Benutzer:JEW/Stein von Saint-Bélec

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Stein von Saint-Bélec

Der Stein von Saint-Bélec (oder Sanct-Bélec - französisch Dalle gravée de Saint-Bélec) ist eine gravierte Schieferplatte aus der frühen Bronzezeit, die 1900 von Paul du Châtellier (1833–1911) auf einem der Hügel von Coadri, in Leuhan im Osten des Département Finistère in der Bretagne in Frankreich entdeckt wurde. Auf dem Stein sind Linien eingraviert, die als Zeichnung einer Karte interpretiert werden. Sie wäre die älteste Kartendarstellung in Europa.

Die erste Ausgrabung des Grabhügels von Saint-Bélec wurde um 1860 von Maurice Halna du Fretay (1835-1901) vorgenommen. Bei ihrer Entdeckung war die Platte Teil der Westwand der Kammer und wurde ausgebaut. Châtellier brachte sie in sein Château in Pont-l’Abbé. 1901 beschrieb Châtellier sie in einem Bulletin der Archäologischen Gesellschaft des Finistère. Nach Châtelliers Tod verkauften seine Kinder 1924 seine Sammlungen an das Archäologische Museum von Saint-Germain-en-Laye. Die Platte wurde im Keller des Museums deponiert.

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Platte ist 2,2 m lang 1,53 m breit und wiegt etwa 1,5 Tonnen. Sie besteht aus Mustern (Näpfchen und geometrische Formen), die durch ein Liniennetz verbunden sind. Die Gravuren stellen Schälchen (französisch cupules) Ringe und andere Figuren dar, in denen einige eine formlose menschliche Figur und andere ein Tier sehen. Die Studien lassen vermuten, dass das Objekt aus der frühen Bronzezeit stammt (2.150 bis 1.600 v. Chr.)

Kartendarstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1994 zeigte eine von Jacques Briard durchgeführte Studie, eine Analogie zwischen den Darstellungen des Steins und Gravuren des Val Camonica in den italienischen Alpen. Diese Untersuchung steht in keinem Zusammenhang mit den nachfolgenden, die Aufschluss über die kartografische Natur der Darstellung gaben.

Nach umfangreichen Untersuchungen, die 2014 an den Platten der Grabhügel von Saint-Bélec vorgenommen wurden, stellt Yvan Pailler, in einem im Bulletin der Prehistoric Society French veröffentlichten Artikel fest, dass dies wahrscheinlich die älteste bekannte kartografische Darstellung eines Territoriums in Europa ist[1] und den Sektor des Tumulus im Odet-Tal darstellt. Damit wetteifert sie mit einer Ritzung im Dolmen von Guadalperal, die ebenfalls als älteste Darstellung eines Territoriums angesehen wird. Die Untersuchungen soll zeigen, dass die Darstellung eine mentale Landkarte ist, die auf Roudouallec zentriert ist. Sie verkörpert den Sektor des Grabhügels von Saint-Bélec mit dem oberen Tal des Odet und den umliegenden Flüssen (Isole (Ellé)|Isole, Steïr, Lair) sowie den Ausläufern der Montagnes Noires. Es entspricht einem Nordost-Südwest-orientierten etwa 30,0 x 21,0 km großen Gebiet.

Mehrere Motive erinnern an verschiedene Strukturen aus der frühen Bronzezeit (das zentrale Motiv würde eine Einfriedung darstellen, die geschlossenen Linien ein Parzellensystem und die Cupules die Standorte von Siedlungen oder Grabhügeln.

Ähnliche Artefakte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Petroglyphe vom Tumulus von Crugon in Renongar

Paul du Chatellier gibt an, dass einer der vertikalen Steine im 1876 in Renongar, nördlich von Plovan zerstörten Tumulus von Crugon Affinitäten mit der Platte von Saint-Bélec aufweist. Er machte ein Foto, das die Ähnlichkeit zeigt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Als älteste gesicherte Kartendarstellung gilt eine Tontafel aus der akkadischen Stadt Nuzi (heute Jorgan Tepe im Irak). Sie stammt aus der Zeit zwischen 2340 und 2200 v. Chr. Es gibt aber auch andere europäische Darstellungen dieser Art (Meschyritsch die mit Saint-Bélec konkurieren

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Kategorie:Megalithanlage im Département Finistère Kategorie:Petroglyphe Kategorie:Kunst der Ur- und Frühgeschichte