Benutzer:Olag/Wunder von Chile

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Chiles Wirtschaftswachstum (Bruttonationaleinkommen) seit 1961. Nach der ersten Ölkrise 1973 fiel in die eigentliche Reformphase (1975–1983) Anfang der 1980er auch die zweite Ölkrise
Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von Chile (blau) und Südamerika (orange) 1945-2003. Die Wirtschaftpolitik und die wirtschaftliche Entwicklung Chiles sind in dem Hauptartikel zur Wirtschaftsgeschichte Chiles detailliert dargestellt

Das „Wunder von Chile“ ist ein Ausdruck im Zusammenhang mit Kommentaren des US-Ökonomen Milton Friedman über die ökonomischen Reformen Chiles die nach dem Putsch in Chile während der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet zwischen 1975 und 1983 stattfanden. Unter der Leitung der sogenannten Chicago Boys, einer Gruppe von Ökonomen, die an der Universität von Chicago studiert hatten, wurde eine radikale Umgestaltung der chilenischen Wirtschaft vollzogen, die vor allem an die Theorien Friedmans angelehnt war. Durch die Freigabe von Preisen und den weitgehenden Rückzug des Staates aus vielen Wirtschaftsbereichen wurde die chilenische Volkswirtschaft weitgehend dem freien Markt überlassen. Die Inflationsrate vor Beginn der Reformen betrug mehrere hundert Prozent, die Reformphase 1975 und 1983 blieb von einer unsteten wirtschaftlichen Entwicklung geprägt (siehe Tabelle).

Friedman prägte den Ausdruck in seiner regelmäßigen Kolumne in Newsweek am 25. Januar 1982 in einem Artikel unter der Überschrift „Free Markets and the Generals.“ Er bezeichnete die chilenische Entwicklung als „ökonomisches Wunder“ („economic miracle“); ein „noch erstaunlicheres politisches Wunder“ („even more amazing political miracle“) sei es, dass die Militärjunta bereit gewesen sei, die von ihm für richtig gehaltene marktorientierte Umgestaltung durchzuführen. 1991 sagte er dazu, das „eigentliche Wunder“ sei nicht etwa, dass die ökonomischen Reformen so gut funktioniert hätten, vielmehr bestehe das Wunder darin, dass die Militärjunta bereit gewesen sei, diese Reformen ausführen zu lassen.[1]

Kontroverse[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedman besuchte 1975 Santiago de Chile, um wirtschaftswissenschaftliche Vorlesungen zu halten. Dabei besuchte er auch Pinochet, dem er später einen Brief mit wirtschaftspolitischen Vorschlägen zusandte. Nach eigener Aussage war Friedman jedoch weder Unterstützer noch Berater Pinochets. Allerdings wird kritisiert, dass Friedman bei seinem Besuch 1975 in Chile, bei dem er kurz mit Pinochet zusammentraf, diesem keine Vorwürfe wegen der Menschenrechtsverletzungen machte.[2] Orlando Letelier, ein ehemaliger Minister der von Pinochet gestürzten Allende-Regierung, warf Friedman und den Chicago Boys in einem Beitrag für The Nation 1976 Doppelstandards bei ihrem Verständnis von „Freiheit“ in Hinblick auf Chile vor.[3]

Friedman hingegen erklärte in einem Interview im Jahr 2000, seine Überzeugung, dass freie Märkte eine freie Gesellschaft hervorbringen, bestätigt worden sei: "Chilean economy did very well, but more important, in the end .. the military junta was replaced by a democratic society. So the really important thing about the Chilean business is that free markets did work their way in bringing about a free society."[4]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. „The real miracle is that a military junta was willing to let them do it. As I said to begin with, the principle of the military is from the top down. The principle of a market is from the bottom up. It's a real miracle that a mititary group was willing to let a bottom-up approach take over.“ The Drug War as a Socialist Enterprise by Milton Friedman November 1991
  2. Brian Doherty: The Life and Times of Milton Friedman, Reason, März 2007
  3. Orlando Letelier: The Chicago Boys in Chile: Economic Freedom's Awfull Toll, The Nation, 28. August 1976
  4. Interview mit Milton Friedman, PBS, 1. Oktober 2000

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]