Benutzer:Oxensepp/Sichten

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Warum ich vom Sichten nicht viel halte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor einiger Zeit hat die de-Wikipedia das Sichten eingeführt. Mittlerweile ist der Löwenanteil der Artikel der de-Wikipedia gesichtet, d.h. praktisch jeder Autor und auch jeder Leser (damit auch ich) ist davon betroffen.

Die Frage ist: Was bringts, was schadets?


Was bringts (was ist es überhaupt)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sichten heißt zunächst, den gerade aktuellen Stand eines Artikels zu markieren, wenn nicht gerade besonders augenfälliger Vandalismus darin enthalten ist. Derzeit (Anfang 11/2008) ist weder die Definition von 'offensichtlichem Vandalismus' endgültig geklärt, noch gibt es weitere Qualitätskriterien, die darüber hinausgehen.

  • Es handelt sich also um eine Qualitätskontrolle auf der alleruntersten denkbaren Stufe.
  • Die Sichtungsmarkierung ist immer einer Artikelversion zugeordnet und läßt sich direkt von jedermann ablesen oder statistisch auswerten.

Das Sichten erkennt also nur wirklich schwere Fälle von Vandalismus, aber es verhindert, dass mehrere Personen z.B. nach einer Änderung dieselbe Artikelversion kontrollieren, weil sie voneinander nichts wissen.

Die Stärke dieses Werkzeugs liegt also nicht in der Qualitätssicherung (die ist allerunterstes Niveau), sondern in der Koordination bzw. ist der statistischen Erfaßbarkeit dieser Aktionen.


Die Wikipedia hat sich entschieden, dem Leser zunächst erstmal nur die gesichtete Version eines Artikels zu zeigen, auch wenn es schon neuere, verbesserte Versionen gibt - in der Angst, eine dieser Änderungen könnte Vandalismus enthalten und den Leser verschrecken. Die aktuelle Version muss extra erklickt werden, bis ihr ein Sichter das O.K. gibt.

Was schadets[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Vor allem der letzte Punkt (Anbieten der gesichteten anstatt der aktuellen Version) findet mein Missfallen. Damit wird einer gesichteten Version ein viel größeres Gewicht verliehen, als sie eigentlich hat. Ungesichtete Änderungen (von Nutzern, die nicht sichten können oder wollen) bleiben zunächst außen vor.

Im Kern geht es hier um die Abwägung, als wie schlimm man den augenfälligen Vandalismus einschätzt.

Meiner Ansicht nach schießt man hier mit Kanonen auf Spatzen, und nimmt dabei die Kollateralschäden in Kauf. Natürlich gibt es Vandalismus, aber mir scheint er eher eine lästige als eine wirklich ernste Sache zu sein, sprich, der 'offensichtliche Vandalismus' ("Deutschland ist eine Mondkolonie") ist per defintionem schon so auffällig, dass ihn jeder leicht erkennt und ggf. rückgängig machen kann.

Wie häufig Vandalismus dieser Art vorkommt, kann ich nicht mit Sicherheit beurteilen, als eifrigem Leser scheint es mir aber, dass dergleichen zwar ein stetiges, aber gemessen an der riesigen Anzahl der Änderungen an den Artikeln kein sehr intensives Problem ist.

Man muss auch bedenken, dass das Sichten nur die Auswirkungen bremst, aber Vandalismus keinesfalls verhindert, denn Änderungen an den Artikeln sind ja trotzdem jederzeit für jedermann möglich, und eine Vandalismus-Änderung muss im Zuge der Weiterarbeit so oder so rückgängig gemacht werden, d.h. unabhängig davon, ob es gesichtete Versionen gibt oder nicht.

Andersherum fühle ich mich als Leser ein wenig bevormundet, weil man mir den aktuellen Stand eines Artikels zunächst vorenthält und erst auf expliziten Wunsch (anklicken der aktuellen Version) liefert. Ist es in einem Projekt, indem jeder ohne Hürden mitmachen kann und soll, nicht ganz logisch und einfach unvermeidlich, dass die eine oder andere vorsätzlich destrukive Änderung eingebracht wird? Ist der Wikipedia-Konsument denn so naiv, dass ihm das nicht vermittelbar wäre?

Schließlich wird durch die derzeitige Praxis innerhalb der Wikipedia eine zusätzliche Hierarchiestufe eingeführt: Nämlich die Klasse derer, die Sichten dürfen, d.h. deren Änderungen unmittelbar angezeigt werden. Zusätzliche Hierarchiestufen sind aber genau das, was die Wikipedia als allerletztes haben muss.

Zum Schluß muss man sich noch fragen, ob der Aufwand den Nutzen rechtfertigt, oder ob man die Mühe nicht besser in eine der anderen Baustellen gesteckt hätte. Diese Frage ist schwer, vielleicht gar nicht zu beantworten. Nach einem hohen Aufwand für 'Erstsichtungen', bei denen ja der ganze Artikel geprüft werden muss, sind im folgenden nur noch die Änderungen zu prüfen, die i.d.R. nicht besonders umfangreich sind und wenig Mühe erfordern. Demgegenüber steht, dass durch die ganze Sichterei nur eine Prüfung auf dem untersten Niveau ist, in der Qualitätssicherung also kaum etwas bringt.

Fazit[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Sichten von Artikeln verbessert im Wesentlichen die Koordination von Maßnahmen gegen groben Vandalismus. Derzeit ist aber der Status einer gesichteten Version um Größenordnungen zu hoch angesetzt, was negative Konsequenzen vom täglichen Gebrauch bis in die Benutzerhierarchie hat, die den Nutzeffekt weit überwiegen.

In diesem Punkt sollte die Bedeutung der gesichteten Versionen auf ein gesundes Maß zurückgestutzt werden, und zwar je schneller und gründicher, desto besser.

Aus Sicht des Qualitätsmanagements greifen die Kriterien eigentlich zu kurz. Ein bischen mehr als bloß frei von 'offensichtlichem Vandalismus' dürfte eine so breit angelegte Maßnahme schon bringen, hier sollte man nicht auf dem jetzigen Stand stehenbleiben.


(Bevor jemand fragt: Nein, ich bin kein Sichter, und nein, ich will es unter diesen Umständen auch nicht werden.)