Benutzer:Piusfuchs/Werkstatt 3

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Piusfuchs/Werkstatt 3


C/64/67 Stadtmuseum Köln

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung Feld- und Festungsgeschütz C/64/67
Herstellerbezeichnung C/67
Entwickler/Hersteller Krupp, Essen
Produktionszeit 1867 bis 1872
Waffenkategorie Feldkanone
Technische Daten
Rohrlänge 1,95 m
Kaliber 9 (9,16 cm)
Anzahl Züge 16 Keilzüge
Kadenz bis zu 10 Schuss/min
Ausstattung
Verschlusstyp Rundkeilverschluss
Ladeprinzip Hinterlader

Die preußische Feldkanone C/64/67 war die Weiterentwicklung der 1864 beim preußischen Heer eingeführten Kanone C/64. Sie unterschied sich deutlich von ihrem Vorgängermodell. Durch verbesserten Gußstahl konnte die Rohrwandung bei gleicher Leistung reduziert werden. Dadurch wurde deutlich an Gewicht gespart. Die Lafette war nicht mehr hauptsächlich aus Holz sondern aus Schmiedeeisen und Blechen gefertigt. Lediglich für die Räder und die nun schlankeren Seitenteile wurde noch Holz verwandt. Sie war mit dem verbesserten Rundkeilverschluss 67 versehen, welche auf die Liderung mit Kupferring verzichtete. Ebenfalls neu eingeführt war die Richter'sche Richtmaschine mit Doppelschraube. (Diese bewährte sich so gut, dass sie nachträglich auch an Geschützen des Typs C/64 angebracht wurde)

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Feldkanone C/64 wurde ständig verbessert. Veränderungen wurden hauptsächlich an der Lafette und den Rädern durchgeführt. Mit der Einführung der C/64/67 wurde das Geschütz sozusagen runderneuert und viele Verbesserungen und Modifikationen zusammengeführt. Der ursächliche Grund für die Einführung der C/67 war die Entwicklung des verbesserten Rundkeilverschlusses. Er behob die bekanntgewordenen Probleme des Doppelkeilverschlusses (z.B. Ausbrennungen an den kupfernen Dichtungsringen und Reißen des zu schwach ausgelegten Obekeils).

Die Feuertaufe dieses Geschütztyps fand schon im Deutsch-Französischen Krieg 1870–71 statt. Speziell bei der Schlacht von Sedan zeigte sich, dass eine hohe Kadenz (bis zu zehn Schuss pro Minute) zusammen mit einer großen Reichweite bei guter Trefferleistung eine verheerende Wirkung erzeugte. Bei seiner anschließenden Gefangennahme äußerte der französische Kaiser Napoleon III. gegenüber Wilhelm I.: « C'est votre artillerie, Sire, qui a gagné la campagne. » (deutsch: „Es war Eure Artillerie, Majestät, die den Feldzug gewann.“)

Frankreich hatte, trotz einiger infanteristischer Innovationen (wie z.B dem Chassepot-Gewehr oder der Mitrailleuse), den modernisierten, gezogenen Gußstahlgeschützen nichts entgegen zu setzen. Bei der Belagerung von Paris im Winter 70–71 wurden neben neuen Geschützen (zum Teil von der französischen Marine beschaffte Geschütze schwersten Kalibers) auch noch Kanonen aus der Zeit der Französischen Revolution benutzt. Es ist bezeichnend, dass im Krieg 1870–71 die meisten ausgefallenen preußische Geschütze durch technischen Defekt unbrauchbar - und nicht vom Feind zerstört wurden.

Die Qualität der preußischen Artillerie 70-71 lässt sich auch im Verhältnis der Kanonen vor Paris ablesen. Bei der Belagerung standen sich 240 preußische und 1362 französische Geschütze gegenüber. Das entspricht einem Verhältnis von 1:6.

Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rückansicht des Verschlusses einer C/64/67
Schnitt durch den Rundkeilverschluss einer C/64/67
Rundkeilverschluss einer C/64/67
Richtmaschine nach Richter mit Doppelschraube

Die Firma Krupp verbesserte den Doppelkeilverschluss nach Kreiner zum Rundkeilverschluss. Besonderes Merkmal dieses Verschlusses ist, dass die beiden Keilflächen die gleiche Größe besitzen und dem Verschluss dadurch größere Festigkeit verleihen. Die Kupferliderung entfiel, da die Stahlfächen nun ausreichend gasdicht waren. Der Verschluss wurde nun in der geschlossenen Stellung durch einen federgelagerten Sicherungsstift gehalten. So konnte sich der Verschluss z.B. während der Fahrt nicht mehr losrütteln und selbsttätig öffnen.

Ebenfalls neu war die verbesserte Richtmaschine nach Hauptmann Richter. Die Kurbel wirkt nicht mehr direkt auf eine Schraube unter dem Geschützrohr, sondern über eine Doppelschraube auf eine Wiege, auf der das Geschützrohr auflag. Dadurch wurde die Zeit zum Richten um die Hälfte reduziert und durch die Wiege erleichtert.

Der Ladevorgang der C/64/67 spielte sich folgendermaßen ab:

  1. Ziehen des Sicherungsstiftes
  2. Öffnen des Verschlusses: Eine dreiviertel Drehung der Kurbel gegen den Uhrzeigersinn.
  3. Herausziehen des Verschusses. Das kalibergroße Loch des Verschlusses ist nun deckungsgleich mit der Seelenachse des Rohres.
  4. Einschieben der Granate und der Pulverbeutel.
  5. Hineinschieben des Verschlusses und Drehen der Kurbel im Uhrzeigersinn. Der Rundkeilverschluss dichtet das Kartuschlager des Geschützes gasdicht ab.
  6. Einstecken der Schlagröhre (oder der Reibzündschraube). Das Geschütz ist feuerbereit.

Technische Daten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kaliber: 9 cm (6-Pfünder)
  • Gefechtsgewicht: ca. 1436 kg (Geschütz, Protze und aufgessene Bedienungsmannschaft)
  • Rohrlänge: ca 2 m
  • Höhenrichtbereich:
  • Seitenrichtbereich: 0 ° (Es wurde mit dem gesamten Geschütz gerichtet)
  • Munitionstyp/Gewicht: verbesserte 9 cm (Granate, Eisen, 6,9 kg, Weichbleimantel, 250 g Sprengladung, Aufschlagzünder)
  • Mündungsgeschwindigkeit: 341 m/s
  • Höchstschussweite: Granate 3450 m, Kartätsche 450–500 m

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brockhaus' Konversations-Lexikon, 14. vollständig neubearbeitete Auflage, 16. Band, Verlag F.A. Brockhaus, Leipzig 1908
  • W. Witte: Die gezogenen Feldgeschütze C/61, C/64 und C/64/67, Verlag Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1867
  • H. Müller: Die Entwicklung der Feldartillerie von 1815 bis 1870, 2. Auflage, Berlin 1893