Benutzer:Hsteinhoff/Rozumice 2

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Rozumice
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Rozumice (Polen)
Rozumice (Polen)
Rozumice
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Powiat: Głubczyce
Gmina: Kietrz
Geographische Lage: 50° 1′ N, 17° 59′ OKoordinaten: 50° 1′ 0″ N, 17° 59′ 0″ O
Einwohner: 332 (2007)
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: OGL



Rozumice (deutsch Rösnitz) ist eine Ortschaft in Oberschlesien, nahe der tschechischen Grenze. Rozumice liegt in der Gemeinde Kietrz (Katscher) im Powiat Głubczycki in der polnischen Woiwodschaft Oppeln. Der Ort hat ca. 330 Einwohner.



Geografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die verfallene evangelische Kirche
Speicher

Geografische Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rozumice liegt acht Kilometer südlich vom Gemeindesitz Kietrz (Katscher), 23 Kilometer südöstlich von der Kreisstadt Głubczyce (Leobschütz) und 73 Kilometer südlich von der Woiwodschaftshauptstadt Oppeln.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kolonisten aus Mitteldeutschland wanderten schon um 1250 in diese Gegend ein. Erstmalig wurde der Ort 1335 mit dem Namen Resenitz urkundlich erwähnt. Er gehörte zu dem seit 1318 eigenständigen Herzogtum Troppau. Erbschaftsteilungen und politische Veränderungen begründen eine wechselvolle Ortsgeschichte. Im Jahre 1422 wird im gesamten Herzogtum Troppau Tschechisch als Amtssprache eingeführt und man nannte den Ort ab 1430 Rosumicz. ( Rozum = mährisch: Verstand; Rosumicze = Ort der Klugen). Die Bewohner haben jedoch die deutsche Sprache vermutlich nie ganz aufgegeben und ab 1612 verwendete man den Namen Rosnitz, bzw. Rösnitz. Die Hussitenkriege, der Dreißigjährige Krieg und die Schlesischen Kriege brachten große Belastungen für die Bewohner. Mit dem Frieden von Berlin (1742) fiel fast ganz Schlesien und damit auch Rösnitz an Preußen. Alte verbriefte Rechte aus dem 16. Jahrhundert zur Abgabenbefreiung wurden von der preußischen Regierung weiter bestätigt. Die Herrschaftsverhältnisse im Dorf wechselten häufig, bis schließlich 1816 der letzte Besitzer, Ernst Joachim Graf von Strachwitz[1] den Ort der Gemeinde für 22000 Taler überließ. So konnte sich allmählich ein gewisser Wohlstand ausbreiten.

Etwa ab 1880 galt Rösnitz als reichstes Dorf im Landkreis Leobschütz mit einer später fast städtisch anmutenden, ausgebauten, ländlichen Infrastruktur. Auch Brennereien, Wasser-, Wind- und Ölmühlen werden erwähnt. Verwaltungspolitisch gehörte die Gemeinde seit 1874 zum Amtsbezirk Piltsch[2], ehe sie ab 1932 zusammen mit Steuberwitz (Ściborzyce Wielkie) den Amtsbezirk Rösnitz [3] bildete. Bei der Volksabstimmung in Oberschlesien am 20.03.1921 stimmte der Landkreis und damit auch Rösnitz mit deutlicher Mehrheit für einen Verbleib bei Deutschland ab. Im Jahre 1933 lebten in Rösnitz 1043 Einwohner.[4]

Am Ende des 2. Weltkrieges wird Rösnitz nach heftigen Kämpfen von der Roten Armee besetzt und kam unter polnische Verwaltung. Die am 24.03.1945 gemeinsam geflüchteten deutschen Bewohner sind nach etwa eineinhalbmonatiger Irrfahrt wieder zurückgekehrt und fanden eine Trümmerwüste vor. Aufgabe der Rückkehrer war, eine gewisse Bewohnbarkeit des Ortes herzustellen, die schlimmsten Kriegsfolgen zu beseitigen und Feldarbeit zu leisten. Später mussten sie dann ihre Unterkünfte räumen und wurden mit je 50 kg Gepäck vom 05.-14.07.1946 nach Deutschland abgeschoben. So wurde Platz für die neuen, polnischen Bewohner geschaffen, die aus jetzt sowjetischen Gebieten hier angesiedelt wurden. Die polnische Verwaltung führte 1945 den heutigen Ortsnamen ein und unterstellte den Ort zuerst der Woiwodschaft Schlesien, ehe er 1950 zur Woiwodschaft Oppeln kam. Die jetztige, lokale Unterstellung innerhalb des Powiat Głubczycki besteht seit 1999.

Die heute noch lebenden, einstigen deutschen Bewohner von Rösnitz und deren Nachfahren pflegen mit den heutigen polnischen Bewohnern von Rozumice freundschaftliche Kontakte.

Kirchliche Zugehörigkeit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahre 1526 konnte der lutherische Glaube auch in dieser Region Fuß fassen. Unter verschiedenen lutheranischen Landesherren setzten sich soziale Veränderungen durch. Von 1557 an konnten die Bewohner die Eigentumsrechte für ihre Häuser und das bewirtschaftete Land erwerben, sich aus der Leibeigenschaft und von den Zehntenabgaben befreien. Seit 1575 gab es eine Schule und seit 1582 eine evangelische Schule. Im Jahre 1580 wurde die evangelische Kirche gebaut. Der im Dreißigjährigen Krieg einsetzenden Rekatholisierung widerstanden die Bewohner zusammen mit dem Nachbarort Steuberwitz erfolgreich und auch der zu diesem Zweck von 1667-1678 eingesetzte Jesuitenorden vermochte dies nicht zu ändern.[5] Da den Bewohnern in dieser Zeit die Kirche versperrt blieb, feierten sie geheime Andachten an einem verborgenen Platz im Wald, der heute noch als Kanzel bezeichnet wird.

Unter der preußischen Regierung konnte die Glaubensfreiheit in einem Bethaus gesichert werden, ehe die Gemeinde nach einem Gerichtsurteil 1801 die Kirche zurückerhielt, die allerdings schon 1807 durch einen barocken Neubau ersetzt wurde.

Später versuchten die Herrnhuter Brüdergemeine in Rösnitz eine Brüder-Unität zu gründen, was allerdings am Widerstand der rivalisierenden lutherischen Landeskirche scheiterte. Auch der Besuch des Gründers, Nikolaus Ludwig von Zinzendorf im Jahre 1726, konnte daran nichts ändern.

Während der Nazizeit wirkte in der Rösnitzer Gemeinde Pastor Arnold Hitzer, ein Mitglied der Bekennenden Kirche.

Die Rösnitzer Kirche wurde im 2. Weltkrieg schwer zerstört und ist heute eine Ruine in der Ortsmitte. Eventuell soll sie so gesichert werden, dass sie für Andachtszwecke zugänglich wird. Eine der Glocken der Rösnitzer Kirche ist der Einschmelzung im 2. Weltkrieg entgangen und läutet heute in der Nicolaikirche der Gemeinde Vorhelm, Agnes-Miegel-Str. 14.[6]

Mit der Vertreibung der deutschen Bewohner ging 1946 in Rösnitz eine 420-jährige evangelische Tradition unter. Die heutigen Bewohner sind überwiegend katholisch.

Sehenswürdigkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Historische Dorfananlage als Angerdorf mit typisch fränkischen Bauernhöfen. Diese Bauweise ist heute nicht mehr durchgängig erkennbar.
  • Als gesichertes Baudenkmal ein letzter noch existierender Laimes - ein Korn- und Vorratsspeicher. Noch 1934 gab es 20 dieser fensterlosen Gebäude.
  • Ruine der einstigen evangelischen Kirche als beeindruckendes Mahnmal.
  • Auf dem angrenzenden Kirchhof wurde das ehemalige deutsche Denkmal für die Gefallenen im 1. Weltkrieg mit einer Inschrift in polnischer und deutscher Sprache "Nie wieder Krieg" versehen und dient heute ebenfalls als Mahnmal.
  • Nahe beim Dorf befinden sich zwei wichtige polnische Naturschutzgebiete. Etwa südöstlich das Waldreservat Rezerwat przyrody Rozumice und nördlich das Naturschutzgebiet Góra Gipsowa mit pontischer Steppenrasenflora.

Persönlichkeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellenangaben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hofrichter: Heimatkunde Kreis Leobschütz, Auszugsartikel: Rösnitz. Oberschlesien im Bild, 02.01.1931, Nr. 1, Seiten 4-5.
  • Richard Keilholz: Eine Ölpresse in Rösnitz. Der Oberschlesier 1931, Nr. 13/2, Seiten 71-73.
  • Max Krömer: Das Leobschützer Angerdorf Rösnitz. Oberschlesien im Bild, 22.09.1932, Nr. 39, Seite 2.
  • Max Krömer: Das Rösnitzer Laimes, ein eigenartiger oberschlesischer Bau. Oberschlesien im Bild, 08.11.1934, Nr. 45, Seiten 2 und 5.
  • Joachim Köhler, Rainer Bendel (Hrsg.): Religionsgeschichte in Ostmittel- und Südeuropa, Band I, Geschichte des Christlichen Lebens im schlesischen Raum, Teilband 1, Dietrich Meyer: Der Pietismus und die katholische Kirche in Schlesien. LIT Verlag, 2002, Münster-Hamburg-London, ISBN 3-8258-5007-2.
  • Gładkowski, Krysztof: Protestanci na ziemi Głubczyckiej. Kalendarz Głubczycki 2006, Seiten 109-114.
  • Gładkowski, Krzysztof: Kanzel, ambona - Protestancka Wspólnota Lokalna na Górnym Śląsku. Wydawnictwo Uniwersytatu Warmińsko-Mazurskiego, Olsztynie, 2008.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Die von Strachwitz sind eine uralte, weit verzweigte, schlesische Adelsfamilie, der ab 1800 das nahe gelegene Schloss Krawarn als Wohnsitz gehörte.
  2. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874-1945, Amtsbezirk Piltsch. http://www.territorial.de/obschles/leobsch/piltsch.htm, abgerufen am 28.05.2012.
  3. Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebiete 1874-1945, Amtsbezirk Rösnitz. http://www.territorial.de/obschles/leobsch/roesnitz.htm, abgerufen am 28.05.2012.
  4. Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte Schlesien, Kreis Leobschütz. Universität Osnabrück, http://www.verwaltungsgeschichte.de/leobschuetz.html.
  5. B. Dudek: Bibliothek und Archiv im fürsterzbischhöflichen Schlosse zu Kremsier. Wilhelm Braumeister, Hof- und Universitätsbuchhändler, Wien, 1870, Seite 47.
  6. Evangelische Kirchengemeinde Sendenhorst - Nicolaikirche, abgerufen am 25.05.2012.
  7. Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Band 6, Rütten & Loening, Frankurt a. M., 1932, S. 132.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

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