Benutzer:Virtualiter/Ludwig Ruhe

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Ludwig Ruhe (um 1860/70)

Ludwig Ruhe, auch Louis Ruhe (* 1828 in Grünenplan; † 1888) war Tierhändler und Gründer einer Tierhandelsdynastie.

Leben und Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ludwig Ruhe war der Sohn eines Schneidermeisters. Er heiratete Elisabeth Müller, die Tochter eines Vogelhändlers, und ging für das Geschäft seines Schwiegervaters auf Reisen. Im Weserbergland und Harz wurden im Nebengewerbe Kanarienvögel, wie der Harzer Roller gezüchtet. Ludwig Ruhe entdeckte als ersten Exportmarkt Sankt Petersburg und transportierte nach 12tägigem Fußmarsch 210 Vögel zum Lübecker Hafen.[1] 1858 reiste er erstmals nach Chile und Peru. Die auf dem Rückweg mitgebrachten Finken und Papageien verkaufte er in Marseille und Le Havre.

1860 begann er sich durch Niederlassungen in Übersee selbständig zu machen. So gründete er 1866 eine erste Niederlassung in peruanischen Lima, nach einem Schiffbruch 1867 die zweite in New Orleans, 1868 die Firma Louis Ruhe, Inc. in New York City, 853 Broadway,[2] und 1870 in London.[3] 1880 verlegte er seinen Geschäftssitz von Grünenplan nach Alfeld, Am Markt, und begann von dort aus den Handel mit exotischen Tieren.

Nachfahren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tierhandlung in Alfeld; Im Fenster Ruhes Sohn Heinz und an der Tür Hermann II (um 1900)

Ludwig Ruhes Sohn Hermann übernahm nach seinem Tod 1888 das Geschäft in Alfeld, sein Sohn Bernhard das in New York. Ab 1890 beschränkten sie sich für zehn Jahre nach einem Abkommen mit dem zweiten Alfelder Tierhändler Reiche auf den Kanarienvogelhandel, nahmen dann den Handel mit exotischen Tieren wieder auf und errichteten Tierfang- und Sammelstationen in der ganzen Welt.[3] Über acht Dekaden stand Ruhe in enger Zusammenarbeit mit dem Mysore Zoo in Südindien.[4]

Hermann errichtete 1912–14 die Villa Ruhe, um seine Geschäftspartner - Maharadschas, Zoo- und Zirkusdirektoren - standesgemäß unterzubringen.[5] In den 1920er Jahren entwarfen und errichteten die Ruhes bedeutende Zoos in der ganzen Welt und offerierten Völkerschauen.[3]

Nach dem Tod Hermann Ruhes im Jahr 1923 übernahm seine gleichnamiger Sohn die Firma und baute sie zum größten Tierhandelsunternehmen aus. In New York wurde Adolph Krone Geschäftsführer.[6] Ihr Tierfänger Phillip Carroll (1904-1974) unterstützte Albert Sabin in den 1950ern bei Polio-Experimenten an Schimpansen. Ihr langjähriger Indienreisender Albert Meems ging während des Krieges in England ein und aus, bis er 1944 ans MI5 verpfiffen wurde.[7] Von 1931 bis 1971 pachtete Ruhe den Zoo Hannover. 1948 richtete er den Ruhr Zoo in Gelsenkirchen ein.[8] In den 1970er Jahren trieb Hermann Jun. († 14. Dezember 2003) die Gründung von Safariparks voran.[9]

In vierter Generation betrieb Lutz Ruhe (1935-2009)[10] mit seinem Bruder Heiner die Zweigniederlassung in den USA.[11] Sie gründeten 1962 mit Louis Goebel eine Gesellschaft, die Jungleland USA betrieb,[12] gründeten 1965 den „Baby Zoo“ des Oakland Zoo), eröffneten fünf Jahre später die „Safari World“ in kalifornischen Coarsegold und 1973 den Kinderzoo im Happy Hollow Park & Zoo in San José (Kalifornien).

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Hermann Ruhe: Wilde Tiere frei Haus, Copress-Verlag, München 1960
  • Richard Müller: 100 Jahre Tiergroßhandlung L. Ruhe/Alfeld, in: Der Zoologische Garten (NF) Bd. 28, 1963, S. 71 ff.
  • Godehard Wolski (Hrsg.): Alfelds wilde Zeiten: 125 Jahre Alfelder Stadtgeschichte(n), Schaper, Alfeld u.a. 1996, ISBN 3-7944-0182-4
  • Bernd Herrmann, Ulrike Kruse: Schauplätze und Themen der Umweltgeschichte: Umwelthistorische Miszellen aus dem Graduiertenkolleg; Werkstattbericht, Universitätsverlag Göttingen, 2010, ISBN 3941875639, S. 216 ff.; Google Books

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Frederick Woltman: Business of Importing Animals Flourishes Despite Ware; Freight Rates Rise, The Pittsburgh Press, 20. Dezember 1940 auf Google News Archive
  2. Animals: New Importations, Anzeige, Billboard (Magazin), 29. März 1947, S. 50
  3. a b c Geschichte: Bis ans Ende der Welt. Aufstieg und Niedergang einer Tierhandelsdynastie, alt-alfeld.de
  4. http://archive.is/4BCAd
  5. Hausbesuch in der Villa Ruhe, Sieben: Regionalmagazin Leinebergland, 9/2007
  6. https://books.google.de/books?id=UtwDAAAAMBAJ&pg=PA520
  7. http://www.nationalarchives.gov.uk/releases/2007/march/german.htm
  8. Stephanie Wroben: Ruhr Zoo - Zoom Erleniswelt, elefanten-fan.de/
  9. Der ehemalige Safaripark Löwensafari und Freizeit-Park Tüddern (1968-1990): Geschichte der Safariparks, Studentische Arbeitsgruppe Zoobiologie an der Universität Bielefeld, zoo-ag.de
  10. Obituary: Lutz Ruhe, Island Sun, 1. Januar 2010 auf WebCite
  11. Mary Gottschalk: Longtime zoo manager of Happy Hollow Park & Zoo in San Jose retires, San Jose Mercury News, 11. September 2013 auf Archive.is
  12. Ken Beck: The Encyclopedia of TV Pets, Thomas Nelson Inc, 2002; Google Books