Benutzer:Maya/Zhuangzi

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Zhuangzi[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Buch Zhuangzi gilt als das wichtigste Sammelwerk der daoistischen Philosophie. Literaturwissenschaftlich gesehen sieht man es auch als das tiefgründigste und phanasievollste Werk der chinesischen Literatur an. Das Werk wendet sich teilweise scharf gegen den Konfuzianismus und beschreibt eine philosophische Mystik, die Gegensätze wie Wirklichkeit oder Traum, Leben und Tod, richtig oder falsch auflöst. Das Buch Zhuangzi verwirklicht einen Freiheitsbegriff des Menschen, der im Gegensatz zum Daodejing steht. Trotzdem erschint auch im Zhuangzi, gleich dem Daodejing, eine Herrschaftsphilosophie.[1] Einheit, Weltabgewandtheit und Heiterkeit sind Themen, die schon im Daodejing erscheinen. Im Zhuangzi werden diese Motive systematisiert, weiterentwickelt und stärker veranschaulicht. Im Unterschied zum Daodejing gibt es im Zhuangzi eine stärkere Hervorhebung der Verinnerlichung, und Wu wei wird nicht gesellschaftspolitisch interpretiert, sondern ist ein Zustand des Bewusstseins ohne politische oder soziale Ausrichtung. Ein Thema des Werkes ist die Rückkehr zur Einheit und das Bestreben mit dem Fluss des Lebens in Einheit zu leben. Im Zhuangzi liegen so integrative mystische Elemente vor. [2]

Zhuangzi wurde in der chinesischen Literatur immer wieder zitiert, da das Buch reich ist an bildlichen Allegorien und humoristischen Erzählungen.[3]

Seit 742 wurde das Buch Zhuangzi auch Nanhua Zhenjing (Das wahre Buch vom südlichen Blütenland) genannt, da es vorübergehend, zusammen mit anderen Hauptwerken des Daoismus, dem konfuzianischen Kanon gleichgestellt war.[4]

Eine genaue Datierung des Werkes ist nicht möglich, und auch die Autorschaft bleibt umstritten, obwohl die meisten Forscher die sieben 'Inneren' Kapitel dem Philosophen Zhuangzi zuschreiben, und als authentisch ansehen.[5]

Daoistische Mystik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der daoistischen Tradition verbunden ist Zhuangzi insbesondere durch den Begriff des Heiligen, den Zhenren. Der Zhenren bei Zhuangzi ist verschränkt mit dem Glauben an Unsterbliche (Xian ), menschengestaltigen, unsterblichen Wesen, die übernatürliche Kräfte haben. Zhuangzi gilt als älteste Quelle für die Beschreibung dieser heiligen Wesen. [6]

Der Heilige im Zhuangzi erlebt eine vollkommene Freiheit des Körpers und des Geistes. Somit steht er auch jenseits des Weltlichen. Das Universum, mit dem er eine Einheit erfährt, wird vom Heiligen bereist und durchstreift. Er ordnet sich keinen Normen unter, und macht sich die Vielfältigkeit ohne Grenzen zueigen. Der Heilige hat deshalb eine umfassende Fähigkeit der Wandlung, gleichzeitig ist seine Identität jedoch einheitlich und einigend. Der Heilige ist frei von Sorgen, auch politischen, moralischen oder sozialen. Ebenso ist er sich nicht metaphysisch im ungewissen. Er strebt nicht nach Wirksamkeit, hat keine Konflikte des Inneren oder Äußeren, leidet nich Mangel und sucht nichts. Freigeistig besitzt er eine perfekte Einheit mit sich und allem was existiert. Er ist von vollkommener Fülle und Vollständigkeit und verfügt über eine kosmische Dimension. Im Gegensatz zum Shengren des Daodejing herrscht der Zhenren des Zhuangzi nicht. Attribute, die im Zhuangzi am häufigsten dem Zhenren zugespochen werden sind du, im Sinne von einzigartig, alleine und echt, sowie tian, himmlisch, was im Gegensatz zu menschlich steht und somit auch natürlich bedeutet. [7]

In den ersten Kapiteln des Zhuangzi wird der Heilige folgendermaßen beschrieben: Er reitet auf dem Wind und auf weißen Wolken, er unterliegt keiner Verwesung, er verbrennt im Feuer nicht und ertrinkt im Wasser nicht, Glut und Frost berühren ihn nicht, Menschen und Tiere können ihm nichts anhaben. [8]

Diese Beschreibung des Heiligen ist eines der frühesten Zeugnisse dessen, was spätere Hagiographien von daoistischen Heiligen ausmacht. Ebenso werden bereits im Zhuangzi Einzelheiten dargestellt, die Langlebigkeitstechniken dieser Zeit nachweisen: Göttliche Menschen nehmen kein Getreide zu sich (eine daoistische Diät), atmen den Wind ein, trinken Tau, göttliche Menschen fliegen auf Wolken und auf der Luft, sie reiten auf fliegenden Drachen und können jenseits der Meere wandeln. [9]

Angespielt wird in diesen und weiteren Textpassagen auch auf ein weiteres Charakteristikum des Daoismus, den mystischen Flug (vgl. Liezi). Das Buch Zhuangzi beginnt mit dem Flug des riesigen "Phönix", was darauf hindeutet, dass es sich bei diesem Flug um ein Thema von Bedeutung und einen Hinweis auf Zhuangzis Intention handelt. In mehreren Textpassagen fallen Zhuangzis Figuren in einen ekstatischen Zustand und lassen ihren Körper zurück, "wie totes Holz" und ihr Herz, das auch als Geist und Intellekt gilt, als "erloschene Asche". [10]

Das mystische Element des Daoismus tritt bereits im Zhuangzi hervor, es handelt sich um eine Integration in den Kosmos mit dem ganzen Dasein. Die Integration in den Kosmos ist jedoch nicht formal oder objektiv, begründet sich nicht auf Unterscheidungen und Beziehungen, die einen Zusammenhang in der Welt darstellen, nicht auf Normen, sondern es geht um ein inneres Gefühl, das aus Meditation und Ekstase resultiert, wenngleich diese Techniken auch jene Übungen darstellen, über die Zhuangzi sich lustig macht, da es letztendlich darum geht, über sie hinauszugehen. Zwar stellt Zhuangzi gleichsam einen jubelnden Zeugen für den Erfolg dieser Techniken dar, doch ruft er auch dazu auf, diese zu überwinden. Zhuangzi gilt im späteren Daoismus als Endpunkt dieser Techniken und ist eine Verdeutlichung der Ablehnung und des Vergessens derselben. Dies ist ein Grund, weshalb die daoistischen Meister sich in Bezug auf diese Praktiken auf Zhuangzi berufen und dieser sie rechtfertigt, durch seine eigene Überwindung. [11]

Zhuangzi kennt zwei Lebensgrundlagen, Qi und Jing (etwa: "Energie" und Essenz). Qi wird verstanden als weder materiell noch geistig und als alleinige Substanz. Im späteren Daoismus hatten Qi und Jing die gleiche Bedeutung wie bei Zhuangzi. Qi wird als Yuanqi angesehen, als Ursprungsqi, worauf sich die meisten daoistischen Unsterblichkeitstechniken beziehen. Jing hingegen ist ein Begriff, der im späteren Daoismus unterschiedliche Bedeutungen hat. Zhuangzi spricht von Jing als Grundlage des Körperlichen und davon, dass der Zhenren es wertschätzt, es nicht in Unruhe versetzen darf und es vollständig und unbeschädigt erhalten muss. [12]

Zhuangzi sieht es als wichtig an, die schon von Laozi betonte Ruhe, Stille und Gedankenfreiheit zu verwirklichen. Spätere Daoisten wertschätzten die von Zhuangzi dargestellten Techniken in Bezug auf die Stille. Beispielsweise wird Zuowang (Sitzen in Selbstvergessenheit, Meditation) praktiziert. Zhuangzi schreibt über Zuowang, dass Körper und Gliedmaßen aufgegeben werden, die Wahrnehmungsschärfe verworfen wird, die eigene Gestalt verlassen wird, das Wissen aufgegeben wird und eine Identifikation mit dem allumfassend Großen vorgenommen wird. (Kap.6) Andere Lehren, denen spätere Daoisten eine große Bedeutung zumaßen sind das 'Fasten des Herz-Geistes' und der 'Spiegel des Herzens', der die ganze Welt spiegelt, rein und unverzerrt, in ihrer vollkommenen Totalität. Der Begriff 'Fasten des Herzens' wird mit dem Begriff 'Das Eine bewahren' verbunden, der aus dem Daodejing stammt. 'Das Eine bewahren' bezeichnet verschiedene Meditationstechniken und gilt als Schlüsselbegriff des Daoismus. Zhuangzi spricht davon, dass der Körper aufrecht sein müsse und das Denken eine Einheit bilden müsse, woraufhin man die himmlische Harmonie erlange. Man soll das Wissen sammeln und das Tun soll auf das Eine ausgerichtet sein, damit die Geister zur Wohnstatt kommen. Der aufrechte Körper bedeutet einen gesunden und in der richtigen Meditationsposition sich befindenen Körper und die Geister beziehen sich auf Erscheinungen von Gottheiten in der Meditationskammer. Die daoistische Meditation ist eine Sammlung und dient dazu sich der äußeren Welt gegenüber abzuschließen. Sie dient dem Rückzug und dem Bruch mit der Welt der Sinne. Die Meditation gilt als Komplement und Vorbereitung für eine Ausdehnung, die ohne Trennung von Innen und Außen ist. Diese führt zum Heiligen, der sich in dieser Ausdehnung bewegt. Die Welt des Individuums wird als begrenzt verstanden durch sinnliche Wahrnehmungen und Gedanken. Das sich Verschließen gegenüber der Welt der Sinne wird verstanden als Öffnung zum Kosmos der die Einheit ist, die durch das kosmische Qi erlangt wird. [13]

Literaturwissenschaftliche Einordnung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zhuangzi(auch Chuang-tzu oder Dschuang Dsi), Meister Zhuang (365 - 290 v. Chr.) war ein daoistischer Philosoph und Schriftsteller, dessen persönlicher Name Zhuang Zhou war, und dessen Werk nach ihm als Zhuangzi bezeichnet wird.

Wie bei fast allen seinen Zeitgenossen sind die biografischen Daten Zhuangzis nur bruchstückhaft und nicht absolut gesichert. Die wesentlichen Angaben stammen von Sima Qian. Danach hatte Zhuangzi eine Zeit lang ein Amt in der Stadt Zi Yuan inne, die zu Meng gehörte. Lange Zeit verweigerte er sich allerdings allen Ämtern. Als Folge davon herrschten in seiner Familie offenbar oft ärmliche Verhältnisse. Zhuangzi war verheiratet und pflegte Kontakt zu verschiedenen anderen Philosophen und Philosophie-Schulen. Zhuangzi soll der Schüler des Tian Zi Fang gewesen sein, welcher wiederum der Schüler eines Schülers des Konfuzius war. In seinen Schriften finden sich deswegen an einigen Stellen konfuzianische Züge, insbesondere die Frühlings- und Herbstannalen werden mit Achtung erwähnt.

Die genauen Kenntnisse des Konfuzianismus nutzt Zhuangzi jedoch vor allem zu scharfer und pointierter Kritik. Das Hauptwerk Zhuangzis 'Nan Hua Zhen Jing' ('das wahre Buch vom südlichen Blütenland'), gilt allgemein neben dem Tao Te King von Laozi als das zweite Hauptbuch des Taoismus. Jedoch werden nur die ersten sieben Kapitel zweifelsfrei dem Zhuangzi zugeschrieben, die anderern Kapitel mögen von Schülern zusammengetragen worden sein. Die Sprache des Werkes weist auf eine sonst nicht weiter überlieferte Tradition hin, die wohl im Süden Chinas im Staate Song lebendig war, der heimat des Zhuangzi. Im Gegensatz zu Laozi kleidet Zhuangzi seine Meinungen und Erkenntnisse in kunstvoll formulierte Parabeln. Die wahrscheinlich bekannteste davon ist der so genannte "Schmetterlingstraum". Darin träumt Zhuangzi, dass er ein Schmetterling sei und glücklich umher flattert. Als er aufwacht, weiß er nicht mehr, ob er Zhuangzi ist, der träumte ein Schmetterling zu sein, oder ein Schmetterling, der träumt Zhuangzi zu sein. Viele der Geschichten rühmen die Nutzlosigkeit und zeigen eine Ablehnung der Kultivierung und darüber hinausgehend werden an vielen Stellen die Konfuzianer mit ihren Regeln und Vorschriften für den bedauernswerten Zustand der Welt verantwortlich gemacht. Die im Zhuangzi erscheinende Zivilisations- und Kulturkritik wurde zu einem wesentlichen Element der chinesischen Geisteswelt und der im Zhuangzi gepriesene Rückzug in die idyllische Natur übte auf die chinesische Gebildetenschicht einen starken Einfluß aus. Die Grundhaltung des Zhuangzi ist die mystische Einheit mit dem Dao und mit allen Dingen und die daraus resultierende Genügsamkeit an sich selbst, aus der jede Kunstfertigkeit und Meisterschaft entspringt. Viele Geschichten aus dem Buch Zhuangzi wurden in der chinesischen Literatur zu Topoi, die über Jahrhunderte hinweg immer wieder aufgenommen wurden.


Schmidt-Glintzer: Geschichte der chinesischen Literatur

Metaphysik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Volker Klöpsch, Eva Müller (Hrsg.): Lexikon der chinesischen Literatur. München 2004, S.420
  2. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.52
  3. Volker Klöpsch, Eva Müller (Hrsg.): Lexikon der chinesischen Literatur. München 2004, S.420
  4. Volker Klöpsch, Eva Müller (Hrsg.): Lexikon der chinesischen Literatur. München 2004, S.420
  5. Volker Klöpsch, Eva Müller (Hrsg.): Lexikon der chinesischen Literatur. München 2004, S.420
  6. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.52f.
  7. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.53f.
  8. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.54
  9. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.54f.
  10. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.54f.
  11. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.55 f.
  12. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.56 f.
  13. Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. München 1995, S.57f.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Volker Klöpsch, Eva Müller (Hrsg.): Lexikon der chinesischen Literatur. München 2004
  • Isabelle Robinet: Geschichte des Taoismus. Diederichs, München 1995, ISBN 3-424-01298-X.