Benutzer:Vindolicus/Odo-Lupus-0

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Odo und Lupus, Kommissare Karls des Großen ist eine seit 1995 bestehende achtteilige Historienromanreihe des deutschen Schriftstellers Robert Gordian mit deutlichen Anklängen an die Gattung des Kriminalromans. Sie ist im 8. Jahrhundert, zur Zeit Karls des Großen, angesiedelt, dieser ist in den ersten Bänden noch fränkischer König, ab dem sechsten Band dann römischer Kaiser. Im Mittelpunkt stehen der ostfränkische Mönch Lupus und der westfränkische Adelige Odo von Reims, die gemeinsam als Königsboten in verschiedenen Teilen des Frankenreichs unterwegs sind. Im Roman ist Lupus der Erzähler und berichtet die jeweiligen Geschehnisse seinem Vetter Volbertus, der Prior in einem nur als „N.“ bezeichneten bairischen Bergkloster ist, somit sind die Romane auch Briefromane. Von den Kritikern erfuhren die Romane für ihre Darstellung der Karolingerzeit und der damaligen gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, die dem Leser nähergebracht werden, Lob. Die ersten fünf Bände erschienen in den Jahren 1995 bis 1997, später wurden in größeren zeitlichen Abständen noch drei weitere Romane veröffentlicht. Ursprünglich erschien die Reihe im Bleicher Verlag, erfuhr aber Nachdrucke in anderen Verlagen. Die Veröffentlichungen seit 2016 erfolgten ausschließlich als E-Buch.

Bände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Demetrias Rache (1995)
  2. Saxnot stirbt nie (1995)
  3. Pater Diabolus (1996)
  4. Die Witwe (1996)
  5. Pilger und Mörder (1997)
  6. Tödliche Brautnacht (2008)
  7. Giftpilze (2016)
  8. Familienfehde (2018)
  9. Der Elefant des Kaisers (2023)
  10. Heidenmorde (2023)

Personen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Odo von Reims: Odo ist ein westfränkischer Adeliger, der aus der Gegend um Reims stammt. Er hat mehrere Geschwister und keine allzu großen Mittel. Als Vasall von Königs (und später Kaiser) Karl erhofft er sich, eines Tages eine eigene Grafschaft zu erhalten. Ein besonderes Auge hat er auf Rotrud, die Tochter Karls des Großen geworfen, später auf Hiltrud, geworfen. Auf den Reisen als Königsbote hat er trotz dieser Hoffnungen viele Affären mit Frauen. Odo selbst brüstet sich damit, ein Nachkomme der Merowinger zu sein und somit eigentlich mehr Anspruch auf den fränkischen Thron zu haben als Karl selbst.
  • Lupus: Lupus ist ein westfränkischer Mönch, der in Pfalz in Aachen Kopien von Schriften anfertigt und ein guter Kenner des salischen Rechts sowie der germanischen Stammesrechte ist, zuvor war er im Kloster Fulda tätig.
  • Helko: Helko ist ein junger Sachse, den Odo und Lupus im zweiten Band kennenlernen, als sie sich in Sachsen aufhalten und sie fortan an Anführer des Begleittrupps begleitet.
  • Fulk
  • Rouhfaz

Stil und Genre[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bücher spielen im Frankenreich zu Zeiten Karls des Großen. Demetrias Rache, der erste Band der Reihe, spielt dabei im Jahre 788. Die nachfolgenden Bände nennen kein genaues Datum mehr, im sechsten Band wird allerdings deutlich, dass Karl inzwischen bereits Kaiser ist, also der Weihnachtstag 800 bereits verstrichen ist. Damit handelt es sich um Historienromane, allerdings tragen die Romane dadurch, dass die Protagonisten Fälle lösen, deutliche Züge von Kriminalromanen. Im Gegensatz zu anderen Romanen, bei denen klassische Kriminalfälle lediglich in frühere Zeiten verlagert werden, orientieren sich die Romane Gordians allerdings stärker an klassischen Historienromanen und Abenteuerromanen. Durch den Umstand, dass die Romane alle aus der Sicht des Protagonisten Lupus geschrieben sind, der seinem Vetter Volbertus, dem Prior eines nur mit „N.“ bezeichneten Bergklosters in Baiern, seine Geschehnisse berichtet, wobei er betont, die Namen und Orte verändert zu haben, um nicht gegen Amtsgeheimnisse zu verstoßen, sind die Romane vom Genre her zugleich auch Briefromane.

Gordian selbst sprach in einem Interview von seinen Werken als von „Reiseabenteuern im frühen Mittelalter“.[1]

Veröffentlichungsgeschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die ersten fünf Bände erschienen von 1995 bis 1997 als gebundene Ausgaben im Bleicher Verlag.

1999 erfolgte bei dtv eine Taschenbuch-Ausgabe der ersten beiden Bände.

2008 folgte mit Tödliche Brautnacht nach elf Jahren Pause der sechste Band der Reihe, der im KBV-Verlag erschien.

2013 wurden die damals insgesamt sechs Bände als eBook-Ausgabe durch den Verlag Dotbooks neu aufgelegt. 2014 folgte auf deren Grundlage eine Taschenbuch-Ausgabe durch Universo, einem Imprint des Karl Müller Verlags.

2016 veröffentlichte Gordian mit Giftpilze acht Jahre nach dem letzten Band einen weiteren Roman der Reihe, der wiederum bei Dotbooks als ausschließlich E-Book und nicht mehr in gedruckter Form erschien.

Nach Gordians Tod im Mai 2017 folgte 2018 mit Familienfehde noch posthum ein weiterer Roman als E-Book.

2022 wurden unter dem Namen Blut und Sünde: Odo und Lupus ermitteln die ersten vier Bände der Reihe nochmals in einem E-Buch zusammen herausgegeben.

2023 erschienen über Dotbooks posthum mit Der Elefant des Königs und Heidenmord die beiden letzten Bände der Reihe als E-Books.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Margarete von Schwarzkopf meinte am 14. Januar 1996 um 18:45 in der Sendung „Lesetip“ des NDR Niedersachsen, wer bisher glaubte, „nur die Angelsachsen verstünden es, aufregende Thriller aus mittelalterlichen Tagen literarisch in Szene zu setzen, der wird eines Besseren belehrt.“ Robert Gordian stelle diesen nun „in seinen Büchern Detektive aus deutschen Landen, sprich Kommissare Karls des Großen entgegen, die ihren englischen Vettern in nichts nachstehen.“ Die ersten beiden Teile der Reihe, die bis dahin erschienen waren, würden „ein buntes, spannendes Bild aus frühmittelalterlicher Zeit beschwören“. Es lohne sich, „diese beiden Detektive aus ferner Zeit kennenzulernen, die mit Humor und Spürsinn selbst die dunkelsten Fälle lösen.“[2]

In das neue buch / Buchprofile meinte Helene Nonnen 1996 zu den beiden ersten Romanen: „Der Palette der Kriminalromane vor antikem oder mittelalterlichen Hintergrund wird eine neue Facette hinzugefügt: das Kolorit der karolingischen Zeit.“ Gelobt wurde von ihr vor allem die Darstellung der damaligen Zeit: „In beiden Romanen ist mehr als die teilweise etwas verworrene und umständliche kriminalistische Handlung die Schilderung der zeitgeschichtlichen Verhältnisse zur Zeit der Christianisierung der Sachsen von Interesse, z. B. wie heidnische Kultur und beginnendes Christentum schon/noch ineinandergreifen. V.a. unter diesem Gesichtspunkt lesenswert“, das Buch sei auch für Jugendliche geeignet.[3]

Im Bayerischen Sonntagsblatt hieß es im Mai 1996 zum erschienen dritten Roman Pater Diabolus: „Mittelalterliche Krimis, in denen nicht zuletzt Ordensleute positiv besetzte Hauptrollen spielen, sind derzeit ‚in‘“, die Werke Robert Gordians seien dabei typische „Vertreter dieser Welle“. Aufgrund heutiger Lesegewohnheiten hätte der Autor allerdings Rücksicht auf seine Leser nehmen und habe „das Leben der beiden etwas verweltlicht.“ Dennoch seien die Werke „eine vergnügliche Lektüre.“[4]

Klemens Hogen-Ostlender urteilte im Juni 1996 im Gießener Anzeiger über die damals drei vorliegenden Bände der Reihe, Odo und Lupus „bilden das klassisch-gegensätzliche Gespann vieler Kriminalgeschichten.“ Es handle sich stilistisch um „Kriminalbriefe“. „Die Erzählform paßt zur Zeit, wirkt auf spannungsbesessene Krimileser des ausgehenden 20. Jahrhunderts freilich mitunter betulich.“ Mit Erläuterungen der Zeitumstände gehe Gordian allerdings „zu sparsam“ um: „Wer sich aber nicht ohnehin in den Zeitläuften auskennt, dem erhellen Odo und Lupus den Weg nur spärlich mit einer frühmittelalterlichen Ölfunzel.“[5]

In Der Heimatpfleger fand Hartmut Wager im August 1996, dass Pater Diabolus, der dritte Band der Reihe, dem Leser nicht nur eine spannende Geschichte biete, sondern zugleich auch ein besseres Verständnis für die Zeit des Frühmittelalters vermittle: „Auch der dritte Band ist wegen seines handlichen Formats und der ansprechenden Typographie, aber noch mehr wegen seiner spannenden Geschichte, die zugleich in verdaulicher Dosierung die gesellschaftlichen Strukturen und Zusammenhänge der mittelalterlichen Gesellschaft und Politik vermittelt, sehr zu empfehlen.“[6]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine achtteilige Romanreihe mit ähnlicher Thematik, wo ebenfalls zwei Königsboten die Protagonisten sind, schrieb zwischen 1995 und 2000 der französische Journalist Marc Paillet. Sie handeln vom Grafen Childebrand und dem aus Northumbrien stammende Abt Erwin. Deren Ermittlungen führen sie dabei auch aus dem Machtbereich der Franken heraus, so gelangen sie etwa bis nach Bagdad.[7]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. https://www.buecher.de/autor/robert-gordian/autor_id/2719/
  2. NRD Radio Niedersachsen, Sendung „Lesetip“ vom 14. Januar 1996, 18:45 Uhr.
  3. Helene Nonnen: [Titel?], in: das neue buch / Buchprofile 2 (1996).
  4. Bayerisches Sonntagsblatt, Nr. 21, 26. Mai 1996.
  5. Klemens Hogen-Ostlender: Fälle für zwei: Law and Order zur Zeit des großen Karl, in: Gießener Anzeiger, 7. Juni 1996.
  6. Hartmut Wager: Pater Diabolus, in: Der Heimatpfleger, August 1996.
  7. Hubertus Rollfing: Historische Kriminalromane, in: Geschichte lernen 72 (1999), S. 8.