Benutzer:Rießler/Werkstatt/Gunvor Brettschneider

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Gunvor Birgit Renate Brettschneider (geboren am 19. Dezember 1933 in Sibbo[1]) ist eine finnlandschwedische Staatswissenschaftlerin und Kommunalpolitikerin (Schwedische Volkspartei) aus Helsinki.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gunvor Brettschneider wurde 1933 in einfachen Verhältnissen auf dem Gut Söderkulla in Sibbo (finnisch Sipoo) geboren, wo ihr Vater als Gärtner arbeitete und die Familie mit drei Kindern ein Häuschen mit zwei Zimmern und Küche bewohnte. Ihre Mutter war Irene Finne aus dem Dorf Västervik in Ostbottnien.

Willi Brettschneider[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brettschneiders Vater, Willi Brettschneider, war ein in den 1920er Jahren nach Finnland eingewanderter Deutscher, der sich wie viele andere Einwanderer dieser Zeit schwedischsprachig assimiliert hatte. Zuerst lebte der 21-jährige Einwanderer bei seiner Schwester in der Gegend von Kyrkslätt (Kirkkonummi) in der Region Helsinki und nahm später eine Arbeit als Gärtner in Västervik auf. Dort heiratete er 1929 seine Frau und zog später zusammen mit ihr nach Sibbo.[2]

Internierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 1944 wurden Brettschneider, damals 10 Jahre alt, ihre 13- und 14-jährigen Schwestern Runa und Magnhild und die Mutter für anderthalb Jahre interniert. Ihr Vater war, wie andere deutsche und ungarische Staatsbürger nach dem Waffenstillstand von Moskau, inhaftiert worden.[2] Obwohl es im Abkommen nicht gefordert war, schickte Finnland auch die finnischen Ehepartner und Kinder „für den Fall der Fälle“ in Lager. Der gesamte Besitz der Familie wurde beschlagnahmt und der Sowjetunion übergeben.[3]

Ausbildung und Beruf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Brettschneider machte später eine finnischsprachige Ausbildung als Sozialarbeiterin im Gesundheitswesen (socialskötare/sosiaalihoitaja in Finnland)[4] am damaligen ??Sjukvårdsinstitutet på Stockholmsgatan.[2]. Im Anschluss arbeitete sie als Krankenschwester und Sozialarbeiterin, unter anderem für die Organisation Save the Children (Rädda Barnen/Pelastakaa Lapset in Finnland). Während dieser Zeit konnte sie Anfangs der 1960er Jahre mit einem Reisestipendium des auf Initiative von Henry B. Ollendorff gegründeten Cleveland International Program ein Praktikum min den USA absolvieren.[5]

Ohne akademische Ausbildung bewarb sie sich erfolgreich auf eine Stelle als Lektorin für „Methodik des Sozialwesens“ (socialvårdsmetodik) an der Schwedischen Sozial- und Kommunalhochschule und begann ihre Tätigkeit Anfang 1965[5] Diese Einrichtung blieb ihr Arbeitgeber bis zur Pensionierung ??

Magister Gesellschaftswissenschaften[6]

Nach 1989 lebte Brettschneider acht Jahre lang in Schweden und arbeitete dort unter anderem als Sozialattaché bei der finnischen Botschaft in Stockholm und für den Nordischen Ministerrat.

Brettschneider lebt im Stadtzentrum von Helsinki und ist mit dem ehemaligen Pastor der Finnischen Gemeinde in Stockholm Urpo Kokkonen verheiratet.[4]

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von 1975 bis 1989 als Rektorin der Schwedischen Sozial- und Kommunalhochschule, die während ihrere Amtszeit in die Universität Helsinki eingegliedert wurde. In ihrem Amt hat Brettschneider erfolgreich die nordische Zusammenarbeit in der Ausbildung und Forschung im Fach Soziale Arbeit gefördert.

Politikerin

Seit seiner Pensionierung ist Brettschneider in der Kommunalpolitik Helsinkis aktiv, u. a. als Mitglied des Sozialausschusses von 2001 bis 2004 und des Gesundheitsausschusses von 2005 bis 2008.[2][7] Brettschneider war zuvor Abgeordneter der Ratsgruppe der Schwedischen Volkspartei im Stadtrat von Helsinki und wurde bei den Kommunalwahlen 2012 mit 847 Einzelstimmen zum Stadtrat gewählt.[8] Er ist außerdem stellvertretendes Mitglied des Parteivorstands der RKP.[9]

Im Februar 2014 reichte Brettshcneider eine Ratsinitiative beim Stadtrat von Helsinki ein, in der er die Stadt aufforderte, zu untersuchen, ob die Stadt Männer bei ihren Pflugarbeiten bevorzugt. Der Initiative zufolge werden Straßen und Umgehungsstraßen, die zu von Männern dominierten Arbeitsplätzen führen, als erste gepflügt. Dies ist eine potenziell diskriminierende Praxis, die laut der Initiative untersucht werden sollte[10].

Auszeichnungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Veröffentlichungen (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gunvor Brettschneider: Socialutbildningen i Finland och Sverige: Tillbakablick och jämförelse. (Pro gradu Lapin korkeakoulusta). Svenska social- och kommunalhögskolan, Helsingfors 1989, ISBN 951-45-5102-8 (schwedisch).
  • Gunvor Brettschneider, Jussi Simpura (Hrsg.): Näkökulmia pohjoismaisen sosiaalipolitiikan murrokseen = Perspektiv på brytningen inom den nordiska socialpolitiken. Suomen ICSW-toimikunta, Helsinki 2000, ISBN 951-747-131-9 (finnisch, schwedisch).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Brettschneider, Gunvor. In: Henrik Ekberg (Hrsg.): Vem och vad? Schilds, Helsingfors 1996, S. 62–63 (schwedisch).
  • Kustaa Hulkko: Suomen synkkää historiaa: Kymmenvuotias Gunvor suljettiin leirille 1944. In: Suomen Kuvalehti. 9. Februar 2014 (finnisch, suomenkuvalehti.fi [abgerufen am 16. März 2024]).
  • Marjut Helminen: Gunvor Brettschneider ja kirjastokameli. In: Pelastakaa lapset. Band 3, 2008, S. 24–25 (finnisch).
  • Karmela Bélinki: Internerad i sitt eget land. In: Astra nova. Band 94, Nr. 1, 2012, S. 6–7 (schwedisch).
  • Sodan haavoittama lapsuus

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Brettschneider, Gunvor. In: Henrik Ekberg (Hrsg.): Vem och vad? Schilds, Helsingfors 1996, S. 62–63 (schwedisch).
  2. a b c Arnold Pieterse: Duitsers en Hongaren in Finland geïnterneerd na de Vervolgoorlog. In: Vereniging Nederland Finland. Aviisi. 2015, S. 28–36 (niederländisch, vnf.nu [PDF; abgerufen am 12. März 2024]).
  3. Kustaa Hulkko: Mistä historiansa tapahtumista Suomi vaikenee? In: Suomen Kuvalehti. 22. Dezember 2010 (finnisch, suomenkuvalehti.fi [abgerufen am 16. März 2024]).
  4. a b 667 Brettschneider Gunvor. Helsingin Sanomat, archiviert vom Original am 19. Januar 2023; abgerufen am 12. März 2024 (finnisch).
  5. a b https://www.helsinki.fi/sv/svenska-social-och-kommunalhogskolan/studio-sockom-gunvor-brettschneider-en-seg-kamp-sockom-textversion
  6. https://vaalit.yle.fi/tulospalvelu/2008/kuntavaalit/ehdokkaat/ehdokas_kno91_ehdno667.html

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