Benutzer:Redrobsche/Wilhelm II. in der Karikatur

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Karikaturen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1888[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

A Wise Warning
A Wise Warning

Am 6. Oktober 1888 wurde im Punch die Karikatur A Wise Warning (Eine weise Warnung) von John Tenniel veröffentlicht, auf Wilhelm und Bismarck zu sehen sind. Wilhelm wird auf ihr als Ikarus dargestellt, der auf einem Felsen steht, seine Flügel ausbreitet und kurz davor ist, loszufliegen. Bismarck erscheint in der Rolle des besorgten Vaters Dädalus. Im Hintergrund ist die Sonne des Cäsarismus zu sehen, die Wilhelm lockt. In der Bildunterschrift bringen die Herausgeber des Punchs ihr herablassendes Vertrauen zum Ausdruck, dass der zweite Teil der alten Fabel (also der Absturz Ikarus') nicht stattfinden wird. Des Weiteren legen sie Bismarck acht Zeilen aus der Fabel Daedalus und Icarus aus Ovids Metamorphosen in den Mund, in denen Ikarus davor gewarnt wird, nicht zu nah an der Sonne, aber auch nicht zu nah am Meer zu fliegen.[1][2]

1890[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dropping the Pilot
Dropping the Pilot


L'enfant terrible!
L’enfant terrible

Am 10. Mai 1890, also kurz nach der Veröffentlichung von Dropping the Pilot, erschien eine weitere Karikatur Tenniels, die Wilhelm II. als Thema hatte und auf der er deutlich unvorteilhafter dargestellt wurde. Auf ihr ist der deutsche Kaiser zusammen mit Repräsentanten von Spanien, Frankreich, Österreich-Ungarn und Italien in einem Boot zu sehen. Spanien wird dabei von der Regentin Maria Christina vertreten, die ihren dreijährigen Sohn Alfons XIII. auf ihrer Schulter hält. Österreich-Ungarn wird durch Kaiser Franz Joseph I. und Italien durch König Umberto I. vertreten. Nur die französische Republik wird nicht durch einen Regenten, sondern durch die Nationalfigur Marianne repräsentiert. Durch das ungestüme Verhalten Wilhelms droht das Boot zu kentern. Dies wird auch durch die Bildunterschrift verdeutlicht. Auf ihr wird Wilhelm als Enfant terrible, also als schreckliches Kind bezeichnet. Die anderen Bootsinsassen geben als Chor im Heck die Bedenken von sich, dass sie alle kentern würden, falls Wilhelm so weitermache. („Chorus in the Steen. “Don't go on like that — or you upset us all!!”“). Der australische Historiker Richard Scully sieht darin eine Referenz auf Wilhelms Enthusiasmus für einen „kaiserlich-protegierten Sozialismus“, der Europas Stabilität gefährdete.[1] Wilhelm trägt die Reichskrone des Heiligen Römischen Reiches. Karl Arndt sieht darin einen Hinweis darauf, dass Wilhelm sich im Glanz alter Kaiserherrlichkeit gefiel und unzeitgemäße Rollen schätzte.[2]

1891[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The little Germania Magnate
The little Germania Magnate

Im August 1891 trug sich Wilhelm mit dem Spruch „Suprema lex regis voluntas!“ („Der Wille des Herrschers ist das höchste Gesetz“) in das Goldene Buch von München ein. Dieser absolutistische Herrschaftsanspruch sorgte für Aufsehen und Missfallen, auch in Großbritannien, wo man aufgrund der starken parlamentarischen Tradition dem kontinentalen Absolutimus argwöhnisch gegenüberstand. So veröffentlichte Tenniel am 28. November im Punch eine Karikatur zu diesem Ereignis. Auf ihr ist Wilhelm im Stile absolutistischer Herrscher dargestellt. Er trägt erneut die alte Kaiserkrone, einen Hermelinmantel und hat die Füße zu einem übertriebenen Tanzschritt gesetzt. Im Gegenüber stehen Bismarck in ziviler Kleidung und eine Personifikation des Sozialismus, die versuchen, ihm sein Zepter zu entreißen. Im Hintergrund ist auf einem Banner der ins Goldene Buch eingetragene Spruch zu sehen. Untertitelt ist die Karikatur mit The little Germania Magnate; or trying to sway the sceptre (deutsch: Der kleine deutsche Magnat, oder: Der Versuch das Zepter zu schwingen).[1][2]

1892[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Karikatur aus der tschechischen Zeitschrift Humoristické listy
Ohne Titel

1914[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Prophecy? (Dropping the Pilot)
Prophecy? (Dropping the Pilot)

Am 10. Oktober 1914 erschien im Daily Herald die Karikatur Prophecy? (Dropping the Pilot) (deutsch: Prophezeiung? (Der Lotse wird fallengelassen)) von Will Dyson, die eine Adaption von Dropping the Pilot ist. Auf ihr nimmt Wilhelm II. die Rolle des Bismarcks ein und verlässt das Schiff über das Fallreep. Im Gegensatz zu Bismarck im Original trägt der Kaiser dabei jedoch seine Uniform. Beobachtet wird er von Germania, der Personifikation Deutschlands. Im Gegensatz zum Original, in dem Wilhelm II. Bismarck mit einem lockeren Gesichtsausdruck hinterherblickt, blickt Germania ärgerlich bis ungehalten.[3] Jost Rebentisch sieht darin eine „augenfällige Trennung“ zwischen Deutschland und Wilhelm II.[4] Die Prophezeiung, die Dyson in seiner Karikatur zu Beginn des Ersten Weltkriegs trifft, sollte sich 1918 als richtig erweisen. Wilhelm II. musste abdanken.

1915[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

The Haunted Ship
The Haunted Ship

Die Karikatur The Haunted Ship (deutsch: Das Spuk-Schiff) von Bernard Partridge nimmt direkten Bezug auf Dropping the Pilot. Sie erschien im Punch vom 31. März 1915 anlässlich des hundersten Geburtstags Bismarcks. Die Karikatur zeigt den durchsichtigen Geist Bismarcks als Wiedergänger, der das Fallreep vom Beiboot aus wieder hinaufklettert.[5] Beobachtet wird er dabei von einem deutlichen gealterteten Wilhelm, der als überrascht[6] oder entsetzt[5] beschrieben wird. Er trägt im Gegensatz zum Original nun die Kaiserkrone des Deutschen Reichs. Bismarck, der als Ghost of the old pilot (Geist des alten Lotsen) bezeichnet wird, fragt sich, ob der Kaiser ihn jetzt auch noch entlassen würde („I wonder if he would drop me now“).[6]

1918[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dropping the Pirate
Dropping the Pirate

Auf die Abdankung Wilhelms bezieht sich die Karikatur Dropping the Pirate (deutsch: Der Pirat wird fallen gelassen) von William H. Walker, die im Dezember 1918 im amerikanischen Magazin Life erschien. Auch sie ist eine Adaption von Dropping the Pilot. Sie zeigt den zu der Zeit bereits abgedankten Kaiser Wilhelm, der das Schiff über das Fallreep verlässt. An Deck beobachtet ihn dabei ein Soldat der Siegermächte. Wie Bismarck trägt Wilhelm Seemannskleidung, allerdings zeigt seine Mütze das Piratensymbol. Zudem hängt an seinem linken Fuß eine Kette mit einer Kugel, auf der „justice“ (Gerechtigkeit) steht. Anders als bei Bismarck wartet auf Wilhelm kein Boot am Ende der Treppe, sondern nur das Meer, in dem ein Brett mit der Aufschrift „oblivion“ (Vergessenheit) schwimmt. Das Wortspiel mit „pirat“ und „pilot“ taucht bereits in der komischen Oper The Pirates of Penzance aus dem Jahr 1879 auf.[7][8]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • John Grand-Carteret: „Er“ im Spiegel der Karikatur. Wiener Verlag, 1906.
  • Otto May: Kaiser Wilhelm II. in der Postkarten-Karikatur: „Herrliche Zeiten“?. Franzbecker, 2013, ISBN 978-3881209267.
  • Susanne Peters: Ansichten eines Kaisers - Wilhelm II. in der deutschen Karikatur. Eine Studie zur Mentalität im Wilhelminischen Zeitalter. Scripta Mercaturae Verlag, 2003, ISBN 3895901393.
  • Jost Rebentisch: Die vielen Gesichter des Kaisers. Wilhelm II. in der deutschen und britischen Karikatur (1888–1918). Duncker & Humblot, 2000.
  • Richard Scully: ‘A Pettish Little Emperor’. Images Kaiser Wilhem II In Punch, 1888–1901. In Richard Scully, Marian Quartly: Drawing the Line: Using Cartoons as Historical Evidence. Monash University ePress, 2009 (online).
  • Friedrich Wendel: Wilhelḿ II. in der Karikatur. Artemis-Verlag, 1928.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c Richard Scully: ‘A Pettish Little Emperor’. 2009.
  2. a b c Karl Arndt: „Dropping the Pilot“ oder „Der Lotse geht von Bord“. Zum 100. Geburtstag einer Karikatur. In Herwig Guratzsch (Hrsg.): »Der Lotse geht von Bord«. Zum 100. Geburtstag der weltberühmten Karikatur. Wilhelm-Busch-Gesellschaft, 1990, ISBN 3-921752-28-0, S. 18–21.
  3. Julia Quante: Drawn into the Heart of Europe? Die britische Europapolitik im Spiegel von Karikaturen (1973–2008). Band 44 der Reihe Medien & Politik. Lit Verlag, 2013, S. 131–135.
  4. Jost Rebentisch: Die vielen Gesichter des Kaisers. Wilhelm II. in der deutschen und britischen Karikatur (1888–1918). Duncker & Humblot, 2000, S. 229.
    Zitiert in: Julia Quante: Drawn into the Heart of Europe? Die britische Europapolitik im Spiegel von Karikaturen (1973–2008). Band 44 der Reihe Medien & Politik. Lit Verlag, 2013, S. 134.
  5. a b Stephan Leibfried: Bismarcks Fall 1890 und die Erfindung des deutschen Staatsschiffs. In: Webseiten der Schader-Stiftung. 15. Mai 2014, abgerufen am 16. März 2018.
  6. a b Karl Arndt: „Dropping the Pilot“ oder „Der Lotse geht von Bord“. Zum 100. Geburtstag einer Karikatur. In Herwig Guratzsch (Hrsg.): »Der Lotse geht von Bord«. 1990, S. 42–43.
  7. Das Staatsschiff: Deutschland und Europa. Katalog zur Sonderausstellung im Deutschen Schiffahrtsmuesums, 2012 (online bei ResearchGate, abgerufen am 23. März 2018).
  8. Über den Ursprung der politischen Verwendung des Begriffs Staatsschiff in Deutschland. In: Season's Greetings des Sonderforschungsbereichs Staatlichkeit im Wandel der Universität Bremen. 2009 (online bei ResearchGate, abgerufen am 24. März 2018).

Kategorie:Karikatur Kategorie:Wilhelm II. (Deutsches Reich)