Benutzer:Zieglhar/Mainfeldzug

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Mainfeldzug
Teil von: Deutscher Krieg

Karte zu den Gefechten vom 23. bis 28. Juli 1866 an der Tauber und bei Würzburg
Datum 1. bis 26. Juli 1866
Ort Hessen, Baden, Bayern
Ausgang Sieg Preußens
Folgen Die süddeutschen Staaten schließen Militärbündnisse mit Preußen ab, womit die kleindeutsche Lösung (deutsche Reich ohne Österreich) eingeleitet wurde
Konfliktparteien

Preussen Konigreich Preußen
Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha Sachsen-Coburg-Gotha
Großherzogtum Oldenburg Oldenburg
Bremen Bremen
Fürstentum Lippe Lippe

Königreich Bayern Bayern
Wurttemberg Württemberg
Baden Baden
Großherzogtum Hessen Hessen
Osterreich Kaisertum Österreich
Herzogtum Nassau Nassau
Kurfürstentum Hessen Kurhessen

Befehlshaber

Preussen Konigreich Edwin von Manteuffel
Preussen Konigreich Eduard v. Falckenstein

Königreich Bayern Prinz Karl
Großherzogtum Hessen Alexander von Hessen

Truppenstärke

Main-Armee; 3 Divisionen:
50.000 Mann, davon 41.000 Infanterie,
4.000 Kavallerie,
121 Geschütze

VII. Korps (Bayern):
4 Divisionen und Corps-Reserve:
52.000 Mann,
144 Geschütze

VIII. Korps:
4 Divisionen (Württemberg, Baden, Ght. Hessen, Österreich / Nassau / Kurhessen):
48.000 Mann,[1]
136 Geschütze

Verluste

411 Tote; 2498 Verwundete; 153 Vermisste[2]

VII. Korps: 339 Tote; 2114 Verwundete; 1604 Vermisste[3]
VIII. Korps: 402 Tote; 1439 Verwundete; 2444 Vermisste[4]

Unter dem Begriff Mainfeldzug werden die Operationen der preußischen Main-Armee im Deutschen Krieg von 1866 zwischen dem 1. und 26. Juli 1866 zusammengefasst. Der preußischen Main-Armee standen das VII. und VIII. Korps der deutschen Bundesarmee entgegen in denen die Truppen der süddeutschen Verbündeten Österreichs kämpften.

Beteiligte militärische Großverbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die preußische Main-Armee[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem die preußischen Truppen unter dem Oberbefehl von Eduard Vogel von Falckenstein die Armee des Königreichs Hannover nach der Schlacht bei Langensalza umstellt und deren Kapitulation am 29. Juni 1866 erzwungen hatten, wurden diese preußischen Verbände unter der Bezeichnung Main-Armee zusammengefasst. Sie sollte die süddeutschen Verbündeten Österreichs besiegen.

Nach seinem Einmarsch in Frankfurt wurde der Befehlshaber der preußischen Mainarmee Vogel von Falckenstein abberufen und durch Edwin von Manteuffel ersetzt. Außerdem wurde die Armee verstärkt.

Die preußische Main-Armee bestand aus drei Divisionen

13. Infanterie-Division unter Generalleutnant August Karl von Goeben
kombinierte Division unter Generalmajor Gustav Friedrich von Beyer
kombinierte Division unter Generalmajor Eduard Moritz von Flies

Ordre de Bataille der preußischen Main-Armee in zeitgenössischer Darstellung:

Verbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Infanterie-Regiment „Prinz Friedrich der Niederlande“ (2. Westfälisches) Nr. 15#Deutscher Krieg

Das VII. und VIII. Armeekorps des Deutschen Bundes[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das VII. Armee-Korps der Bundesarmee wurde durch die Bayerische Armee gebildet und stand unter dem Befehl des Prinzen Karl von Bayern. Karl von Bayern war zugleich Oberbefehlshaber der Bundestruppen in Süddeutschland (= Westdeutsche Armee) und es war das Ziel die beiden Bundeskorps zusammen gegen die preußische Main-Armee in die Schlacht zu führen.

Das VIII. Korps der Bundesarmee bestand 1866 aus vier Divisionen unter dem Oberbefehl von Alexander von Hessen-Darmstadt

1. (württembergische) Division unter Generalleutnant Oskar von Hardegg
2. (badische) unter Generalleutnant Prinz Wilhelm von Baden
3. (großherzoglich hessische) Division unter Generalleutnant (Carl Freiherr Pergler)?? von Perglas
4. (österreichisch-nassauische) Division unter Feldmarschall-Leutnant Erwin von Neipperg

Ordre de Bataille des VIII. Bundes-Armee-Korps in zeitgenössischer Darstellung:

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die faktische Befehlsgewalt der Bundestruppen lag bei den jeweiligen Einzelstaaten. Von Anfang an konnten sich die deutschen Bundesstaaten auf keine einheitliche Strategie und gemeinsames Handeln einigen, sodass das VII. bayerische Bundeskorps eine andere Strategie verfolgte als das VIII. Korps, welches wiederum in zwei Lager zerfiel, nämlich den beiden württembergischen und badischen Divisionen einerseits, die nur die Sicherung der eigenen Landesgrenzen anstrebten, sowie der hessen-darmstädtischen und der österreichisch-nassauisch-hessischen Division andererseits. Der Hauptteil der kurhessischen Armee hatte sich bis auf kleinere Einheiten bereits zu Kriegsbeginn in die Bundesfestung Mainz zurückgezogen und nahm nicht aktiv an Kampfhandlungen Teil. Diese Uneinigkeit seitens des Deutschen Bundes ermöglichte es der preußischen Mainarmee, die getrennt operierenden Teile des Bundesheeres nacheinander anzugreifen und einzeln zu bekämpfen.

Für die süddeutschen Staaten bestand das Problem, dass der Krieg nach der Schlacht von Königgrätz (3. Juli 1866) militärisch schon entschieden war, ehe ihre Truppen überhaupt Feindberührung hatten. Das heißt, dass die süddeutschen Staaten allenfalls noch auf die Verlustziffern, nicht aber auf den Kriegsausgang Einfluss nehmen konnten. Entsprechend zurückhaltend operierten die süddeutschen Armeen, die eher darauf bedacht waren, in Rückzugsgefechten ihre militärische Ehre zu retten, als sich in eine ernsthafte Schlacht größeren Umfangs einzulassen.

Nach den von den Preußen gewonnenen Gefechten am 10. Juli im Saaletal (Kissingen, Garitz, Hammelburg) und am 13./14. Juli um Aschaffenburg, versuchte die preußische Mainarmee eine Vereinigung der Bundestruppen unter Prinz Karl von Bayern zu verhindern. Die Preußen rückten deshalb über das Taubertal nach, wobei es zu Gefechten bei Hundheim am 23. Juli und Tauberbischofsheim am 24. Juli kam. Die Bayerische Armee zog sich Richtung Würzburg zurück, besetzte aber Berge und Höhenzüge bei Neubrunn, Helmstadt und Mädelhofen. Die Gefechte mit den nachrückenden Preußen am 25. Juli gingen alle verloren. Der spätere bayerische König Ludwig III. wurde dabei östlich von Helmstadt verwundet.

Kurz vor 4 Uhr am Morgen des 26. Juli wurde von den bayerischen Truppen die letzte Schlacht des Deutschen Krieges bei Uettingen und Roßbrunn eröffnet. Das letzte Kavalleriegefecht fand bereits um 11 und 12 Uhr bei den Hettstadter Höfen statt, wobei die gegenseitigen Reiterattacken an denen auf bayerischer Seite das 6. Chevaulegerregiment aus Bamberg und das 1. und 2. Kürassierregiment teilnahmen, eher dem Ruhme der beteiligten Dragoner und Husaren, als der Beeinflussung des Kriegsauganges galten:

  • „Aus diesem Gesichtspunkte will das Reitergefecht bei den Hettstädter Höfen beurteilt sein. Den unsrigen (Preußen) wiewohl sie unterlagen, brachte es nicht Unehre; die Bayern aber waren glücklich über die gelungene Attacke“ Zitat aus „Der deutsche Krieg 1866“ von Theodor Fontane.

Tagesbilanz: 236 bayerische und preußische Soldaten sollen auf Uettinger Grund gefallen und ca. 1700 verwundet worden sein.

Nach einem kurzen Beschuss der Festung Marienberg am 26. Juli durch die Preußen war der eigentliche Mainfeldzug zu Ende.

Exkurs: Die Operationen des II. preußischen Reserve-Korps in Bayern[5][Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Operationen des II. preußischen Reserve-Korps in Bayern
Teil von: Deutscher Krieg
Datum 23. Juli 1866 bis 1. August 1866
Ort Nordost-Bayern
Ausgang Sieg Preußens
Folgen Preußen verschafft sich mit der teilweisen Besetzung Bayerns eine bessere Ausgangsbasis für die Friedensverhandlungen
Konfliktparteien

Preussen Konigreich Preußen
Mecklenburg-Schwerin Mecklenburg-Schwerin
Herzogtum Braunschweig Braunschweig
Freistaat Sachsen-Altenburg Sachsen-Altenburg
Sachsen-Anhalt

Königreich Bayern Bayern

Befehlshaber

Mecklenburg-Schwerin Friedrich Franz II.

Königreich Bayern Generalmajor Fuchs

Truppenstärke

II. Reserve-Armee-Korps
25 000 Mann

Ost-Corps der bayerischen Armee

Verluste

6 Tote, 2 Verwundete und 250 vermisst/gefangen

Am 3. Juli 1866 hatte der preußische König noch die Errichtung eines II. Reserve-Korps verfügt, das sich Mitte Juli in Leipzig sammelte und aus zwei kombinierten Divisionen bestand. Die erste Division umfasste Truppenteile aus dem Königreich Preußen und dem Herzogtum Sachsen-Anhalt, die zweite solche aus dem Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, dem Herzogtum Braunschweig und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg.[6] Das etwa 25 000 Mann starke Corps stand unter dem Befehl des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz II.. Am 20. Juli begann das Corps seinen Vormarsch nach Süden über Werdau und Zwickau nach Altenburg. Über Werden und Plauen rückten die Verbände auf das bayerische Hof vor, das am 23. Juli ohne nennenswerte Kampfhandlungen eingenommen wurde. Dieser Einmarsch in Bayern bewirkte auch den Rückzug des bayerischen Armee-Corps von der Tauberlinie auf Würzburg, wodurch die Vereinigung des VII. und VIII. Bundes-Corps verhindert wurde.

Am 24. Juli wurden Münchberg, Oberkotzau, Volkmannsgrün und Kulmbach wieder nahezu kampflos besetzt. Am 27. Juli – einen Tag nach dem Gefecht bei Uettingen und Roßbrunn - war die gesamte 1. Division im Raum Münchberg versammelt. Während im Raum Würzburg eine örtliche Waffenruhe vereinbart wurde, bestand beiderseits bei den Truppen Unklarheit, ob diese auch im Raum Hof-Bayreuth gelten sollte. Preußen und Bayern waren bestrebt vor der Vereinbarung eines allgemeinen Waffenstillstands möglichst große Gebietsteile von Bayern zu besetzen um die Ausgangsposition für Friedensverhandlungen zu verbessern. Am 28. Juli wurden Berneck und Bayreuth von den Preußen eingenommen, während gleichzeitig Prinz Karl und General von Manteuffel über einen Waffenstillstand verhandelten. Am 29. Juli kam es südöstlich von Bayreuth, bei Seybothenreuth nochmals zu einem Gefecht,[7] wobei das 4. Bataillon des königlich bayerischen Infanterie-Leib-Regiment unter Major Graf Joseph von Joner-Tettenweiß und Hauptmann Maximilian von Parseval zersprengt wurde.[8] Auf preußischer Seite kamen hier auch noch die am bisherigen Kriegsverlauf unbeteiligten Verbände aus Mecklenburg-Schwerin erfolgreich zum Einsatz.[9] Am 30. Juli begann der Vormarsch der Mecklenburger auf Erlangen und Nürnberg, das am 31. Juli kampflos eingenommen wurde. Die preußische Fahne auf der alten Hohenzollernburg hatte symbolische Bedeutung.


Beteiligte Verbände[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]


Nach einem kurzen Beschuss der Festung Marienberg am 26. Juli durch die Preußen war der Krieg noch nicht endgültig zu Ende. Am 29. Juli 1866 erwarben sich in allerletzter Stunde im Gefecht bei Seybothenreuth Truppen Mecklenburg-Schwerins an der Seite Preußens mit der Zerschlagung des IV. Bataillons des bayerischen Leib-Regiments den bis dahin vermissten militärischen Ruhm.

Seybothenreuth#Deutscher Krieg 1866[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kriegerdenkmal 1866 in Seybothenreuth

Am 29. Juli 1866 fand in der Endphase des Deutschen Krieges am Goldhügel ein Gefecht zwischen einem Bataillon des bayerischen Leib-Regiments und einem aus Teilen des preußischen 4. Garde-Regiments, des mecklenburgischen Dragoner-Regiments und eines mecklenburgischen Infanterieregiments zusammengesetzten Verband statt. Vom bayerischen Bataillon gelang nur einem Rest von 300 Mann der Rückzug. Durch Verwundung verloren die Mecklenburger einen Offizier und 14 Dragoner und die Preußen einen Füsilier. Auf bayerischer Seite gab es drei Tote (beerdigt in Birk) und 46 Verwundete. Vier bayerische Offiziere und 210 Mann gingen in Gefangenschaft.[10] Zur Erinnerung wurde 1875 am Denkmalweg ein Gedenkstein errichtet.

Gründe der Niederlage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründe der Niederlage dürften in der einheitlichen Führungsstruktur der unter preußischem Oberbefehl siegreichen Truppen zu suchen sein bzw. in der Uneinigkeit des VII. und VIII. Bundesarmeekorps, weniger jedoch in der angeblich technischen Überlegenheit des preußischen Zündnadelgewehrs.

Die Preußen errechneten für den Mainfeldzug eine durchschnittliche Trefferquote von nur 0,9 % aller durch preußische Soldaten abgegebenen Schüsse[11]

Schon im Gefecht von Kissingen hatte sich die preußische Feuerdisziplin der bayerischen als überlegen gezeigt: Bayerische Bataillone hatten in kürzester Zeit mit ihren Vorderladern ihre Taschenmunition in Höhe von 80 Patronen verschossen, während das am stärksten beanspruchte preußische Bataillon noch nicht einmal die Hälfte der 60 Patronen Taschenmunition pro Mann verbraucht hatte.[12]

Noch Jahrzehnte später erinnerte sich das bayerische und württembergische Offizierskorps an den "Badischen Verrat", also die mangelnde Unterstützung bayerischer Truppen durch badische Kontingente, die noch im Jahre 1866 publizistische Kritik hervorgerufen hatte.[13]

Schon 1869 äußerte der bayerische Kriegsminister Siegmund von Pranckh, als Baden um Informationen zum Werder-Gewehr M/1869 bat und dabei auf die Eintracht und Solidarität sowie die einheitliche Munitionsversorgung im Korps hinwies: "Ich kann die Bemerkung (...) nicht nicht unterdrücken, wie es fast ironisch klingt, aus Baden, dessen Armee Divisions Commando bekanntlich am 25.Juli 1866 der zunächst gestandenen bayr. 3.Inf. Division jede erbetene Unterstützung verweigert hat, an die Vortheile gleicher Bewaffnung u. dadurch ermöglichten Munitions Austausches erinnert zu werden!"[14]

Die bayerische Armee machte nicht zuletzt die Spar- und Abrüstungspolitik des Landtags für die Niederlage verantwortlich. Mehr als drei Schuss hatte kaum ein Infanterist vorher jemals abgegeben. Durch die stets vom Parlament verabschiedeten Haushaltskürzungen sah sich das bayerische Kriegsministerium nicht in der Lage, Manöver oberhalb der Brigadeebene durchzuführen. Außer Prinz Karl und dem Fürsten Karl Theodor von Thurn und Taxis hatte kein bayerischer General jemals eine Division kommandiert. Schließlich führte die Niederlage im Mainfeldzug zur Reorganisation der bayerischen Armee im Jahre 1868 durch Siegmund von Pranckh. Die Schwierigkeiten der bayerischen Armee wurden wesentlich dem bayerischen Landtag und der militärischen Führung angelastet. Durch die stets vom Parlament verabschiedeten Haushaltskürzungen sah sich das bayerische Kriegsministerium nicht in der Lage, Manöver oberhalb der Brigadeebene durchzuführen. Außer Prinz Karl und dem Fürsten von Thurn und Taxis hatte kein bayerischer General jemals eine Division kommandiert. In den Zeitungen wurde auch die Rolle von der Tanns kritisiert.

Ein persönliches Zeugnis gab der Oberbefehlshaber des VIII. Bundesarmeecorps, Prinz Alexander von Hessen-Darmstadt ab, als er schrieb: "Die Mängel der deutschen Bundeskriegsverfassung waren mir bekannt; ich mußte aber voraussetzen, daß die Staaten, welche sich entschlossen hatten, ihr gutes Recht mit den Waffen der Hand zu vertheidigen, auch bereit wären, die nothwendigen Opfer zu bringen. Und darin hatte ich mich getäuscht; keiner der bundestreuen Staaten, mit alleiniger Ausnahme des Großherzogthums Hessen, stand gerüstet da. Als Preußen bereits seine Kriegszwecke erreicht hatte, und es mithin zu spät war, gelangte endlich die westdeutsche Bundes-Armee zur nothdürftigen Aufstellung. ... Seit 26 Jahren war das 8. Korps nicht mehr vereinigt worden; die Generale kannten sich kaum gegenseitig, und keiner von ihnen, mit Ausnahme der österreichischen, hatte einen ernsten Feldzug mitgemacht."[15]

Prinz Luitpold von Bayern, der spätere Prinzregent, resümmierte lakonisch: "Zucht, Schulung, und intelligente Führung sind es, welche fehlen."[16]

politische Gründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

militärische Gründe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Verrat! Verrat ![Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Niederlage der süddeutschen Verbündeten Österreichs führte zu einer öffentlichen Diskussion in der praktisch allen militärischen Führern Vorwürfe gemacht wurden. Auch von Verrat wurde dabei gesprochen.

Ludwig von der Tann-Rathsamhausen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bayerische Armee stand seit dem 28. Juni 1866 unter dem Oberkommando des bereits 71-jährigen Prinzen Karl von Bayern. Generalstabschef war Ludwig von der Tann-Rathsamhausen - ein Gegner des deutschen Bruderkrieges. Ernst Zander, der Herausgeber des Volksbote für den Bürger und Landmann bezichtigte Tann-Rathsamhausen gar des Verrats und wurde in dem gegen ihn angestrengten Gerichtsverfahren am 19. Oktober 1866 freigesprochen.[17] Der Volksbote für den Bürger und Landmann war ein Blatt der ultramontanen Katholiken, die sich gegen ein einiges Deutschland unter Führung des protestantischen Preußen sperrten.

Der sogenannte Badische Verrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Spannungen zwischen Preußen und Österreich in den 1860er Jahren versetzten Baden in eine prekäre Lage. Einerseits bestand eine enge Verbindung zwischen dem preußischen und badischen Herrscherhaus: Großherzog Friedrich hatte 1856 Prinzessin Luise von Preußen geheiratet und war dadurch ein Schwiegersohn des preußischen Königs Wilhelm. Auch politisch hatte sich Friedrich in Bundesangelegenheiten bisher eher auf die Seite Preußens geschlagen, wobei er von seinem Außenminister Franz von Roggenbach, der sich für die Kleindeutsche Lösung einsetzte, unterstützt wurde.[18] Die antiliberale Gesinnung des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck brachte jedoch die badischen Liberalen gegen Preußen auf. Mehrmals bekundeten sie ihre Solidarität mit ihren preußischen Parteigenossen, was schließlich 1865 zum Rücktritt von Roggenbachs und zur Ernennung des liberalen, österreichfreundlichen Ludwig von Edelsheim führte.[19] Als die Spannungen um die Schleswig-Holstein-Frage sich 1866 immer mehr ausweiteten, verhielt sich das Großherzogtum zunächst neutral; als Preußen jedoch aus dem Deutschen Bund austrat, wurde der Waffengang eine Bundesexekution, der sich das Großherzogtum nicht entziehen konnte, zumal die benachbarten Königreiche Württemberg und Bayern beide auf der Seite Österreichs standen[20] und auch das badische Volk nach 1849 keine Sympathie für Preußen und seinen König hegte.[21] Das 10.000 Mann starke badische Bundesheerkontingent rückte aus und bildete unter dem Befehl von Generalleutnant Prinz Wilhelm von Baden die 2. Division des VIII. Armeekorps unter Prinz Alexander von Hessen-Darmstadt.

Noch bevor die badischen Truppen erstmals Feindberührung hatten, war der Krieg in der Schlacht bei Königgrätz de facto entschieden worden; im Juli hindurch wurde deswegen in Baden debattiert, ob und wann sich das Großherzogtum der preußischen Sache anschließen sollte. Das Kabinett um Ludwig von Edelsheim wurde ausgetauscht und durch ein neues, kleindeutsch gesinntes unter der Führung von Julius Jolly und Karl Mathy ersetzt.[22] Am 29. Juli begannen die badischen Truppen, sich in die Heimat abzusetzen, und am 3. August wurde eine bis 22. August befristete Waffenstillstandsvereinbarung zwischen Baden und Preußen abgeschlossen.[23] Schon am 17. August schlossen Otto von Bismarck und Rudolf von Freydorf für das Großherzogtum und Preußen einen Friedensvertrag ab.[24] Baden musste Reparationen in Höhe von 6 Millionen Gulden bezahlen, und die beiden Staaten schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis ab.[25]

Ernst Emmerling[26] ein Hofgerichtsadvocat aus Darmstadt publizierte eine Schrift in der er massive Angriffe gegen den badischen Prinzen Wilhelm und indirekt gegen den badischen Großherzog Friedrich lancierte.

Die 3. Bayerische Infanterie-Division unter dem Befehl des Prinzen Luitpold, des späteren Prinzregenten, hatte ihre Munition verschossen und ersuchte die badischen Truppen unter dem Befehl von Wilhelm von Baden um Hilfe. Der badische Kommandeur verweigerte sie.

"Die badische Artillerie that, wie bekannt, am 25. keinen Schuß, um die 3. bayerische Infanterie-Division bei Helmstadt zu unterstützen."[27]


Baden 1866[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Theodor Fontane und Ludwig Burger: Der deutsche Krieg von 1866. Mit Illustrationen von Ludwig Burger. II. Band. Der Feldzug in West- und Mitteldeutschland. Anhang: Die Denkmäler, Königliche Geheime Ober-Hofbuchdruckerei (R.v.Decker), Berlin 1871
  • Carl Bleibtreu: Langensalza und der Mainfeldzug, Krabbe, Stuttgart o. J. [1906] (Reprint im Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2001, ISBN 3-934748-73-2)
  • Heinz Helmert, Hans-Jürgen Usczeck: Preußischdeutsche Kriege von 1864 bis 1871 – Militärischer Verlauf, 6. überarbeitete Auflage, Militärverlag der deutschen demokratischen Republik, Berlin 1988, ISBN 3-327-00222-3
  • Walter Rosenwald: Die Herzoglich-Nassauische Brigade im Feldzug 1866, Schellenberg’sche Verlagsbuchhandlung, ISBN 3-922027-98-9

zum sogenannten badischen Verrat[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Emmerling: Actenmäßige interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen in dem soeben beendigten preußisch-deutschen Kriege, Wien 1866 online in der Google-Buchsuche
  • Wilhelm von Baden: Zur Beurtheilung des Verhaltens der badischen Felddivision im Feldzuge des Jahres 1866: nach authentischen Quellen, Darmstadt und Leipzig 1866 online in der Google-Buchsuche
  • Ernst Emmerling: Nochmals der badische Verrath: Weitere Enthüllungen sowie Zurückweisung der wider die bekannte Broschüre erschienenen officiellen und officiösen Angriffe, Stuttgart 1866 online in der Google-Buchsuche

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Alexander von Hessen-Darmstadt: Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland, Eduard Zernin, Darmstadt & Leipzig 1867, S. 39 (Stand am 24. Juli 1866) online in der Google-Buchsuche
  2. Österreichs Kämpfe im Jahre 1866. Vom K.und K. Generalstab. Bureau für Kriegsgeschichte, 5. Band: Wien 1869; S. 32-173 aus den jeweiligen Verlusttabellen zusammengestellt
  3. Antheil der königlich bayerischen Armee am Kriege des Jahres 1866, bearbeitet vom Generalquartiermeister-Stabe, München 1868, Beilage III, S. XVIII/XIX [http://books.google.de/books?id=lrNAAAAAcAAJ online in der Google-Buchsuche
  4. s. Alexander von Hessen
  5. siehe hierzu die amtlichen Darstellungen der Kriegsgegner — Der Feldzug von 1866 in Deutschland. Kriegsgeschichtliche Abteilung des großen Generalstabes, Berlin 1867, S. 696–698 Google-Digitalisat und Antheil der königlich bayerischen Armee am Kriege des Jahres 1866, bearbeitet vom Generalquartiermeister-Stabe, München 1868, S. 209–223 Google-Digitalisat
  6. s. Fontane S. 263 Digitalisat
  7. siehe Fontane S. 273–278 [1]
  8. auf bayerischer Seite gab es 6 Tote
  9. insbesondere das 1. Infanterieregiment unter Oberstleutnant Kurt Freiherr von Lützow
  10. Eine ausführliche Darstellung des Gefechts bei von Bagensky: Geschichte des Königlich Preußischen 4. Garde-Regiments zu Fuß 1860–1889, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1889, S. 117–121 mit Karte S. 116
  11. Werner Eckhardt und Otto Morawietz, Die Handwaffen des brandenburgisch-preußisch-deutschen Heeres 1640-1945, 2.Auflage, Hamburg 1973, S.123.
  12. Dieter Storz, Deutsche Militärgewehre. Vom Werdergewehr bis zum Modell 71/84 (Kataloge des bayerischen Armee-Museums Ingolstadt 8) Wien 2011, ISBN 978-3902526434, S.67.
  13. Actenmäßige interessante Enthüllungen über den badischen Verrath an den deutschen Bundestruppen in dem soeben beendigten preußisch-deutschen Kriege, Stuttgart, 1866
  14. Dieter Storz, Deutsche Militärgewehre. Vom Werdergewehr bis zum Modell 71/84 (Kataloge des bayerischen Armee-Museums Ingolstadt 8) Wien 2011, ISBN 978-3902526434, S.40-41.
  15. Alexander von Hessen-Darmstadt, Feldzugs-Journal des Oberbefehlshabers des 8ten deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge des Jahres 1866 in Westdeutschland, Darmstadt/Leipzig 1867, S.40-41
  16. Hans Rall, Die politische Entwicklung von 1848 bis zur Reichsgründung von 1871, in :Max Spindler (Hrsg.), Handbuch der bayerischen Geschichte Bd.IV, 1.Teilband, München 2.Aufl. 1979, S.259, Anm.3
  17. siehe www.historisches-lexikon-bayerns.de; Die bayerische Heerführung und der Chef des Generalstabes Generallieutenant Freiherr v.d. Tann vor den Geschworenen in der zehnstündigen öffentlichen Verhandlung des oberbayerischen Schwurgerichts vom 19. Oktober 1866 gegen den Redakteur des Volksboten Ernst Zander wegen "Amtsehrenbeleidigung": vollständiger stenographischer Bericht. [2]
  18. Rolf Gustav Haebler: Badische Geschichte, Nachdruck der Ausgabe 1951, Battert Verlag, Baden-Baden, 1987, S. 117f.
  19. Engehausen, Kleine Geschichte des Großherzogtums, S. 135f.
  20. Harder, Handbuch, S. 105
  21. Rolf Gustav Haebler: Badische Geschichte, Nachdruck der Ausgabe 1951, Battert Verlag, Baden-Baden, 1987, S. 118
  22. s. Engehausen: Kleine Geschichte des Großherzogtums, S. 137f.
  23. Vereinbarung abgedruckt in: Das Staatsarchiv. Sammlung der officiellen Actenstücke zur Geschichte der Gegenwart. herausgegeben von Ludwig Karl Aegidi und Alfred Klauhold, Elfter Band, 1866. Juli bis December, Otto Meissner, Hamburg 1866, No. 2368. S. 174–176 im Internet Archive
  24. Friedensvertrag abgedruckt in: Das Staatsarchiv. Sammlung der officiellen Actenstücke zur Geschichte der Gegenwart. herausgegeben von Ludwig Karl Aegidi und Alfred Klauhold, Elfter Band, 1866. Juli bis December, Otto Meissner, Hamburg 1866, Nr. 2374. S. 188–190 im Internet Archive
  25. Rolf Gustav Haebler: Badische Geschichte, Nachdruck der Ausgabe 1951, Battert Verlag, Baden-Baden, 1987, S. 118
  26. 1835-1899 [3]
  27. Karl Theodor von Bayern: Erläuterungen des Höchstkommandirenden der südwestdeutschen Bundes-Armee zu dem im Buchhandel erschienenen Feldzugs-Journal seiner Großherzoglichen Hoheit des Prinzen Alexander von Hessen, Oberbefehlshabers des 8. Deutschen Bundes-Armee-Corps im Feldzuge 1866, München 1867, S.11 online bei der Bayrischen Staatsbibliothek digital

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kategorie:Schlacht des Deutschen Kriegs Kategorie:Bayerische Militärgeschichte Kategorie:Hessische Militärgeschichte Kategorie:Württembergische Militärgeschichte Kategorie:1866