Benutzer:Louisa K~dewiki/Artikel

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Die Mädchenerziehung im 19. Jahrhundert hatte das Ziel, Mädchen so früh wie möglich, an die „weiblichen Pflichten“ und vorherrschende Familienstruktur zu gewöhnen. Höhere Schulen oder berufliche Ausbildungen waren für Mädchen die Ausnahme. Hausfrau und Mutter war im 19. Jahrhundert die gesellschaftliche Stellung und der „natürliche Beruf“ der Frau. Lebensziel war es, eine gute Heirat zu machen und gute Ehefrau zu sein.

Frauen im Haushalt im Jahr 1894

Leben im 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die gesellschaftlichen Einflüsse in dieser Zeit bestimmten das Rollenbild der Frauen und Mädchen besonders deutlich.

Zitat von Christina Ujma:

„Besonderer Überwachung war die Sexualität berufstätiger Frauen ausgesetzt. Zölibatär sollten nicht nur Dienstmädchen, sondern auch Lehrerinnen leben, wie Claudia Huerrkamp in ihrem Beitrag ausführt. Der einzig akzeptable Beruf für Bürgerstöchter ist untrennbar verbunden mit dem zähen Kampf um Frauenbildung, dem in Deutschland mehr Widerstand als in den Nachbarländern entgegengesetzt wurde; so öffnete das erste deutsche Mädchengymnasium erst 1893 seine Pforten.

Ein anderer Beruf, in dem relativ viele Frauen anzutreffen waren, war der der Künstlerin, wie Ute Frevert in einem glänzend geschrieben Aufsatz über den Künstler ausführt. Waren Frauen in den performativen Künsten - als Sängerin, Schauspielerin oder Tänzerin - nicht wegzudenken, hatten sie es in der bildenden Kunst erheblich schwerer. Frauen wurden in der Kunstwelt des 19. Jahrhunderts, die zwischen Großkünstlertum und Boheme anzusiedeln ist, massiv diskriminiert und behindert, aber immerhin waren zu Ende des Jahrhunderts 20 Prozent der Maler weiblichen Geschlechts. Da Ausbildung und Zugang im Unterschied zum Beruf des Arztes oder Rechtsanwaltes nicht staatlich reglementiert waren, stellte die Künstlerinnenexistenz immerhin eine Existenzmöglichkeit für Frauen dar, die anderes im Sinn als Ehe und Familie hatten, erklärt Frevert diesen Umstand.“[1]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert bestand eine Familie meistens aus vier bis sechs Personen. Das Oberhaupt der Familie war der Mann. Frauen waren oft Mägde, Hebammen und Krämerinnen. In besseren Familien beaufsichtigte die Frau die Dienerschaft und im Betrieb des Mannes übernahm sie den Verkauf, die Buchführung, Aufsicht der Lehrlinge und die Vertretung des Mannes. Desweiteren musste sie die Kinder versorgen und sich um Kleidung, Essen und Trinken und falls vorhanden um Garten und Vieh kümmern. Für manche Frauen blieb nur das betteln oder die Prostitution. In der Politik hatte sie keine Rechte.

Haushalt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Da viele Haushalte mit Landwirtschaften und Gewerbebetrieben verbunden waren, wurde viel in Eigenproduktion hergestellt. Diese Arbeiten mußten die Frauen und Mädchen bewältigen. Auch in anderen Haushalten – wie bei Akademikern oder ähnlichen wurde unter anderem geschlachtet, gestrickt, gesponnen und gebacken. Diese Arbeit verrichteten die Hausfrauen alleine oder wenn es möglich war, mit Hilfe von Dienstmägden. Im Haushalt lebende Mädchen verdienten sich als Putzmädchen, Zeitungs–, Milch oder Backwarenausträgerin ein kleines Zubrot.

Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Puppenhaus

Durch den Einfluss der Kirche fand man in der Adelsschicht und im aufkommenden Bürgertum geschlechterspezifisches Spielzeug zum spielen. Mädchen wurden spielerisch auf ihre zukünftige Rolle als Mutter und Hausfrau vorbereitet. Die häusliche Ordnung wurde mit Puppen und Puppenhaus nachgespielt.

Schulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 19. Jahrhundert kam der Wunsch nach mehr Bildung für Mädchen auf. Die Töchter aus dem geringeren Bürgertum hatten so gut wie keine Erwerbsmöglichkeiten. Damit stellten die Frauen und Mädchen als Familienmitglieder in den weniger wohlhabenden Familien eine finanzielle Belastung dar. Mädchen aus den Mittel– und Unterschichten besuchten die Elementar– beziehungsweise Volksschulen. Höhere Töchterschulen kamen nur für wenige Familien in Frage, da diese Ausbildung viel Geld gekostet hatte.

Volksschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mädchen und Jungen gingen in den unteren Klassen gemeinsam in die Schule. In den oberen Klassen wurden Mädchen getrennt unterrichtet. Eine Klassenstärke bis zu 70 Kindern war keine Ausnahme. Als eine Erziehungsmethode wurde die Prügelstrafe auch an Mädchen angewendet. Als Unterrichtsfächer gab es unter anderem: Lesen, Rechnen, Schönschreiben, Vaterländische Geschichte, Religionslehre und biblische Geschichte. Turnunterrichtet war für Mädchen verboten.[2] Mädchen bekamen Unterricht in „weiblichen Handarbeiten“, was später um „Strick– und Nähunterricht“ ergänzt wurde. Mit diesem Unterricht wollte man die Freude an Sorgfalt und Genauigkeit stärken.[3]

Nach dem Abschluss der Volksschule hatten die Mädchen die Möglichkeit als Dienstmädchen oder Fabrikarbeiterin zu arbeiten. Wenn es sich die Familie leisten konnte, blieben ihre Töchter zu Hause und warteten auf die Heirat.

Private Mädchenschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts wurden private Mädchenschulen für höhere Töchter errichtet. In diesen Schulen wurden die Mädchen – meist von reichen Eltern, unter anderem in den Fächern Schönschreiben, Rechnen, Geographie, Deutsch und Französisch unterrichtet. In den Handarbeitsstunden wurde ausschließlich Französisch gesprochen.[4]

Höhere Mädchenschulen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sobald Mädchen das schulpflichtige Alter erreichten, konnten sie ohne Volksschulausbildung diese Schule besuchen. Eine Klassenstärke von nur 20 Kindern erleichterte das Lernen. An diesen Schulen – die in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet wurden, sind die Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern sehr wenig unterrichtet wurden. Die Lehrerinnen waren nicht auf Universitäten ausgebildet und hatten nur eine Ausbildung zu „Erziehung zur Weiblichkeit“.[5] Die Unterrichtsfächer waren annähernd gleich wie an privaten Mädchenschulen. Es gab monatlich sogenannte Zwischenberichte über den Leistungsstand der Schülerinnen. Zusätzlich gab es Noten für Aufmerksamkeit, häuslichen Fleiß und Ordnungsliebe. Die Prügelstrafe als eine Erziehungsmethode für Mädchen kam nur selten zur Anwendung. Hervorzuheben ist, dass die Mädchen auch auf eine berufliche Selbständigkeit vorbereitet wurden.

Für eine weitere Ausbildung blieb nur die Ausbildung zur Lehrerin. Für die Mädchen gab es kaum weitere Möglichkeiten qualifizierte Berufe zu erlernen.[6]

Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zitat von Wim Hofmann:

„Die Schneewittchen-Figur hat wie andere Märchenfiguren von unschuldig verfolgten Frauen die Märchenherausgeber in besonderem Maße angesprochen. Das Märchen Schneewittchen gehört daher auch zum nahezu unverzichtbaren Bestandteil von Anthologien, repräsentiert oft die Gattung Grimm in Ausgaben verschiedener Herausgeber, dominiert infolge seiner Bekanntheit über die Zeiten hinweg in bildlichen Darstellungen und gibt darüber hinaus immer wieder Anlass zu Neubearbeitungen, Parodien und Travestien. Schneewittchen ist eine schöne junge Frau, naiv und unschuldig in ihrem Wesen, arbeitsam, höchst hilfsbereit und bestimmt vom christlichen Glauben. Mit diesen Eigenschaften verkörpert sie wie Aschenputtel das Idealbild bürgerlicher Mädchenerziehung im 19. Jahrhundert und darüber hinaus. Die Stiefmutter als ihr Gegenbild ist zwar auch schön, jedoch nicht wie Schneewittchen durch innere Werte ausgezeichnet, sondern durch nicht nachahmenswerte Eigenschaften und Fähigkeiten wie Stolz und Übermut und vor allem Neid. Ihre Schönheit ist daher vergänglich. Schneewittchens „Reinheit“ dagegen bleibt Signum des ganzen Märchens.“[7]

Einzelnachweise und Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Christina Ujma: Stützen der Gesellschaft. (literaturkritik.de [abgerufen am 5. April 8]).
  2. Man sorgte sich um die Gesundheit der Mädchen. Desweiteren sollten keinerlei „verbotene Reize“ geschaffen werden, die Mädchen negativ beeinflussen könnten.
  3. Damit wurde den Mädchen ihre zukünftige gesellschaftliche Rolle im Haushalt gezeigt.
  4. Der französischen Sprache – als vornehme Sprache, kam große Bedeutung zu. Diese Schulen haben sich nicht durchgesetzt.
  5. Frauen war es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nicht erlaubt eine Maturaprüfung abzulegen.
  6. Es war unüblich das Lehrerinnen heirateten. Wollte eine Lehrerin doch heiraten, musste sie ihren Beruf aufgeben.
  7. Wim Hofman: Schwarz wie Tinte ist die Geschichte von Schneewittchen und den sieben Zwergen. München 1999 (literaturkritik.de [abgerufen am 5. April 2008]).

Literaturverzeichnis[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gerhard Ute: Verhältnisse und Veränderungen. Frauenarbeit, Familie und Rechte der Frauen im 19.Jahrhundert. Frankfurt 1978.
  • Friese Marianne: Frauenarbeit und soziale Reproduktion. Hrsg.: Universität Bremen. Bremen 1991 (Eine Strukturuntersuchung zur Herausbildung des weiblichen Proletariats im Übergangsprozess zur bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft- dargestellt in der Region Bremen).
  • Münster-Schröer Erika: Frauen in der Kaiserzeit (Arbeit, Bildung, Vereinswesen, Politik und Konfession. Bochum 1992 (eine sozialgeschichtliche Untersuchung am Beispiel einer rheinischen Kleinstadt).
  • Friedrich, Margret: Hatte Vater Staat nur Stieftöchter? Initiativen des Unterrichtsministeriums zur Mädchenausbildung 1848-1919. Hrsg.: Brigitte Mazohl-Wallnig. Wien, Köln, Weimar 1995, S. 301–342 (Bürgerliche Frauenkultur im 19. Jahrhundert (L´Homme Schriften)).
  • Zwischen „Beruf der Frau“ und Frauenberuf - Zur Entwicklung des berufsbildenden Schulwesens für Mädchen im „langen“ 19. Jahrhundert. 1995, S. 105–112 (Beiträge zur historischen Sozialkunde).
  • Brehmer, Ilse, Simon: Geschichte der Mädchenerziehung und Frauenbildung in Österreich. Ein Überblick. Hrsg.: Gertrud. Leykam, Graz 1997.
  • Ursula Bredel u.a. (Hrsg.): Pensionsgeschichten und Mädchenerziehung im 19. Jahrhundert. Köln 2002 (In: Frauen antizipieren Zukunft. Interdisziplinäre Beiträge zur Frauenforschung. Band 2: 1. Teilband: Gefühl. 2. Teilband: Mädchenbildung.).

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stadtarchiv Braunschweig. Haushalt, Hausarbeit, Nahrung, Wohnungseinrichtung www.gibs.info Stand: 06.04.08