Benutzer:Tim Simms/Religionssoziologie

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Die Religionssoziologie ist eine spezielle Soziologie. Sie befasst sich mit den sozialen Voraussetzungen von Religion, mit den Sozialformen, die Religion annimmt und dem Einfluss von Religion auf Gesellschaften. Die Religionssoziologie deckt hierbei ein weites Feld ab und reicht von Beiträgen zur Gesellschaftstheorie (die z.B. die Funktion von Religion für die Gesamtgesellschaft beschreiben) bis zu mikrosoziologischen Studien einzelner religiöser Gruppen und religiösen Handelns.

Grundbegriffe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Soziologie hat keinen einheitlichen Begriff der Religion ausgebildet, vielmehr gehen unterschiedliche Autoren von unterschiedlichen Religionsbegriffen aus. Unterschieden werden substantiale und funktionale Definitionen der Religion:

  1. Substantiale Definitionen versuchen das Besondere der Religion zu bestimmen, die diese inhaltlich von anderen Phänomenen unterscheidet, beispielsweise die Erfahrung von Gott oder dem Heiligen.
  2. Funktionale Definitionen hingegen versuchen Religion über ihre Funktionen für einzelne Gesellschaftsmitglieder bzw. die Gesellschaft an sich zu bestimmen, Funktionen der Religion sind zum Beispiel die Erklärung unerklärbarer Phänomene oder die Legitimation von Herrschaft.

Darüberhinaus gibt es Mischdefinitionen, die sowohl substantiale als auch funktionale Elemente umfassen. Da funktionalistische Theorien in der internationalen Soziologie lange Zeit eine vorrangige Stellung hatten, sind in der Soziologie vor allem funktionale Defitionen im Gebrauch. Für eine funktionale Bestimmung von Religion spricht auch die Begriffsgeschichte: Der Begriff der Religion stammt aus der christlich-abendländischen Tradition und ist daher nicht ohne weiteres auf Gesellschaften außerhalb dieses Kulturkreises anwendbar. (siehe hierzu ausführlicher: Religion)

Säkularisierung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Prozeß der Säkularisierung beschreibt die zunehmende Trennung von Religion und gesellschaftlichen Prozessen und Einrichtungen, die früher religiös geprägt waren. Säkularisierung geht damit weiter als die bloße Aufhebung geistlicher Herrschaften. War das Mittelalter von einem tiefgreifenden religiösen Einfluß auf alle Bereiche menschlichen Lebens gekennzeichnet, so wird Religion im Säkularisierungsprozeß ein System neben anderen. So sind zum Beispiel heute Krankenhäuser nicht mehr im Rahmen einer christlichen Barmherzigkeit organisiert, sondern staatlich finanziert und durch professionelle Berufe gekennzeichnet. Wenngleich zweifelsohne mit Säkularisierung ein Verlust des Einflußes organisierter Religiösität (insbesondere kirchlich organisierter Religiösität) auf viele Lebensbereiche verbunden ist, ist es strittig, ob der Säkularisierungsprozeß ein Verschwinden von Religion als solcher beinhaltet oder nicht vielmehr einen Strukturwandel der Religion beschreibt, sich also an der Religiösität der Menschen nur die Form ändert. Thomas Luckmann spricht in diesem Zusammenhang von einer „Entkirchlichung“.

Ritual[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durkeim. Rituale haben meist Funkionen. Durkheim unterscheidet verschiedene Ritualtypen. Aufgriffen wird dieser ursprünglich religionssoziologische Gedanke unter anderem von Erving Goffman, der sich explizit auf Durkheim bezieht.

Religiöse Organisationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religion institutionalisiert sich nicht nur in Ritualen, sondern auch religiösen Organisationen, die sich durch Aufbau, Hierarchie und Mitgliedschaftsvoraussetzungen unterscheiden. Schon Max Weber traf eine Unterscheidung zwischen Sekten einerseits und Kirchen andererseits. Während sich Sekten Kulte Der Begriff der Sekte ist im außerwissenschaftlichen Kontext in der Regel eindeutig negativ belegt (vgl. Hierzu ausführlicher Sekte). Neue religiöse Bewegungen Neben der kategorialen Unterscheidung bestimmter Organisationsformen richtet die Religionssoziologie ihre Interesse auch auf die Entstehung solcher Organisationsformen und den Übergang von einer Organisationsform in andere.

Religiöse Rollen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mit der Ausbildung organisierter Religiösität in Ritualen und Organisationen einher geht die Entstehung bestimmter sozialer Rollen. Priester Prophet

Theoriegeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religionskritik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auguste Comte verstand Soziologie als Naturwissenschaft, die sich im Folge der Aufklärung als Steuerungsinstrument einer rationalen Gesellschaft etablieren sollte, soziale Physik. Im Vorfeld einer Soziologie der Religion steht daher das Erbe der Religionskritik, die neben philosophischen und psychologischen Argumenten immer auch mit soziologischen Argumenten betrieben wurde.

Karl Marx[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zentral für eine Religionskritik aus soziologischer Perspektive ist Karl Marx. Dieser geht in seiner Gesellschaftstheorie davon aus, dass im Zuge der Entfremdung des Arbeiters durch den Zwangsverkauf der Arbeitskraft in der kapitalistischen Gesellschaft der Religion die Funktion zufalle, diese Entfremdung durch religiösen Trost und Jenseitsorientierung zu überdecken.

Émile Durkheim[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unterscheidung von sakral und profan. Rolle des rituals Sie reicht also von sehr allgemeinen theoretischen Erörterungen (so zum Beispiel Émile Durkheims grundsätzliche Unterscheidung zwischen "sakral" und Émile Durkheim ("Die elementaren Formern des religiösen Lebens", "Der Selbstmord").

Max Weber[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Max Webers berühmtester Beitrag zur Religionssoziologie ist seine sog. Protestantismusthese, die er in seiner Schrift "Die protestantische Ethik und der 'Geist' des Kapitalismus" entwickelte. Weber versucht die Frage zu beantworten, weshalb sich ausgerechnet im Abendland (genauer: in den angelsächsischen Ländern) der Kapitalismus entwickelte. Weber erklärt dies durch den Protestantismus, insbesondere die Prädestinationslehre. Dieser führte einerseits zu einer innerweltlichen Askese (und dazu zur nötigen Kapitalakkumulation), andererseits zu einer Lebenspraxis, die wirtschaftlichen Erfolg als Zeichen göttlicher Auserwähltheit als anstrebenswert erachtete. Auch wenn sich die religiöse Basis im Laufe der Zeit änderte, so blieb doch diese Lebenspraxis. Andere Religionen untersuchte Weber in der Aufsatzsammlung "Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen". Neben der Protestantismusthese hat Weber in seinem Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“ systematisch Grundbegriffe der Religionssoziologie wie z.B. Sekte abgehandelt. Sein vor allem in Kontext der von ihm definitierten Herrschaftstypen bekanntgewordener Begriff des Charismas wird seit den 1990ern gewinnbringend in der Religionssoziologie angewandt.

Georg Simmel[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Talcott Parsons[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aus Sicht der strukturfunktionalen Systemtheorie Talcott Parsons ist die Religion ein wesentliches Element für die Begründung von Werten und Grundmustern sozialer Systeme.

Peter L. Berger[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Thomas Luckmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unsichtbare Religion

Niklas Luhmann[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In der Systemtheorie Luhmanns wird Religion als eigenes Subsystem der Gesellschaft funktional bestimmt. Im Zuge der funktionalen Differenzierung moderner Gesellschaften bildet sich ein eigenes Religionssystem heraus. Funktion. Leistungen. Code.

Empirische Religionssoziologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quantitative Ansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kirchensoziologie. Auch im Rahmen von großen Surveys wie dem Allbus und der Shell-Jugendstudie sind Fragen nach der Religion ein fester Bestandteil. Dabei stellt sich das Problem

Qualitative Ansätze[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Themen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zivilreligion[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Robert N. Bellah hat in seinen Studien über die US-amerikanische Gesellschaft das Konzept der Zivilreligion eingeführt. Dieses bezeichnet religiöse Einstellungen, die in der gesamten Gesellschaft geteilt werden und im politischen Prozeß stattfinden und nicht in den eigentlichen religiösen Räumen. Elemente der amerikanischen Zivilreligion sind der häufige Bezug zu Gott in Politikerreden etc. Die Frage nach einer Zivilreligion oder allgemeiner: nach einem gemeinsamen Fundus an Ritualen und religiösen Bildern stellt sich auch in den europäischen Gesellschaften. Die Diskussion um Leitkultur, um einen Gottesbezug in der Europäischen Verfassung und um einen möglichen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union sind hier aktuelle Diskussionsfelder in der deutschen Politik.

Fundamentalismus[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Privatisierung und Entkirchlichung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

New Age Esoterik als Angebot. Gehen manche Autoren von einem Markt religiöser Sinnangebote aus, auf dem der einzelne sich seine individuelle Religion zusammenstellen kann.

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Religion, Religionswissenschaft, Religionskritik

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Übersichtsdarstellungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hubert Knoblauch: Religionssoziologie, 1999, ISBN 3110163470
  • Volkhard Krech: Religionssoziologie, 1999, ISBN 3933127076
  • Monika Wohlrab-Sahr “Luckmann 1960“ und die Folgen. Neuere Entwicklungen in der deutschsprachigen Religionssoziologie. In: B. Orth, T. Schwietring, J. Weiß: Soziologische Forschung. Stand & Perspektiven. Opladen 2003, S. 427-448.

Klassiker der Religionssoziologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Max Weber: Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, zuerst erschienen 1920, ISBN 3825214885 (enthält u.a. die "Protestantische Ethik", zuerst erschienen 1904/05)
  • Émile Durkheim: Die elementaren Formen des religiösen Lebens, zuerst erschienen 1912, ISBN 3518287257

[[Kategorie:Spezielle Soziologie]] [[Kategorie:Religion]] [[en:sociology of religion]] [[fr:sociologie de la religion]]