Benutzer:Lung/Baustelle

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Der Bundesnachrichtendienst (BND) mit Sitz in Pullach bei München sowie in Berlin ist neben dem Bundesamt für Verfassungsschutz und dem Militärischen Abschirmdienst einer der drei deutschen Nachrichten- bzw. Geheimdienste des Bundes. Er ist der Auslandsnachrichtendienst Deutschlands und damit zuständig für die Beschaffung von sicherheits- und außenpolitisch relevanten Informationen aus dem Ausland bzw. über das Ausland (§ 1 Abs. 2 BND-Gesetz). Der BND ist eine dem Bundeskanzleramt angegliederte Dienststelle.

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An den beiden Standorten Pullach und Berlin sowie in den Auslandsdienststellen (Residenturen) arbeiten ca. 5.800 Mitarbeiter. Es ist geplant, bis 2011 beide deutschen Dienststellen in Berlin zusammenzufassen. Standort soll das Gelände des ehemaligen Stadions der Weltjugend im Bezirk Mitte sein. Das neue Gebäude in der Chausseestraße wird vom Berliner Büro Kleihues und Kleihues geplant. Die Teilumzüge der Abteilungen 3 (Auswertung) und 5 (Internationaler Terrorismus und Organisierte Kriminalität) sind bereits größtenteils abgeschlossen. Bis 2010 sollen weitere Teilumzüge erfolgen, um vollendete Tatsachen zu schaffen und einen möglichen Stopp des Umzuges wegen explosionsartig steigender Kosten (mehr als 1,7 Milliarden Euro) für den ersten Bauabschnitt (bis 2011) zu umgehen. Die Höhe der Kosten für den Bauabschnitt II (nach 2011) können noch nicht abgeschätzt werden. Die Flächen für den zweiten Bauabschnitt sind bereits ausgewiesen.


Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vorläufer und Ursprung des BND ist die sogenannte Organisation Gehlen. Sie war ein aus den Überbleibseln der Abteilung Fremde Heere Ost (FHO) des deutschen Generalstabs, die für Bewertung der Feindlage durch Beschaffung und Auswertung von Nachrichten zuständig war, nach Ende des Zweiten Weltkriegs von Amerikanischen Besatzungsbehörden mit deutschem Personal errichteter Geheimdienst. Reinhard Gehlen hatte die FHO seit 1942 bis zum Kriegsende geleitet. Nach seiner Anwerbung durch die Amerikaner zum Aufbau eines neuen Geheimdienstes gelang es ihm, eine bemerkenswerte Anzahl der noch lebenden Mitglieder seiner früheren Dienststelle hierfür anzuwerben. Aus ihnen entstand der zunächst namenlose, später als Organisation Gehlen bezeichnete Geheimdienst in der Amerikanischen Besatzungszone, woraus sich bis heute der Standort Pullach des BND erklärt.
Der BND wurde eingerichtet, indem die Organisation Gehlen 1956 von den amerikanischen Behörden übernommen und in den BND überführt wurde.


Organisation[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

An der Spitze des BND steht ein Präsident. Folgende Personen hatten seit 1956 dieses Amt inne:

Präsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND)

Name Beginn der Amtszeit Ende der Amtszeit 

1 Reinhard Gehlen 1. April 1956 30. April 1968 2 Gerhard Wessel 1. Mai 1968 31. Dezember 1978 3 Dr. Klaus Kinkel 1. Januar 1979 26. Dezember 1982 4 Eberhard Blum 27. Dezember 1982 31. Juli 1985 5 Heribert Hellenbroich 1. August 1985 27. August 1985 6 Hans-Georg Wieck 4. September 1985 2. Oktober 1990 7 Konrad Porzner 3. Oktober 1990 31. März 1996 8 Konteradmiral Gerhard Güllich (kommissarisch) 1. April 1996 4. Juni 1996 9 Hansjörg Geiger 4. Juni 1996 17. Dezember 1998 10 August Hanning 17. Dezember 1998

Struktur des BND[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bundesnachrichtendienst ist in 8 Abteilungen unterteilt, die alle unterschiedlichen nachrichtendienstlichen Aufgaben nachgehen:


Abteilung 1: Operative Aufklärung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die operative Aufklärung ist eine sogenannte HUMINT (Human Intelligence) Abteilung, die Gewinnung von geheimen Informationen über das Ausland mit Hilfe von menschlichen Quellen anstrebt. Die Agenten der operativen Aufklärung erhalten jedoch, im Gegensatz zu vielen ausländischen Geheimdienstlern, keine physische Ausbildung, sondern nur mentales Training. Auch sind offiziell keine operativen Aufklärer befugt, eine Dienstwaffe zu tragen, geschweige denn, diese anzuwenden. Dies könnte sich aber in den nächsten Jahren mit der öffentlich bereits diskutierten "Aufgabenfeld-Erweiterung" des BND, dem Hinzukommen immer gefährlicherer Einsatzgebiete, wie zum Beispiel dem Kampf gegen Terrorismus und Drogenhandel, ändern. Die Ausbildung der Lehrgangsteilnehmer dauert 2 Jahre im mittleren Dienst (LM) und 3 Jahre im gehobene Dienst (FHB). Unterrichtet wird int. Politik, Sicherheit (personell und materiell), Sport, waffenlose Selbstverteidigung, Ansprache und Führung von Quellen, Kommunikationsmöglichkeiten aus Krisengebieten, Lausch- und Spionagetechnik, Taktik des Gegners, Observation und Forschung sowie viele andere Fächer wie Staatsrecht, Verwaltungsrecht, Haushalts-Kassen-Rechnungswesen.


Abteilung 2: Technische Beschaffung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die technische Beschaffung beschäftigt sich unter anderem mit der Informationsbeschaffung auf technischer Basis. Interessante Informationen werden durch Filterung der internationale Kommunikationsströme gewonnen. Dazu betreibt die Abteilung 2 Dienststellen im ganzen Bundesgebiet.

Diese Fernmelde- und elektronische Aufklärung bezeichnet man als SIGINT (Signal Intelligence), die sich weiter in COMINT (Communications) und ELINT (Electronic Intelligence) gliedert, wobei COMINT der Gewinnung von Informationen aus Gesprächsinhalten dient und ELINT der aus Daten-Signalen, wie u. a. Richtfunkstrecken, Datensignalübertragungen und verschlüsselte Sendungen, die einer besonderen Aufbereitung vor der Auswertung bedürfen. Früher gebräuchlicher Tastfunkverkehr (Morse-Technik) ist heute zumeist durch verschlüsselte Funkfernschreiber (RTTY), quasi weiterentwickelte Nachfolger der "ENIGMA"-Verschlüsselungsmaschinen, ersetzt worden und zunehmend inhaltlich schwieriger aufklärbar.


Abteilung 3: Auswertung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Abteilung Auswertung dient als Dreh- und Angelpunkt für Aufträge. Sie ist für die Auswertung der erlangten Informationen aus den Beschaffungsabteilungen (1, 2 und 5) zuständig.


Abteilung 4: Steuerung und zentrale Dienstleistung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die 4. Abteilung ist die Verwaltungsabteilung des Bundesnachrichtendienstes. Personalmanagement, Finanzen, Rechtswesen und Zentrale Serviceleistungen sind die Aufgabenfelder dieser Abteilung.


Abteilung 5: Operative Aufklärung / Auswertung Organisierte Kriminalität-Internationaler Terrorismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Bundesnachrichtendienst trägt einem gestiegenen Informationsbedürfnis über so genannte transnationale Phänomene, wie "der Internationale Terrorismus" und die Organisierte Kriminalität, mit der Abteilung 5 Rechnung. Informationen über asymmetrische Bedrohungen, wie Terrorismus, Kriminalität etc., werden in dieser Abteilung bearbeitet.


Abteilung 6: Technische Unterstützung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diese Abteilung beliefert alle anderen Abteilungen des Bundesnachrichtendienstes mit technischem Material, wie Computer, nachrichtendienstlichen Geräten, Handys und ähnlichem.


Abteilung 7: Schule des BND[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hier werden Mitarbeiter aus allen Abteilungen aus- und weitergebildet. Als künftiger Sitz ist Köln bzw. ein unauffälliges Areal bei Heimerzheim "im Gespräch", wahrscheinlich eine Bundespolizei-Kaserne. Ein weiterer Standort der SBND (Schule des BND) befindet sich in Söcking/Starnberg am Starnberger See.

"Tarnbezeichnung": Bundesstelle für Fernmeldestatistik.


Abteilung 8: Sicherheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dem BND ist die Sicherheit des eigenen Personals besonders wichtig, da er, im Gegensatz zu anderen Behörden, ein besonderes Geheimschutzbedürfnis hat. Dem Bundesnachrichtendienst obliegt die Eigensicherung des Personals, der Informationen, Einrichtungen und Geräte.


Getarnte Dienststellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bundesstelle für Fernmeldestatistik (BFSt): Der BND betreibt unter diesem offiziellen Namen mehrere Abhörstationen in Deutschland, mit denen sämtlicher Nachrichtverkehr abgehört werden kann. Diese finden sich an folgenden Orten:

Monschau-Höfen (angeblich bis 1999) Butzbach Brühl Husum Pullach (Zentrale des BND) Schöningen Starnberg Stockdorf Großbasis-Fernpeilanlage Typ "Wullenwever" in Ladelund bei Flensburg und Augsburg-Gablingen in Zusammenarbeit mit der Streitkräftebasis der Bundeswehr. Ionosphäreninstitut Rheinhausen: für 2,5 Mio. Euro wurden hier im Auftrag der Bundesstelle für Fernmeldestatistik in Stockdorf folgende Arbeiten durchgeführt: Planung und Überwachung der Heizungs-, Lüftungs-, Sanitär-, MSR-, Elektroanlagen Außenstelle der Bundesvermögensverwaltung Abteilung Sondervermögen (früherer Tarnname der Zentrale des BND in Pullach) Bundessprachenamt: An der Brühler Adresse der Bundesstelle für Fernmeldestatistik (BND) findet sich diese Namensbezeichung. Entweder residiert der BND nicht mehr unter dieser Adresse, oder das Bundessprachenamt ist eine weitere Tarnbezeichung für eine Depandance des BND in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr. Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI, Bonn, früher: "Zentralstelle für Chiffrierwesen" Außerdem ist es ein offenes Geheimnis, dass viele der Auslandsniederlassungen des Goethe-Instituts als inoffizielle Residenturen dienen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Charisius, Albrecht: Nicht länger geheim : Entwicklung, System und Arbeitsweise des imperialistischen deutschen Geheimdienstes / Albrecht Charisius ; Julius Mader. - 1. - 30. Tsd.. - Berlin : Dt. Militärverlag, 1969. - 631 S.
  • Juretzko, Norbert: Bedingt dienstbereit : im Herzen des BND ; die Abrechnung eines Aussteigers / Norbert Juretzko ; Wilhelm Dietl. - Berlin : Ullstein, 2004. - 382 S. - ISBN 3-550-07605-3
  • Krüger, Dieter: Konspiration als Beruf : deutsche Geheimdienstchefs im Kalten Krieg / Dieter Krüger...(Hg.). - 1. Aufl. - Berlin : Links, 2003. - 352 S. - ISBN 3-86153-287-5
  • Müller, Peter F.: Gegen Freund und Feind : der BND, geheime Politik und schmutzige Geschäfte / Peter F. Müller & Michael Mueller. - 1. Aufl. - Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 2002. - 718 S. - ISBN 3-498-04481-8
  • Schmidt-Eenboom, Erich: Empfänglich für Geheimes in: Beyrer, Klaus: Streng geheim : die Welt der verschlüsselten Kommunikation ; [Publikation anläßlich der Ausstellung "Streng Geheim! Die Welt der Verschlüsselten Kommunikation" im Museum für Post und Kommunikation Frankfurt am Main (7. Oktober 1999 bis 27. Februar 2000) ... Museum * / hrsg. von Klaus Beyrer. Mit Beitr. von Klaus Beyrer ... Eine Publikation der Museumsstiftung Post und Telekommunikation. - Heidelberg : Umschau/Braus, 1999. - 303 S. - (Kataloge der Museumsstiftung Post- und Telekommunikation ; 5). - ISBN 3-8295-6906-8
  • Schmidt-Eenboom, Erich: Geheimdienst, Politik und Medien : Meinungsmache Undercover. - Berlin : Homilius, 2004. - 401 S. - (Edition Zeitgeschichte ; 16). - ISBN 3-89706-879-6 (Leseprobe)
  • Top(f) secret : die "Geheimrezepte" des Bundesnachrichtendienstes / Renate Gassmann [Bearb.] ; Bundesnachrichtendienst [Hrsg.]. - Bonn : Varus Verl., 2002. - 107 S. - Ringheftung. - ISBN 3-928475-60-6 (Kleine kulinarische Skurrilität: Der BND hat 2002 ein Kochbuch unter dem Motto "Speisen, Spannung und Spione" für passionierte HobbyköchInnen herausgegeben. Bon appetit!)
  • Ulfkotte, Udo: Verschlußsache BND. - München ; Berlin : Koehler & Amelang, 1997. - 367 S. - ISBN 3-7338-0214-4
  • Zolling, Hermann: Pullach intern : General Gehlen und die Geschichte des Bundesnachrichtendienstes / Hermann Zolling ; Heinz Höhne. - 1. bis 20. Taus. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 1971. - 378 S. - ISBN 3-455-08760-4

Literatur von und über Bundesnachrichtendienst im Katalog der DDB


Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Einordnung: Nachrichtendienst (Deutschland)