Benutzer:Wuselig/Mein Stammtischleben

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Gerade in Zeiten der aktuellen Pandemie zeigt sich wie wichtig mir die persönlichen Treffen mit anderen Wikipedianenern geworden sind.
Stammtische, Lokale, WikiCons, Wikimanias, GLAM-Treffen, sie waren zu einer Selbstverständlichkeit geworden und werden doch jetzt wieder als etwas Besonderes vermisst.
Aber man musste sich diese Möglichkeiten erst für sich selbst entdecken. Ich weiß nicht mehr, wie ich auf den Stammtisch Ruhrgebiet aufmerksam wurde. Über das Portal:Ruhrgebiet? :Ich meine das erste Mal in der Katzenstube in Bochum auf die Truppe gestoßen zu sein, aber mein erster dokumentierter Besuch war am 13. Januar 2007 im Centro Oberhausen.
Viele der damaligen Stammtischaktivisten sind heute nicht mehr dabei. Haben sie sich zu sehr von der Wikipedia entfremdet, oder diese sich von ihnen? Eine Gefahr von Stammtischen kann auch sein, dass die Themen sich zu sehr auf vereinspolitische Themen konzentrieren. Andererseits scheinen sich manche Themen auch nach 14 Jahren noch nicht erledigt zu haben. "Der Kampf des einzelnen Wikipedianer um <<seinen>> Artikel", oder "warum der Verein sich die Preise die die Wikipedia damals schon von der Medienwelt erhielt abholte und die lokalen Wikipedianer nicht dabei sein durften."
Ich hätte mich damals schon fast wieder vom Stammtischleben zurückgezogen, die Gruppe war noch klein und bei jedem Treffen nur das selbe Thema konnte auch frustrieren.
Aber ich stellte fest, dass die Wikipedianergemeinde auch größer war. Ich war über die Zimmerische Chronik zur Wikipedia gekommen. Als diplomierter Volkswirt der seinen Berufsweg im Vertriebsmanagment in der Großküchengerätebranche gefunden hatte, war Geschichte, schwäbische Lokalgeschichte im Besonderen mein geistiger Ausgleich. Im Jahr 2006 waren die über zweitausendfünfundert Seiten von einer engagierten Truppe von Menschen, die sich größtenteils nicht persönlich kannten komplett digitalisiert worden. Hier war in der Tat ein Schwarm aktiv, es war eine selbstanfeuernde Freude die Fortschritte zu beobachten und man konnte sich allein vor dem heimischen Computer dennoch als Teil eines großen Ganzen verstehen.
In der Wikipedia machte ich mich nach Abschluss des Projekts daran in Artikeln rund um die Chronik zu editieren. Es ist eines dieser Nischenthemen, so dass einige dieser Artikel noch heute den antiquierten Charme von damals besitzen.
Aber ich wollte den Artikel zur Burg Wildenstein ausbauen. Aber dazu wollte ich auch gutes Bildmaterial haben. Vor allem von den Wandmalereien die sich dort befinden sollen. Die Burg ist zwar frei zugänglich, aber die Innenräume werden als Jugendherberge genutzt. Öffentliche Führungen gab es nur durch einen sogenannten "Alb-Guide", den man nur zum Gruppentarif mieten konnte. Wo also eine Gruppe hernehmen? Auf diversen Benutzerdiskussionsseiten fragte ich nach. Auch hier kannte man ja schon seine Mitstreiter innerhalb des Themengebiets. Damals noch von Dortmund aus organisierte ich also ein Treffen am 19. Juli 2007, oben am Burgtor über dem imposanten Burggraben. Die Fotoausbeute war reichlich, aber die Entäuschung zu den Wandgemälden auch groß. Die befinden sich nämlich hauptsächlich an den Wänden der Herbergsküche, sind abgedeckt, aber es steht zu befürchten, dass sie dennoch dem regelmäßigen Einfluss der fettigen Küchenwrasen ausgesetzt sind, so dass über deren Erhaltungszustand nur spekuliert werden kann.
Die Arbeit am Artikel konnte danach in Angriff genommen werden und am 7. Mai 2008 war der Artikel dann exzellent
Benutzer:Simplicius hatte zwischenzeitlich schon sehr intensiven Kontakt zum Sauerland Stammtisch. Dort hatte man bereits angefangen das reine gesellige Zusammensein mit einem Kulturprogramm zu verbinden. Es begann ein personeller Austausch bei Stammtischbesuchen und die Idee das Konzept auch bei den Ruhrgebietsstammtischen anzuwenden.
Am 1. Dezember 2007 sollte es soweit sein: der Erster Stammtisch mit vorausgehender Fototour. Nach den positiven Erfahrungen mit der Wildensteintruppe war ich begeistert dabei. An diesem Tag im Ruhrgebiet aber noch allein. Das Wetter war auch mies und die Bildausbeute entsprach nicht den eigenen Erwartungen. Aber danach wurden die Combi-Programme immer häufiger und sind heute die Regel.
Die Zusammensetzung der Teilnehmer änderte sich mit der Zeit. Sie wurde diverser. Einige, wenn nicht die alten Hasen sind nicht mehr dabei. Menschlich bedauere ich das. Persönliche Treffen können auch dazu beitragen Personen in einem anderen Licht zu sehen, als sich dies in schriftlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Wikipedia darstellt. Ja, es ist sogar möglich einen Menschen losgelöst von seiner Wikipediapersönlichkeit zu schätzen. Wenn wir heute schon viele Bekannte durch Ableben vermissen, so gibt es auch andere, die die Gemeinschaft verlassen haben, oder verlassen wurden, an die gemeinsamen Zeiten, auf gemeinsamen Touren denke ich trotzdem gerne zurück.
Richtig Spass gemacht haben natürlich die Organisation von logistischen wie die Tour de Ruhr für das Blue Travel T-Shirt. Frühe Community Building Aktivitäten die die Wikipedia Bewegung noch als Grassrootveranstaltung verstand. Nicht als etwas, was von einer Zentrale aus gesteuert werden musste.
Auch mit unser Teilnahme am Still-Leben Ruhrschnellweg im Kulturhauptstadtjahr am 18.Juli 2010, wollten wir uns als Wikipedianer als Teil eines großen kulturellen Eriegnisses präsentieren. Ob wir mit den Flyern und Handouts, die wir damals schon vom Verein erhalten haben und auch der medialen Präsens, die wir in der Berichterstattung im WDR hatten einen substantiellen Beitrag zur Editorenwerbung erreicht haben, weiß ich nicht.
Einiges an Vorbereitung und Koordination, auch wegen der erstmaligen internationalen Vernetzung per Skypekonferenz und den Interviewanfragen durch Presse und Fernsehen, stellte die Geburtstagsfeier "10 Jahre Wikipedia" am 15. Januar 2011 im Unperfekthaus in Essen dar. Eine heitere Veranstaltung mit dem Gefühl ein Teil eines universellen großen Ganzen zu sein.
Wir hatten in den folgenden zehn Jahren 44 weitere Stammtischtreffen. Der Rhythmus der quartalsmäßigen Treffen wurde praktisch eingehalten. Es ist eine gute Truppe regelmäßiger Teilnehmer. Das Einzugsgebiet geht auch über das eigentliche Ruhrgebiet hinaus. Es ist andererseits nicht so eine homogene Truppe, dass sich daraus bisher ein weiterer Lokaler Stützpunkt entwickelt hat. Aber das macht eben auch das Ruhrgebiet aus. Es ist eine Metropole, aber ohne beherrschendes Zentrum. Der letzte Stammtisch war am 25. Januar 2020 in Herne. Thema war die Sonderausstellung im dortigen Archäologiemuseum zur Pest. Ich konnte wegen familiärer Verpflichtungen nicht teilnehmen. Man konnte ja nicht ahnen, dass es nunmehr seit über einem Jahr der letzte Stammtisch war. Aber das Resümeeder Beteiligten, in dem in heiterer Stimmung alle Themen die uns in und außerhalb der Wikipedia zur Zeit beschäftigen, aufgenommen wurden, macht Lust auf baldige neue Treffen. Auch vom Münsterland aus, in das ich zwischenzeitlich verzogen bin. Aber es kann ja auch ein Ansporn sein, die Stammtische der Region weiter zu vernetzen.