Benutzer:Matthias v.d. Elbe/Reliant FW 11

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Reliant
Bild nicht vorhanden
FW 11
Präsentationsjahr: 1980
Fahrzeugmesse: British International Motor Show
Klasse: untere Mittelklasse
Karosseriebauform: Limousine
Motor: Ottomotor
Länge: 4350 mm
Radstand: 2629 mm
Serienmodell: keines

Reliant FW 11 (alternativ: Reliant FW II) ist die Projektbezeichnung eines 1977 entwickelten und 1980 öffentlich gezeigten Prototyps, den die britische Reliant Motor Company in Zusammenarbeit mit dem italienischen Designstudio Bertone für den türkischen Automobilhersteller Otosan baute. Der FW 11 ging bei Otosan nicht in die Serienproduktion, und auch eine britische Fertigung als Reliant Scimitar SE7 kam nicht zustande. Das Design des FW 11 wurde allerdings mit wenigen Änderungen für den millionenfach gebauten Citroën BX übernommen.

Entstehungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Dreirad- und Kleinwagenhersteller Reliant aus Tamworth, Staffordshire, entwickelte seit den 1960er-Jahren in Auftragsarbeit Fahrzeuge für südeuropäische Hersteller wie Autocars in Israel und Otosan in der Türkei. Für Otosan hatte Reliant zusammen mit Ogle Design unter anderem die Limousine Anadol A1 gestaltet und konstruiert, die ab 1966 in Istanbul in Serie gefertigt wurde.[1] 1977 erhielt Reliant von Otosan den Auftrag, einen möglichen Nachfolger für den A1 zu entwickeln. Er sollte eine einfach zu produzierende, auf Ford-Technik zugeschnittene Limousine mit zeitgemäß gestalteter Karosserie werden.

Das Projekt erhielt bei Reliant den internen Code FW 11. Das Karosseriedesign ließ Reliant bei Bertone in Turin entwickeln, wo Marcello Gandini die Gesamtverantwortung übernahm. Reliant baute 1977 vier Prototypen. Zwei von ihnen wurden an Otosan geliefert, die beiden anderen blieben im Werk in Großbritannien. Letztlich entschied sich Otosan letztlich gegen eine Produktion des FW 11 und brachte stattdessen 1981 unter der Bezeichnung Anadol A8 eine im Front- und Heckbereich neugestaltete Version des A1 auf den Markt, die sich unter anderem wegen ihres kontroversen Designs nur sehr schlecht verkaufte.[2]

Zunächst war eine Produktion in Großbritannien nicht vorgesehen.[3] Nach dem Rückzug Otosan erwog das Reliant-Management gleichwohl, das Auto in Tamworth zu bauen und unter der Bezeichnung Reliant Scimitar SE7 auf den Markt zu bringen.[4] So zeigte Reliant einen der beiden im Werk verbliebenen Prototypen auf der 1980 British International Motor Show auf dem eigenen Stand und mit eigenem Markenemblem. Wider Erwarten blieb das Auto dort weitgehend unbeachtet, weil in Birmingham mit dem Austin Metro und dem Ford Escort III zwei wichtige Großserienfahrzeuge britischer Herkunft neu präsentiert wurden.

Für das Scheitern des FW 11 werden unterschiedliche Gründe genannt. Einer Quelle zufolge waren der türkischen Seite die Kosten für die Produktion zu hoch.[4] Nach anderer Quelle lehnte Ford of Britain die Lieferung von Motoren für den FW 11 ab, weil das Auto in unmittelbare Konkurrenz zu den eigenen Modellen getreten wäre.[5]

Modellbeschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Chassis des Reliant FW 11

Fahrwerk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Reliant FW 11 hat einen Kastenrahmen aus Stahl.

Karosserie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Karosserie des FW 11 besteht, wie bei Reliant-Modellen üblich, aus glasfaserverstärktem Kunststoff.

Der FW 11 ist eine viertürige Schräghecklimousine mit großer Heckklappe. Stilistisch ist sie geprägt von große Flächen und eckigen Linien. Selbst die Radausschnitte sind im Wesentlichen eckig gestaltet. Die hinteren Radausschnitte decken das Rad im oberen Bereich teilweise ab. Die großen, in die Wagenflanken hineinragenden Stoßfänger bestehen aus Kunststoff und sind farblich vom Rest der Karosserie abgesetzt. Ein besonderes Stilelement ist die breite, waagerecht verlaufende Vertiefung in den Flanken, die sich an den Türen und den Kotflügeln gleichermaßen findet. Die D-Säule ist voll verkleidet.

Antrieb[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Reliant FW 11 war für die Aufnahme von Motoren und Getrieben von Ford of Britain ausgelegt. In Betracht kamen Vierzylindermotoren von 1,3 bis 2,0 Liter Hubraum; für die vorübergehend angedachte Vermarktung als Reliant Scimitar SE7 sollte zudem Fords 2,8 Liter großer V6-Motor eingesetzt werden. Die Motoren sind vorn längs eingebaut; die Kraft wird über ein handgeschaltetes Vierganggetriebe auf die Hinterräder übertragen.

Verbleib der Autos[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im 21. Jahrhundert existieren noch drei der vier Prototypen. Ein blau lackierter FW 11 steht seit 2004 im Rahmi M. Koç Museum in Istanbul, ein weiteres Auto befindet sich in Großbritannien. Ein dritter, schlammfarben lackierter FW 11 wurde 2006 von einem deutschen Sammler auf einem britischen Schrottplatz entdeckt und in der Folgezeit restauriert.[6] Das vierte Auto wurde in den 1980er-Jahren als Teilespender zerlegt.

Wiederverwendung des Designs[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Volvo Tundra
Citroën BX

Bertone griff das Designkonzept des FW 11 mehrfach wieder auf. 1979 erschien zunächst der Volvo Tundra, ein dreitüriges Coupé auf der Basis des Volvo 343, der das Profil des FW 11 und Details der Formsprache wiederholte. Der Tundra blieb ein Einzelstück.

1980 übernahm der französische Großserienhersteller Citroën das Designkonzept des FW 11 für den BX,[7] der 1982 den veralteten GSA ablöste. Deutliche Ähnlichkeiten zeigen sich insbesondere im Profil, bei den betonten Winkeln und der Form der Türausschnitte und der C-Säule. Der BX brachte Citroën nach jahrelanger Krise wieder zum Erfolg. Das Auto verkaufte sich in 12 Jahren fast 2,5 Mio mal. Ungeachtet der äußerlichen Ähnlichkeiten ist die Technik des Citroën BX nicht mit der des Reliant vergleichbar: Die selbsttragende Karosserie des BX besteht – abgesehen von Motorhaube und Kofferraumklappe – aus Stahlblech. Der Citroën hat einen quer eingebauten Motor und Frontantrieb; schließlich ist das Auto mit einer hydropneumatischen Federung ausgestattet.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Lance Cole: Citroen. The Complete Story, Crowood Press 2014, ISBN 9781847976603.
  • Elvis Payne: Reliant Scimitar GTE (1968-1986) SE5, SE6, SE8, (1989-1990) Middlebridge, Veloce Publishing, 2021, ISBN 9781787113084
  • Matthew Vale: Reliant Sabre, Scimitar and SS1. An Enthusiast's Guide, Crowood Press, 2018, ISBN 9781785004220

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

www.aronline.co.uk

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. George Nick Georgano (Chefredakteur): The Beaulieu Encyclopedia of the Automobile. Fitzroy Dearborn Publishers, Chicago 2001, ISBN 1-57958-293-1, S. 56. (englisch).
  2. Anadol baute von 1981 bis 1984 insgesamt lediglich 1039 Exemplare des A8.
  3. Reliants Presseerklärung zum FW 11 (abgerufen am 16. April 2023).
  4. a b Geschichte des FW 11 auf www.anadolturkey.com (abgerufen am 16. April 2023).
  5. Otosan Anadol – vertrauter Unbekannter aus der Türkei! www.autonatives.de, 29. Oktober 2019, abgerufen am 16. April 2023.
  6. Abbildungen dieses Fahrzeugs auf www.sporting-reliants.com (abgerufen am 16. April 2023).
  7. Wolfram Nickel: Der kantige BX holte Citroën 1982 aus der Krise. Beschreibung des BX auf der Internetseite www.welt.de vom 27. November 2012 (abgerufen am 23. Mai 2023).