Benutzer Diskussion:Gilbertblake

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Letzter Kommentar: vor 2 Jahren von Gilbertblake in Abschnitt Diskussion: Sozialdarwinismus
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Sorry. Ich habe dich hier wohl übersehen. Jetzt hast du zumindest eine Antwort, auch wenn die wohl etwas spät kommt. Viele Grüße. --goiken 20:28, 11. Nov. 2012 (CET)Beantworten

Diskussion: Sozialdarwinismus[Quelltext bearbeiten]

Auf der Sozialdarwinismus-Diskussionsseite hatte ich 3 Meinungsäußerungen gepostet, die von Meloe umgehend gelöscht wurden, meist mit der Anmerkung, dass sich hier niemand für meine persönliche Meinung interessiere.

Anbei meine 3 Wortmeldungen auf der Diskussionsseite (!) zum meiner Meinung nach völlig verfehlten Lemma Sozialdarwinismus:

1. Wortmeldung (Meloe: "Diese Seite dient zur Verbesserung des Artikels. Umfangreiche persönliche Meinungsäußerungen zum Lemmagegenstand sind nicht erwünscht.")

Ich finde, dass die Diskussion im gesamten "Sozialdarwinismus-Artikel" in den entscheidenden Punkten recht ungenau ist. Die wilde Natur zeichnet sich gegenüber menschlichen Zivilisationen dadurch aus, dass in ersterer in der Regel keine Verfügungsrechte reklamiert werden können. Es existieren dort folglich weder Eigentum noch Menschenrechte. Alle Ressourcen sind im Grunde Gemeingüter (Commons). Beim Wettbewerb um eine Ressource gilt deshalb in der Regel das Recht des Stärkeren (Achtung: mit dem Stärkeren ist nicht der physisch Stärkere gemeint). In Zivilisationen entscheidet aber über den Ressourcenzugriff derjenige, der die Verfügungsrechte besitzt, die nicht infrage gestellt werden. Der in der Ökonomie absolut zentrale Begriff der Verfügungsrechte ist im Darwinismus hingegen völlig unbekannt. Die biologische Evolutionstheorie ist folglich ausschließlich auf die wilde Natur anwendbar, in menschlichen Zivilisationen macht sie hingegen keinen Sinn. Man erkennt das im Artikel sehr schön an der Eugenik-Debatte. Dort ist von einem Berliner- und einem Münchner Flügel die Rede, wobei sich im Nationalsozialismus der Münchner Flügel durchgesetzt habe. Der Münchner Flügel war z. B. für Zwangssterilisationen. Dabei setzt man sich jedoch über die Prinzipien von Zivilisationen, in denen das Individuum die Verfügungsrechte an seinem Körper besitzt, hinweg. Man wendet ihm gegenüber Zwang an. Der Berliner Flügel wollte demgegenüber offenbar Anreize setzen (beispielsweise Geld). Nichts anderes tut die Politik auch heute. Sie versucht z. B. mit einem gestaffelten Elterngeld gut verdienende Eltern (die beim Kinderkriegen ja tatsächlich massiv benachteiligt sind) zu mehr Kindern zu bewegen. Wenn man so will, ist das eine eugenische Maßnahme. Dysgenisch ist hingegen die soziale Vereinbarung, gemäß der es gering gebildeten, von Transferleistungen lebenden Menschen erlaubt ist, selbst 10 oder mehr Kinder in die Welt zu setzen, die dann alle von der Gemeinschaft zu versorgen sind. Die große DAK-Studie für Kindergesundheit hatte aber ergeben, dass Kinder von gering gebildeten Eltern im Mittel bis zu 3x so häufig unter Zivilisationserkrankungen wie Karies, Übergewicht, Verhaltensstörungen etc. leiden wie Kinder von Akademikern. Ferner mussten die Kinder von gering gebildeten Eltern viel mehr Medikamente einnehmen und sie wurden viel häufiger hospitalisiert. Die Studie konnte auch zeigen, dass das Familieneinkommen nur einen geringen Einfluss auf diese Unterschiede hatte. Will sagen: Auch die arme, von H4 lebende akademisch ausgebildete Alleinerziehende hatte im Mittel die deutlich gesünderen Kinder. Da gering gebildete Menschen in Deutschland im Mittel aber eine höhere Fertilität besitzen als Akademiker, hat das natürlich (dysgenische) Auswirkungen auf die Populationsentwicklung. Hinzu kommt die bekannte "Vererbung" von Bildungsabschlüssen: Kinder von Akademikern erlangen mit einer deutlich größeren Wahrscheinlichkeit als die Kinder von gering gebildeten Eltern einen akademischen Abschluss. Und um es ganz offen zu sagen: Alles andere wäre höchst erstaunlich.
Diese dysgenische Entwicklung wird in Deutschland jedoch seit 50 Jahren hingenommen, weil sich im politische Bewusstsein irgendwie durchgesetzt hat, dass Eugenik schlecht (und zu vermeiden) ist, Dysgenik hingegen gut und tolerierbar. Dabei ist Evolution (jedenfalls dort, wo sie zur besseren Anpassung führt) praktisch immer eugenisch. Die Evolutionsprinzipien sind vom Kern her eugenisch. Dysgenische Entwicklungen sind praktisch immer Fehlentwicklungen, die entweder zu einer baldigen Korrektur oder zum Aussterben führen.
Das große Problem des Sozialdarwinismus und der frühen Eugenik (insbesondere des Münchner Flügels, möglicherweise aber nicht des Berliner Flügels) war, dass es beide Ideologien erlaubten, sich über vorhandene Verfügungsrechte hinwegzusetzen. Damit positionierten sie sich gewissermaßen außerhalb der Grundprinzipien von Zivilisationen. Beispielsweise hielten es einige Ideologen des Sozialdarwinismus für ein Beispiel von natürlicher Selektion im Sinne Darwins, wenn europäische Eroberer auf einer weit entfernten Insel landeten, die männlichen Ureinwohner töteten oder versklavten, die Frauen vergewaltigten, und sich deren gesamtes Eigentum (inklusive Land und aller Ressourcen) aneigneten. Der Trick dabei war oftmals, dass man die Ureinwohner gewissermaßen zu Tieren ("die Wilden") degradierte, die anders als man selbst noch nicht eigentumsfähig sind und folglich auch keine Verfügungsrechte besitzen können. In einer zivilisierten Welt, in der den Ureinwohnern ganz selbstverständlich die Verfügungsrechte an ihrer Insel und deren Ressourcen zugesprochen werden, wäre all das jedoch grobes Unrecht.
Mit den Mitteln des Darwinismus lässt sich das jedoch weder klären noch diskutieren. Deshalb sind Evolutionsbiologen auch keine geeigneten Schiedsrichter in der Debatte. Wenn der frühe Sozialdarwinismus und die frühe Eugenik eins offengelegt haben, dann das Folgende: Die biologische Evolutionstheorie ist eine sehr spezielle und unausgereifte Theorie, die nur auf einen kleinen Teil des bisherigen Evolutionsgeschehens auf der Erde anwendbar ist, auf die komplexen Verhältnisse, wie sie in modernen menschlichen Zivilisationen vorherrschen jedoch leider nicht. Dies hatte ganz nebenbei zur Konsequenz, dass evolutionäres Denken in den Humanwissenschaften bis heute nicht sonderlich verbreitet ist (und auch nicht geschätzt wird), obwohl nichts auf unserer Erde Sinn macht, außer im Lichte der Evolution. --Gilbertblake (Diskussion) 17:57, 8. Feb. 2022 (CET)Beantworten

2. Wortmeldung (Meloe: "Was Benutzer:Gilbertblake von Darwin und der Evolutionsstheorie hält, interessiert hier Niemanden. Bitte hier gestützt auf Quellen und Belege argumentieren. Persönliche Meinungsäußerungen sind schlicht irrelevant. Das ist hier kein Forum.")

Eine Verbindung vom Sozialdarwinismus zu Darwins Theorie besteht sehr wohl. Die biologische Evolutionstheorie geht nämlich keineswegs davon aus, dass irgendwelche Individuen selektiert werden. Stattdessen nimmt sie an, dass überproportional häufig solche Individuen "selektiert" werden (einen größeren Lebenszeitreproduktionserfolg besitzen), die aufgrund irgendwelcher teilweise erblicher Merkmale im Wettbewerb mit anderen mehr Reproduktionspotenzial (Ressourcen) als andere erlangen können und in der Folge auch mehr Nachkommen hinterlassen. Ernst Mayr hat dies in "Das ist Evolution" auf S. 148 sehr prägnant zusammengefasst. Eine oftmals verschwiegene implizite Grundannahme des Darwinismus ist nämlich, dass diejenigen, die in ihrer Umwelt (aufgrund ihrer teilweise genetischen Merkmale) mehr Ressourcen erlangen können, auch mehr Nachkommen hinterlassen. Diese Annahme findet sich selbst in Dawkins Gen-Egoismus wieder, weswegen er sich in "Das egoistische Gen" zu allerlei Erklärungen zur Unnatürlichkeit des Wohlfahrtsstaates genötigt sah (Dawkins, Richard (2007): Das egoistische Gen. München: Elsevier, S. 209f.). Natürliche Selektion setzt diese Annahme voraus. Denn wenn sich die besser angepassten Individuen nicht in gleichem Maße wie die schlechter angepassten Individuen darum bemühen würden, ihre erbeuteten Ressourcen auch für die Fortpflanzung zu nutzen, könnte natürliche Selektion nicht zu einer zunehmenden Adaption an die Umwelt führen. Die "günstigeren" Gene könnten sich dann nicht in der Population anreichern. Die genannte Bedingung wird aber in modernen menschlichen Gesellschaften verletzt, sie ist dort nicht mehr gegeben (wie Dawkins in "Das egoistische Gen" ausdrücklich anmerkt). Eine Familie, die in unserem Sozialstaat 10 Kinder in die Welt setzt, tut das ja nicht, weil sie besonders günstige, teilweise genetisch bedingte Merkmale besitzt. Sie kann dort auch nicht mehr Ressourcen erlangen, sondern sie bekommt ihre Ressourcen von der Gemeinschaft gestellt, eben weil sie nicht in der Lage ist, ausreichende Ressourcen für sich und ihre Kinder zu erlangen.
Es ist dieser Aspekt der Darwinschen Evolutionstheorie, auf den sich die Sozialdarwinisten stets beriefen. Ihr Argument war: Der Mensch kann in modernen menschlichen Gesellschaften nicht mehr genetisch evolvieren (sich nicht mehr genetisch an veränderte Bedingungen oder Anforderungen anpassen). Leider wird der Kern der biologischen Evolutionstheorie in den Sozialwissenschaften zumeist missverstanden oder gar geleugnet. Dies hat bislang aber einer ernsthaften und aufrichtigen Debatte zum Wesen des Sozialdarwinismus im Wege gestanden. Das gilt auch für den Wikipedia-Artikel hier. Ich wüsste nach dessen Lektüre nicht, warum der Sozialdarwinismus angeblich eine schlimme Ideologie ist, der Darwinismus hingegen eine großartige naturwissenschaftliche Theorie. --Gilbertblake (Diskussion) 14:44, 9. Feb. 2022 (CET)Beantworten

3. Wortmeldung (Meloe: "Was Benutzer:Gilbertblake von Darwin und der Evolutionsstheorie hält, interessiert hier Niemanden. Bitte hier gestützt auf Quellen und Belege argumentieren. Persönliche Meinungsäußerungen sind schlicht irrelevant. Das ist hier kein Forum.")

"dass der Sozialdarwinismus eben nicht die Anwendung der Evolutionstheorie von Darwin auf die Gesellschaft ist" Das liegt aber wesentlich an den Limitationen der Darwinschen Evolutionstheorie. Diese ist ausschließlich auf einen Teilbereich der Biologie anwendbar. Außerhalb dieses Teilbereichs wird sie falsch. Selbst auf die Honigbienen lässt sie sich nicht mehr schlüssig anwenden. Es ist wie bei Newtons Mechanik: Außerhalb unseres gewohnten Lebensumfeldes wird sie falsch. Wer sie dennoch anwendet, kommt zu falschen Resultaten. In menschlichen Gesellschaften ist es z. B. im Laufe der Zeit zu einer zunehmenden Arbeitsteilung gekommen. Eines der ersten soziologischen Werke überhaupt handelt von praktisch nichts anderem (Durkheim, Émile (1992): Über soziale Arbeitsteilung. Studie über die Organisation höherer Gesellschaften, Frankfurt am Main: Suhrkamp). Doch warum? Faktisch hat sich die Arbeitsteilung in menschlichen Gesellschaften aus den gleichen Gründen durchgesetzt, wie beispielsweise eine besonders effiziente Schnabelform bei den Darwinfinken. Es kann jedoch gezeigt werden: Diese evolutionäre Entwicklung erfolgte weder per Natürlicher Selektion noch per irgendeinem anderen, auf Replikatoren beruhenden Mechanismus (wie die Memetik). Anders gesagt: Die Darwinsche Evolutionstheorie wird in menschlichen Sozialstaaten (und in Bienensozialstaaten übrigens auch) falsch. Die Intention, die Darwinsche Selektionstheorie zu verallgemeinern, für universell zu erklären und praktisch überall anzuwenden, stammt aber keineswegs von den Sozialdarwinisten. Die haben im Grunde nur das gemacht, was ihnen die Darwinisten nahegelegt haben, nämlich die Darwinsche Theorie auch dort anzuwenden, wofür sie niemals konzipiert war und wo sie dann leider falsch wird.
Wenn das in so einem Artikel klarer herausgestellt würde, anstatt den Darwinismus von vornherein für unschuldig zu erklären und gewissermaßen freizusprechen, wäre schon viel gewonnen. Dann könnte auch deutlicher herausgestellt werden, was die wirklichen Denkfehler des Sozialdarwinismus waren. Tatsache ist jedenfalls, dass die Darwinsche Selektionstheorie ähnlich martialisch und simple formuliert ist wie der Sozialdarwinismus. --Gilbertblake (Diskussion) 01:10, 10. Feb. 2022 (CET)Beantworten

Mit meinen Beiträgen wollte ich entscheidende Schwachstellen des gesamten Sozialdarwinismus-Artikels aufmerksam machen, als da wären:

Die Voraussetzungen und Grundannahmen Darwins für die von ihm entwickelte Selektionstheorie werden von Ernst Mayr sehr prägnant auf der S. 148 in einem Buch "Das ist Evolution" dargestellt. Diese Voraussetzungen sind aber in modernen menschlichen Zivilisationen nicht gegeben, insbesondere die folgenden nicht:
Tatsache 1: Alle Populationen sind so fruchtbar, dass ihre Größe ohne Beschränkungen exponentiell zunehmen würde. (Quelle: Paley und Malthus)
Tatsache 2: Die Größe der Populationen bleibt, von jahreszeitlichen Schwankungen abgesehen, über längere Zeit gleich (Fließgleichgewicht). (Quelle: allgemeine Beobachtungen)
Tatsache 3: Jeder Spezies stehen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung. (Quelle: Beobachtung, von Malthus bestätigt)
Schlussfolgerung 1: Zwischen den Angehörigen einer Spezies herrscht starke Konkurrenz (Kampf ums Dasein). (Quelle: Malthus)
Und weil diese Voraussetzungen in modernen menschlichen Gesellschaften nicht mehr gegeben sind, gilt die Darwinsche Selektionstheorie dort auch nicht mehr. Tatsächlich kommt es in modernen menschlichen Gesellschaften nicht mehr zur Natürlichen Selektion, sondern zur "sozialen Selektion" gemäß den in der Gesellschaft vorherrschenden Prinzipien. Aus diesem Grund ist jede versuchte Anwendung der Darwinschen Theorie auf menschliche Gesellschaften letztlich Sozialdarwinismus. Das gilt auch für die oberflächlichen Argumentationen in einigen Büchern von Evolutionsbiologen. Beispielsweise las ich in einem Buch den folgenden Satz: "Wenn Sozialhilfeempfänger durchschnittlich mehr Kinder hinterlassen als die gebildete Mittelschicht, dann sind erstere im Sinne Darwins die Fitteren." Genau das ist eben auch Sozialdarwinismus, nämlich die unzulässige Anwendung von darwinistischen Begriffen auf moderne menschliche Gesellschaften. Eine Ausnahme stellt in der Hinsicht Richard Dawkins dar, der in Dawkins, Richard (2007): Das egoistische Gen. München: Elsevier, S. 209f. schreibt:
"Nun ist, was den modernen, zivilisierten Menschen betrifft, folgendes geschehen: Die Größe der Familie ist nicht mehr durch die begrenzten Mittel beschränkt, die die einzelnen Eltern aufbringen können. Wenn ein Mann und seine Frau mehr Kinder haben, als sie ernähren können, so greift einfach der Staat ein, das heißt der Rest der Bevölkerung, und hält die überzähligen Kinder am Leben und bei Gesundheit. Es gibt in der Tat nichts, was ein Ehepaar, welches keinerlei materielle Mittel besitzt, daran hindern könnte, so viele Kinder zu haben und aufzuziehen, wie die Frau physisch verkraften kann. Aber der Wohlfahrtsstaat ist eine sehr unnatürliche Sache. In der Natur haben Eltern, die mehr Kinder bekommen, als sie versorgen können, nicht viele Enkel, und ihre Gene werden nicht an zukünftige Generationen vererbt."
Damit weist Dawkins ausdrücklich darauf hin, dass es in modernen menschlichen Sozialstaaten nicht mehr zur natürlichen Selektion gemäß Darwin kommt, sondern zur sozialen Selektion gemäß den Regeln des Sozialstaates. Die Regeln könnten (anders als in der Natur) von der Gemeinschaft auch geändert werden. Dann würde es zu einer anderen Selektion kommen. Das ist den meisten politischen Akteuren eigentlich auch bekannt. Es gehört längst zur Allgemeinbildung, dass beruflich engagierte, gebildete Menschen heute ein "Vereinbarkeitsproblem" besitzen, das patriarchalisch und von Transferleistungen lebende Familien hingegen nicht besitzen. Die Politik bemüht sich deshalb um eine Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, und zwar auch um die offenkundig "dysgenische" gesellschaftliche Entwicklung ein wenig abzuschwächen. Von großem Erfolg gekrönt war dieses Bemühen bislang nicht. Die Sozialdarwinisten waren aus all diesen Gründen generell gegen sozialstaatliche Einrichtungen eingestellt. Ihre Befürchtungen waren, dass es dann zu einem demografisch-ökonomischen Paradoxon komme (was in den entwickelten Gesellschaften heute tatsächlich vorherrscht).
Der andere große Fehler der meisten Sozialdarwinisten (nicht aller) war, dass sie auch Zwang und Gewalt für erlaubte Mittel im evolutionären Wettbewerb hielten. In modernen menschlichen Gesellschaften können jedoch Verfügungsrechte reklamiert werden. Alle Menschenrechte beruhen auf dem Konzept der Verfügungsrechte. Ein Mensch besitzt demnach die Verfügungsrechte an seinem Körper, seiner Gesundheit etc. Etliche Sozialdarwinisten meinten jedoch, man könne über ein fremdes Volk herfallen, die Mitglieder töten oder versklaven und sich deren gesamten Besitz aneignen, dies sei Evolution im Darwinschen Sinne. Auch dürfe man behinderte Menschen (geistig behindert, Krüppel etc.) zwangssterilisieren (ihre vermeintlich schlechten Gene könnten im Sinne Darwins dann nicht mehr "selektiert" werden). Genau das ist in menschlichen Zivilisationen jedoch unzulässig. Andere Eugeniker wollten hingegen nur entsprechende Anreize setzen, die Entscheidung aber letztlich den Individuen überlassen. Beispielsweise hat sich [Thilo Sarrazin] in seinem Buch [Deutschland schafft sich ab] recht offen eugenisch geäußert ("Mehr Kinder von den Klugen, bevor es zu spät ist"). Seine dafür vorgeschlagenen Maßnahmen waren jedoch allesamt - ganz sozialdemokratisch ausgerichtet - anreizbasiert.

In dem gesamten Sozialdarwinismus-Artikel finde ich von all dem leider nichts. Ich befürchte sogar, dass einzelne User, die anscheinend meinen, sie hätten das alleinige Recht, etwas zum Thema zu sagen und ihre Wahrheit als die einzig Richtige durchzusetzen und alle anderen auf demokratiefeindliche Weise zum Schweigen zu bringen, überhaupt nichts von Evolutionstheorie, Sozialdarwinismus etc. verstehen. Sie sind nach meiner Einschätzung inkompetent in der Sache.