügeln (Männer mit Waffen, Frauen mit Schmuck) erhält die Archäologie bereits differenzierte Kenntnisse. Im Raum Küssaberg „fand [1901] der Landwirt Klauser in seiner Kiesgrube südwestlich von Dangstetten zwei Frauengräber“ mit einer Vielzahl von Schmuckstücken.[1] Neun vermutlich unberührte Hügel liegen im Gewann Emmerich bei Homburg und bei Ettikon. „Der Gesamtbestand im östlichen Landkreis Waldshut beläuft sich auf ca. 350–400 Hügel.“[2] Entgegen Darstellungen in der Heimatforschung werden die hiesigen Hügelgräber nicht den Kelten zugeordnet. Diese verarbeiteten bereits Eisen.

Kelten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die keltische Zeit wird auf 450 v. Chr. bis zur Jahrtausendwende datiert. Küßnach und Kadelburg werden als größere keltische Siedlungsplätze eingeschätzt, dazu kommen zahlreiche Höhenburgen, die als Refugien verstreuter Höfe angenommen werden. Vermutlich auf dem Küssenberg und sicher bei Kadelburg im „Egghau“ (Viereckschanze): „Aber die Kadelburger haben ihr altes Bauwerk mit dem Abfall des Fortschrittes völlig zerstört. Die Gräben der Burg dienten als Mülldeponie.“[3] In der Historie werden in Süddeutschland zunehmende Konflikte ab dem 2. Jahrhundert v. Chr. angenommen, als die Germanen begannen, von Norden in den Süden zu drängen. (Hier sollen auch Klimaveränderungen eine Rolle gespielt haben). Der keltische Stamm der Helvetier siedelte ursprünglich im Main/Tauber-Gebiet und wanderte dann ins Alpenvorland ab.

Historisch fassbar wird diese Bewegung, nachdem die keltischen Stämme des heutigen Baden-Württembergs und des westlichen Bayern sich unter Führung der Helvetier nach der Zerstörung der eigenen Dörfer in einem riesigen Treck noch Südfrankreich aufmachten. Diese Regionen zählten jedoch die Römer schon zu ihren Kerngebieten und Caesar schlug die Auswanderer 58 v. Chr. mit rasch zusammengestellten Legionen vernichtend (Schlacht bei Bibracte). Das überlebende Drittel wurde zurückgebracht, als römische Verbündete (foerderati) eingegliedert und sollte als ‚Puffer‘ gegen die Germanen dienen. Caesar nutzte in der Folge die Lage um bis 44 v. Chr. ganz Gallien – das heutige Frankreich – zu erobern. Er blockierte die Germanen auf der ganzen Länge des Rhein und es blieb dann auch in der Hochrheinregion ruhig. Vermutlich konzentrierten sich die Kelten nun in größeren eigenen Städten, in der Region nachgewiesen ist das „Oppidum“ bei Altenburg-Rheinau.

Standort des Römerlager Dangstetten (Abgetragen beim Kiesabbau)

Römer[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das nördliche Alpenvorland und der süddeutsche Raum gerieten ins Licht der datierbaren Geschichte durch den antiken Historiker Strabon,[4] der den römischen Alpenfeldzug 15 v. Chr. beschrieb, zu dessen Abschluss eine Legion bei Zurzach/Küssaberg über den Hochrhein setzte. Verifizierbar wurden diese Angaben durch die Entdeckung und Ausgrabung des Römerlagers Dangstetten ab 1967.

Nach Caesar Ermordung geriet das ganze Imperium in einen lang andauernden Bürgerkrieg, der mit Truppen auf beiden Seiten ausgetragen wurde und aus dem Octavian als Sieger hervorging: Er erhob sich dann zum (ersten) Kaiser Augustus und organisierte als Alleinherrscher die Verhältnisse Roms neu und stabilisierte militärisch zuerst die rings ums Mittelmeer liegenden Grenzregionen. Problematisch war vor allem der Norden, da die Bergstämme der Alpen immer wieder in den Norden Italiens einfielen.

Im Rahmen mehrerer Feldzüge unterwarfen die Römer die gesamte Alpenregion, bauten mehrere Passstraßen und zivilisierten das bereits von Caesar stützpunktartig kontrollierte Alpenvorland bis zum Hochrhein in ihrem Sinne. Am Schluss des zuletzt zangenartig geführten Feldzuges setzte die westliche Heeresgruppe unter Tiberius 15 v. Chr. auch über den Fluss um das Vorfeld bis zu den Donauquellen zu sichern. Dieses Datum ist das erste historisch verbürgte Zeitpunkt in der Geschichte Süddeutschlands und damit auch Küssabergs: Die XIX. (19.) Legion setzte bei Zurzach/Rheinheim über. Der Übersetzpunkt ist jedoch in der historischen Überlieferung nicht benannt, er ließ sich erst 1967 nach der Entdeckung des sogenannten „Römerlagers Dangstetten“ ermitteln. Das Lager mit 6000 Mann, Hilfstruppen und einem riesigen Tross (Lagerdorf) war ausweislich Münzfunden von 15–9 v. Chr. belegt.

Die römische Expansion in Süddeutschland

In dieser Zeit wurde das Land vermutlich bis zur Wutach als Abgrenzung gesichert, von einem Wachturm auf dem Küssenberg wird allgemein ausgegangen, denn hier führte der nun zur Heeresstraße ausgebaute alte Handelsweg über die Bechtersbohler Passhöhe und weiter über Erzingen, Hallau nach Schleitheim/Stühlingen. Vermutlich gesichert wurde dabei bereits die Verbindung bis zum Kastell Hüfingen (Brigobanne) an der Donau, denn vom Balkan entlang des Flusses waren die Lande bereits römisch. Vielleicht sollte hier auch der südliche Zugriff auf Germanien erfolgen, doch gab es dann nicht bekannte Änderungen in der Strategie, denn der Angriff auf Germanien wurde nur weiter im Norden geführt und scheiterte in der Schlacht im Teutoburger Wald. Dort ging auch die im Lager Dangstetten (heute abgegrabenes Areal der Kiesgrube Tröndle) stationierte 19. Legion unter. Für einige Jahrzehnte bestand vermutlich ein Status quo, erst 72/73 n. Chr. fand der sogenannte „Schwarzwaldfeldzug“ statt – er war eher ein groß angelegtes Straßenbauunternehmen, denn es wurde von der Donau aus eine Heeresstraße durch den Wald nach Straßburg (Argentorate) geführt. Dies vor allem deshalb, weil der Weg für Truppenverschiebungen vom Balkan nach Gallien und umgekehrt stark verkürzt wurde, denn bis dahin mussten die Legionen – und auch der Wirtschaftsverkehr – den Umweg um das Basler Rheinknie machen. Der Schwarzwald („Silva Marciana“ auf einer alten römischen Straßenkarte) blieb jedoch eine urwaldartige, unzugängliche Region, in der sich kleinere Volksgruppen und auch versprengte Kelten angesiedelt hatten. Wahrscheinlich wurde der Südwesten Deutschlands von den Römern auch als Agri decumates bezeichnet.

Römisches Heeresstraße von Bechtersbohl in den Klettgau

150 Jahre lang herrschte nun Frieden im durch den Limes abgesicherten Süden, das Land wurde engmaschig mit Straßen und durch Gutshöfe erschlossen, Städte bildeten sich in Zurzach (Tenedo) mit dem Brückenkopf Rheinheim und bei Schleitheim-Stühlingen (Juliomago).

Vielerlei Fronten, interne Auseinandersetzungen und vor allem die aus Osten und Norden andrängenden Völker schufen im 3. Jahrhundert n. Chr. permanente Unruhe an den Grenzen des Imperiums und 213 n. Chr. gibt es um den Limes erste Kämpfe mit „Alamannen“ genannten Kriegergruppen.

Alamannen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitteleuropa nach der Völkerwanderung im 5. Jahrhundert

Heute wird angenommen, dass die „Alamannen“ kein eigentlicher Volksstamm waren, sondern Jungmannschaften verschiedener Völker, die auf eigene Faust gegen die Römer vorgehen wollten und in den ersten Jahrzehnten immer wieder ins Hinterland einbrachen [Namensdeutung: „alle (wehrfähigen) Männer“]. Der erste große Ansturm fand 259 n. Chr. statt – selbst die Römerstädte in der heutigen Schweiz (Windisch bei Baden, Kaiseraugst, Avenches) wurden in Schutt und Asche gelegt: „Sie stießen vor bis Italien und bedrohten selbst die Ewige Stadt Rom. Doch Kaiser Gallienus besiegte sie vernichtend bei Mailand.“ Die Römer gingen auf die Rheinlinie zurück, doch hielten sie vermutlich die Klettgauebene bis Iuliomagus (Schleitheim), die Stadt bei Stühlingen-Schleitheim. In dieser Phase wird der Brückenkopf Rheinheim befestigt und das Kastell gegenüber bei Zurzach gebaut. „Durch zwei Jahrhunderte hindurch herrschten Krieg und beständige Unruhe im Land.“[5] Neuere Forschungen gehen jedoch von einer langen Zeit der ‚Koexistenz‘ und selbst des Handels aus, nachdem die Hochrhein-Linie befestigt war. Denn im 4. Jahrhundert bauten die Römer sogar noch eine Steinbrücke, deren Holzteile „in den Jahren 368 und [erneuert] 376 geschlagen wurde.“[6] Erst 401/406 n. Chr. wurden die letzten römischen Truppen nach Italien zum Kampf gegen die Westgoten abgezogen. Nun konnte die alamannische Landnahme beginnen. Die Frage, was dabei mit der gallo-romanischen Bevölkerung geschah, wird heute so beantwortet:

„Zwar endete im 5. Jahrhundert n. Chr. das Wirtschaftssystem der villa rustica, jedoch läßt sich nicht überall ein entscheidender Bruch in der Bewirtschaftung des kultivierten Landes nachweisen. Die romanische Bevölkerung wurde nicht verjagt oder gar ausgerottet. Man kann nur beobachten, daß die zeitlich und regional unterschiedliche Zuwanderung von Germanen verschiedener Herkunft im Lauf des frühen Mittelalters zu einer allmählichen Assimilation der Romanen in eine mengenmäßig überlegene germanische Bevölkerung führte.“[7]

Franken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die beiden großen germanischen Volksstämme, die nach dem Rückzug der Römer die Landschaften um den Rhein besiedelten, führten anfangs des 6. Jahrhunderts n. Chr. einen Kampf um die Vorherrschaft, den die Franken aufgrund ihrer Übernahme römischer Kultur und Staatsorganisation in zwei oder drei Schlachten für sich entscheiden konnten. Die Ablehnung 'alles römischen' durch die Alamannen war soweit gegangen, dass sie auch die römischen Siedlungsplätze mieden und in der Holzbauweise verblieben. Nach ihrem Sieg durchzogen die fränkischen Merowinger die Alamania mit Stützpunkten und neuen Siedlungen, die sie exakt an der ehemals römischen Infrastruktur, den einstigen Städten und Orten römischer Villen und Verkehrsknotenpunkten aufbauten. Die Orte auf die Endung -ingen werden den Alamannen zugerechnet, die Orte auf -heim den Franken.

Im 9. Jahrhundert übernahmen die Verwalter der Merowingerkönige, die Hausmeier, die Macht und gingen nach Karl Martell als Karolinger in die Geschichte ein. Ihr bedeutendster Vertreter war Karl der Große, der um 800 die ‚Gau-Einteilung‘ im Frankenreich schuf (Klettgau, Alpgau).

Ehemaliges Haus des Vogts in Kadelburg

Mittelalter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dokumentiert, das heißt, in schriftlichen Urkunden erfasst, sind die bestehenden Ortschaften alle in karolingischer Zeit durch Schenkungen des Klettgaugrafen Gotsbert im 9. Jahrhundert an das Kloster Rheinau. Die Vergabungsurkunden datieren auf das Jahr 876.

In den Jahrhunderten der Oberherrschaft der Franken – regional erhielten sich noch lange alamannische Selbstständigkeiten und es kam auch mehrfach zu Aufständen – war die Christianisierung Kennzeichen der mitteleuropäischen Entwicklung. Die Klöster wurden dynamische Zentren von Wirtschaft, Bildung und Kultur – und als Ziele der Einflussnahme der Adelshäuser zu Kristallisationspunkten politischer Macht. „Die Kirche wurde zur stärksten Stütze des fränkischen Königshauses.“[8] Der Klettgau geriet unter den Einfluss der Klöster Rheinau und dessen Ableger, dem Kloster St. Blasien, und der Abtei Reichenau.

Eine Schweizer Quelle (Johann Acklin, 1665–1690 Stiftsamtmann) beschreibt mittelalterliche Brücken: „die einte oben bei Reckhingen beim Wartbaum genannt, grad gegen der Schifmüllin vorüber“ und eine zweite unmittelbar östlich der heutigen Brücke Zurzach–Rheinheim, deren Holz 1985 „dedrochronologisch (Jahresring-Messmethode) […] aus dem 13. Jahrhundert stammt.“[9] Es ist die Zeit der prosperierenden, auch friedlichen Phase des Mittelalters mit Minnesang, Schwertleite (Ritterschlag); dem Epos Parzival.

Die Küssaburg war nachweislich über 100 Jahre im Besitz eines eigenen Hauses, der Grafen von Küssenberg (1135–1459) und wurde dann Eigentum des kirchlichen ‚Oberherren‘, dem Bischof von Konstanz. Die Burg spielte eine wichtige Rolle in den folgenden Jahrhunderten immer größerer territorialer Herrschaftsbereiche – großer Adelshäuser, städtischer Zentren, der Eidgenossenschaft – und kam 1497 in den Besitz der Grafen von Sulz. Das Mittelalter gilt ab dem Bauernkrieg [1524/25] als ausklingend – nach der Reformation, die auch in Küssaberg zu Bilderstürmen führte –, entwickelte sich aus regionalen Konflikten der Dreißigjährige Krieg [1618–1648] zum europäischen Machtkampf, der zu großen Verheerungen in Süddeutschland und 1634 auch zur Zerstörung der Küssaburg führte. Nach dem Tod des letzten Grafen von Sulz kamen die Fürsten von Schwarzenberg mit weit entfernten Residenzen in den Besitz des Klettgaus.

> Ausführlich zur Geschichte ab dem Mittelalter siehe auch: Geschichte von Rheinheim

Kaiserliches Jagdhaus (1526), rheinisches Amtshaus (1800), heute mit Museum (1985)

Neuzeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Jahrhunderten endloser Fehden, Truppendurchzügen, Massakern und Brandschatzungen setzte letztlich Napoleon ein Ende, der mit seiner ‚Neuordnung Europas‘ durch die Schaffung großer staatlicher Einheiten die mittelalterlichen Lebensumstände endgültig verabschiedete:

„Aber nicht nur die politischen Verhältnisse wandelten sich. Wenn wir gemeinhin die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus mit dem Beginn der Neuzeit gleichsetzen (1492), so löste sich die Landwirtschaft jetzt erst im Vormärz, das ist die Zeit zwischen dem Wiener Kongreß (1815) und der Revolution von 1848, von den Fesseln des Mittelalters. Niemand dachte vorher an eine Umgestaltung. Dieser Wandel im Bauerntum vollzog sich gleichzeitig mit dem Übergang von der industriellen Hochkultur zum Industrialismus. […] Zur Bauernbefreiung von oben, wie Aufhebung der Leibeigenschaft, Abschaffung von Frondiensten, Zehntablösung und Kapitalisierung der Abgaben [Steuern] trat der Wunsch nach rascher Ertragssteigerung. […] dann kam der Siegeszug der Technik.“

Emil Müller-Ettikon: Geschichte Küssabergs. 1981, S. 91 f.

Bis 1805 war die Gemeinde Teil der Landgrafschaft Klettgau, lediglich Kadelburg war ein äußeres Amt der Grafschaft Baden. 1805 kamen Kadelburg und der Klettgau an Baden zum Amt Waldshut. 1847 wurde die fliegende Brücke nach Rietheim eröffnet,[10] die bis 1939 in Betrieb war. Im Jahr 1907 wurde mit der Rheinbrücke Zurzach–Rheinheim eine Straßenverbindung in die Schweiz hergestellt.

Die Ära der Kämpfe der mit der Industrialisierung entstehenden Nationalstaaten um die Herrschaft in Europa und seinem Umfeld führte zum Ersten und schließlich Zweiten Weltkrieg, der die Globalisierung einleitete, die auf friedlichem Wege nicht zustande gekommen war.

Die Neuorganisation der Lebensverhältnisse nach dem letzten Krieg begünstigte auch den ‚Kriegsverlierer‘ Deutschland, das sich auf allen Ebenen reorganisieren konnte und über die friedliche Auflösung des Ost-West-Konfliktes neben wirtschaftlichem Einfluss im Rahmen der Europäischen Union auch wieder politische Bedeutung gewinnt. Davon wurden schließlich auch die traditionell stabilen Verhältnisse in ländlichen Regionen bewegt, die Anfang der 1970er Jahre neu organisiert worden waren.

Nachkriegszeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die traditionell kleinteiligen sozialen und politischen Strukturen – die selbstständigen (Dorf-)Gemeinschaften – das wirtschaftliche und gesellschaftliche Überleben organisiert, doch im Wiederaufbau und dem Wirtschaftswunder Westdeutschlands schienen sie der Dynamik der modernen Entwicklungen auf allen Ebenen eher im Wege zu stehen: Ab den 1960er Jahren wurden die staatlichen Strukturen neugeordnet und nach den Landes- und Kreisreformen ging es auch darum ...

„... größere, leistungsfähige Gemeinden zu bilden, die neue Verwaltungszuständigkeiten erhalten sollen und wirtschaftlichere und effektivere Planungen und Investitionen über die alten Gemeindegrenzen hinweg in den neuen Gemeinden vornehmen zu können. Anfänglich wurde durch das Land Baden-Württemberg und durch die Politiker die freiwillige Gemeindefusion empfohlen. Die Gemeinden, die sich freiwillig zusammenschlossen, hatten eine Fusionsprämie (im Volksmund „Gemeindeabschlachtungsprämie“) vom Land Baden-Württemberg erhalten.“

Paul Stoll in: E. Müller-Ettikon: Geschichte Küssabergs. S. 7.

Dieses Ansinnen wurde „heftig und zum Teil leidenschaftlich diskutiert.“ Ursprünglich waren auch größere Einheiten angedacht: Eingliederung nach Waldshut-Tiengen oder Zusammenschluss mit Hohentengen, doch verständigten sich die Bürgerschaften der Küssenberger Region, die auch historisch schon verschiedentlich zusammengefasst worden waren, auf eine eigene Verbindung, für die schließlich noch die Bezeichnungen „Küssaberg“ und „Küssenberger Tal“ zur Disposition standen. Bürgerbefragungen wurden vorgenommen und im Dezember 1972 beschlossen die Gemeinderäte von Dangstetten, Kadelburg mit Ettikon, Küßnach, Reckingen und Rheinheim den freiwilligen Zusammenschluss zum 1. Januar 1973. Lediglich Bechtersbohl hatte schon im Juli 1972 für einen Zusammenschluss mit Lauchringen votiert.[Anm 1] Die Gemeinderatssitze wurden nach Bevölkerungsanteilen verteilt.

Per Gesetz wurde Bechtersbohl vom Landtag zum 1. Januar 1975 nach Küssaberg eingegliedert, da „die stärkeren historischen und infrastrukturellen Verflechtungen zur Raumschaft Küssaberg und die geschlossene Topographie maßgebend“ seien. Zuvor war jedoch in Bechtersbohl eine zweite Anhörung vorgenommen worden, bei der „59 Bürger für Küssaberg und 58 Bürger für Lauchringen (votierten).“ Paul Stoll bilanzierte 1981: „Viele Bürger waren […] nicht begeistert“, doch in den dem Zusammenschluss folgenden Jahren durch den „Bau einer zentralen, mechanisch-biologischen Abwasserreinigungsanlage, Sanierung und Ausbau der Trinkwasserversorgung, Einrichtung von Kindergärten, Bau einer neuen Hauptschule [statt der Dorfschulen] und Allwetteranlagen im Gemeindezentrum, Ausbau von Straßen […] hat (diese Reform) die kritische Prüfung bestanden.“[11]

Der Autor schloss seinen Beitrag mit der Bemerkung:

„Wenn nun im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts, den Jahren der Reform-Euphorie, die Selbstständigkeit der Gemeinden geopfert werden mußte, so sollen sich die Bürger genauso der Geschichte der Vergangenheit verpflichtet fühlen wie früher. Wir sollten uns ohnehin der Geschichte mehr öffnen. Es ist lehrreich, sinnvoll und auch recht nützlich, die Erfahrungen der Vergangenheit zu bedenken, die historischen Zusammenhänge zu kennen. Auf diese Weise wird vermieden, daß jede Generation die gleichen Fehler wiederholt.“

Paul Stoll: Küssaberg heute. In: Geschichte Küssabergs. 1981, S. 14.

Gegenwartsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ein Ereignis von internationaler Bedeutung war der Militärische Brückenschlag Deutschland-Schweiz, die einzige bisher stattfindende gemeinsame Übung von Bundeswehr und der Schweizer Armee mit dem Bau eines mit den jeweiligen Brückensystemen (LKW-Fähren und Pontonbooten) kombinierten Übergangs über den Rhein nahe Bad Zurzach und Rheinheim durch Pioniereinheiten vom 22.–27. Juni 1995.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Damit wäre auch die Küssaburg Lauchringen unterstellt worden. Zwar wurde im weiteren Verlauf das Burgterrain Küssaberg zugeordnet, doch teilen sich beide Gemeinden bis heute im Küssabergbund einen Teil der Verantwortung.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. E. Müller-Ettikon: Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. 1981, S. 19.
  2. Joachim Hessel: Die bronzezeitlichen Grabhügel im östlichen Landkreis Waldshut. In: Land zwischen Hochrhein und Südschwarzwald. Hrsg.: Geschichtsverein Hochrhein. Waldshut 1998, S. 103.
  3. E. Müller-Ettikon: Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. 1981, S. 19.
  4. Quelle: Strabon, Geographika 4, 6, 9.
  5. Beide Zitate: E. Müller-Ettikon: Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. 1981, S. 22.
  6. Alfred Hitber: Bezirksmuseum „Höfli“ Zurzach. Hrsg.: Historische Vereinigung des Bezirks Zurzach, 1993, S. 84.
  7. Thomas Fischer: Die germanischen Provinzen in der Spätantike. In: Ludwig Wamser (Hrsg.): Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer (= Schriftenreihe der Archäologischen Staatssammlung München. Band 1). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2615-7, S. 207.
  8. Emil Müller-Ettikon: Geschichte Küssabergs. 1981, S. 24.
  9. Alfred Hitber: Bezirksmuseum „Höfli“ Zurzach. Hrsg.: Historische Vereinigung des Bezirks Zurzach, 1993, S. 84.
  10. Siehe Großherzoglich Badisches Verordnungsblatt für den Oberrhein-Kreis. Nr. 7 vom 17. April 1847. Die „fliegende Brücke“ bei Kadelburg betreffend, S. 25–27.
  11. Paul Stoll: Küssaberg heute. In: Emil Müller-Ettikon: Kurzer Überblick über die Geschichte Küssabergs. Gemeinde Küssaberg (Hrsg.), 1981, S. 7–14. Alle Zitate im Abschnitt.