Benutzer:Jessipan/Selbstzahlermedizin

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Selbstzahlermedizin bezeichnet ein schon immer bestehendes, durchgehend wachsendes Segment der Medizin , das alle ärztlichen Leistungen zusammenfasst, die keine Kassenleistungen sind, im GKV-Leistungskatalog nicht aufgeführt sind und demzufolge von den Kassen nicht bezahlt werden. Waren es 1998 noch 65, sind es mittlerweile über 400 definierte Leistungen aus allen Fachgebieten der ambulanten Medizin. Ihr Volumen betrug 2011 ca. 1,3 Milliarden Euro. Der zweite Gesundheitsmarkt außerhalb der ärztlichen Praxen im Bereich der freien Gesundheitswirtschaft ( Wellness, Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsreisen ) hatte 2011 ein Gesamt-Volumen von ca. 80 – 90 Milliarden Euro ( BMG nennt 60 Milliarden) und war so groß wie der des ersten Gesundheitsmarktes des ambulanten ( 27,1 Milliarden Euro ) und stationären Bereichs (57,2 Milliarden Euro) zusammen.

Inhaltsverzeichnis
Abgrenzung zu GKV-Leistungen
Kritik
Online-Enzyklopädie der Selbstzahlerleistungen
Konzept der ÄGGP der Freien Gesundheits(fach)leistungen

Abgrenzung zu GKV-Leistungen

Selbstzahlermedizin beinhaltet Wunsch-, Zusatz-, Ergänzungs-, Komfort- oder auch Alternativ- und Präventionsmedizin und gleichermaßen alle IGeL (Individuelle Gesundheitsleistungen). Als Leistungsangebot im Bereich der personalisierten Medizin ist sie in einer modernen ganzheitlich verstandenen und praktizierten Medizin keinesfalls Fremdkörper, sondern integraler Bestandteil einer an Heilung und Gesundheit orientierten Medizin. Sie ergänzt lediglich die Leistungen der Gesetzlichen Krankenkassen, die in Deutschland eine weltweit anerkannte und gute ambulantem und stationäre medizinische Versorgung gewährleisten. Die Leistungen der Krankenversicherungen sind allerdings genehmigungspflichtig und an Kriterien gesetzlich gebunden. Krankenkassen dürfen nur Kosten für die Behandlung von Erkrankungen oder für festgelegte vorbeugende Untersuchungen übernehmen. Sie reichen nie über das vom Gesetzgeber definierte Maß einer notwendigen, ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Patientenversorgung hinaus, sind somit von den gesetzlichen Krankenversicherungen gedeckt , aber auch durch das Genehmigungsverfahren gedeckelt. Eine Verminderung wirtschaftlicher Ressourcen für das Gesundheitssystem führt zwangsläufig auch zu Veränderungen der Genehmigungspraxis. Der bestehende pragmatisch-dynamische Zusammenhang zwischen GKV- und Selbstzahler-Leistungskatalog wird sich im Zuge des fortschreitenden medizinisch-technischen Fortschritts und des demografischen Wandels ausweiten. Sparzwänge ergeben sich allein aus den verhältnismäßig geringen Wachstumszahlen der Ausgaben für den ambulanten Bereich von 2,9 % und des stationären Bereichs von 4,2% 2011. Die Selbstzahlermedizin richtet sich definitionsgemäß nach den Wünschen des Patienten und dem Wünschenswerten für den Patienten. Sie berücksichtigt innerhalb des persönlich-individuellen Maßes von Zufriedenheit und Wohlbefinden das jeweiligen Krankheits- und Gesundheitserleben und den Wunsch nach Art und Umfang der ärztlich- fachkundigen Leistung, insbesondere im Bereich von Gesundheitsförderung, Prävention, ärztlicher Beratung und Service. Über diese entscheidet allein der Patient.

Kritik

Umfragen zufolge wird die Selbstzahlermedizin mit ihren spezifischen Leistungen in der Bevölkerung akzeptiert. Die Kritik richtet sich vor allem - z.T. berechtigt - auf die Art und Umsetzung von IGe-Leistungen, trotz der Bemühungen von KBV und Bundesärztekammer über Empfehlungen und Hinweisen auf die gesetzlichen Vorgaben die IGeL-Praxis zu verbessern. Den IGeL fehlen eine einheitliche und allgemeingültige Definition und eine Systematisierung. Es existiert keine unabhängige Instanz, die die Qualität und Angemessenheit der IGeL kontrolliert. IGeL werden weitestgehend „freihändig" angeboten und durchgeführt. Dies führte in der Vergangenheit zu schwerwiegender Kritik am IGeL-Konzept auch unter Ärzten. Weiterhin gibt es keine allgemein verfügbaren Angaben über Qualifikation und Praxisausstattung, keine quantitative und qualitative Erfassung und Bewertung der Angebote.


Online-Enzyklopädie der Selbstzahlerleistungen

Die verschiedenen IGeL-Listen sind nicht verbindlich, immer unvollständig und nicht aktualisiert. Die Med-well Liste wird seit 2011 nicht mehr neu aufgelegt. Demgegenüber enthält die unter der Leitung der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheit und Prävention (ÄGGP) von der Ärzteschaft selbst erstellte und ständig aktualisierte online-Enzyklopädie der Freien (ärztlichen) Gesundheits(fach)leistungen (FGL) eine vollständige Liste aller FGL, die mittlerweile über 400 FGL beinhaltet. Die FGL aus dieser Liste erfüllen die zivil-, straf- und sozialrechtlichen Grundlagen medizinischer Leistungen. Sie orientieren sich an dem seit 1998 bestehenden Konzept der Selbstzahlermedizin der Deutschen Ärzteschaft. Es werden in der wiki-medi-Liste fundierte Qualitätsansprüche (Empfehlungsstärke von Good Clinical Practice) an Angebot und Durchführung gefordert. Die normative Regelungsstärke der Enzyklopädie sorgt für Transparenz, Vergleich- und Überprüfbarkeit der FGL und deren Kosten für die Patienten. Die Bezeichnung Freie Gesundheitsleistung (FGL) beendet den Dysphemismus IGeL und dessen negative Konnotationen in der Öffentlichkeit. Die Selbstzahlermedizin rekrutiert sich demnach auf der Basis von FGL als Ergänzungs- und Zusatzmedizin, ermöglicht in Einzelfällen auch neue Verfahren in die Diagnostik und Behandlung innovativer und entschlossener einzuführen und lässt Arzt und Patient partnerschaftlich und gut informiert aufeinander treffen.

Literatur

• Lothar Krimmel, Bernhard Kleinken: MEGO - Medwell-Gebührenverzeichnis für Individuelle Gesundheitsleistungen. Ausgabe 2007. ecomed, Landsberg 2006, ISBN 3-609-16247-3

• KBV, BÄK, DNEbM: Selbst zahlen? Ein Ratgeber zu Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) für Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte 2. Auflage November 2012

weblinks
http://www.free-med.net/presse-2/interview-fuer-beste-gesundheit/
http://www.free-med.net/presse-2/interview-mit-dr-rer-pol-wolfgang-marfels/
http://wiki-medi.de/
http://www.aeggp.de/
http://www.free-med.net/


Fußnoten http://www.spifa.de/pressearchiv-2/130-gouda-kampagne-kasse-verkauft-käse.html

VV-Beschluss der KV NO Erhalt des Versorgungsauftrages durch Selbstzahlermedizin (13.09.13)