Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Billy Hill

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Billy Hill, eigentlich William Charles Hill (* 13. Dezember 1911 in London, Großbritannien; † 1. Januar 1984 ebenda), war ein britischer Krimineller, der von den 1940er-Jahren an mehr als ein Vierteljahrhundert lang ein führender Kopf der organisierten Kriminalität seiner Heimatstadt war. Die Presse titulierte ihn in der Nachkriegszeit oft als „König von Soho“. Hill beging und organisierte Raubüberfälle, Schutzgelderpressungen und Spielbetrügereien. In den 1960er-Jahren war er Mentor der Kray-Zwillinge, an die er letztlich sein Revier übergab.

Biografie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Abstammung und Kindheit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hill wurde im Londoner Stadtbezirk Camden geboren. Sein Vater war Septimus James Hill, seine Mutter die aus Dublin stammende Amelia Hill, geb. Sparling. Das seit 1895 verheiratete Paar hatte insgesamt 21 Kinder, von denen allerdings einige tot zur Welt kamen oder im Kleinkindalter starben.[1][2]

Billy Hill verlebte seine Kindheit in Seven Dials, einem seinerzeit von Armut und Verwahrlosung gekennzeichneten Bezirk im Zentrum Londons.[3] Hills familiäres Umfeld war von Gewalt und Kriminalität geprägt. Sein Vater war ein gewalttätiger Alkoholiker,[2] seine Mutter war Hehlerin, und zahlreiche Geschwister waren Diebe.[4] Seine ältere Schwester Maggie (1898–1949) und mindestens eine weitere Schwester gehörten der Diebesbande Forty Elephants an.[2]

Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Anfänge[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seit der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre bestritt Hill seinen Lebensunterhalt mit Einbrüchen, wobei er bevorzugt die Auslagen von Juwelieren und Kürschnern ausplünderte. Seit etwa 1930 führte Hill eine eigene Bande. Es gelang ihm innerhalb kurzer Zeit, eine Reihe der professionellsten Diebe und Einbrecher für sich arbeiten zu lassen. Hill wurde zum Organisator der Raubzüge und verantwortete die Planung; an den Einbrüchen selbst war er dagegen nur noch selten beteiligt. Innerhalb der Bande sorgte Hill für die Gleichbehandlung aller Mitglieder – etwa bei der streng kopfteiligen Verteilung der Beute, bei der er selbst keinen höheren Anteil für sich behielt – und sicherte sich so langfristig die Loyalität seines Teams.

Hill war gewaltbereit, dabei aber nicht unkontrolliert. Er setzte körperliche Gewalt nach eigenen Angaben „zielgerichtet und überlegt“[1] ein. Hill war regelmäßig mit einem Messer bewaffnet. Bei Auseinandersetzungen fügte er seinen Gegnern vielfach auf der Stirn oder auf den Wangen Schnitte in der Form eines V zu, das für Victory (Sieg) stand. Das V wurde zu Hills Markenzeichen.[1]

Überfälle im großen Stil[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hills Aufstieg begann nach dem Zweiter Zweiten Weltkrieg. Der bisherige Dieb erfand sich in den 1950er-Jahren neu und stieg in eine andere Welt auf.[5]

Hill gilt als Hintermann eines Raubüberfalls auf einen Posttransport vom 21. Mai 1952, der der bis dahin größte Raubüberfall der britischen Nachkriegszeit war und als Eastcastle Street Robbery in die Geschichte einging. Die Räuber, die den Ablauf der Tat vorher eingehend geübt hatten, erbeuteten 287.000 £. Hill bemühte sich in den 1950er-Jahren um Öffentlichkeit und Presseberichterstattung. Nach seinem Verständnis war öffentliche Wahrnehmung ein Beleg dafür, gefürchtet bzw. respektiert zu werden.[6]

Es bestand der Verdacht, dass Hill im Vorfeld Informationen von aktiven Polizeimitarbeitern erhalten hatte. Daraufhin veranlasste Innenminister Gwilym Lloyd George eine Überwachung von Hills Telefon, die allerdings keine verwertbaren Ergebnisse brachte. Die Telefonüberwachung wurde öffentlich bekannt und war 1957 schließlich Gegenstand einer Debatte im Unterhaus. Hill führte daraufhin keine Raubüberfälle mehr durch.

Glücksspiel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Clermont Club in Mayfair

Ehe, Beziehungen und Nachkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Hill war verheiratet. Er führte seit den späten 1940er-Jahren eine außereheliche Beziehung mit Phyllis Riley, genannt „Gypsy“ oder "Gyps", die ihrerseits als Königin der Londoner Unterwelt galt. Aus einer weiteren außerehelichen Beziehung mit der Tänzerin Diana Harris hatte Hill den etwa 1973 geborenen Sohn Justin, den Gypsy Riley nach dem Tod der leiblichen Mutter 1976 adoptierte.[7]

Darüber hinaus wird Hill eine Beziehung zu Lady Docker nachgesagt, der Ehefrau des reichen Industriellen Bernard Docker, dem unter anderem der Rüstungskonzern Birmingham Small Arms Company (BSA) gehörte. 1955 ließ sich Norah Docker bei einer Party fotografieren, als Hill sie in Anwesenheit ihres Mannes und einer Reihe von Fotografen küsste.[8][9] Einigen Zeugen zufolge soll es früher am Abend zu einem sexuellen Kontakt zwischen Hill und Norah Docker gekommen sein.[10] Die britische Presse verbreitete Fotos des Kusses in den folgenden Tagen landesweit.[11] Vier Jahre später wurde Hill von Norah Docker beauftragt, Schmuckstücke wiederzufinden, die ihr gestohlen worden waren. Gegenüber der Presse begründete Hill seine Bereitschaft, ihr zu helfen, mit dem Satz: „Lady Docker ist eine von uns.“[12]

Hill starb am 1. Januar 1984 in London. In der Sterbeurkunde war sein Beruf mit Abbrucharbeiter (demolition worker) angegeben.[7]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Geschichte Hills wurde in dem 2017 gedrehten und 2019 veröffentlichten Film Once Upon a Time in London verarbeitet. Leo Gregory übernahm darin die Rolle des Billy Hill.

Der von Hill organisierte Eastcastle Street Raub vom Mai 1952 war eine Vorlage für den britischen Spielfilm Ladykillers aus dem Jahr 1955.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wensley Clarkson: Billy Hill: godfather of London, Pennant, 2008, ISBN 9781906015145.
  • Justin Hill, John Hunt: Billy Hill, Gyp & Me, Billy Hill Family, 2012, ISBN 9780956095817
  • Dick Kirby: London’s Gangs at War, Casemate Publishers, 2017, ISBN 9781473894785
  • James Morton, Jerry Parker, Gerry Parker: Gangland Bosses: The Lives of Jack Spot and Billy Hill, Hachette UK, 2012, ISBN 9781405515610

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Wensley Clarkson: Billy Hill: godfather of London, Pennant, 2008, ISBN 9781906015145, Kapitel 1.
  2. a b c Dick Kirby: London’s Gangs at War, Casemate Publishers, 2017, ISBN 9781473894785, Kapitel 3.
  3. Nigel T. Espey: Slums, Crime and Seven Dials: Poverty and crime in Covent Garden. coventgardenmemories.co.uk, 9. November 2012, abgerufen am 27. März 2020.
  4. James Morton, Jerry Parker, Gerry Parker: Gangland Bosses: The Lives of Jack Spot and Billy Hill, Hachette UK, 2012, ISBN 9781405515610, Kapitel 2.
  5. Adam Luck: Life of Crime Legend Billy Hill who mentored Kray Twins set to become a film. Mirror.co.uk, 9. Mai 2019, abgerufen am 25. März 2020.
  6. Duncan Campbell: When crime grabbed the limelight. Guardian.com, 30. Juli 2008, abgerufen am 25. März 2020.
  7. a b Duncan Campbell: Billy Hill and Gypsy Hill – my gangland parents. Guardian.com, 10. Oktober 2009, abgerufen am 24. März 2020..
  8. Mike Hutton: The Story of Soho: The Windmill Years 1932-1964, Amberley Publishing Limited, 2012, ISBN 9781445612317.
  9. Notiz in: Der Spiegel, Ausgabe 51/1955, S. 56.
  10. Wensley Clarkson: Billy Hill: godfather of London, Pennant, 2008, ISBN 9781906015145, S. 205.
  11. Tim Hogarth: The Dazzling Lady Docker: Britain’s Forgotten Reality Superstar, Scratching Shed Publishing Ltd., 2018, ISBN 978-0995586147, S. 169.
  12. Tim Hogarth: The Dazzling Lady Docker: Britain’s Forgotten Reality Superstar, Scratching Shed Publishing Ltd., 2018, ISBN 978-0995586147, S. 170.