Benutzer:Ghormon/Werkstatt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Abgrenzung zu pseudowissenschaftlichen Zeitschriften und Verlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der heutigen Wissenschaftslandschaft müssen Forschungsergebnisse schnell veröffentlich werden. Die Ablehnungsquote eingereichter Artikel bei renommierten Zeitschriften ist hoch, der für die Qualitätssicherung zuständige Peer-Review-Prozess häufig intransparent und es müssen bei Open-Access und dem Modell, dass der Autor zahlt, entsprechende Mittel akquiriert werden.[1] Zudem beeinflussen die Zahl der Publikationen oder "Publikationspunkte" aufgrund der Impact-Faktoren der Zeitschriften die Karriereaussichten der Wissenschaftler (z.B. bei Berufungen) [2]

Dies hat zum Auftreten pseudowissenschaftlicher Zeitschriften und Verlage geführt, welche daraus ein Geschäftsmodell entwickelt haben. Offensiv und ungefragt werden potenzielle Autoren angesprochen und gegen Zahlung einer Gebühr wird ein schneller Publikationsprozess versprochen. Auch Schein- bzw. Fake-Konferenzen, die auf den ersten Blick seriös angekündigt werden und teilweise hohe Registrierungsgebühren erheben, dienen der Gewinnerzielung (Vorträge werden ebenfalls gern in CV angegeben).[1]

Recherchen von NDR, WDR, dem Magazin der "Süddeutschen Zeitung" und weiterer Medien haben 2018 ergeben, dass weltweit rund 400.000 Forscher betroffen sind. Seit 2013 habe sich die Zahl solcher Publikationen verdreifacht, in Deutschland verfünffacht. Dabei wurden einige Wissenschaftler den Recherchen zufolge Opfer des Betruges, einige Autoren nutzten offenbar gezielt die Dienste zur schnellen Veröffentlichung von Forschungsbeiträgen, ohne sich der Kritik von Kollegen zu stellen.[3] In Deutschland haben mehr als 5000 Wissenschaftler in solchen Zeitschriften publiziert. Darunter seien auch Dutzende Forscher der Helmholtz-Gemeinschaft, der Fraunhofer-Institute, Wissenschaftler deutscher Hochschulen und Mitarbeiter von Bundesbehörden. Die Bezahlung erfolge durch Steuergelder, die eigentlich in Spitzenforschung fließen sollten. Auch Mitarbeiter von zwölf der 30 Dax-Unternehmen würden auf den Seiten dieser Raubverleger mit eigenen Artikeln oder Vorträgen bei Pseudokonferenzen auftauchen. Tabakkonzerne würden Studien über die Gefahren des Rauchens, Pharmafirmen zur Wirksamkeit ihrer Medikamente dort veröffentlichen. Das Geschäft sei vor allem eines mit der Scham: Forscher, die den Schwindel bemerken, schweigen nicht selten aus Furcht, ihre Reputation zu verlieren. Einige Wissenschaftler hätten erst durch die Recherchen von NDR und SZ von dem Geschäft der Pseudoverlage erfahren.[4]

Der Wirtschaftethiker Thomas Beschorner merkte an, dass die Hinweise dieser Recherchen etwas am Kern der Probleme im Wissenschaftssystem vorbeigingen und die Verwendung des Propagandabegriffs Fake ein Missgriff sei. Der Anschein, Wissenschaft würde sich stets irgendetwas ungeprüft ausdenken, um es anschließend in die Welt zu posaunen, würde Wissenschaft und Forschung bei aller berechtigter Kritik nicht gerecht. Jeder Wissenschaftler kenne die wichtigsten Zeitschriften oder Konferenzen seines Gebietes und weiss, dass nur dort Publikationen zählen. Das Publizieren in Pseudozeitschriften sei Zeitverschwendung und Junk Science, das lese und verarbeite kein seriöser Wissenschaftler oder anerkannter Forscher.[5] Die Debatte zu Betrug und Fälschung in der Wissenschaft scheint zumindest nicht auf Pseudoverlage beschränkt zu sein. Irrtum sei von Fälschung ebenfalls zu trennen.[6]

Hilfen für die Auswahl seriöser Zeitschriften und Verlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Forscher müssen ein Verständnis dafür entwickeln, welche Journals eher zu vermeiden sind.[7] Die "Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing" (Prinzipien der Transparenz und besten Praxis beim wissenschaftlichen Publizieren) als gemeinsame Veröffentlichung mehrerer Organisationen im Jahr 2013[8] haben dazu Kriterien vorgelegt und mittlerweise gibt es auch viele praktische Hilfen.

Think, Check, Submit hilft, eine geeignete Zeitschrift eines vertrauenswürdigen Verlages zu finden.[9] Auch andere Journal Guides und Journal Evaluation Tools sind verfügbar. COPE (Committee on Publication Ethics) existiert als Vereinigung zur Unterstützung von Autoren.[7] Im deutschen Sprachraum sind die Wege zur Sicherstellung der Qualität von Publikationen und Konferenzinhalten - Prüffaktoren für Fachzeitschriften von der Universitätsbibliothek Siegen ausführlich dargestellt.[1] Auch die Medizinische Fakultät der Universität Kiel gibt eine Übersicht vor allem für den Medizinbereich.[10]

  1. a b c Unethische Geschäftspraktiken Hauptbibliothek der Universität Siegen auf ub.uni-siegen.de]
  2. Thomas Ehrmann und Aloys Prinz: Europa, amerikanisch erklärt FAZ vom 25. Oktober 2019
  3. Tausende Wissenschaftler publizieren bei pseudowissenschaftlichen Zeitschriften Der Tagesspiegel vom 19. Juli 2018
  4. Tausende Forscher publizieren in Pseudo-Journalen Süddeutsche Zeitung vom 19. Juli 2018.
  5. Thomas Beschorner: Wer "Fake Science" ruft, ignoriert die wahren Probleme ZEIT Online vom 31. Juli 2018
  6. Andreas Hensel: Fake in der Wissenschaft? Vortragsfolien Bundesinstitut für Risikobewertung
  7. a b Pseudo Journale – worum es sich handelt und wie die Wissenschaft gegensteuert Fact sheet des science media center Deutschland vom Juli 2018
  8. Principles of Transparency and Best Practice in Scholarly Publishing auf oaspa.org
  9. Homepage Think Check Submit
  10. Christian-Albrechts-Universität zu Kiel: Erklärungen und Hinweise zu seriösem Veröffentlichen von wissenschaftlichen Arbeiten nach den Grundsätzen der guten wissenschaftlichen Praxis, online unter medizin.uni-kiel.de



Typ der Mitarbeit Artikelqualität und daraufhin Ansprache Offenlegung bei Hinweisen auf PE? Offenlegung
Qualität gut bzw. ausreichend zu werblich, nicht neutral, nicht relevant oder unenzyklopädisch ja nein
Bezahltes Schreiben (PE) (Auftrag + Vergütung oder als Arbeitsaufgabe) Meist nein, aber steigendes Risiko mit der Zeit, wenn nicht offengelegt wurde Ansprache Offenlegung bei Hinweisen Bewertung der Qualität und ggf. darauf bezogene Massnahmen trotzdem nötig Bewertung der Qualität und bei Evidenz oder Nichtreaktion auf Ansprache von Täuschung ggf. ausgehen.
Selbstdarstellung (eigenes Unternehmen, eigene Person, eigenes Werk o.ä.) meist nein, ggf. auch Risiko ggf. Ansprache, v.a. wenn Chef sein Unternehmen darstellt (dann als Arbeitsaufgabe definitionsgemäss PE)
Gefälligkeitsschreiben (Darstellung mit IK ohne Auftrag, eigener Antrieb) Meist nein ggf. Ansprache zur Klärung "Fehler" Bewertung der Qualität, Bewertung PE und Täuschung wäre falschpositiv
"normales Schreiben" Meist nein ggf. Ansprache zur Klärung "Fehler"

https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Wikipedia:WikiProjekt_Umgang_mit_bezahltem_Schreiben&oldid=132350053

https://netzpolitik.org/2014/interview-mit-dirk-franke-ueber-grenzen-der-bezahlung-in-der-wikipedia/