Benutzer:Markus Bärlocher/Storytelling

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Storytelling (zu deutsch etwa "Geschichten erzählen") ist eine Erzählmethode, mit der explizites, aber vor allem implizites Wissen weitergegeben wird.

Konkret geht es um das Erzählen von Geschichten und um aktives Zuhören. Wichtig ist, dass der Zuhörer in die erzählte Geschichte eingebunden wird. Dadurch wird der Inhalt der Geschichte nicht nur „gehört“, sondern auch „erlebt“. Das hat den Vorteil, dass das zu transportierende Wissen eher verstanden wird und sich zudem verfestigt.

Storytelling ist eine alte schamanische Technik und wird u. a. auch in der Bildung und im Wissensmanagement und als Methode zur Problemlösung eingesetzt.

Historische Entwicklung des Storytellings[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Erzählkunst ist einer der ältesten Berufe. Seitdem der Mensch zu sprechen begann, hat er Geschichten der Tatsache oder Fiktion entsprechend weitergereicht. Jede Kultur hat ihre eigenen Geschichten. Die frühen Künstler versuchten Ihre Geschichten durch Höhlenzeichnungen und Felsmalereien weiterzugeben. Sie erzählten von Begegnungen mit ihren Vorfahren und von imaginären Abenteuern. Schließlich erfanden einige fantasievolle Erzähler Götter mit speziellen mit speziellen Mächten, bestimmte Phänomene wie Donner, Blitz oder Sturm zu kontrollieren. Der Grund dafür war, dass Leute ehemals diese übernatürlichen Ereignisse nicht erklären konnten, weil sie es nicht verstanden oder es zu schwierig war, um zu erklären. Was sie nicht verstanden, wurde in einer konstruierten Geschichte verarbeitet. Diese Geschichten wurden von Generation zu Generation weitergegeben, verschönert und änderten sich und wurden schließlich zu den großen Geschichten der Stämme.

Wenn heute Erzählkunst erwähnt wird, beziehen sich Leute allgemein auf die mündliche Tradition. Die meisten Kulturen haben eine reiche mündliche Tradition, obwohl die mündlichen Geschichten einer Kultur in häufig in schriftliche Texte umgestaltet wurden oder mit dem Ableben Gruppenältester gestorben sind. Ein primärer Zweck für mündliche Traditionen ist es, in Erinnerung zu bewahren, nachfolgenden Generationen mitzuteilen, und zu verstehen helfen, woher sie kommen, wohin sie gehen und was sie vollbringen können.

Storytelling wird von Manitonquat als „Weg des Kreises“ gelehrt. Zuerst lehrte er Gefangene und Jugendliche in Nordamerika, heute in Europa indianische Kultur und schamanische Rituale. Seit 1994 leitet er zusammen mit seiner Frau Ellika mehrtägige Seminare zum Thema Schwitzhütte, Redestab und Geschichten erzählen.

Grundlegendes über die Methode des Storytellings[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Storytelling ist eine Methode aus dem englischen Sprachraum, die zum Aufbau von Wissen dient. Storytelling wird meist als Begriff für das Erzählen von Geschichten im Englischunterricht verwendet. Von Geschichten (Stories) geht schon immer eine große Faszination aus. Seit dem Beginn der Menschheit liefern Geschichten Vorstellungen, um sich die Welt zu erklären, bieten Entwürfe zur Bewältigung von Lebensproblemen, machen Angebote zur Identifikation mit Leitfiguren oder zeigen anhand von Beispielen, was geschehen kann, wenn man sich nicht an Warnungen hält. Das Erzählen von Geschichten ist/war somit immer ein soziales Ereignis der Kommunikation. Kinder können durch Geschichten Hilfestellungen für die Erschließung ihrer eigenen Lebensumwelt erhalten und erweitern somit auch ihren Horizont. Dies wären allgemein-pädagogische Zielsetzungen, die mit Storytelling erreicht werden können. In Deutschland ist Storytelling meist eine Methode im (frühen) Fremdsprachenunterricht. Dort dient Storytelling dazu, zielsprachliche Fertigkeiten zu fördern. Durch das Storytelling kann man sich der Aufmerksamkeit und Konzentration der Schüler sicher sein, weil es für die Kinder, die in einer reizüberfluteten Gesellschaft leben, etwas besonders ist, eine Geschichte zu hören. Sie werden versuchen, den Handlungsablauf, die Pointe, die Lösung des Konflikts zu verfolgen und zu verstehen. Obwohl es für sie eine fremde Sprache ist und sie nicht jede Einzelheit konkret verstehen werden, werden sie dennoch den Kern der Geschichte begreifen. Dabei hilft auch das Wie, also wie die Geschichte erzählt wird (Gestik, Mimik, Stimme, Storyline muss aus der Lebenswelt der Kinder stammen …) Mit der Methode des Storytelling kann man das Zuhören, Verstehen, soziales Handeln und Englisch lernen verbessern. Nicht nur im Englischunterricht nimmt das Storytelling eine Schlüsselposition ein. Auch in anderen Unterrichtsfächern hat das Geschichtenerzählen eine große Bedeutung. Wie zum Beispiel im Religionsunterricht. Dort nimmt das Erzählen von biblischen Geschichten eine wichtige Rolle ein. Es gibt folgende Funktionen von Geschichten: Vermittlung von Sachinformationen, Problembewältigung, Anregung von Denkprozessen, Rollenerwartungen definieren, Verhaltenssänderung, Repertoire an Verhaltensweisen erweitern, Unterhaltung, Vermittlung von Normen und Werten, Aktivierung des Anschauungsvermögens, Motivation zum Handeln, Hoffnung stiften/Sinn geben etc. Wir möchten im Weiteren jedoch nur noch auf bestimmte Aspekte des Storytellings im Englischunterricht eingehen.

Storytelling in der Psychotherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Storytelling ist eine alte Technik in der östlichen Philosophie und Lebensschule. Heute wird sie als "Narrative Therapie" auch im Westen wieder entdeckt. Der therapeutische Dialog zwischen Therapeut und Klient wird dabei als gemeinsamer Erzählvorgang betrachtet. Geschichten sind Basiserfahrungen. Geschichten bestimmen, wie sich Menschen verhalten, wie sie fühlen und wie sie Sinn aus neuen Erfahrungen konstruieren. Geschichten organisieren die Informationen über das Leben einer Person. Geschichten formen die Perspektiven, die Menschen über ihr Leben, ihre Vergangenheit und Zukunft haben. Siehe auch Erzähltheorie.

"Erzählen" geschieht dabei auf drei Ebenen:

  • Der Klient erzählt seine Geschichte und wie er seine Lebensaufgaben löst.
  • Der Therapeut erzählt "Geschichten", die Lösungsideen beinhalten.
  • Die Therapie selbst, die Beziehung zwischen Therapeut und Klient, gestaltet ihre eigene Geschichte.

Gemeinsam entwickeln und schaffen sie in diesem Dialog neue, alternative Erzählungen, die den Handlungsspielraum des Klienten erweitern und ihm somit helfen können, seine Probleme zu lösen.

Auch im NLP wird die Methode des "Geschichten-Erzählens" erfolgreich genutzt. Dabei haben die Geschichten immer mehrere Sinn-Ebenen, die jede für sich eine eigene Wirkung entfalten. Ähnlich wie beim Märchen versteht das Unbewusste den Sinn auf einer verschlüsselten hintergründlichen Ebene.

Storytelling in der Schule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In deutschen Schulen wird die Methode des Storytellings meist nur im Fremdsprachenunterricht genutzt. Der Trend geht aber dahin, Storytelling auch in anderen Fächern und fächerübergreifend einzusetzen. Gründe, warum Storytelling im (Fremdsprachen-) Unterricht sinnvoll ist, sind folgende:

  • Kinder lieben Geschichten und haben Spaß beim Zuhören. Das schafft optimale Voraussetzungen, um Lerninhalte zu vermitteln und die Kinder zu motivieren.
  • Geschichten fördern die Kreativität und Vorstellungskraft der Kinder. Sie lernen, sich zu konzentrieren, aufmerksam zu sein. Zudem wird ihr Hörverstehen geschult, da sie erfahren, dass sie durch genaues zuhören sowie Mit-, Vorausdenken und Vermuten den Geschichten folgen können. Im Gegensatz zu anderen Unterrichtsmethoden wird auch die emotionale Intelligenz angesprochen: Geschichten lösen Emotionen und Gefühle aus, die dazu führen, dass Fakten leichter behalten werden.
  • Aussprache, Sprachrhythmus und Intonation werden durch das Vorlesen vermittelt. Die Schüler erleben das „Gefühl“ der (fremden) Sprache.
  • Selbst wenn nicht alle Vokabeln bekannt sind, kann durch Mit- und Vorausdenken die Geschichte verstanden werden. Durch ein solches Erfolgserlebnis werden Schüler /-Innen motiviert auch in Zukunft weiter an der Verbesserung ihrer Sprachkenntnisse zu arbeiten. Bilder oder die eingesetzte Mimik und Gestik der Lehrperson erleichtern zusätzlich das Verständnis.
  • Geschichten bieten die Möglichkeit, in realen Situationen neuen Wortschatz oder Satzstrukturen einzuführen, da sie in einem einprägsamen und familiären Kontext wiedergegeben werden. Das eher unbeliebte Auswendiglernen kann so vermieden werden. Insbesondere durch die Verwendung von Wiederholungen in den Geschichten fällt es Kindern leichter, Schlüsselvokabeln und Satzstrukturen zu lernen.
  • Kinder lernen auf kindgerechte Art Problemlösestrategien für ihren Alltag. Indem sie sich mit Personen identifizieren und in die Handlung hineinversetzen, entsteht eine Verbindung von Fiktion/ Vorstellung und kindlicher Lebensumwelt.
  • Geschichten spiegeln fremde Kulturen wider. So können Kinder Informationen und Anschauungen über andere Länder sammeln und verschiedene Kulturen miteinander vergleichen. Durch dieses sprachliche und emotionale Eintauchen in die Erlebniswelt der Geschichte wird ein Beitrag zur Weltoffenheit der Kinder geleistet.
  • Beim Storytelling herrscht meist eine besondere und entspannte Unterrichtsatmosphäre: Das Erzählen von Geschichten ist ein soziales Erlebnis, das oft auch mit körperlicher Nähe (Stuhlkreis, Leseecke) und mit Anlässen zu gemeinsamen Reaktionen wie Lachen, Betroffenheit, Begeisterung und Erwartungen einhergeht. Der Zusammenhalt in der Klasse wird gestärkt und erleichtert auch die Arbeit in anderen Unterrichtsstunden.
  • Die Kinder fühlen sich in der Vorlese-Atmosphäre sicher und haben die Möglichkeit, sich nach individuellem Vermögen in die Geschichte einzubringen. Da kein Zwang besteht Sprache sofort zu reproduzieren, wird der individuellen „silent period“ in angemessener Form Rechnung getragen. Trotzdem wird ein rezeptiver Wortschatz aufgebaut, der später leicht in aktiven Wortschatz umgewandelt werden kann.
  • Storytelling in der Schule kann die Kinder dazu motivieren, auch in ihrer Freizeit zu lesen. Sie erkennen, dass Lesen kein Zwang ist, sondern Freude bereiten kann und Bücher eine Alternative zu elektronischen Medien sind.

Storytelling in Unternehmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch in Unternehmen setzt sich Storytelling als Managementmethode immer mehr durch. Z. B. werden strategische Geschichten dazu eingesetzt, um Mitarbeiter für Visionen zu begeistern, oder Kunden für neue Produkte zu überzeugen. Mitarbeiterzählungen werden genutzt, um Auskunft über die Unternehmenskultur zu erhalten und um kostspielige Prozessschwächen aufzudecken.

Besonders aber wenn es um die Sicherung und Weitergabe von kritischem, schwer fassbaren Erfahrungswissen von Mitarbeitern und (Projekt-)Teams geht, greifen immer mehr Unternehmen auf Storytelling zurück. Denn Erfahrungswissen ist meist in Form von Geschichten und Anekdoten in den Köpfen der Mitarbeiter gespeichert und lässt sich in Form von Erzählungen und Geschichten abrufen und weitergeben.

Storytelling stellt eine Alternative bzw. Ergänzung zu den immer noch meist an Fakten und technischen Lösungen orientierten Managementmethoden dar und verspricht einen anderen, an menschlichen Erfahrungen und Empfindungen von Mitarbeitern, orientierten Zugang.

Mögliche Anwendungsgebiete von Storytelling in Unternehmen sind z. B.:

- Wissensmanagement: zur Ergänzung faktenorientierter Instrumente
- Change-Prozesse: Begleitung von Mitarbeitern, Entscheidungshilfen für kritische Situationen
- Projekt-Debriefing: zur standardisierten Erfassung von Erfahrungen
- Leaving Experts: Sicherung und Dokumentation des Wissens ausscheidender Mitarbeiter
- Kulturanalyse]]: Aufdeckung der (inoffiziellen) Unternehmenskultur
- Corporate-Communications: Entwicklung und Streuung von unternehmerischen Visionen
- Qualitätsmanagement: Aufspüren von Schwachstellen in Arbeitsprozessen

Eine der bekanntesten Storytelling-Methoden in diesem Zusammenhang ist der Mitte der 90er Jahre am MIT, USA entwickelte „Learning-Histories-Ansatz“. Mit dieser Methode wird (Erfahrungs-)Wissen von Mitarbeitern über bestimmte Ereignisse im Unternehmen (wie z. B. eine Reorganisation, eine Fusion, ein Pilotprojekt) aus unterschiedlichsten Perspektiven der Beteiligten mittels Interviews erfasst, ausgewertet und in Form einer gemeinsamen Erfahrungsgeschichte aufbereitet. Ziel ist, die gemachten Erfahrungen, Tipps und Tricks zu dokumentieren und damit für das gesamte Unternehmen übertragbar und nutzbar zu machen (Thier, 2005, Erlach & Thier, 2004, Kleiner & Roth, 1998).

Weitere Storytelling-Tools für Unternehmen u. a.:

- Springboard Stories: Entwicklung einer Chance-Geschichte, die den Zuhörern den „mentalen Sprung“ auf den eigenen Kontext erleichtert (Denning, 2005)
- Story Construction: Konstruieren einer passenden Geschichte zur Kommunikation von Leitbildern.
- Storytelling-Analyse: Entschlüsselung der inoffiziellen Unternehmenskultur mittels Mitarbeiterbiographien (Frenzel et al. 2004).

Kongress[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der 3. Europäischen Kongress für Storytelling und narratives Management findet vom 22. bis 23. November 2007 in Salzburg statt. Evelyn Clark aus den USA bietet einen interaktivem Workshop an. Allianz, BASF, DaimlerChrysler, Deutsche Post World Net, Europäische Kommission, Hilti, UBS, Volkswagen, OMV und andere werden aus ihrer Praxis mit Storytelling berichten.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur (alphabetisch)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • ADAM, G.: Erzählen. In: Adam, Gottfried; Lachmann, Rainer (Hg.), Methodisches Kompendium für den Religionsunterricht, 4. Auflage. Göttingen 2002. S. 137-16.
  • BALDERMANN, I.: Erzählen als Unterrichtsform. In: ders., Einführung in die bibliche Didaktik, Darmstadt 1996, S. 91-117
  • BLEYHL, PROF. DR. W.: Fremdsprachen in der Grundschule- Grundlagen und Praxisbeispiele Schroedel Verlag, 2000
  • DENNING, S.: The Leader's Guide to Storytelling. Jossey-Bass, San Francisco 2005
  • EGAN, K.: Teaching as storytelling - An alternative approach to teaching and the curriculum. Cornwall, 1988
  • ELLIS, G. /BREWSTER, J.:Tell it again! – The new storytelling handbook for primary teachers Penguin English, London 2002
  • ERLACH, C / THIER, K. . Mit Geschichten implizites Wissen in Organisationen heben. In: Wyssusek, B. (Hrsg.), Wissensmanagement komplex: Perspektiven und soziale Praxis. Berlin: Schmidt. S. 207 – 226, 2004
  • FAUST, T.: Storytelling - Mit Geschichten Abstraktes zum Leben erwecken. In: Bentele, Piwinger, Schönborn (Hrsg.), Handbuch Kommunikationsmanagement. Köln, 2006
  • FRENZEL, K./Müller, Michael, sottong, Hermann: Storytelling. Das Harun-al-Raschid-Prinzip. München, Wien 2004.
  • GARDNER, P. / GRUEGEON, E.: The Art of Storytelling for teachers and pupils- Using stories to develop literacy in primary classrooms.Penguin English, London, 2000
  • Konrad Peter Grossmann: Der Fluss des Erzählens. Narrative Formen der Therapie, 2003, ISBN 9783896701398
  • KLEINER, A. & ROTH, G. Wie sich Erfahrungen in der Firma besser nutzen lassen. Harvard Business Manager, 5: 9-15, 1998
  • KLIPPEL, F.: Englisch in der Grundschule. Cornelsen Scriptor, 2000
  • NEIDHART, W.: Vom Erzählen biblischer Geschichten. In : Neidhart, Walter; Eggenberger, Hans (Hg.), Erzählbuch zur Bibel, 6. Auflage, Zürich 1990, S. 13-112.
  • NIEMANN, H.: Mit Bilderbüchern Englisch lernen, Kallmeyersche Verlagsbuchhandlung GmbH, 2002
  • SCHMID-SCHÖNBEIN, G.: Anglistik Amerikanistik studium kompakt - Didaktik: Grundschulenglisch. Cornelsen Verlag, Berlin 2001
  • THIER, K.: Storytelling. Eine narrative Managementmenthode. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006
  • WRIGHT, A.:Storytelling with children.Oxford University Press, Oxford 1995

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Wissen, Kategorie:Indianer