Benutzer:Mastertom211/Ju

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Das Horstmann-Panzerlaufwerkssystem, auch als Horstman-System oder Carden-Loyd-System bekannt, ist ein ab 1922 entwickeltes, britisches Panzerkettenlaufwerk, basierend auf dem Verbundfederungs-Prinzip. Es besteht kein Zusammenhang mit den modernen, von der Horstman Defence Systems Ltd. angebotenen Panzerkettenlaufwerks-Systemen.

Blick auf die Rollenwagen eines Cruiser Mk II aus dem Panzermuseum Bovington

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beispiele unterschiedlicher Laufwerkssysteme des 2. Weltkriegs

Der deutschstämmige, britische Ingenieur Sidney Adolph Horstmann gründete im Jahre 1913 eine PKW-Fabrik in Bath/England. 1922 patentierte er erstmals ein System von Radaufhängungen für Fahrzeuge mit horizontal angebrachten Schraubenfedern. Ziel war es, die Straßenlage unter anderem durch eine aufgrund eines längeren Federwegs verbesserte Federungsdämpfung zu verbessern. Bis in die frühen 1930er Jahre verbesserte er das System immer weiter, obwohl seine Fahrzeugbaufirma 1929 aufgrund der Weltwirtschaftskrise insolvent wurde und aufgegeben werden musste.[1] Noch 1932 meldete er mehrere verbesserte Patente an:

  • Patent CA319314A: SUSPENSION SYSTEM FOR VEHICLES. Veröffentlicht am 26. Januar 1932, Erfinder: SIDNEY ADOLPH HORSTMANN.
  • Patent GB369986A: Suspension system for motor cars and vehicles of all kinds. Veröffentlicht am 5. Januar 1931, Erfinder: HORSTMANN, S. A. and HORSTMAN, Ltd..
  • Patent US1877878A: Suspension system for motor cars and vehicles of all kinds. Veröffentlicht am 20. September 1932, Erfinder: SIDNEY ADOLPH HORSTMANN.
  • Patent GB340996A: Improvements in suspension for road vehicles and the like. Veröffentlicht am 20. September 1932, Erfinder: SIDNEY ADOLPH HORSTMANN.


1934 suchte der britische Panzeringenieur John Carden von der Firmer Vickers-Armstrong ein neues Laufwerkssystem für leichte und mittlere Panzerfahrzeuge. Die bislang verwendete Systeme wiesen trotz der teilweise weiten Verbreitung der Modelle einige bemängelte Schwächen auf. Bei seiner Suche stieß Carden auf die Patente von Sidney Horstmann und schlug diesem vor, dessen System für Panzerfahrzeuge gemeinsam weiterzuentwickeln. Dieser sagte zu und entwarf eine verstärkte Version für größere Lasten. Ab Februar 1935 wurde dies im dritten Prototypen des in Entwicklung befindlichen, mittleren Panzer A6 statt des bisher eingebauten Panzerlaufwerkssystems eingebaut und ab April unter der Versionsbezeichnung A6E3 getestet. Dabei erwies sich das neue System trotz kleinerer Probleme als deutlich überlegen. So wurden vor allem die beim Vorgängermodell vorhandenen, als zu stark empfundenen Nickbewegungen beim Anhalten deutlich reduziert, was das Fahrzeug zu einer besseren Waffenplattform machte. Ein weiterer Vorteil war, dass die Baugruppen fast ausschließlich an der Wannenaußenseite angebracht waren, wodurch mehr Platz im Wanneninneren war. In den folgenden Jahren wurde das System immer weiter verbessert und nach und nach bei vielen britischen Panzerfahrzeugen verwendet.

Der sowjetische T-37 Panzer verwendete ebenfalls das Horstmann-Laufwerkssystem. Ein ähnliches Systeme mit kleineren Änderungen wurden von der französischen Firma Renault unter anderem bei deren Panzern R-35/R38 und den Aufklärungspanzern AMR 33/AMC 34/AMR 35 verwendet. Eine weitere Ableitung des Horstmann-Systems war das Rollenwagensystem HVSS der US-Armee. Mit der breiten Standardisierung der Drehstabfederungs-Laufwerke innerhalb der NATO endete die Einsatzgeschichte des Horstmann-Panzerlaufwerksystems mit dem Chieftain Hauptkampfpanzer.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Light Mk II mit der ersten Version des Horstmann-Systems

Das Horstmann-Panzerlaufwerkssystem besteht im Kern aus:

  • zwei Rollenwagen oder einem Rollenwagen mit einer weiteren, gesondert gefederten Laufrolle
  • Antriebsrad
  • Spannrad
  • ein oder mehr Rücklaufrollen
Universal Carrier mit modifiziertem Laufwerkssystem für drei Laufrollen

Beim Horstmann-System wurden zunächst zwei Laufrollen mit einem Verbindungsstück verbunden und dieses Laufrollenpaar beweglich an einem Befestigungselement auf der Wanne verschraubt. An den Laufrollen war zudem jeweils Umlenkhebel angebracht. Diese wiederum waren mit je einer horizontal angebrachten Schraubenfeder an der Wanne befestigt. Dadurch wurden die bei der Geländefahrt auftretenden Kräfte auf die Federn übertragen, die beim Zusammendrücken beziehungsweise Auseinanderziehen die Bewegung dämpften und die Laufrollen wieder in seine Ausgangsposition zurück bewegten. Vorteil waren neben der guten Dämpfungseigenschaft auch der einfache Austausch der Bauelemente bei Verschleiß oder Beschädigung.[2]

Valentine Mk VI mit drei Laufrollen je Rollenwagen

Für leichte Fahrzeuge mit drei oder vier Laufrollen je Seite wurde das System kurz nach Einführung verändert. Kern des Rollenwagens bildete nun ein stark spitzwinkliges Verbindungsstück. Dieses war an der Wanne befestigt. Eine Laufrolle wurde direkt in einem der Endpunkte des Verbindungsstücks eingebaut. Das zweite Laufrad wurde mittels einer Abstandsstange weiter nach hinten am Fahrzeug verlegt, so dass der horizontale Mittelpunkt des Rollenwagens nicht mehr mittig unter dem Verbindungsstück lag. Die Federn waren zwischen dessen Befestigungspunkt und dem Drehpunkt der weiter entfernt liegenden Laufrolle eingebaut. So konnte der Federweg verlängert und die Dämpfung verbessert werden. Das einzelne, dritte Laufrad wurde bei Bedarf an einem eigenen Schwungarm horizontal befestigt. Zwei Schraubenfedern waren vor und hinter dem Schwungarm zwischen dem Drehpunkt der Laufrolle und dem Befestigungspunkt des Schwungarms verbaut.[2]

Für schwerere Fahrzeuge wurde eine Version mit zwei Rollenwagen zu drei Laufrollen je Seite entwickelt. Die Rollenwagen bestanden aus einem einzelnen, zunächst größeren Laufrad an einem größeren, spitzwinkligen Umlenkhebel und zwei kleineren Laufrädern an einem kleineren stumpfwinkligen Umlenkhebel. Beide Umlenkhebel waren miteinander verbunden, wobei der kleinere mit einem Endpunkt beweglich neben dem Drehpunkt des größeren Hebels montiert war. Die Laufrollen waren jeweils an den längeren Enden des jeweiligen Umlenkhebels drehbar befestigt. Ein federhydraulisches System wurde dann zwischen den beiden kürzeren Enden der Umlenkhebel montiert. Der fertige Rollenwagen wurde schließlich im Drehpunkt des größeren Umlenkhebels an der Wanne verschraubt. Spätere Fahrzeugtypen erhielten solche Rollenwagen mit gleich großen Laufrollen.[3]

Für die späteren Hauptkampfpanzer der britischen Armee wurde auf eine modifizierte Zwei-Laufrollen-je-Rollenwagen-Version zurückgegriffen.[4]

Ein Antriebsrad, ein Spannrad und ein oder mehrere Rücklaufrollen vervollständigten jeweils das Laufwerk.

Einsatz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Einsatz des Horstmann-Panzerlaufwerksystems erfolgte bei verschiedenen Panzer-Kampffahrzeugen der britischen Armee und der Commonwealth-Truppen (insbesondere aus Kanada, Australien und Neuseeland), darunter:

Blick von hinten auf die Rollenwagen eines FV4201 Chieftain aus dem Panzermuseum Bovington

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Sydney Horstmann. In: Grace's Guide Ltd. (Hrsg.): Grace´s guide. 2013 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Horstman Cars. In: Grace's Guide Ltd. (Hrsg.): Grace´s guide. 2021 (Textarchiv – Internet Archive).
  • David Fletcher: Britische Kampfpanzer - Vom 1. Weltkrieg bis 1939. 1. Auflage. Osprey Publishing, London 2016, ISBN 978-1-4728-1757-0 (englisch: British Battle Tanks - World War I to 1939.).
  • Peter Chamberlain und Chris Ellis: Britische und Amerikanische Panzer des 2. Weltkriegs. Arco Publishing, New York 1975, ISBN 978-0-668-01867-8 (englisch: British and American Tanks of World War Two - the complete illustrated history of British, American and Commonwealth tanks, gun motor carriages and special purpose vehicles.).
  • British Infantry Tank Mk III Valentine - 1:35 kit comparison. In: Terry Ashley (Hrsg.): Perth Military Modelling Site. S. Perth 27. März 2012 (Textarchiv – Internet Archive).
  • Brian Delf: Der Centurion-Panzer (= Images of War). 1. Auflage. Pen et Sword, Barnsley 2013, ISBN 978-1-78159-011-9 (englisch: The Centurion Tank.).
  • Wolfgang Merhof: Fahrmechanik der Kettenfahrzeuge. Universität der Bundeswehr, Universitätsbibliothek, Neubiberg 2016, ISBN 978-3-943207-13-2.
  • Simon Dunstan: Chieftain Hauptkampfpanzer 1965 bis 2003 (= New Vanguard). 1. Auflage. Osprey Publishing, London 2014, ISBN 978-1-78200-432-5 (englisch: Chieftain main battle tank 1965-2003.).

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Grace´s Guide: Horstman Cars.
  2. a b David Fletcher: British Battle Tanks - World War I to 1939.
  3. Terry Ashley: British Infantry Tank Mk II Valentine - 1:35 kit comparison.
  4. Wolfgang Merhof: Fahrmechanik der Kettenfahrzeuge. S. 441–444.


Kategorie:Panzerkettenlaufwerk Kategorie:Britisches Militärfahrzeug Kategorie:Kampfpanzer