Benutzer:Patgess/Gedankenbild

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Gedankenbild wird unter anderem synonym für Gedanke verwendet.[1] Dem Begriff Gedankenbild werden sowohl umgangssprachlich als auch wissenschaftlich unterschiedliche Bedeutungsinhalte zugemessen.

In der wissenschaftlichen Literatur wurde der Begriff Gedankenbild erstmals von Christian von Wolff im Jahre 1744 erwähnt.[2] Der Autor vermittelt durch dessen Sprachgebrauch, das ähnliche oder gleiche Gedankenbilder durch alle Menschen imaginär gesehen werden könnten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts fand der Begriff schnell Verbreitung in den Wissenschaften, in religiösen Abhandlungen, der Dichtung und politischen Diskussionen und wird oft zur Verdeutlichung verwendet. Eine Beziehung zwischen Vorstellung, Einbildungskraft und Bild lässt sich bei Kant feststellen.Immanuel Kant: AA III, 135[3]

Gedankenbilder werden analog bildliche Vorstellung von den Kognitionswissenschaften und der Psychologie erforscht. Gedankenbilder gehören zur Kategorie der Vorstellungsarten.[4][5] Eine Begriffsdiskussion findet bei Friedrich Möbius statt.[6]

Wie bei Gedanken handelt es sich bei Gedankenbilder um Ergebnisse bzw. Produkte von Denkoperationen, also willentlich herbeigeführte oder nicht unterdrückte Akte oder Prozesse des menschlichen kognitiven Systems.

Sprachgebrauch - Beispiele[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Vielfalt des Sprachgebrauchs von Gedankenbild zeigt nachfolgender kleiner Ausschnitt aus der Literatur:

  • Vernunft erzeuge im Gedankenbild eine Erkenntnissform (Pesch, 1877)[7]
  • Intelligenz entwerfe Gedankenbilder (Fichte, 1864)[8]
  • Gedankenbilder können gemalt werden; Zusammenhang zwischen Begriff und Gedankenbild (Oppolzer, 2004)[9]
  • Abstrakte Begriffe seien unvollkommene Gedankenbilder (Douai, 1894)[10]
  • physikalische Begriffe sind Gedankenbilder, die sich der Mensch von Dingen macht (Hunger, 1964)[11]
  • Gedankenbilder ließen sich in Sprachzeichen ausdrücken (Weber, 1808)[12]
  • Verwendung von Gedankenbildern liege in ihrem Erfolg (Von Mises, 1940)[13]
  • Gedankenbilder können inspiriert werden (Adamowsky u.a., 2006)[14]
  • Ein Gedankenbild als imaginäre Konstruktion ohne reale Entsprechung (Hülsmann, 2007)[15]
  • Es gäbe einen Markt für Gedankenbilder (Herrmann, 2008)[16]


Abzugrenzen ist der Begriff Gedankenbild von den Begriffen Gedankengebilde bzw. Ideologem. Letzteres bezieht sich stärker auf konkretere reale Zustände, Prozesse oder Gegenstände. Im Gegensatz dazu ist ein Gedankenbild rein imaginär konstruiert, eine bildliche Erinnerung an eine Realität oder beides gleichzeitig.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernhard Iglhaut: Deutsch: Synonyme (2008), S. 164.
  2. Christian von Wolff: Sittenlehre: widerleget von dem berühmten Weltweisen unserer Zeit (1744), S. 158.
  3. Immanuel Kant, Gesammelte Schriften. Hrsg.: Bd. 1–22 Preussische Akademie der Wissenschaften, Bd. 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd. 24 Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1900ff., AA III, 135.
  4. Carl Gustav Carus: Vorlesungen über Psychologie (1831), S. 183.
  5. Stefan Schweizer: Anthropologie der Romantik (2008).
  6. Friedrich Möbius: Skulptur des Mittelalters, Funktion und Gestalt (1987), o.S.
  7. T. Pesch: Das Weltphänomen (1877), S.75-76.
  8. Fichte u.a.: Zeitschrift für Philosophie und Philosophische Kritik (1864), S. 23.
  9. Ursula Oppolzer: Das große Brain-Fitness-Buch (2004), S. 38.
  10. Adolf Douai: Wider Gottes- und Bibelglauben: zwei Schriften (1894), o.S.
  11. Edgar Hunger: Von Demokrit bis Heisenberg (1964), o.S.
  12. Joseph Weber: Philosophie, Religion und Christenthum im Bunde (1808), S. 41.
  13. Ludwig Von Mises: Nationalökonomie, Theorie des Handelns und Wirtschaftens (1940), S. 228.
  14. Natascha Adamowsky u.a.: Vernetztes Leben: soziale und digitale Strukturen (2006), S. 185.
  15. Jörg Guido Hülsmann: Mises: the last knight of liberalism (2007), S. 773.
  16. Bernd Herrmann: Beiträge zum Göttinger Umwelthistorischen Kolloquium 2007 - 2008 (2008), S. 212.