Benutzer:Rolf Lindner/Johann Heinrich Franke

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

"Bekannte Unbekannte in der Naturheilkunde"

Wasserheilkundler Rausse.

Wenn heute der Name Johann Heinrich Franke genannt wird, oder Rausse, bemerkt man ein Achselzucken und Kopfschütteln unter den Befragten. Wer ist dieser Herr, Franke oder Rausse? Johann Heinrich Franke, geboren 1805, war von Natur aus mit einer ungewöhnlichen Widerstandskraft, körperlich kräftig, ausgestattet. Als Kind fiel er jedoch einem Arzt in die Hände der ihn jahrelang mit stark wirkenden Arzneien traktierte. Erst als man damit aufhörte diesem Kind Arzneien zu verabreichen erholte er sich allmählich wieder und gewann einen Teil seiner ursprünglichen Lebenskraft zurück. Als Student erwies er sich als eine wild verwegene "Roß"-Natur. Aus dieser Zeit rührt wohl sein Spitzname " Rausse", was in französischer Aussprache soviel wie "Roß" bedeutet. Aus einem Studentenulk heraus wechselte er seinen Namen und zwar so gründlich, dass sein Geburtsname in Vergessenheit geriet, von nun an hieß er Johann Heinrich Rausse.

Rausse benutzte als erster den Namen "Naturheilkunde"

der für damalige Zeit angewendeten Behandlungen naturgemäßer Art zugute kamen. Vorher wurde in der Anwendung des flüssigen Nasses von der "Wasserheilkunde" oder dergleichen gesprochen. Einer unter den vielen Anwendern der Naturheilkunde, welche diese wiederum von Vorgängern erlernten, war Johann Heinrich Rausse der Eine. In der Zusammenarbeit mit Prießnitz ergab sich das Rausse die Wasserheilkunde erlernte. Jedoch anders als Prießnitz war er ein Meister der geschliffenen Feder und damit den Anwendungen entsprechenden Nachdruck verleihen konnte indem diese zu lesen waren. Bis zu seinem neunzehnten Lebensjahr besuchte Rausse das Gymnasium und besuchte dann die Universität. Er hörte philosophische, naturwissenschaftliche und medizinische Vorlesungen. Entschlossen übergewechselt hat er in das Forstfach. Er dachte logisch und klar und konnte seine Gedanken einleuchtend für jedermann zu Papier bringen. Soweit die Bücher noch unter der Hand zu bekommen sind gilt es diese über die "Wasserkur" zu lesen als ein Genuss. Rausse der Forstmann und Weltreisende.

Fritz Reuter hatte, in seiner Veröffentlichung: "Ut mine Stromtid", Rausse denkmalig unter dem Reuter' schen Humor der Wasserheilkunde Würdigung verliehen. Hier sei die wundervolle Berichterstattung "Onkel Bräsigs" dem Leser anzuraten diese aufmerksam zu lesen, falls er dieser noch habhaft werden kann. Die in seinem Leben entscheidende Wende trat ein als er die Werke von Rousseau kennen lernte. Beeindruckend und von großem Einfluss wandelte er von da ab seine Lebensart und Lebensweise. Er sah ein das er für die Theologie ungeeignet war und sein Sehnen nach einer gesunden, naturverbundenen Lebensweise trieb ihn schließlich dazu sich im Jahre 1928 bei der Aschaffenburger Forstakademie einschreiben zu lassen um Forstmann zu werden. Neben seinem forstwissenschaftlichen Studium fand er, da er zurückgezogener lebte, noch ausreichend Zeit zu haben um Rousseau sorgfältiger lesen zu können. Er verschlang förmlich die Bücher, Tag und Nacht lesend. Jetzt endlich hatte er ein großes Vorbild das ihm zeigte wie man gegen die bestehenden Unbilden des Lebens Sturm laufen konnte. Zunächst unternahm er Wanderungen durch Deutschland und Italien. Letztlich verließ er Europa und lebte erst ein Jahr mit Indianern in Nordamerika. Hier wurde er vom gelben Fieber übel zugerichtet und konnte nur noch mit Mühe, gesundheitlich und finanziell stark geschwächt, ein Schiff nach Europa finden und damit zu seiner Heimat zurückkehren konnte. Nach Hause zurückgekehrt schrieb er seine Erlebnisse in zwei Bänden nieder mit dem Titel: "Reiseszenen aus zwei Welten". Mit dieser Herausgabe begründete sich sein Ruf als Schriftsteller. Um seine angegriffene Gesundheit wieder herzustellen entschloss er sich im Herbst 1937 den bekannten Behandler Prießnitz auf dem Gräfenberg aufzusuchen und sich von ihm behandeln zu lassen. Unter anderem litt er an einer hochgradigen Nervenschwäche die schon immer besondere Ansprüche an die medizinischen Behandlungen stellte. Zehn Wochen mußte er sich auf dem Gräfenberg aufhalten und er bestätigte später seinem Behandler Prießnitz das dieser ihm seiner Zeit das Leben gerettet habe. Rausse lernte die Methode von Prießnitz an Ort und Stelle genau kennen und fing an sich Gedanken zu machen, ja er übte sogar einen gewissen Grad positiver Kritik an Prießnitz. Diese Gedanken veröffentlichte er im Jahre 1838 unter dem Titel: "Geist der Gräfenberger Wasserkur". Im zweiten Band, 1839, mit dem Titel: "Miszellen zur Gräfenberger Wasserkur" und holte das nach was Prießnitz nicht getan hatte, die Erfahrungen schriftlich niederzulegen, wozu diesem die Zeit und Schreibfertigkeit wohl fehlte. Rausse holte in diesen Büchern nach was Prießnitz nicht getan hatte und es ging dabei nicht immer kollegial zu. Auf jeden Fall waren es die theoretischen Grundlagen des Prießnitz'schen Wasserheilverfahrens nunmehr nicht nur nachlesbar sondern medizinisch nachvollziehbar wurden.

Was berichtet Rausse vom Wesen und der Geschichte der Wasserheilkunde, die er als "Naturheilkunde" bezeichnete? Prießnitz hatte seiner Meinung nach die wichtigsten Anwendungsformen der Wasserkur neu erdacht und erfunden. Weiterhin habe er, Prießnitz, erstmalig in der Geschichte der Wasserheilkunde eine systematische Wasserbehandlung geschaffen und eingeführt. Als erstes Grundgesetz von Dreien habe Prießnitz in der Wasserheilkunde für die Behandlung chronischer Krankheiten erkannt: -das kalte Wasser leitet Blut- Kraft und Wärme des Organismus in jenen Körperteil welcher am Häufigsten mit dem kalten Wasser in Berührung kam. Prießnitz habe schließlich das kalte Wasser nur angewendet um reaktive Wärme zu erzeugen. Diese physiologische Wärme sei es welche eine Heilung durch den gesetzten Reiz zustande bringe. Als zweites Grundgesetz der Wasserheilkunde habe Prießnitz entdeckt: - ein kaltes Bad ist nur dann heilsam wenn die Haut vorher zumindest warm, noch besser schwitzend, sei. Im Gegensatz zur ärztlichen Meinung und seiner Vorgänger erbrachte Prießnitz den Beweis, man kann den Menschen unmittelbar aus der Schwitzpackung in das kalte Wasser bringen und auf diese Weise die körpereigenen Abwehr- und Heilkräfte um ein vielfaches steigern. Aus der Sicht von Rausse habe Prießnitz weiter darauf hingewiesen, dass ein deutlicher Unterschied zwischen einer ableitenden und beruhigenden Behandlung einerseits und einer zuleitenden, erregenden Behandlung andererseits, gemacht werden müsse. Das ist zweifellos ein wichtiger Gesichtspunkt im Hinblick auf die Anwendungen der Behandlungstechniken. Bei Kopfschmerzen z.B., welche als Folge eines Blutandranges aufsteigend zum Kopf auftreten. Wird nun durch Umleitung des überschüssigen Blutes in den Unterleib und in die Beine abgeleitet so können damit die Kopfschmerzen beseitigt werden. Treten Kopfschmerzen infolge Blutmangels im Kopfbereich auf, dann wird Blut zugeleitet werden müssen um ein gleiches Heilergebnis zustande zu bringen. Mit diesen beiden Begriffen Zuleitung und Ableitung ist dem Wasserheilverfahren die Richtung gegeben. Der dritte Gedanke oder Grundgesetz nach Prießnitz ist das man chronische Krankheiten um diese zu heilen durch die Anwendung des kalten Wassers in akute Krankheiten zurückverwandeln müsse. Dies sei der Wichtigste und Genialste in den Erfahrungen, schreibt Rausse. Während Ärzte mit Medikamenten bestrebt seien den hitzigen Kampf des Körpers mit einer akuten Krankheit zu regeln, herabzusetzen, und damit vielfach eine akute Krankheit in eine chronische und langwierige überzuleiten gehe der "Wassermediziner" umgekehrt vor. Er rege mit kaltem Wasser den Verlauf der chronischen Krankheit an bis sich daraus wieder eine Akute herausbildet deren Symptome mit Unterstützung durch das Wasser eine wirksame Heilung zustande zu bringen in der Lage sind. Dieser Gesichtspunkt kann heute noch nicht hoch genug eingeschätzt werden. Immer wieder zu beobachten ist im Verlaufe einer naturgemäßen Kur dass die Steigerung der Krankheitszeichen einsetzen. Wenn nun in dieser Reaktion der eingetretenen Erstverschlimmerung in Unkenntnis beurteilt werden, so beurteile man die Natur falsch weil die akuten Krankheitssymptome in dieser Richtung ausbrechend für den Heilungsprozeß erforderlich sind. Die Gedanken und Leitlinien erkannte Rausse als unsterblichen Verdienst von Prießnitz an. Damit hat er ihm wirkliche Anerkennung gezollt und das Wesen um die Therapie und den Verdiensten klar herausgestellt. Manche Bewunderer von Prießnitz haben seinerzeit das Gedankengebäude um diese therapeutischen Maßnahmen vor lauter Euphorie nicht erkannt, oder nicht zu erkennen vermocht. Später ging Rausse unverständlicherweise dazu über an Prießnitz Kritik zu üben. Dabei nahm er Bezug auf sich selbst und den erfahrenen Anwendungen.

Rausse hatte zur Zeit seiner Kur bei Prießnitz an einer hochgradigen Nervenschwäche gelitten und fand dass Prießnitz seinen Patienten zuwenig Ruhe gönnte zwischen und nach den Behandlungen. Gerade der Nervenschwache brauche die Ruhe zur Regeneration. Er, Rausse, habe außerdem eine instinktive Abwehr gegen kaltes Wasser. Er bedürfe nach seiner Ansicht vielmehr der Wärme und habe nicht immer die Kraft diese Wärme reaktiv auf den Reiz des kalten Wassers hin wieder zu erbringen. Kurz gesagt: man müsse mehr als es Prießnitz tue auf den Instinkt, heute wohl als Konstitution zu bezeichnen, sowie dem inneren Heilgefühl zu der vorliegenden Krankheit eingehen. Weiterhin habe Prießnitz zuviele Behandlungen aufeinander folgen lassen. Sicherlich hat Rausse mit seiner Kritik nicht ganz unrecht gehabt. Gestehen wir Rausse das Verdienst zu in positiver Kritik aufmerksam gemacht zu haben. Wenn auch der wundervolle Satz: "Der Natur folgen und nichts erzwingen", auf Prießnitz zurückgeht und seine Art der zurückhaltenden Behandlungen zeigt, so lässt es sich doch nicht leugnen, dass er vielfach mehrere Behandlungen, Benetzungen, Anwendungen, kurz aufeinander folgen ließ, ohne die dazu mögliche Reaktion der ersten Behandlung abzuwarten. Diesen Fehler sah Prießnitz im Laufe der Jahre ein und änderte den Einsatz seiner Anwendungen konstitutionell und zeitlich abgestimmter. Nach dem Tode von Prießnitz fand sich als Nachfolger der Arzt Josef Schindler welcher sich als der rechte Mann dazu erwies das Werk des Verstorbenen Prießnitz über weitere vier Jahrzehnte fortzusetzen. Vom Gräfenberg längst zurückgekehrt übernahm Rausse die Leitung der Wasserheilanstalt. Als Leiter der Wasserheilanstalt Lehsen in Mecklenburg schrieb er dann noch seine letzte bedeutende Schrift: "Über die gewöhnliche ärztlichen Missgriffe beim Gebrauch des Wassers als Heilmittel". Hier suchte Rausse des Öfteren seinen Vetter, den Apotheker Theodor Hahn, auf. Am 1. Oktober 1847 trat dieser zu ihm und seiner Therapie als Verfechter der fleischlosen Kost auf. Weitere medizinisch wertvolle Erkenntnisse entwickelte Rausse gedanklich im Zusammenhang mit der Nahrung und Krankheiten. Er erkannte sehr schnell das hier Zusammenhänge bestehen zwischen falscher Ernährung und Krankheiten, sowie die dadurch bedingten verlängerten Heilungszeiten. Rausse unterschied die Heilungs- und Zerstörungskrankheiten und war der Ansicht dass Patienten, die mit saurer Konstitution schlechte Zähne sowie folglich schlechte Knochensubstanz aufweisen, dadurch zu Gicht, Zuckerkrankheit und Krebs neigten. Entgegengesetzt die alkalische Überwiegung zur Schwindsucht disponiert waren. Diese unterschiedlichen Erkenntnisse der alkalischen und sauren Naturen wurde vom Bremer Arzt Heinrich Lahmann wissenschaftlich medizinisch fortgesetzt überprüft und gilt als heute noch gesicherte Erkenntnis. Dr. Lahmann, geboren am 30. März 1860 in Bremen, trennte zwischen den Reaktions- und Entartungskrankheiten. Er legte das spezifische Gewicht eines gesunden Menschen fest auf 1065 bis 1072. Darüber liegende Zahlen sprechen für eine Verwässerung und Verfettung während die darunter liegenden Zahlen für eine Magerkeit sprechen. Im Jahre 1891 erwähnte Dr. Lahmann die Bedeutung der Nährsalze. Lahmann gilt in der Anwendung der Nasenmassage als Vorläufer Roeders.

Vor seinem Tode bat Rausse seinen Vetter Hahn sein Werk aufzunehmen und fortzusetzen, was dieser tat. Theodor Hahn übernahm von Rausse später die im Jahre 1864 eröffnete Naturheilanstalt in Oberwald bei St. Gallen in der Schweiz und übernahm viele der vorgehenden Wasseranwendungen. Hahn arbeitete unter anderem mit russischen Dampfbädern, Kräutersaftkuren, Bewegungstherapien, Rumpfumschlägen gegen Krankheiten wie Rheuma, Gicht, Asthma und Blasensteine erfolgreich weit über die Grenzen hinaus. Hahn beendete unter anderem das von Rausse fast fertig gestellte Buch "Anleitung zur Ausübung der Wasserheilkunde" und verdiente sich damit die ersten Sporen als Naturheilkundlichen Schriftsteller.

Schon 1848, mit 43 Jahren, starb Rausse.Er starb an den Folgen eines Magengeschwürs oder an Magenkrebs, was sich nicht geklärt hat. Er war unter anderem Leiter der Kuranstalt Alexandersbad in Wunsiedel.

Nach Rausses Tod ging Hahn zunächst für ein Semester an die Universität Leipzig um sich dort medizinische Vorlesungen anzuhören welche ihn im besonderen Maße interessierten. Zunächst ließ er sich nach seiner Heirat als Laienbehandler in Schwerin nieder und siedelte im Jahre 1850 als Leiter einer Naturheilanstalt in der Schweiz nieder. Hier hatte er die Freiheit und ärztlichen Anhänger in der Nachfolge der Therapie von Rausse, und die ihm nach dem Tode gebührende Anerkennung der Therapie "Naturheilkunde" bei Patienten angewendet mit den Wasserverfahren und entsprechender Ernährung, gefunden.


verwendete Literatur:

Brauchle, A. Prof. Dr.med., "Das große Buch der Naturheilkunde" Prisma Verlag Gütersloh 1957/1977

Löffler, H. "Naturheilkunde von A - Z" Verlag Fritz Molden 1977

--Rolf Lindner 08:22, 1. Feb. 2007 (CET)