Benutzer:Sophie von Eichborn/Spielwiese
Die Johanniterburg Kühndorf bei Meiningen wurde 1315 vom Johanniterorden auf den Resten einer Vorgängerburg als Kastell aus Breitwohntürmen errichtet und durch die Grafen von Henneberg zu ihrer letzten Residenz ausgebaut. Seit 1991 wurde die Burg aus privaten Mitteln von der Familie von Eichborn renoviert, wird heute v.a. für private Feiern genutzt und kann besichtigt werden. Die Johanniterburg Kühndorf ist das einzige private Objekt der Burgenstraße Thüringen.
Geographie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Johanniterburg Kühndorf liegt zwischen Suhl und Meiningen am Fuße des Dolmar. Man erreicht sie über die A71 Abfahrt Meiningen Nord.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Besiedlung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Johanniterburg steht auf altem Siedlungsgrund. Schon in der Keltenzeit gab es auf den Dolmar eine Siedlung mit Befestigungsanlage. Nach Abwanderung der Kelten wurde die Region germanisch besiedelt. Bis zum Thüringer Wald durch die Thüringer, im Werratal aber durch Franken. Mit Besiedlung der Franken wurden geordnete Dörfer angelegt und es erscheinen erste Urkunden. Kühndorf ist einer der ersten Orte, die hier in der Region urkundlich erwähnt werden: Bereits 795 erscheint Chunitorpfe in einer Schenkungsurkunde an die Abtei Fulda. Politisch gehörte Kühndorf zum Fränkischen Kreis, das sein Zentrum in Würzburg hatte.
Die Herren von Kühndorf[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Im Jahr 1137 wird in der Kaiserpfalz im benachbarten Rohr eine Urkunde ausgestellt, an der das Siegel eines Gottfrieds von Kühndorf hängt. Das erste Mal nennt sich jemand mit Nachnamen nach diesem Ort und wir dürfen davon ausgehen, daß es sich um einen Adligen handelt, der im Krieg als Ritter auf einem Pferd saß und in Kühndorf einen Rittersitz hatte. Diese erste kleine Burganlage war sicher noch sehr primitiv, wahrscheinlich nur ein hölzerner oder steinerner Turn, von einer Palisade umgeben.
Die Vorgängerburg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1274 wird erstmalig eine Burg, nun im Besitz der Grafen von Henneberg erwähnt. Reste dieses Steinbaus sind in der heutigen Burg noch zu sehen: Der Stumpf des Bergfrieds mit Buckelquadern aus der ersten Hälfte des 13.Jahrhunderts und in den Wänden verbaute Spolien. Diese Burg wurde aber 1315 abgerissen und durch einen Neubau des Johanniterordens ersetzt.
Das Kastell des Johanniterorden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Unter Berthold VII. genannt Berthold der Weise, erlebte die Grafschaft Henneberg eine Blütezeit. Berthold VII. war einer der wichtigsten innenpolitischen Berater von drei deutschen Königen und Kaisern und zeitweilig als Vormund des böhmischen Königs eingesetzt und in dieser Zeit in den Stand eines Reichsfürsten erhoben. Berthold der VI., der ältere Bruder von Berthold dem Weisen, war für den geistlichen Stand vorgesehen und trat 1291 in den Johanniterorden ein und bekleidete dort hohe Ämter. 1315 verkauft Berthold der Weise an seinen Bruder Berthold VI. und dem Johanniterorden den Berg Dolmar, umliegende Dörfer und explizit die Burg Kühndorf mit der Genehmigung, dort eine neue Burg zu errichten. Daß der Johanniterorden mitten im Henneberger Land eine Burg erbaut ist völlig ungewöhnlich, denn der Orden hatte in Mitteleuropa keine militärische Funktion. Wir kennen nur drei weitere Burgen des Ordens im deutschen Sprachraum, wobei Kühndorf als einzige in Deutschland erhalten blieb. Die Johanniterburg wurde ordenstypisch als Kastell aus zwei Breitwohntürmen angelegt. Ein Wappenstein aus der Erbauerzeit zeigt die Trennung in säkularen und klösterlichen Bereich.
Ausbau durch die Grafen von Henneberg-Römhild[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nachdem Berthold VI. und sein Neffe Berthold VIII, der als Großprior der Deutschen Zunge auch auf der Johanniterburg Kühndorf lebte, gestorben waren, verlor der Orden das Interesse an der Johanniterburg. Die Burg steht zum Verkauf und wird schließlich unter den verschiedenen Interessenten aufgeteilt. 1444 kaufte Georg I. von Henneberg-Römhild schließlich alle Anteile auf und modernisiert die Burg für eine Verteidigung mit Feuerwaffen, indem er eine Zwingeranlage mit fünf Türmen um die Burg legt.
Residenz der Grafen von Henneberg-Schleusingen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Die Römhilder Linie starb mit Hermann VIII 1549 aus und die Johanniterburg Kühndorf geht in den Besitz der Linie Henneberg-Schleusingen über. Unter Wilhelm IV. von Henneberg-Schleusingen wird ein Amtsgericht für die umliegenden Dörfer in Kühndorf eingerichtet. Sein Sohn Georg Ernst verlegte 1569 für kurze Zeit sogar seine Residenz auf die Johanniterburg Kühndorf. 1583 stirbt mit Georg Ernst von Henneberg-Schleusingen das Geschlecht aus.
Ererbung durch die Herzöge von Sachsen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das Henneberger Land erbten 1583 die Herzöge von Sachsen, die in Kühndorf nur noch einen Verwaltungs- und Gerichtssitz hatten, so daß die Johanniterburg in einen Dornröschenschlaf fiel. Neben kleinen Umbauten in der Torburg blieb die Johanniterburg im Charakter der Spätgotik erhalten. Beim Wiener Kongreß 1815 wird das Amt Kühndorf an Preußen abgetreten und gehörte fortan zur Provinz Sachsen.
Eigentümer der Burg 1900 bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1902 bereits verkauft Preußen die Unterburg an Michael Keßler, einen Bauern aus Kühndorf, der die Burg unter seinen sechs Töchtern aufteilt und die Oberburg an Rittmeister Simon. 1920 wird die Oberburg weiterverkauft an Dr.Treupel, einen Jenaer Arzt, der hier einen Waffensaal, eine Gaststätte und Herberge einrichtet. 1945 wird die Oberburg enteignet und kommt in Volkseigentum unter Rechtsträgerschaft der Gemeinde. In den Nachkriegsjahren werden Flüchtlinge und Aussiedler einquartiert und die Schulspeisung eingerichtet.
Heutige Nutzung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
1991 kaufen Dr. Johann-Friedrich und Gudula von Eichborn die Oberburg von der Gemeinde und die Unterburg aus privater Hand. Es folgen umfangreiche Renovierungs- und Instandhaltungsmaßnahmen. Die historische Substanz wird wieder freigelegt und die Burg für Besichtigung geöffnet. 2006 ziehen Konstantin und Sophie von Eichborn nach Kühndorf und übernehmen die Bewirtschaftung der Burg von den Eltern. Die Johanniterburg Kühndorf ist in den Monaten März bis Oktober jeweils Dienstag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr und Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Als besonderes Event versetzt die Burgbelebung im Herbst die Besucher 500 Jahre zurück in die Zeit der Grafen von Henneberg. Heute wird die Johanniterburg v.a. für Familienfeiern wie Hochzeiten, Geburtstage und Familientreffen oder Ferienaufenthalte genutzt.
Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Spangenberg: Hennebergische Chronik, 1505.
Schultes: Historisch-Statistische Beschreibung der gefürsteten Grafschaft Henneberg, Teil I-II, Hildburghausen 1794 und 1804.
Zickgraf, C.: Die gefürstete Grafschaft Henneberg-Schleusingen, Geschichte des Territoriums und seine Organisation. Marburg 1944.
Füßlein, W.: Berthold VII. Graf von Henneberg, Mittteldeutsche Forschungen, Sonderreihe: Quellen und Darstellungen in Nachdrucken, hrsg. R. Olesch, R. Schmidt, L.E.Schmitt, Band 3, Böhlau Verlag Köln Wien 1983.
Wölfing, G.: Geschichte des Henneberger Landes zwischen Grabfeld, Rennsteig und Rhön, Verlag Frankenschwelle H.-J. Salier Hildburghausen 1992.
Mrusek, H.-J.: Zur Baugeschichte der Johanniterburg Kühndorf in der ehemalige Grafschaft Henneberg, Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, XII,9/10, S.663-692, 1963.
Altwasser, E.: Die Johanniterburg Kühndorf und ihr architektonisches Erscheinungsbild im Jahre 1320 aus Burgen kirchlicher Bauherren, Forschungen zu Burgen und Schlössern Band 6, hrsg. von der Wartburg-Gesellschaft zur Erforschung von burgen und Schlösser in Verbindung mit dem Germanischen Nationalmuseum, Deutscher Kunstverlag 2001.
von Eichborn, G.u.J.-F.: Der Wappentürsturz zu Kühndorf, aus Jahrbuch 1998 des Hennebergisch-Fränkischen Geschichtsvereins.