Benutzer:Zahlendreher/Flora (Charlottenburg)

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Die Flora um 1900

Das Etablissement Flora in Charlottenburg war eine Veranstaltungsstätte mit einem angrenzenden Palmenhaus und großzügigem umgebendem Gartengelände. Die Flora befand sich in der Tradition vergleichbarer Veranstaltungsorte, wie der gleichnamigen Flora in Köln von 1862 und dem kurz zuvor errichteten Palmengarten Frankfurt. In Abgrenzung zu Botanischen Gärten wurde die sinnliche Erfahrbarkeit als Gesamtarrangement gegenüber akademischer Präsentation vieler einzelner Pflanzenarten hervorgehoben. Heute würde man vielleicht von Erlebnisgastronomie sprechen.

Anlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Charlottenburger Flora befand sich auf dem Gelände, das heute von der Otto-Suhr-Allee, der Brauhofstraße, der Wintersteinstraße und dem Charlottenburger Ufer entlang der Spree eingeschlossen ist. Das 5,8ha große Areal war eine Parkanlage, in deren östlichem Bereich das Floragebäude mit sich anschließendem Palmenhaus lag. Den Kern des Floragebäudes bildete der Kaisersaal, der mit 43 Metern Länge, 25 Metern Breite und 23 Metern Höhe seinerzeit der größte Festsaal Deutschlands war. Große Fenster öffneten den Blick in das östlich angrenzende Palmenhaus. Der große Park mit altem Baumbestand epfing die Gäste am Eingang von der Berliner Straße (heute: Otto-Suhr-Allee) mit einem Rosenparterre, hatte einen künstlich angelegten See im Nordwesten und ein Blumenparterre mit Springbrunnen westlich vor dem Saalbau.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Frühere Nutzung des Florageländes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Gelände der Flora wurde zum Bau des benachbarten Charlottenburger Schlosses als Materiallager und für Pferdeställe genutzt. König Friedrich Wilhelm I. ließ ab 1719 dort für die Charlottenburger Bierbrauer ein gemeinsames Brauhaus errichten. Das Nachbargrundstück erwarb 1748 der Generalmajor Karl Christoph von Schmettau. Das Schmettausche Anwesen schenkte 1777 der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm II. seiner Geliebten Wilhelmine Enke, der späteren Gräfin von Lichtenau. Sie erweiterte das Areal durch Zukauf umliegender Grundstücke, insbesondere des Brauhofs (1787). Schließlich erwarb sie als westlichen Abschluss noch Grund des wohlhabenden Kaufmanns Etienne Du Titre (dessen bodenständige Ehefrau als Madame Du Titre ein Berliner Original wurde). Damit grenzte das große Grundstück an den Charlottenburger Schlossgarten an. Der nördliche Teil der Wilmersdorfer Straße durchschnitt nun Wilhelmines Besitz und wurde auf ihren Antrag zwischen Brauhofstraße und Spree entwidmet. Ab 1788 ließ sie sich ein repräsentatives Palais an der Spree von Michael Philipp Boumann erbauen.

Das Palais der Gräfin Lichtenau erwarb 1799 Ernst Jacob von Eckardstein. Der vermögende Kaufmann Ernst Jacob Eckhardt hatte versprochen, als Gegenleistung für seine Erhebung in den Adelsstand große Summen seines Vermögens in Preußen anzulegen.

Bau der Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Anwesen kaufte 1869 der bald darauf geadelte Bauspekulant Johann Anton Wilhelm Carstenn von der Familie Eckardstein. Statt es zu parzellieren und mit Wohnbebauung zu versehen, ließ sich Carstenn überzeugen, ein großes Ausflugsrestaurant errichten zu lassen. Zu diesem Zweck wurde die Flora-Aktiengesellschaft gegründet, an der ... Erste Überlegungen, das Palais Lichtenau als Restaurantgebäude zu nutzen, wurden bald verworfen.

Die ersten Zeichnungen für die Gebäude der Flora stammen von Johannes Otzen, der für Carstenn auch an weiteren Projekten wie der Villenkolonie Lichterfelde beteiligt war. 1872 übernahm Hubert Stier das Projekt von Otzen. Neben der Bauleitung zeichnete Stier nach eigenen Angaben für die Innenarchitektur verantwortlich, während die äußere Gestaltung auf Otzen zurückgeht. Der Bau stand unter keinem guten Stern. Am 31. Mai 1873 brach ein Pfeiler zusammen, worauf die angrenzenden Wände und ein Teil der Dachkonstruktion einstürzten. Die Eröffnung musste daraufhin um ein Jahr verschoben werden.

Das Palmenhaus der Flora 1898

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 22. Mai 1874 wurde die Flora schließlich eröffnet. Fielen Planung und Bau in die Euphoriephase nach dem gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg, so fand die Eröffnung bereits in der darauf folgenden Gründerkrise statt, einer Phase der wirtschaftlichen Stagnation. So war das Projekt von Beginn an kein wirtschaftlicher Erfolg. Vor allem die riesigen Ausmaße standen zunächst in der Kritik, bis zu 12.000 Gäste konnten beherbergt werden.

Hinzu kamen Probleme in der

Damit sich die teure Anlage rechnet, mussten regelmäßig Attraktionen acquiriert werden. Das erste Radrennen auf preußischen Boden fand 1881 im Park der Flora statt. William Cody, besser bekannt als Buffalo Bill, führte in der Flora seine berühmte Wild-West Show auf. Käthe Paulus

Das Ende der Flora[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Flora ging 1902 in Konkurs. Die Deutsche Automobilausstellung fand 1903 in den Gebäuden der inzwischen verlassenen Flora statt, die erst im darauffolgenden Jahr abgerissen wurden. Auch beim Abriß kam es erneut zu einem schweren Unfall, als eine Decke einstürzte und sechs Arbeiter erheblich verletzt wurden. Das Gelände wurde parzelliert und mit Wohnbebauung versehen. Der nördliche Teil der Eosanderstraße durchquert heute das ehemalige Floragelände.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stephan Brandt: Die Charlottenburger Altstadt. Sutton Verlag, Erfurt 2011, ISBN 978-3-86680-861-4.
  • Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue (Hrsg.): Charlottenburg. Teil 1: Die historische Stadt. Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 1986, ISBN 3-87584-167-0.
  • Wilhelm Gundlach: Geschichte der Stadt Charlottenburg. 2 Bände, Springer, Berlin 1905.
  • Sandra Scherreiks: Grüne Hölle oder schillerndes Paradies. Zur Geschichte und kulturellen Bedeutung von Erlebnisparks in Deutschland. Waxmann, Münster 2005, ISBN 3-8309-1550-0.