Benutzer:Schadowitz/Priesterseminar Bernardinum (Neuzelle)

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Eingangspforte des ehemaligen Seminargebäudes

Das Priesterseminar Bernardinum in Neuzelle war von 1948 bis 1993 Ausbildungsstätte für die pastorale Ausbildung von Priesterkandidaten des Erzbischöflichen Amtes Görlitz und der Apostolischen Administratur Görlitz. Von 1949 an wurden Theologen des Bistums Berlin, ab 1952 Theologen des Bistums Meißen und ab 1953 Theologen des Erfurter Anteils des Bistums Fulda hier ausgebildet. Von 1948-1972 war Neuzelle Erzbischöfliches Seminar, dann Bischöfliches Seminar der Apostolischen Administratur Görlitz und schließlich ab 1983 Interdiözesanes Seminar für die Jurisdiktionsgebiete der DDR, mit Ausnahme des Magdeburger Anteils des Erzbistums Paderborn. 1993 wurde das Pastoralseminar nach Erfurt verlegt, damit endete die Priesterausbildung in Neuzelle.

Ausbildung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Priesterseminar Bernardinum wurden die Alumnen nach absolviertem theologischem Studium durch pastorale und aszetische Ausbildung auf ihre Priesterweihe vorbereitet. Anders als beim heute üblichen Pastoralkurs gehörten nach alter Studienordnung auch zu diesen letzten beiden Semestern der Priesterausbildung noch theologische Vorlesungen in Dogmatik und Moraltheologie. Da vor allem in den ersten Jahren nach der Gründung die Studenten aus unterschiedlichen theologischen Hochschulen nach Neuzelle kamen, gehörte eine Angleichung im theologischen Wissensstand zur Aufgabe dieses Seminars. Die allmähliche Reform der Priesterausbildung in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils durch Einführung eines katechetischen und diakonalen Praktikums 1972 und die Verabschiedung einer neuen Ausbildungsordnung für das Interdiözesane Seminar 1985 brachten eine größere Praxisnähe in die Priesterausbildung von Neuzelle.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war das Priesterseminar des Erzbistums Breslau für deutsche Theologiestudenten nicht mehr erreichbar. Zwar gab es von November 1945 bis März 1946 einen provisorischen Seminarbetrieb in Breslau, doch mit der Ausweisung der verbliebenen deutschen Geistlichen 1946 endete dieses Provisorium. In der sowjetischen Besatzungszone gab es keine katholischen Hochschulen und Seminare. Wer aus den ostdeutschen Jurisdiktionsgebieten Breslau, Ermland und Schneidemühl seine Priesterausbildung neu beginnen oder fortsetzen wollte, musste sich um Aufnahme in den bestehenden Seminaren und Fakultäten der im Westen gelegenen Bistümer bemühen. Das galt ebenso für Theologen aus den Bistümern Berlin und Meißen. Eine erste Abhilfe stellte das Albertus-Magnus-Kolleg in Königstein im Taunus dar. Hier wurden ab 1946 die Priesteranwärter aus den Ostgebieten ausgebildet. Jedoch stellte die innerdeutsche Zonengrenze ein zunehmend undurchdringlicheres Hindernis dar. Mit der Schließung der innerdeutschen Grenzen 1961 war eine Ausbildung von Theologen im Westen ganz unmöglich geworden.

Bereits 1946 gab es Überlegungen der ostdeutschen Ordinarien zur Frage der künftigen Priesterausbildung. Jedoch sahen sich die Bistümer Berlin und Meißen nicht in der Lage ein neues Seminar aufzubauen. Im deutschen Rest des Erzbistums Breslau sah man sich für die vielen Theologen des alten Bistumsgebietes verantwortlich und suchte nach Lösungen. Doch gab es auch Bedenken, ob ein solches Unternehmen zu stemmen sei. Bereits 1946 war seitens der Potsdamer Provizialregierung in Gesprächen mit dem Erzbischöflichen Amt Görlitz auf die Möglichkeiten einer Nutzung des ehemaligen Klosters in Neuzelle durch die katholische Kirche hingewiesen worden. Nachdem die russische Militärbesatzung ein Lazarett in den Räumen am Klosterplatz geräumt hatte, wurde überraschend schnell ein Mietvertrag abgeschlossen. Damit war der Startschuss für den Aufbau des Seminars in Neuzelle gegeben. Es gelang unter den schweren Bedingungen der Nachkriegszeit finanzielle Mittel, Baumaterial, Möbel und Ausstattung für das Haus zu beschaffen.

Am 2. Mai 1948 wurde das neue Seminar durch Kapitelsvikar Piontek in Anwesenheit der ersten elf Theologen und der Oberen Regens Paul Ramatschi und Spiritual Erich Puzik eingeweiht. Im den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Theologen in Neuzelle auf über 50 an. Auch die Bistümer Meißen und Berlin entsandten ihre Theologen zur letzten Ausbildungsphase nach Neuzelle. Später kamen auch Erfurt und Schwerin hinzu. So wurde Neuzelle zusammen mit dem kirchlichen Studium der Theologie in Erfurt (ab 1952) zu einem festen Bestandteil der katholischen Priesterausbildung in der DDR (mit Ausnahme Magdeburgs).

Nach der Errichtung der Apostolischen Administratur Görlitz wurde Neuzelle in Bischöfliches Priesterseminar umbenannt. 1983 wurde es Interdiözesanes Priesterseminar. Die Umstrukturierung der Priesterausbildung, die nach dem Ende der DDR virulent gewordene Finanzierung des Hauses und die Eigentumsverhältnisse (das Seminar blieb Zeit seines Bestehens nur Mieter der Räume im Klosterhof) führten schließlich zum Ende der Priesterausbildung in Neuzelle und zur Verlegung der pastoralen Ausbildung nach Erfurt.