Benutzer:Volkmar Lehmann/Artikelentwurf

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Deutschland[1] ist zu etwa einem Drittel ursprünglich slawisch bezüglich Gebiet und Bevölkerung. Die auffälligsten Hinweise sind die slawischen Ortsnamen (Berlin, Chemnitz, Güstrow)[2] und slawische Personenennamen (z.B. Noack, Krahl). Slawische Wörter haben sich bis in die heutige Standardsprache hinein erhalten (z.B.Grenze, Gurke, munter). Die slawischen Einwohner wurden früher Wenden genannt, das Gebiet bis zur Oder/Neiße wird heute auch als Germania Slavica bezeichnet. Bauliche Zeugen sind slawische Wallanlagen, die Rundlinge im Wendland, Museumsdörfer wie in Groß Raden u.a.. Die ehemaligen Ostgebiete des Deutschen Reichs, jenseits der Oder-Neiße-Grenze und das Sudetenland (südlich der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien) hatten je nach Region in sehr verschiedenem Umfang slawische und deutsche Bevölkerungsanteile. Danach, besonders nach dem 2. Weltkrieg, ergab sich durch Immigration erneut ein großer Bevölkerungsanteil slawischer Herkunft, der heute mehrere Millionen Einwohner umfasst. Gegenwärtig bilden Aussiedler und Spätaussiedler die größte Gruppe von Einwohnern slawischer Herkunft, 1950 bis 2005 kamen nach Deutschland

  • aus der Sowjetunion und Nachfolgestaaten: 2.334.334
  • aus Polen: 1.444.847
  • aus der Tschechoslowakei und Nachfolgestaaten: 105.095
  • aus Jugoslawien und Nachfolgestaaten: 90.378[3]

Die aktuelle deutsch-slawische Zweisprachigkeit ist sowohl hinsichtlich der Beherrschung slawischer Sprachvarianten einerseits und deutscher Sprachvarianten andererseits äußerst heterogen, sie reicht in Laut und Schrift von doppelter Muttersprache bis zu verschieden Stufen einer "Halbsprache".

Autochthone Slawen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stämme der sorbischen und polabischen Sprachgebiete im 7. - 15. Jh.[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem in der Völkerwanderungszeit die germanischen Stämme ihre Siedlungsgebiete östlich der Elbe verlassen hatten, wurden diese ab dem 6.-7. Jahrhundert von Slawen besiedelt, die aus den Gebieten des heutigen Tschechien und Polen kamen. Sie ließen sich neben verbliebenen Germanen nieder und bildeten Stammesverbände. Die größten Gruppierungen werden nach gemeinsamen sprachlichen Merkmalen unter den Bezeichnungen Polaben bzw. Obotriten (im Norden; die Namen bezeichnen auch einzelne Stämme in diesem Gebiet) und Sorben (im Süden) zusammengefasst.

Deutsche Ostsiedlung, nach Walter Kuhn

Im 8. Jh. begann die bäuerliche deutsche Ostsiedlung, die um 1300 auslief. Sie erstreckte sich nicht nur auf die späteren Gebiete des Römischen Reichs deutscher Nation, sondern auch auf das westliche Polen, auf Böhmen, Ungarn und Rumänien. Während die deutsche Ostsiedlung auch auf die Initiative der Landesherren dieser Siedlungsgebiete zurückging, wurden im 10. bis 12. Jahrhundert von deutschen Fürsten Gebiete östlich der Elbe mit wechselndem Erfolg militärisch erobert und politisch annektiert. Der slawische Widerstand zeigt sich am deutlichsten am großen Slawenaufstand von 983 und dem Aufstand der Obodriten ab 1066. Die slawische Bevölkerung wurde bis auf die sorbische Enklaven assimiliert. In diesen Gebieten wurde die deutsche Bevölkerung assimiliert.

Sorben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Sorben sind eine offiziell anerkannte, autochthone Minderheit in Deutschland. Die Obersorben (Eigenbezeichnung Serbja) leben in der Oberlausitz, die Niedersorben (Eigenbezeichnung Serby) in der Niederlausitz. Je nach Zählweise schwanken die Bevölkerungszahlen, nach Sprache und Selbstzuordnung leben in den genannten Gebieten um die 50 000 Sorben.[4] Das Ober- und das Niedersorbische besitzen jeweils eine eigene Literatursprache, deren Ursprünge im 16. Jh. liegen: erste gedruckte Werke in sorbischer Sprache waren die Übersetzung von Luthers Gesangbuch und Katechismus. Schöne Literatur wird seit dem 19. Jh. verfasst.

Zweisprachiges Ortsschild des politischen und kulturellen Zentrums der sorbischen Oberlausitz

Drawänopolaben und Mainslawen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mitte des 18. Jh. starb das im Wendland gesprochene [[1]] aus. Dort habe sich noch die slawischen [[2]] mit slawischen Ortsnamen erhalten, z.B. Lübeln mit | Rundlingsmuseum. Derartige Dörfer entstanden im deutsch-slawischen Kontaktgebiet.

Einen weiteren westlichen slawischen Vorposten bilden die Mainslawen | Mainslawen (Bavaria slavica), die u.a. von Bamberg aus chistianisiert wurden. Sie dürften bereits im 11. Jh. assimiliert gewesen sein. Von ihnen zeugen Ortsnamen und Historische Quellen.

Polen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Deutsches Staatsgebiet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eine große Zahl polnischsprachiger Arbeitsmigranten kam um die Wende vom 19. zum 20. Jh. aus Oberschlesien ..., dem damals von Russland, Preußen und Österreich besetzten Polen und anderen polnischsprachigen Gebieten. Vor allem wurden Bergarbeiter in das wirtschaftlich expandierende Ruhrgebiet angeworben, daneben in andere Metropolen, z.B. Hamburg (Ortsteil Wilhelmsburg). Die Polen des Ruhrgebiets und ihre Nachkommen wurden als Ruhrpolen bezeichnet. Sie bildeten ethnische Netzwerke z.B. in Essen, Bochum und Dortmund und haben sich im Laufe der Zeit völlig integriert.

Im 2. Weltkrieg wurden Polen nach Deutschland verschleppt, um dort als sogenannte Fremdarbeiter eingesetzt zu werden. Diese, Soldaten und Kriegsgefangene verblieben für bestimmte Zeit nach dem Krieg oder ganz in Deutschland (displaced persons).

Nach Angaben der polnischen Botschaft (ref) leben heute in Deutschland ungefähr 2 Mio Polen[5]. Die meisten sind Aussiedler bzw. Spätaussiedler.

Schlesien[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schlesien (Ober- und Niederschlesien) war ursprünglich ein Gebiet mit polnischsprachiger Bevölkerung, das jedoch auch im Verlauf der älteren Geschichte meist nicht zu Polen gehörte. Die Zugehörigkeiten wechselten zunächst zwischen lokalen Fürsten, der polnischen Krone und Böhmen. Mit Böhmen kam es zu Österreich und wurde schließlich von Friedrich II dem preußischen Staat einverleibt. Heute gehört Schlesien zum polnischen Staatsgebiet. In Niederschlesien gab es im Mittelalter eine starke deutsche Immigration, die slawische Bevölkerung wurde weitgehend assimiliert (bis auf schmale Streifen im Osten Niederschlesiens). Die Landbevölkerung in Oberschlesien war immer polnischsprachig, bis 1945 gab es in den Städten polnische und deutsche Einwohner. Die ethnische und sprachliche Situation ergab daher eine mehr oder weniger elaborierte Zweisprachigkeit auf der polnischen Seite mit umfangreichem deutschem Lehngut im polnischen Dialekt und polnisches Lehngut in der schlesischen Varietät des Deutschen sowie umfangreiche aktuelle Sprachmischungen (früher undifferenziert auch als "Wasserpolnisch" bezeichnet)[6].

Polnischsprachige Bevölkerung in Preußen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Innerhalb der Grenzen des preußischen Staates lebten nach den Teilungen Polens über 3 Millionen polnischsprachige Menschen[7]. Schlesien und Danzig sowie Ostpreußen, das nur am südlichen Rand polnischsprachige Bevölkerung aufwies, im Mittelalter jedoch von den baltischen, also nicht slawischen Altpreußen besiedelt war, gehörte zu den deutschen Ostgebieten vor 1937. Westpreußen, die Provinz Posen und andere Gebiete gehörten zu den Ostgebieten im weiteren Sinne, d.h. zu Preußen vor den Versailler Verträgen 1920.

Ostslawen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Einwanderung von Ostslawen (Russen, Ukrainer, Weißrussen) geschah vor allem im Rahmen der sogenannten "vier Wellen" der Migration aus Russland in westliche Länder, darunter in bedeutendem Maße nach Deutschland[8]. Mit der ersten Welle flüchteten vor allem Angehörige der Oberschicht vor der Oktoberrevolution. Die zweite Welle wurde durch den 2. Weltkrieg ausgelöst, in dem Bewohner aus den okkupierten Gebieten der Sowjetunion nach Deutschland vor allem als sogenannte Fremdarbeiter verschleppt wurden und in Deutschland blieben ebenso wie sowjetische Kriegsgefangene (displaced persons). Mit der dritten Welle kamen ab 1970 Dissidenten u.a. Personen, denen die Ausreise erlaubt wurde. Mit dieser Welle, in großem Umfang aber erst seit 1988, dem Beginn einer vierten Welle mit der Liberalisierungspolitik von Gorbatschow, kamen mehr als 2 Millionen (Spät-)Aussiedler aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion. Sie konnten sich auf eine deutsche Herkunft berufen und mit Verwandten einreisen, auch wenn sie ethnisch Ostslawen waren. Eine zweite Gruppe der vierten Welle bildeten seit 1991 jüdische Kontingentflüchtlinge, eine dritte Arbeitssuchende, Studenten u.a. Gruppen. Die Zahl der russophonen Einwanderer übersteigt heute die Zahl von 3 Mio[9]. Die Integration verläuft unterschiedlich schnell.

Mehrere Jahrzehnte lang befanden sich sowjetische Soldaten, zunächst als Militärbesatzung, in der DDR. Kontakte mit der deutschen Bevölkerung gab es dabei im Prinzip nur in offiziellen Rahmen, jedoch auch bei Katastrophen- und Erntehilfen. Die Zahl der von den Streitkräften oder aus anderen intensiven Kontakten zwischen der DDR und den Staaten des Warschauer Paktes, z.B. aufgrund von Heirat in Ostdeutschland verblieben Slawen wurde nicht erhoben.

Kroaten, Tschechen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Kroaten bilden die fünftgrößte Ausländergruppe in Deutschland, die meisten kamen als Gastarbeiter in den 1960er Jahren und im Rahmen der Familienzusammenführung nach Deutschland. Die Kriege im Zusammenhang mit dem Zerfall Jugoslawiens waren Anlass für eine weitere Emigrationswelle Anfang der 1990er Jahre. Seither sind viele Kroaten in ihre Heimat zurückgekehrt oder haben deutsche Staatsbürgerschaft angenommen, was statistisch nicht erfasst ist.[10] Eine weitere, kleinere Einwanderergruppe waren Flüchtlinge und Migranten aus der Tschechoslowakei nach der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968.

Es gab und gibt neben den hier erwähnten Slawen in Deutschland seit jeher kleinere Gruppen, einzelne Familien oder Personen ethnischer slawischer Zugehörigkeit. Hier werden jedoch nur größere slavische Bevölkerungsgruppen erwähnt.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Ausdruck Deutschland bezieht sich im vorliegenden Zusammenhang auf das heutige Deutschland als Kern eines zeitlichen und räumlichen Kontinuums mit wechselnden Konturen. Nicht der Begriff Deutschland, aber das Thema „Slawen in Deutschland“ erstreckt sich sinnvollerweise auch auf Gebiete, die definitiv nicht zu Deutschland, zum Deutschen Reich oder zum Heiligen Römischen Reich gehörten, etwa auf ostelbische Gebiete zu einer Zeit, als es noch kein Heiliges Römisches Reich gab oder auf Westpreußen, das zu Polen gehörte, aber unter preußischer Verwaltung stand. Damit können solche deutsch-slavischen Kontaktgebiete berücksichtigt werden, die in räumlichem oder direktem politischem Kontakt (Ostpreußen) zu dem als Kern angesetzten heutigen Deutschland standen oder stehen (Schlesien), während räumlich und politisch getrennte Kontaktgebiete wie das der Wolgadeutschen unberücksichtigt bleiben.
  2. http://www.onomastik.com/on_slawische_ortsnamen.php; http://de.wikipedia.org/wiki/Namen_auf_-ow
  3. http://de.wikipedia.org/wiki/Sp%C3%A4taussiedler
  4. http://de.wikipedia.org/wiki/Sorben#Siedlungsgebiet
  5. http://berlin.msz.gov.pl/de/bilaterale_zusammenarbeit/auslandspolen_127/
  6. Lehmann, Volkmar. Zur Typisierung des polnisch-deutschen Sprachkontaktes in Oberschlesien. In: Slawistische Studien zum VIII. Internationalen Slawistenkongreß in Zagreb 1978. Köln / Wien 1978
  7. http://berlin.msz.gov.pl/de/bilaterale_zusammenarbeit/auslandspolen_127/
  8. Zemskaja E.A. (Hrsg.) 2001. Jazyk russkogo zarubež'ja. Obščie processy i rečevye portrety. Moskva / Vena. Pfandl, H., Četyre volny russkoj emigracii XX veka i kul'turno-jazykovoe povedenie emigrantov (Vier Wellen der russischen Emigration im XX. Jahrhundert und das kulturell-sprachliche Verhalten der Emigrierten). In: G. Khruslov (Hrsg.) Russkij jazyk v diaspore: problemy sochranenija i prepodavanija. Moskva: Institut russkogo jazyka imeni A.S.Puškina, izd. Nauka & Flinta 2002, 9-32.
  9. Brehmer, B. Sprechen Sie Qwelja? Formen und Folgen russisch-deutscher Zweisprachigkeit in Deutschland. In: T. Anstatt (Hrsg.), Mehrsprachigkeit bei Kindern und Erwachsenen. Erwerb, Formen, Förderung (S. 163-185). Tübingen: Attempto 2007. http://www.slavistik.rub.de/index.php?Publikationen-3
  10. http://de.wikipedia.org/wiki/Kroaten_in_Deutschland

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Achterberg, J. Zur Vitalität slavischer Idiome in Deutschland: eine empirische Studie zum Sprachverhalten slavophoner Immigranten. München 2005.

Bielfeldt, H.H. Die Entlehnungen aus den verschiedenen slavischen Sprachen im Wortschatz der neuhochdeutschen Schriftsprache, Berlin 1965.

Deutsch-polnische Beziehungen in Geschichte und Gegenwart: Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur in Epochen und Regionen. Wiesbaden 2000.

Herrmann, Joachim. Kultur und Kunst der Slawen in Deutschland von 7. bis 13. Jahrhundert. Herausgegeben aus Anlass des Internationalen Kongresses für Slawische Archäologie in Warschau. Institut für Vor- und Frühgeschichte. Berlin 1965.

Herrmann, Joachim (Hrsg.). Die Slawen in Deutschland. Geschichte und Kultur der slawischen Stämme westlich von Oder und Neiße vom 6. bis 12. Jahrhundert. Akademie-Verlag, Berlin 1985 (Veröffentlichungen des Zentralinstituts für Alte Geschichte und Archäologie der Akademie der Wissenschaften der DDR, Bd. 14).

Tetzner, Franz. Die Slawen in Deutschland. Beiträge zur Volkskunde der Preußen, Litauer und Letten, der Masuren und Philipponen, der Tschechen, Mähren und Sorben, Polaben und Slowinzen, Kaschuben und Polen. Braunschweig 1902.

Links:

http://www.slavistik.rub.de/index.php?Publikationen-3