Benutzer:Medbud/Granulosazelltumor

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ICD-10-Code Theka-Granulosazell-Tumor
D39.1 Theka-Granulosazell-Tumor
Eierstock

Granulosazelltumor (engl.: granulosa cell tumor, Syn.:Theka-Granulosazell-Tumor, Folliculoma) bezeichnet einen Tumor des Ovars. Es gibt sowohl eine gutartige als auch eine bösartige Form dieses Eierstockstumors. Der bösärtige Granulosazelltumor wird zum Eierstockkrebs gezählt.


Roche: aus dem Keimdrüsenstroma abgeleiteter Tumor mit femininer Differenzierung (s. Abb.), imitiert die Granulosazellen des Eifollikels; z.T. hormonbildend (Östrogene), meist weich, gelblich u. zystisch; vorwiegend im Ovar (s.a. Ovarialtumoren), selten im Hoden; wird als maligner Tumor mit niedriger Malignität eingestuft (rel. lange Lebenserwartung = Carcinoma ovarii folliculoides et cylindromatosum MEYER, Folliculoma ovarii malignum). Tritt v.a. postklimakterisch auf (Symptome: Hypertrophie der Gebärmutterschleimhaut, Blutungen), aber auch im Kindesalter (führt zu Pubertas praecox).

Allgemeines[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keimstrang-Stromatumoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gruppe der Keimstrangtumoren umfasst Ovarialgeschwülste aus Zellabkömmlingen der primären Keimstränge und des sexuell determinierten Mesenchyms. Dazu gehören Sertoli- und Granulosazellen, Theka-und Thekaluteinzellen sowie Hilus- und Leydig-Zellen.

Granulosazelltumoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Granulosazelltumoren sind unter den Ovarialtumoren mit ca. 2%, unter den malignen mit 10% vertreten. Sie kommen in allen Altersgruppen vor, jedoch nur selten vor der Pubertät. Die Mehrzahl dieser Granulosazelltumoren bildet Östrogene. Androgenbildung, z.T. in Verbindung mit Zeichen der Virilisierung, ist in einzelnen Fällen beobachtet worden. Granulosazelltumoren entwickeln sich meist unilateral, kommen in allen Altersgruppen vor und sind solide oder multizystisch. Die Schnittfläche ist grauweiß oder gelblich gefärbt. Histologisch werden mehrere Subtypen unterschieden (mikrofollikulär mit Call-Exner-Körper, makrofollikulär, trabekulär, insulär, sarkomatoid). Die histologische Klassifikation hat für die Beurteilung der Dignität nur eingeschränkte Wertigkeit. In etwa 5% ist ein Granulosazelltumor mit einem Adenokarzinom des Endometriums assoziiert. Etwa 5% der Granulosazelltumoren werden vor dem Pubertätsalter diagnostiziert und stellen den sogenannten juvenilen Typ dar [120][134]. Dieser Tumortyp löst bei etwa 80% der Patientinnen eine Pseudopubertas praecox aus. Auch wenn eine Ruptur sowie eine Aszitesbildung bzw. ein Hämatoperitoneum bei etwa 10% der Patientinnen zum Zeitpunkt der Operation beobachtet werden kann, liegt dennoch bei etwa 97% der Patientinnen ein Stadium I vor [28].

Klinische Aspekte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Therapie besteht bei den reifen Formen in den klinischen Stadien Ia und Ib in der einfachen Hysterektomie mit bilateraler Adnektomie. Da die Geschwülste in mehr als 90% unilateral auftreten, ist bei jungen Frauen im Reproduktionsalter die einseitige Adnektomie vertretbar. Additive Strahlen- oder Polychemotherapie ist in den Frühstadien nicht erforderlich, wohl aber bei Tumoren mit Kapseldurchbruch und organübergreifendem Wachstum.

ICD-10 / WHO-Einteilung 1999[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Histologische Klassifikation der Ovarialtumoren:

  1. Epitheliale Tumore
  2. Keimstrang-Stroma-Tumore
    1. Granulosa-Stromazelltumoren
      1. Granulosazelltumor
        1. Erwachsener Typ
        2. Jugendlicher Typ
      2. Tumoren in der Thekom-Fibrom-Gruppe
        1. Thekom
          1. Typisch
          2. Luteinisiert
        2. Fibrom
        3. Zelluläres Fibrom
        4. Fibrosarkom
        5. Stromatumor mit geringen Sexcord-Elementen
        6. Sklerosierender Stromatumor
        7. (Stromaluteom) >2.6.1.
        8. Nichtklassifiziert (Fibrothekom)
        9. Andere

(D37-D48) Neubildungen unsicheren oder unbekannten Verhaltens Hinw.: In den Kategorien D37- D48 sind Neubildungen mit unsicherem oder unbekanntem Verhalten nach ihrem Ursprungsort klassifiziert, d.h. es bestehen Zweifel daran, ob die Neubildung bösartig oder gutartig ist. Solchen Neubildungen ist in der Klassifikation der Morphologie der Neubildungen der Malignitätsgrad /1 zugeordnet. D39.- Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens der weiblichen Genitalorgane

D39.1 Neubildung unsicheren oder unbekannten Verhaltens: Ovar

  • Zwischenzelltumor bei der Frau I77980
  • Unsichere Neubildung des Ovars I1701
  • Theka-Granulosazell-Tumor I78135
  • Proliferierender Brenner-Tumor I68058
  • Partiell maligner Brenner-Tumor I68059
  • Ovarialtumor I20740
  • Ovariales Strumakarzinoid I74338
  • Neoplasie des Ovars I1703
  • Multilokuläre ovariale Zyste I83434
  • Keimstrangtumor mit anulären Tubuli I94179
  • Karzinoid mit Struma ovarii I74409
  • Juveniler Granulosazell-Tumor I94084
  • Gynandroblastom bei der Frau I12240
  • Gonozytom bei der Frau I92297
  • Gonadoblastom bei der Frau I92298
  • Geschwulst des Ovars I1702
  • Follikulom I31598
  • Endometrioides Zystadenofibrom mit Borderline-Malignität I92640
  • Endometrioides Adenofibrom mit Borderline-Malignität I91028
  • Androblastom bei der Frau I12239

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • sehr selten, 2% der Ovarialtumoren, 10% der bösartigen Ovarialtumoren
  • Altersgipfel: juvenile Form (5%) und die häufigste Form ab 45 postmenopausal
  • Lokalisation: Organsystem

Zytologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mikro[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • uniforme, oval-spindelige, monomorphe Granulosazellen, dicht gelagert
  • angedeutet follikuläre Strukturen: Call-Exner-Körperchen
  • typische ovale "Kaffeebohnen-Kerne" mit Kernfurchen

Makro[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • solide, glatte, gelbliche Schnittfläche, evtl. mit Zysten, Einblutungen, Nekrosen
  • feste Konsistenz

mit Corpus-Ca assoziiert

Zellen aus Keimstrangstoma. Einleitung: Die Ausstriche sind meist zellreich und der Hintergrund ist sauber. Die Tumorzellen bilden lockere oder dichte Verbände, rosettenartige Follikel und charakteristische Call Exner Körperchen. Diese sind gekennzeichnet durch eine amorphe dichte zentrale Struktur und eventuell einen zentralen degenerierten Kern umgeben von Tumorzellen. Call-Exner Körperchen müssen nicht vorhanden sein und können auch in normalen Follikeln oder bei Brenner Tumoren vorkommen. Die Zellen sind meist klein, unscharf begrenzt und haben uniforme runde vesikuläre Kerne mit gut erkennbarem Nukleolus. Typisch, aber nicht immer vorhanden, sind Kaffeebohnenkerne. Brenner Tumoren haben ähnliche Kerne, allerdins sind diese grösser und die Zellen enthalten mehr Zytoplasma. Keimstrangtumoren und reaktive Mesothelien können zytologisch ähnlich aussehen wie Granulosazelltumoren.

Diagnose1[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Granulosazelltumor vom adulten Typ, Call Exner Körperchen
  • Beschreibung: Kaffeebohnenartige Tumorzellen mit Kernkerben umgeben drüsenartige Hohlräume, welche eosinophiles Material und aus dem Verband gelöste Tumorzellen enthalten=Call Exner Körperchen.
  • Innerhalb des soliden Tumors finden sich Call Exner body Hohlräume, die eosinophiles Material enthalten (=Call Exner body). Die Tumorzellen zeigen rundliche bis ovale Kerne mit gelegentlichen Kernkerben.
  • Zusatzbefund: Die Tumorzellen zeigen eine Positivität für Inhibin und CD99, sind jedoch negativ für EMA.
  • Klinik: Ovarial-Tumor links -> Adnexektomie links. Frage: Dignität? CA-125 im Normbereich.
  • Kommentar: Die Call Exner Körperchen gleichen unreifen Follikeln und sind ein guter Hinweis auf einen Granulosazelltumor
  • Färbung: HE
  • Bild vom Granulosazelltumor

Diagnose2[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Granulosazelltumor, Färbung: Papanicolaou
  • Beschreibung: Ovar links, Frischgewebsausstrich: Der Ausstrich zeigt zahlreiche in dichten Haufen liegende atypische Zellen mit runden bis ovalären, oftmals längs gefurchten Kaffeebohnen-artigen Kernen. Das Kernchromatin zeigt eine feine Pfeffer und Salz Struktur. Kleine bis mittelgrosse basophile Nukleolen. Zytoplasma schmal, oftmals nicht mehr erhalten. Sauberer Hintergrund.
  • Zusatzbefund: Tumorzellen positiv für alpha Inhibin
  • Klinik: Ovarialtumor von 12cm Durchmesser

Ätiologie und Pathomechanismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Keimstrang-Stroma-Tumore - Systematik:

  • Keimstrang: Follikel, Granulosazellen, Sertolizellen
  • Stroma: Thekazellen, Fibroblasten, Hiluszellen

Eigenschaften:

  • meist benigne
  • eher selten
  • epitheliale und mesenchymale Komponente allein oder kombiniert
  • wenn Östrogenproduktion, dann erhöhtes Risiko für Endometriumhyperplasie (Endometriumkarzinom)

Granulosazell-Tumor (meist benigne, aber potentiell maligne)

  • 60% in der Menopause
  • 90% unilateral
  • 70% östrogenproduzierend


Klinik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Symptome[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stadieneinteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Diagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Differentialdiagnose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • gutartige Ovarialtumore
    • EpithelialeTumore:
      • serös-papillär (Kystom)
      • mucinös(Kystom) �Pseudomyxoma peritonei
      • endometoid
    • Keimzell-Tumore:
      • Dermoid
    • Keimstran-Stroma-Tumore:
      • Granulosazelltumor
      • Thekazelltumor
      • Sertoli-Leydig-Zelltumor
      • Fibrom (Meigs-Syndrom)


  • bösartige Ovarialtumore
    • Keimepithel (Epithel Oberfläche Ovar)(= epitheliale Ovarialkarzinome)
    • Gonadenmesenchym (Granulosazelltumor)
    • Keimzellen (Dysgerminom, endodermaler Sinustumor = Dottersacktumor, Teratom, Chorion Karzinom
    • Extraovarielles Carcinom

Therapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stellenwert der systemischen Chemotherapie beim Granulosazelltumor des Ovars: Eine Langzeitanalyse von 25 Patientinnen

Granulosazelltumoren sind seltene Tumoren und machen einen Anteil von etwa 2 - 3 % aller Ovarialtumoren aus. Auch wenn sich der Granulosazelltumor sowohl tumorbiologisch als auch prognostisch von den epithelialen Tumoren abgrenzen lässt, orientiert sich die Therapie an den Empfehlungen zum Ovarialkarzinom. Methodik: Im Rahmen einer multizentrischen, retrospektiven Studie wurden die Krankheitsverläufe von 25 Patientinnen mit einem histologisch gesicherten Granulosazelltumor des Ovars analysiert, die eine systemische Chemotherapie erhielten.Ergebnisse: Das mediane Alter der Patientinnen zum Zeitpunkt der Chemotherapie lag bei 51 Jahren (Spannbreite 26 - 75 Jahre). Hierzu zählten neun Patientinnen mit Stadium I, neun Patientinnen mit Stadium II - IV und sieben Patientinnen wurden in der Rezidivsituation behandelt. Das mediane Follow-up betrug 98 Monate (Spannbreite 6 - 189 Monate). Insgesamt wurden neun verschiedene Therapieregime eingesetzt, wobei nur in einem Fall diese als Monotherapie erfolgte. Bei 60 % der Patientinnen wurden platinhaltige Kombinationen appliziert. Die Überlebenszeiten zwischen der Behandlung mit platinhaltigen versus nichtplatinhaltigen Substanzen erwiesen sich als nicht signifikant unterschiedlich (p = 0,3). Diese Aussage ist jedoch aufgrund der sehr kleinen Fallzahl erheblich eingeschränkt. Das mittlere Gesamtüberleben aller Patientinnen, die eine Chemotherapie erhalten hatten, lag bei 96,6 Monaten (95 %-CI: 78,22 - 115,04 Monate), wobei das mediane Gesamtüberleben nicht erreicht wurde. Das mittlere Gesamtüberleben der Patientinnen mit fortgeschrittenem Tumorstadium oder Rezidiv lag bei 81,4 Monaten (95 %-CI: 53,8 - 108,9 Monate). Das mediane Gesamtüberleben wurde hierbei nicht erreicht. Schlussfolgerungen: Wegen der Seltenheit von Granulosazelltumoren sollte eine zentrale Datenerfassung erfolgen, die dann die Grundlage für die Konzeption von multizentrischen adjuvanten Studien sein können.

Prognose[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Rezidivlokalisation: Peritoneum, Darm, Vagina (bis zu 20 Jahre)
  • 5-Jahres Überlebensraten:
    • alle Stadien: 40%
    • Stadium I: 90%
    • Stadium II: 75%
    • Stadium III(a,b,c): 30%
    • Stadium IV: 10%


Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen / Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

granulosa cell tumor Fachliteratur in der PubMed zu granulosa cell tumor