Benutzer:Ludki /Jan Hus-Der Feuervogel von Konstanz

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der Artikel behandelt den Roman

Jan Hus. Der Feuervogel von Konstanz
von Tania Douglas
'fontis Brunnen Basel, 2015
978-3-0848-036-5

Widmung: Jedes Jahr werden weltweit Tausende von Gefangenen exekutiert. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.

Der Roman beginnt in einem kleinen Dorf in Böhmen. Hier wächst Johannes von Husinetz als Fuhrmannssohn auf. Dem Wunsch seiner Mutter folgend, besucht er eine kirchliche Schule in der nahen Stadt. Daraufhin geht er nach Prag an das berühmte Karlskolleg.

Die zweite Hauptfigur des Romans Aneschka kehrt ebenfalls nach Prag zurück, wo sie den Dienst bei wohlhabenden Leuten aufnimmt und später zusammen mit der Tochter des Hauses eine höhere Töchterschule gründet.

Jan Hus, Jan die Gans in deutscher Übersetzung - wie Johannes sich nach einem Versuch der Demütigung durch einen Mitstudenten nennt, durchläuft in Prag alle Stufen der kirchlichen Laufbahn, bis er schließlich zum Rektor des Kollegs aufsteigt. Das Angebot in der Bethlehemskapelle zu predigen, nimmt er gern an. Gibt es ihm doch die Freiheit, neue Ideen, die von der Britischen Insel herüberschwappen, an die Zuhörer zu bringen.

Damit jedoch zieht er auch die Aufmerksamkeit und den Zorn der Kirchenobersten in Böhmen und später in Rom auf sich. Er erhält ein Predigt-, später Aufentaltsverbot und wird sogar gebannt. Als Wanderprediger zieht er nun durch seine böhmische Heimat und versammelt eine immer größer werdende Gemeinde um sich, die den neuen Ideen offen gegenübersteht.

Geschichtlicher Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zwei, später drei Päpste rangeln um die Würde, Vertreter Gottes auf Erden zu sein. Dem Adel ist eine solche Uneinigkeit durchaus recht, bis auf Sigismund, dem deutschen König, der allzugern zum Kaiser des Römischen Reiches Deutscher Nation gekührt werden möchte. Ihm ist klar, daß das nur geht, wenn die Kirche geeint wird. Er sinnt also auf ein großes Kirchentreffen auf neutralem Grund, dessen Aufgabe die Reform der Kirche an Haupt und Gliedern und die Zurückdrängung der reformatorischen Bewegung in ganz Europa ist. Konstanz am Bodensee wird über vier Jahre zum Austragungsort eines Konzils der Superlative.

Eben dieser Sigismund lädt Jan ein, in die Bodenseestadt zu kommen und hier seine Ideen vorzutragen, viele Jahre bevor Luther in Wittenberg es mit seinem Thesenanschlag ihm gleich tat. Er versprach ihm freies Geleit, eine große Bühne und eine sichere Rückkehr in seine böhmische Heimat.

„Sie brandeten um Jan herum, buhlten um seine Aufmerksamkeit, baten um ein Wort, einen Blick. Ein Schuster, den Jan seit vielen Jahren kannte und der ein treuer Besucher der Bethlehemkapelle war, packte seine Hand.

"Gott sei mit dir! Ich glaube, du wirst nicht wiederkommen!", stammelte er unter Tränen. Jan, einen Augenblick sprachlos, löste sich sanft aus seiner Umklammerung und legte begütigend einer Hand auf seine sehnige Schulter.

"Christus allein ist Herr über unser Schicksal. So, wie es kommen wird, wird es auch gut sein, mein Freund", sagte Jan warm. "Drum sorge dich nicht, sondern lebe weiterhin gottgefällig, und dann werden wir uns wiedersehen - in dieser Welt oder in der anderen."“

ebenda, S. 474

Doch die Vorstellung die Ideen des Engländers Wyclifs einem breiten Publikum darzulegen, schienen für Jan doch allzuverlockend.

Jan macht sich gefolgt von Aneschka, ... und einer Eskorte von zwei Rittern auf den Weg an den Bodensee.

Hier überschlugen sich allerdings die Ereignisse.

Das Konzil schien zu platzen, nachdem der einzige anwesende Papst sich auf der Flucht nach Freiburg befand.

Nun witterte Nikolaus Zeiselmeister, der oben genannte Mitstudent Jans am Karlskolleg Brandgeruch. Jan wurde inhaftiert, verhört und wieder inhaftiert. Er war der Ketzerei, der schwersten kirchlichen Verfehlung angeklagt. Monate zog sich der Prozeß hin.

Der Roman endet am Stadtrand von Konstanz an einem Scheiterhaufen um den sich beste Freunde, ärgste Feinde und die allgegenwärtigen unliebsamen Neugierigen (hier noch ohne Handy) gruppieren.

„Herr, verleih ihm Kraft! Und lass ihn nicht wanken, in diesem Augenblick! Wenn er jetzt nachgab, so wusste sie, würde Jan es sich niemals verzeihen.es würde der Anfang eines langsamen, schrecklichen Siechtums sein. ein so aufrechter Mann wie Jan konnte nicht widerrufen, woran er mit aller Kraft glaubte, ohne daran zu Grunde zu gehen!“

ebenda, S. 708

Geschichtlicher Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Böhmen vergaben Sigismund seinen Wortbruch an Jan nicht. Seine königliche Würde über das Böhmerland, die er später von seinem Halbbruder Wenzel übernahm wurde von den Untergebenen nicht anerkannt. In Prag formierte sich nach Jans Verbrennung gewalttätiger Widerstand, der als Hussitenbewegung raubend, brandschatzend und marodierend über Jahrzehnte hin in die Europäische Geschichte einging. Das Konzil hat zwar erreicht, das es nunmehr nur noch einen Papst, einen Kirchenstaat gab - der Brandgeruch hängt der lieblichen Stadt am Bodensee aber noch heute an.

Die Autorin vermag in diesem Roman mit Worten zu malen. Ein Wortschatz, der weit über das Zeitungsdeutsch hinaus geht, zeichnet Bilder der Geschichte und einer großen Liebe, die von Achtung, Fürsorge und Verzicht getragen wird. Sie stellt dem Lesenden Fragen, die er nur für sich selbst beantworten kann, moralisiert nicht und zeichnet doch ein Bild eines bedeutenden Urvaters der Reformation auf deutschem Boden.