Benutzer:Huberbe/Irischer Segen

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Irische Segenswünsche sind Segnungsworte und -sprüche, die ihren Ursprung in der Keltischen Religion und in der Keltischen Kirche haben.

Entstehung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die vorchristlich keltische Gesellschaft wurde geistig von Druiden geführt. Neben Priestern, Richtern, Lehrern, Künstlern und Ärzten gab es Barden, deren Aufgabe es war, in Liedern und Geschichten das kulturelle Wissen und die spirituelle Weisheit des Volkes zu tradieren. Da die keltische Kultur Wissen nur mündlich weitergab, hatten die Barden einen hohen sozialen Status. Im Zuge der Christianisierung haben irische Mönche Schottland und weite Teile Europas mit dem christlichen Glauben durchdrungen. Auch wenn die christliche Mission in Irland erstaunlich friedlich und unblutig verlief, kam es dennoch zu einer Serie von Konflikten gegenüber den keltischen Druiden. Aus Wertschätzung des keltischen Erbes haben sie die vorhandenen Mythologien der Keltischen Religion aber nicht versucht auszurotten, sondern sie in eine christliche Form zu transformieren und sie für die Nachwelt schriftlich zu fixieren.

Für die keltisch-christliche Spiritualität, die Nährboden dieser Segenswünsche ist, stand die Gegenwart des Göttlichen im Alltag außer Frage: Auch kleine alltägliche Dinge wurden wie ein Sakrament bewertet, was ihre Wichtigkeit und Heiligkeit unterstrich. So sind über viele Jahre Hunderte von Gebeten entstanden, die jede Situation des Lebens und alltägliche Verrichtungen wie kochen, weben, waschen oder aufstehen unter den Schutz des Himmels stellen.[1]

Historischer Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den historischen Hintergrund, auf dem die irischen Segenssprüche entstanden sind, bilden folgende Personen und Ereignisse: St. Patrick (385?/414? - 460/461), Missionar Irlands; Columban der Ältere (etwa 521-597), Apostel Schottlands, Begründer von Iona; Columban der Jüngere (etwa 530-615), arbeitete als Missionar in England, Frankreich und im alemannischen Raum; Cuthbert, Heiliger der keltischen Kirche (635-687); Synode zu Whitby (664), die keltische Kirche verliert ihre Eigenständigkeit; Beda (678-735), Benediktiner und Kirchenlehrer, Verfasser der ersten Geschichte Englands, von ihm wurden die christlichen Festtage für England festgelegt.[2]

Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die keltische Kirche in Irland war stark durch das Mönchtum geprägt. So war die Lorica, ein Morgengebet bzw. -hymnus. durch die spezifisch keltische Tradition und Mentalität geprägt. Iroschottische Elemente wie die Praxis des Segens nehmen heutzutage auch einige ökumenisch orientierten Gemeinschaften wie der Iona Community auf. Im englischsprachigen Raum versucht hauptsächlich der anglikanische Geistliche David Adam die iroschottische Spiritualität und insbesondere die irischen Segensformeln wiederzubeleben.[3]

Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Den Segenssprüchen ist oft ein starker Naturbezug und ein Umkreisen der Motive eigen, wie z.B. bei St. Patricks „Brustpanzer“[4] und bei „Wie der Hirsch schreit“[5][6][7]:

„Ich erhebe mich heute in der Kraft der Himmel, des Lichtes der Sonne, des Glanzes des Mondes, des Leuchtens des Feuers, des Eilens des Blitzes, des Sausens des Windes, der Tiefe des Meeres, der Festigkeit der Erde, der Härte der Felsen. Ich erhebe mich heute in der Kraft Gottes, der mich lenken möge, Gottes Macht erhalte mich aufrecht, Gottes Weisheit führe mich, Gottes Auge schaue für mich, Gottes Ohr höre mich, Gottes Wort spreche für mich, Gottes Hand schütze mich, Gottes Weg liege vor mir, Gottes Schild schirme mich, Gottes Heerschar rette mich [...]

Christus schütze mich heute gegen Gift, gegen Feuer, gegen Wasser, gegen Wunden, dass mir reichliche Belohnung werde. Christus sei mit mir, Christus vor mir, Christus hinter mir, Christus sei in mir, Christus unter mir, Christus über mir, Christus sei mir zur Rechten, Christus mir zur Linken, Christus sei, wo ich liege, Christus, wo ich sitze, Christus, wo ich mich erhebe, Christus sei im Herzen eines jeden, der an mich denkt, Christus sei im Munde eines jeden, der von mir spricht, Christus sei in jedem Auge, das mich sieht, Christus sei in jedem Ohr, das mich hört.[8]

St. Patrick: David Adam - Der Gott, der uns umgibt[9]

Traditionelle keltische Segenssprüche aus Iona, das im 6. Jh. n. Chr. die Wiege des nordeuropäischen Christentums darstellte[10]:

„Der tiefe Friede der rauschenden Wellen sei mit dir der tiefe Friede der fließenden Luft sei um dich der tiefe Friede der stillen Erde sei in dir der tiefe Friede der leuchtenden Sterne sei über dir.[11]

Segne uns, Gott den Mond, der über uns scheint die Erde, die uns trägt die Freunde, die uns umgeben dein Bild tief in uns.[12]

Leite mich, Gott, auf meiner Reise zur Gerechtigkeit, führe mich, Gott auf dem Pfad des Friedens, erneure mich, Gott, an den guten Quellen der Gnade[13]

Möge die Straße dir entgegen kommen, möge der Wind immer in deinem Rücken sein, möge der Regen sanft auf deine Felder fallen, möge Gott dich in seiner offenen Hand halten.[14]

Iona - Insel mit geistlicher Ausstrahlung[10]

altes Lemma:


Unter dem Begriff des Irischen Segens fallen Segnungsworte und -sprüche, die aus der traditionell-keltischen Spiritualität entstammen. Dabei muss die Herkunft des Segens nicht zwingend aus Irland sein.

Irische Segenssprüche verbinden oft alltägliche Gegebenheiten mit Geistlichem. Dabei wird meistens ein – nach heutigem Ermessen – veralteter Sprachstil verwendet. Die Urheberschaft kann bei den Segen zumeist nicht mehr eruiert werden, da früher die Segenswünsche nur mündlich überliefert wurden.[15]

Beispiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Möge die Straße uns zusammenführen
und der Wind in deinem Rücken sein;
sanft falle Regen auf deine Felder
und warm auf dein Gesicht der Sonnenschein.
II: Und bis wir uns wiedersehen,
halte Gott dich fest in seiner Hand. :II[16][17]

Aktualität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Irische Segenswünsche sind im angelsächsischen und deutschen Sprachraum sehr beliebt. So findet man in den Buchhandlungen oft eine Auswahl an Geschenkbänden mit Sammlungen von Irischen Segenssprüchen. Zu einigen Irischen Segensworten wurde auch Melodien komponiert, so dass man sie singen kann.[18]

Im englischsprachigen Raum hat vor allem der anglikanische Geistliche David Adam die keltisch-christliche Spiritualität und insbesondere das Segnen wiederzubeleben versucht. Hierbei spielen die sogenannten irischen Segensformeln eine bedeutende Rolle.[19]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Hans-Joachim Tambour: Der keltische Weg: Auf der Suche nach der christlichen Spiritualität Irlands. In: Friedrich Erich Dobberahn und Johanna Imhof (Hrsg.): Wagnis der Freiheit. Perspektiven geistlicher Theologie, Via-Verbis-Verlag, Scheidegg 2009, ISBN 978-3-933902-24-5, S. 3, 5.
  2. David Adam: Der Gott, der uns umgibt. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vlyn 2010, ISBN 978-3-7615-5765-5, Historische Erläuterungen, S. 157.
  3. David Adam: Segen. Über mir, vor mir, unter mir. Gebetserfahrungen aus dem irischen Segen, Konstanz 1993, Christliche Verlagsanstalt, ISBN 3-7673-7503-6.
  4. David Adam: Der Gott, der uns umgibt. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vlyn 2010, ISBN 978-3-7615-5765-5, Historische Erläuterungen, S. 14+15.
  5. Kuno Meyer: Selections from Ancient Irish Poetry. Constable & Company Ltd, London 1911, THE DEER'S CRY, S. 25–27 (englisch).
  6. Siehe auch: Ps 42,2 LU
  7. Lorica. In: OrthodoxInfo.de. Christlich-Orthodoxes Informationszentrum e.V., 10. Mai 2016, abgerufen am 1. Mai 2018.
  8. Alexander Carmichael: Das Kreuz in der Sonne. Altkeltische Sprüche und Gebete. Aus dem Englischen von Marianne Czygan und Ulrich Kabitz. Christian Kaiser Verlag, München 1978, ISBN 978-3-459-01175-9.
  9. David Adam: Der Gott, der uns umgibt. Aussaat Verlag, Neukirchen-Vlyn 2010, ISBN 978-3-7615-5765-5, Historische Erläuterungen, S. 11+12.
  10. a b Pfarrer Stephan Krebs: Iona - Insel mit geistlicher Ausstrahlung - In der Reihe "Heilige Orte". In: Deutschlandfunk Kultur. Deutschlandradio Körperschaft des öffentlichen Rechts, 10. August 2008, abgerufen am 7. Mai 2018.
  11. J. Philip Newell, "Each Day & Night". A weekly Cycle of Prayers from Iona in the celtic Tradition, Wild Goose Publications/The Iona community 1994, S. 16.
  12. Peter W. Miller, "Iona". Pilgrim Guide, Canterbury Press 1997, S. 51.
  13. J. Philip Newell, "Each Day & Night". A weekly Cycle of Prayers from Iona in the celtic Tradition, Wild Goose Publications/The Iona community 1994, S. 73.
  14. Peter W. Miller, "Iona". Pilgrim Guide, Canterbury Press 1997, S. 51.
  15. irish-net: Irische Segenswuensche
  16. Irischer Segen (Memento vom 12. Mai 2015 im Internet Archive)
  17. Aphorismen.de - Aphorismen, Zitate, Sprüche und Gedichte. Altirischer Segenswunsch. Abgerufen am 31. Mai 2014.
  18. Youtube Irischer Segen - Möge die Strasse uns zusammen führen ... Leo Cantabile, Liederkranz Wernau, 4. Oktober 2009, Johanneskirche Wernau
  19. Vgl. David Adam: Segen. Über mir, vor mir, unter mir. Gebetserfahrungen aus dem irischen Segen, Konstanz 1993, Christliche Verlagsanstalt, ISBN 3-7673-7503-6. Es gibt mehrere Bücher von Adam in englischer Sprache zum Thema.