Benutzer:Wasserratte(w)/Hans-Ludwig von Lossow

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Hans-Ludwig von Lossow war während des Zweiten Weltkriegs Offizier der Abwehr der Wehrmacht. Später wurde er für die Organisation Gehlen tätig. Lossow war persönlicher Mitarbeiter und Vertrauter Reinhard Gehlens und war dessen Repräsentant in Bonn. Lossow verantwortete Kontakte der Organisation zu anderen Nachrichtendiensten, in die deutsche Politik und insbesondere zu Kanzleramtsminister Hans Globke. Er wirkte an der Übernahme der Organisation Gehlen durch die Bundesregierung als Bundesnachrichtendienst mit.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

CIA-Bericht über die Gründungsgespräche des BND

Im Zweiten Weltkrieg war Hans-Ludwig von Lossow im Amt Ausland/Abwehr des Oberkommandos der Wehrmacht tätig. Zumindest zeitweise war er in der Abteilung I H (für Heer) eingesetzt, zuständig für geheime Beschaffung von Informationen. Er war dabei wohl mit der Sowjetunion befasst. Er war offenbar auch in die Pläne des Widerstand um den Leiter des Amtes Ausland/Abwehr Wilhelm Canaris eingeweiht. So soll er im April 1941 im Dienstgrad eines Hauptmanns der Abwehr den Agenten Edgar Klaus in Pläne des Widerstands eingeweiht haben.[1] Zu Kriegsende hatte er den Dienstgrad eines Oberstleutnants.[2]

Ab Herbst 1946 gehörte er erst der von den Alliierten erlaubten Spionage-Gruppe Baun an[2] und später wurde er für die Organisation Gehlen tätig. Im Jahr 1948 verantwortete er den Bereich Sonderverbindungen im Leitungsstab der Organisation Gehlen.[3] Er war dabei verantwortlich für die nachrichtendienstlichen[4] und innenpolitischen Kontakte der Organisation und ihres Leiters Reinhard Gehlen. Dies betrifft beispielsweise Kontakte in Ministerien, Parteien und das Bundeskanzleramt in Bonn. Daneben pflegte er Verbindungen in führende katholisch-konservative Kreise in Süddeutschland.[3] Ab Anfang 1952 setzte Gehlen Lossow als direkt unterstellten persönlichen Mitarbeiter und Repräsentanten in Bonn ein. Dabei hielt Lossow insbesondere Kontakte zum Chef des Bundeskanzleramts Hans Globke, zum Staatssekretär im damaligen Bundesministerium des Innern Hans Ritter von Lex (CSU), zum Abteilungsleiter im Kanzleramt, Karl Gumbel sowie zum Staatssekretär im Bundesministerium der Finanzen Guido Hertel. Seine erhaltenen Informationen leitete er exklusiv an Gehlen einzelne Vertraute weiter.[3]

Lossow begleitete Gehlen in verschiedenen Gesprächen. Hauptziel der Einflussnahme über Lossow als Interessenvertreter war dabei die Übernahme der Organisation Gehlen in die Bundesverwaltung zu erreichen.[5] In Bezug auf das Verhältnis von Kanzleramtschef Globke zu Gehlen soll Lossow als wichtiger Stichwortgeber agiert haben.[6]

Hans-Ludwig von Lossow war auch Teilnehmer der geheim gehaltenen Verhandlungen über die Umwandlung der Organisation Gehlen in den Bundesnachrichtendienst mit u.a. Globke, Gehlen, Horst Wendland, Werner Repenning.[7] Auch nahm Lossow schon am 3. Oktober 1950 an einem Gespräch zwischen Gehlen und dem damaligen Mitarbeiter der OG Adolf Heusinger mit dem Hohen Kommissar der USA John Jay McCloy teil. Dabei wurden sowohl der Status der OG als auch die Wiederbewaffnung Deutschlands thematisiert.[8] Wenige Tage später begannen die Gespräche im Kloster Himmerod deren Ergebnis die Himmeroder Denkschrift wurde. Mehrere der Teilnehmer waren Angehörige der Organisation Gehlen.

Seit seiner direkten Unterstellung unter Gehlen wurde Lossows Tätigkeit zumindest teilweise aus Gehlens gesonderten Geheimbudget finanziert. Ab 1954, und damit noch vor Übernahme in die Bundesverwaltung, unterstützte die Bundesregierung die Organisation Gehlen zunehmend mit eigenen verdeckten Zuwendungen. Die Gelder wurden zumeist von Lossow persönlich im Bundeskanzleramt in bar entgegengenommen.[3]

Sein Deckname in der Organisation wird als Lersner (Keßelring 2017, Henke 2018, Wolf 2018) oder Lerssner[9] angegeben.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Fleischhauer, Ingeborg: Die Chance des Sonderfriedens : deutsch-sowjetische Geheimgespräche 1941-1945. Siedler, Berlin 1986, ISBN 3-88680-247-7, S. 43.
  2. a b Agilolf Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Neuformierung des Militärs in der Bundesrepublik. Ch. Links Verlag, 2017, ISBN 978-3-86284-407-4, S. 41 (google.de [abgerufen am 19. März 2020]).
  3. a b c d Thomas Wolf: Die Entstehung des BND Aufbau, Finanzierung, Kontrolle. In: Jost Dülffer, Klaus-Dietmar Henke, Wolfgang Krieger, Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): Veröffentlichungen der Unabhängigen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte des Bundesnachrichtendienstes 1945–1968. 1. Auflage. Band 9. Ch. Links Verlag, Berlin, ISBN 978-3-96289-022-3.
  4. Klaus-Dietmar Henke: Geheime Dienste: Die politische Inlandsspionage der Organisation Gehlen 1946–1953. Ch. Links Verlag, 2018 (S. 464)
  5. Susanne Meinl, Joachim Schröder: "Einstellung zum demokratischen Staat: Bedenkenfrei" - Zur Frühgeschichte des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz (1949-1965). Bündnis 90 / Die Grünenim Bayerischen Landtag (Hg.), 2013, abgerufen am 29. Dezember 2020.
  6. Gerhard Sälter: Phantome des Kalten Krieges: Die Organisation Gehlen und die Wiederbelebung des Gestapo-Feindbildes "Rote Kapelle". Ch. Links Verlag, 2016 (S. 13)
  7. Bundesnachrichtendienst. Central Intelligence Agency, 12. September 1952, abgerufen am 29. Dezember 2020 (englisch).
  8. Rolf-Dieter Müller: Reinhard Gehlen. Geheimdienstchef im Hintergrund der Bonner Republik: Die Biographie. Band 1. Ch. Links Verlag, 2017, ISBN 978-3-86153-966-7.
  9. Christoph Franceschini, Thomas Wegener Friis, Erich Schmidt-Eenboom: Spionage unter Freunden: Partnerdienstbeziehungen und Westaufklärung der Organisation Gehlen und des BND. Ch. Links Verlag, 2017


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