Benutzer:Tjalf Boris Prößdorf/Alexander Lohner

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Alexander Lohner ist ein deutscher Wissenschaftler und Romancier

Alexander Lohner entstammt einer evangelisch-lutherischen Familie und studierte Philosophie, Theologie und Psychologie in Berlin und München. Danach war er mehrere Jahre Wissenschaftlicher Mitarbeiter bzw. Wissenschaftlicher Assistent an der Philosophischen Fakultät der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Promotion in Philosophie mit einer Arbeit über Peter Wust und Promotion in Theologie mit einer Arbeit zum Thema „Der Tod im Existentialismus“. Darauf erfolgte die Habilitation mit einer medizin- bzw. bioethischen Abhandlung.

Wissenschaftliche Arbeit

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Lohner lehrte und lehrt als Dozent an den Universitäten München, Berlin und Kassel.[1] Ernennung zum Professor durch die Universität Kassel im Jahr 2006 (Angewandte Ethik). Er veröffentlichte mehrere wissenschaftliche Bücher und Artikel in Zeitschriften und Zeitungen. Außeruniversitär war und ist er in der Lehrerfortbildung, als Medizinethiker und in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. Lohner ist u.a. Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste zu Salzburg. Er lebt in Köln.

Seine Arbeitsschwerpunkte sind: Philosophische Anthropologie, Medizinethische Fragen, Thanatologie, die weltweite Aidsproblematik, ethische Fragestellungen in der (zeitgenössischen) Belletristik, Religionsphilosophie, Ethik der Weltreligionen, die Sektenproblematik, Ethik der Neurowissenschaften. Lohner gilt als bedeutendster Kenner des Existenzialismus in Deutschland.

Alexander Lohner ist auch als Verfasser historischer Romane hervorgetreten.[2] Sein belletristisches Erstlingswerk „Die Jüdin von Trient“ ist 2004 im Aufbau Verlag erschienen und basiert auf einem realen Ereignis des 15. Jahrhunderts.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb in ihrer Ausgabe vom 21. Februar 2007 über den Roman: Im Fall der "Jüdin von Trient" geht es um ein dunkles Kapitel Kirchengeschichte. Die tödliche Folterung von Trienter Juden wegen ihres angeblichen Ritualmords an dem - später gar heiliggesprochenen - Buben Simon. Die jahrhundertealte, von den Nazis im "Stürmer" geifernd wiederbelebte Legende von angeblichen jüdischen Bluttaten an Christenkindern dient Lohner nicht bloß als Hintergrund für eine Story – er versteht sich als Aufklärer. „Mein Thema ist der interreligiöse Dialog. Wo haben die Christen das Judentum missverstanden?“ Fehlinterpretationen, Ahnungslosigkeit, antisemitische Tendenzen. Um dem entgegenzuwirken, kann der Schriftsteller Lohner mehr Menschen erreichen als der Wissenschaftler - der zum selben Thema früher einen akademischen Fachartikel publiziert, eine Vorlesung gehalten hätte. [3]

Der Rheinische Merkur ergänzte: Es gibt hier also Stoff, Handlung, Spannung und Verbrechen im Überfluss. Und vordergründig kann man das alles so lesen: als einen historischen Kriminalfall, angesiedelt im verruchten Renaissancemilieu, authentisch bis in die Übernahme historischen Aktenmaterials, meisterlich angereichert mit individualisiertem Personal, mit changierenden Sprachregistern und variablen Erzählperspektiven. Aber unter der blutig-farbigen, brandgeschwärzten Oberfläche schwärt eine der schmerzlichsten Wunden der Christenheit: ihr durch die Jahrhunderte hindurch ausgebildeter und tradierter Antisemitismus. Immer wieder kommt es im Geflecht der Romanhandlung zu gelehrten Disputen, die blitzartig das theologische Wachsen und Wuchern des antisemitischen Geschwürs beleuchten. Der Antisemitismus zieht seine Kraft nicht allein aus dem Aberglauben des ungelehrten Volkes, sondern aus antijüdischen Passagen der Scholastik, der Patristik und selbst aus einigen fragwürdigen Textstellen des Evangeliums. In diesen blitzartigen Exkursen kommt die weitgespannte Belesenheit des Autors zum Vorschein. Kein Wunder, ist Alexander Lohner doch von Hause aus kein Romanschriftsteller, sondern ein in der wissenschaftlichen Welt glänzend ausgewiesener Gelehrter. Er trägt je einen Doktortitel der Philosophie und der Theologie. Er hat ein Standardwerk über den seinerzeit hochberühmten katholischen Philosophen von Münster", Peter Wust, verfasst, der im Dritten Reich seine Studenten nicht den Mythos des zwanzigsten Jahrhunderts", sondern eine engagiert christliche Existenzphilosophie lehrte.“ [4]

Über den 2005 bei Aufbau erschienenen Roman „Das Jesustuch“ schrieb der Literaturwissenschaftler Ekkehard Blattmann: Alexander Lohners weitgespannter Mittelalterroman „Das Jesustuch“ „entführt die Leser in das Frankreich des dreizehnten Jahrhunderts. Er nimmt sie mit auf den Kreuzzug nach Tunis, und anschließend befinden wir uns im Heiligen Land. Dank Lohners unerschöpflicher historischer, geographischer, theologischer und zivilisatorischer Kenntnisse enthält der Roman alles an farbiger Lebensfülle, was man sich nur wünschen mag: das präzise mittelalterliche Flair, die missionarischen Intentionen des französischen Hofes, das Kreuzzugswerben des Vatikans, das Eiferertum der Kreuzzugsprediger, das utilitaristische Effizienzdenken italienischer Hafenstädte, die raffinierte Politik des Karl von Anjou, das wimmelnde Treiben in den französischen Städten, das hungrige Elend der Bauern, die Verbrennung der Katharer, wirre Kreuzzugsschicksale, das Kolorit exotischer Landschaften, die Wunder des Morgenlandes, fiebrige Jünglingsfreundschaften, die Liebesromanze zwischen dem Romanhelden und einer arabischen Prinzessin, die prachtvolle Hofhaltung morgenländischer Herrscher, die himmelragenden Wunder von Kirchen, Tempeln und Moscheen, die blutrünstigen Seeräuberschrecken jener Zeit und was das Leserherz sonst noch an Faktischem und Halluzinatorischem begehrt. Darüber hinaus fällt der Blick auf die religiösen und militärischen Zustände in Palästina-Outremer, wo die kleinen christlichen Kreuzfahrerstaaten bereits vom Ayyubidenreich tödlich eingeschlossen sind. Ein grausamer Mord führt schließlich zum Fluchtpunkt des ganzen Romans, zum ‚Jesustuch’. ... Dort wird ein junger Mann ermordet, in ein Linnen eingewickelt und zu Grabe getragen. Und dieses Grabtuch soll es sein, das ein knappes Jahrhundert später im französischen Städtchen Lirey als ‚Jesustuch’ auftaucht und heute als das Grabtuch von Turin verehrt wird. [5]

2013 erschien der Roman "Octavia. Die Gemahlin Neros" von Alexander Lohner, in dem der Autor antike und mittelalterliche Überlieferungen aufgriff, denen zufolge Octavia den Mordanschlag Neros, der ihr nach offizieller Geschichtsschreibung den Tod brachte, in Wirklichkeit überlebt habe.

Peter Wust: Gewissheit und Wagnis, Paderborn 1995

Der Tod im Existentialismus. Eine Analyse der fundamentaltheologischen, philosophischen und ethischen Implikationen, Paderborn 1997

Personalität und Menschenwürde. Eine Auseinandersetzung mit den Thesen der „neuen Bioethiker“. Regensburg 2000

Die pseudoreligiöse Versuchung. Zur Problematik der Sekten und Psychokulte. Mönchengladbach 1999

Die Jüdin von Trient (Roman). Berlin 2004

Das Jesustuch (Roman). Berlin 2005

Octavia. Die Gemahlin Neros (Roman). Kissleg-Immenried 2013

Interview mit Alexander Lohner zur Aidsproblematik: https://www.youtube.com/watch?v=ZQToBAvik3g

Vortrag von Alexander Lohner über die Schriftstellerin Karin Struck: http://vimeo.com/15359484

  1. Graven, Julia: Mit theologischem Ehrgeiz. Forscher als Literaten (Teil 5). Münchner Uni Magazin, 03/2005, S. 10-11)
  2. Knocke, Mareike: Von der leichten Muse geküsst, Deutsche Universitätszeitung (DUZ), 10/2006 vom 20. Okt. 2006, S. 20ff.)
  3. Der Prosa-Professor, SZ vom 21. Feb. 2007, S. 48)
  4. Der dunkle Fleck der Christenheit, Alexander Lohners „Jüdin von Trient“ ist mehr als ein Kirchenkrimi, Rheinischer Merkur, 40/2004, S. 23)
  5. Blattmann, Ekkehard:In Linnen eingewickelt und zu Grabe getragen. Der Roman „Das Jesustuch“ von Alexander Lohner erzählt über Kreuzzug, Mord und Tolernz, Die Tagespost vom 25. Nov. 2006, S. 21)