Benutzer:Stefan Weil/Weihnachtslied (Parodie)

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Dieser Artikel dient zunächst als Sammeltopf für die umfangreichen Parodien von D. Süverkrüp, die gemäss Mehrheitsmeinung nicht in die Artikel einzelner Weihnachtslieder passen. Er soll mit weiteren Beispielen zu einem eigenständigen Artikel ausgebaut werden. Dazu lade ich ausdrücklich ein und gestatte hiermit Bearbeitungen dieses Artikels in meinem Benutzernamensraum. --Stefan Weil (Diskussion) 21:52, 3. Jul. 2014 (CEST)


Morgen kommt der Weihnachtsmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Von manchen populären Liedern, vor allem von denen mit eingängigen Melodien, werden die Texte umgedichtet oder ergänzt; häufig werden sie parodiert. In einer Parodie dieses Liedes[1] macht Dieter Süverkrüp sich nicht nur über den weihnachtlichen Konsum lustig, sondern kritisiert auch die aus seiner Sicht unzulänglichen politischen Verhältnisse.

1.
Morgen kommt der Weihnachtsmann,
kommt mit seinen Gaben:
Goldnes Armband, goldne Clips,
Socken, Oberhemd und Schlips,
Schnäpschen, Bierchen, Weihnachtsschwips
will man schließlich haben.
2.
Drum erhöht der Weihnachtsmann
heute schon die Preise.
Ist ihm selbst nicht angenehm.
Doch in unserem System
gibt es das als Phänomen
altbekannterweise.
3.
Denn der flinke Weihnachtsmann
denkt auch ans Verdienen.
Gehen unsre Löhne rauf,
schlägt er's auf die Kosten drauf.
Er frißt unsren Vorrat auf.
Wir sind seine Bienen.
4.
So macht's jeder Weihnachtsmann
und nicht nur der eine:
Industrie und das Finanz-
kapital mit Rattenschwanz
spielen auf zum selben Tanz,
machen uns schon Beine.
5.
Seht, da kommt der Weihnachtsmann
und vereinnanhmt Steuer.
Schöne blanke Bundeswehr,
Fernraketen und noch mehr
ist den Weihnachtsmännern sehr
lieb. Und uns sehr teuer.
6.
Über unsrem Lande herrscht
eine Weihnachtsmannschaft.
Leben alle sanft und gut
unter Gottes großem Hut
und kassieren großgemut,
was das Volk heranschafft.
7.
Drum versöhnt der Weihnachtsmann
oft mit bunten Dingen.
Bringt uns neue Kanzler mit
und so manchen neuen Trick.
Nur die neue Politik
will er uns nicht bringen.
8.
Und die neue Politur
macht er nur zum Schein her.
Finge nämlich irgendwann
wirklich große Ändrung an,
brächt' sie nicht der Weihnachtsmann,
denn dann wär er keiner.

Mit freundlicher schriftlicher Genehmigung von Dieter Süverkrüp vom 7. Dezember 2013.


O du fröhliche[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Grund der eingängigen Melodie, die wie andere Weihnachtslieder im christlich-kollektiven Bewusstsein von einem hohen, emotionalen Wiedererkennungseffekt begleitet ist, wird die textlose, musikalische Einspielung von „O du fröhliche“ in der Vorweihnachtszeit für wirtschaftliche Interessen genutzt. Diese Kommerzialisierung etwa in Warenhäusern und Einkaufszentren sowie auf Weihnachtsmärkten wurde von dem Schriftsteller Uwe Wandrey in seiner Fassung von „O du fröhliche“ ironisiert.[2]

O, du fröhliche, o, du selige,
Dollarbringende Weihnachtszeit...
Geld ward geboren
Welt ging verloren
Verloren, verloren die Christenheit.

O, du fröhliche, o, du selige
Dollarbringende Weihnachtszeit.
Geld ist erschienen,
Dass wir ihm dienen
Dienen, dienen der Marktfreiheit.

O, du fröhliche, o, du selige
Dollarbringende Weihnachtszeit.
Re- und Aktionäre
Jauchzen die Ehre
Jauchzen dir, jauchzen dir, Christenheit.

Mit freundlicher Genehmigung von Uwe Wandrey.

Stille Nacht, heilige Nacht[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Beliebte Lieder, vor allem die mit eingängigen Melodien werden häufig umgedichtet oder parodiert (vgl. z. B. O du fröhliche oder Morgen kommt der Weihnachtsmann).

Der Deutsche Reichsanzeiger zitiert in der zweiten Beilage zu Ausgabe 284 von 2. Dezember 1904 einen Redebeitrag von Conrad von Studt mit vier Strophen einer Umdichtung aus angeblich sozialdemokratischer Quelle:

1.
Stille Nacht, heilige Nacht,
Ringsumher Lichterpracht!
In der Hütte nur Elend und Not,
Kalt und öde, kein Licht und kein Brot,
Schläft die Armut auf Stroh,
Schläft die Armut auf Stroh.
2.
Stille Nacht, heilige Nacht,
Drunten tief in dem Schacht
Wetterblitzen, in drückender Fron
Gräbt der Bergmann um niedrigen Lohn
Für die Reichen das Gold,
Für die Reichen das Gold.
3.
Stille Nacht, heilige Nacht,
Henkersknecht hält die Wacht!
In dem Kerker gefesselt, geächt't,
Leidend, schmachtend für Wahrheit und Recht.
Mutiger Kämpfer Schar,
Mutiger Kämpfer Schar.
4.
Stille Nacht, heilige Nacht,
Arbeitsvolk hält die Wacht,
Kämpfe mutig mit heiliger Pflicht,
Bis die Weihnacht der Menschheit anbricht.
Bis die Freiheit ist da,
Bis die Freiheit ist da.

Die folgende Umdichtung entstand 1969, als der später als Kabarettist und Maler tätige Dieter Süverkrüp als Texter in einer Werbefirma arbeitete und in den ersten beiden Versen eigenes Erleben beschreibt[3][4] (zu der Zeit war es in vielen Unternehmen üblich, dass das Weihnachtsgeld anlässlich einer Weihnachtsfeier in einem verschlossenen Umschlag jedem Mitarbeiter einzeln überreicht wurde):

1.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Weihnachtsgeld wird gebracht
Durch Herrn Ruprecht vom Lo-ohnbüro.
Schweigend geht die Belegschaft aufs Klo,
zählend, wie viele Krümel
gnädig vom Herrntisch gefalln.
2.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Falscher Trost. Oh,wie lacht
der Direktor mit randvollem Mund,
singt uns gnädig zu göttlicher Stund:
"Arbeitsfriede auf Erden!"
Wir fallen wieder drauf rein.
3.
Billige Nacht, eilige Nacht!
Ratenkauf leicht gemacht
Durch die Engel, Alleluja,
die gehören zum Werbeetat.
Denn der Vater da oben
ist Präsident vom Konzern.
4.
Stille Nacht, heilige Nacht!
Lichterbaum angemacht.
Ein liebliches Liedlein gesingt.
Und ein Eierlikörchen getrinkt.
Und die Kinder geprügelt,
bis sie hübsch andächtig sind.
5.
Gute Nacht, peinliche Nacht!
Fernsehspiel angemacht.
Und im Magen ein flaues Gefühl,
weil die Liebe nicht hochkommen will.
Noch zwei Nächte zum Schlafen,
dann wieder rin in’ Betrieb!
6
Stille Nacht, heilige Nacht!
Weihnachtszeit rumgebracht.
Großes Gähnen im Portemonnaie.
Überstunden tun immer noch weh.
Falscher Frieden auf Erden
feierten wir mit den Herrn.
7.
Wilde Nacht, streikende Nacht!
Eines Tags, nicht ganz sacht,
pfeifen wir auf die Gnade der Herrn,
übernimmt mal das Volk den Konzern
und die Führung im Staate.
Das wird ein Weihnachtsfest wer’n!!!

Abdruck des Liedtextes mit freundlicher Genehmigung von Dieter Süverkrüp vom 7. Dezember 2013.

Leise rieselt der Schnee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine weitere Parodie schrieb 1969 der Kabarettist Dieter Süverkrüp:[5] [6]

1
Leise schnieselt der Re-
aktionär seinen Tee,
sitzt bei der Lampe noch spät,
blättert im Aktienpaket.
2.
Ordnend Scheinchen auf Schein
fällt Erinnerung ihm ein.
„Kriegsweihnacht vierzig war still,
dennoch ein starkes Gefühl!“
3.
Heute geht alles zu glatt;
alle Welt frißt sich satt!
Und zu der Innerlichkeit
ist keine Sau mehr bereit!
4.
Leider lief der Krieg schief.
Trotzdem tröstet es tief:
hätte man schlau investiert,
hat sich der Hitler rentiert.
5.
So ein Krieg, wenn er klappt,
wirft er unerhört ab.
Nicht allein Bomben aufs Feld,
nein, auch Bezahlt und Geld!
6.
Aus dem Aktienpaket
steigt ein heißes Gebet:
„Mache, du gütiger Gott
Unser Geschäft nicht kapott!
7.
Sieh, wir wurden verkeilt.
Unser Land ist geteilt.
Zwar sind wir heut übern Berg,
aber politisch ein Zwerg!
8.
Herr, es ist dir doch klar:
diese rote Gefahr
tritt nicht nur uns in den Bauch,
sondern der Frömmigkeit auch!
9.
Denk mal dran, wie der Krieg
dir die Menschen zutrieb!
Haste da nich 'ne Idee??
Mach doch nicht immer nur Schnee!!“
10.
Leise schnieselt der Re-
aktionär seinen Tee.
Horcht nur, wie lieblich es knallt!
Fürchtet euch, Kriegskind kommt bald!

Abdruck mit freundlicher Genehmigung vom 7. Dezember 2013 von Dieter Süverkrüp.

Es war die Zeit des Kalten Krieges als der Maler, Musiker, Schriftsteller und Kabarettist Dieter Süverkrüp 1969 diese zehnstrophige Parodie des dreistrophigen Liedes verfasste. Nach dem Einmarsch der Warschauer Pakt-Staaten in die damalige Tschechoslowakische Sozialistische Republik (ČSSR) 1968 wäre aus dem "kalten" fast ein "heißer Krieg" geworden. In Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg weist er auf den Zusammenhang von Kriegstreiberei und Rüstungsgeschäften hin und befürchtet, dass es zu einem neuen Krieg kommen könnte. Deutlich wird die Zielrichtung seines Liedes in der letzten Strophe, die das parodierte Sprachmotiv der ersten Strophe aufnimmt.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dieter Süverkrüp, Süverkrüps Liederjahre 1963 - 1985 ff., 1. Auflage 2002, S. 148 ff.,Grupello Verlag, Düsseldorf, ISBN 3-933749-88-3
  2. Zitiert nach Ingeborg Weber-Kellermann: Das Buch der Weihnachtslieder, S. 159, 11. Auflage. Schott, Mainz 2004, ISBN 3-254-08213-3. Zu Weihnachtsliedern siehe auch: Stille Nacht allerseits! Ein garstiges Allerlei. Hrsg. Uwe Wandrey, Reinbek bei Hamburg, 1975, Neuausgabe 1994
  3. Udo Achten (Hrsg.): Süverkrüps Liederjahre 1963–1985 ff. 1. Auflage. Grupello Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-933749-88-3, S. 144 ff.
  4. Zuerst in: Uwe Wandrey (Hrsg.): Stille Nacht allerseits! Ein garstiges Allerlei. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1972, ISBN 3-499-11561-1, S. 117 f.
  5. Dieter Süverkrüp, Süverkrüps Liederjahre 1963 - 1985 ff., 1. Auflage 2002, S. 148 ff., Grupello Verlag, Düsseldorf, ISBN 3-9333749-88-3
  6. Zuerst in: Uwe Wandrey (Hrsg.): Stille Nacht allerseits! Ein garstiges Allerlei. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1972, S. 113f.