Benutzer Diskussion:Skeptiker1

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Hallo, Skeptiker 1,

für mich, der ich mein Berufsleben weitestgehend mit Wolfram verbracht habe, ist die Wikipedia-Seite zu diesem Thema sehr dürftig. Sie enthält nur wenige dicke Fehler, setzt aber die Schwerpunkte völlig falsch. So ist es zwar richtig, dass H.C. Starck der größte deutsche Wolfram-Verabeiter (als Lieferant der Zwischenprodukte W, WC, WO3, von Wolframaten und anderem) ist. Den Diamantwerkzeug-Hersteller Longyear als Nr. 2 zu nennen, ist Unsinn. Die Nr. 2 findet sich in einem anderen potentiellen Kundenkreis von H.C. Starck bei den Herstellern von Wolframcarbid-Hartmetall. Sie könnte Hertel oder Widia heißen. Diamantwerkzeuge kommen in der Rangfolge erst weit später.

Zu der Frage nach dem Material, aus dem die Öfen zum Sintern von Wolfram-Metall sind: Die sind aus ganz normalen Werkstoffen gebaut, die weit niedrigere Schmelzpunkte als Wolfram haben, man bedient sich aber eines Tricks: Da das meiste metallische Wolfram zu Stäben oder Drähten verarbeitet wird, presst man das Metall zunächst hydraulisch oder isostatisch zu Knüppeln von bis zu 4 cm Durchmesser und bis zu 1 m Länge. Diese werden (vorsichtig, weil der Pressling brüchig ist) zwischen wassergekühlte Kupfer-Kontakte gespannt. Dann kommt eine Haube aus Stahlblech mit keramischer Innenisolierung darüber, die möglichst luftdicht auf einer Grundplatte aufsitzt. Der Innenraum dieses "Haubenofens" wird mit Wasserstoff luftfrei gespült, und dann wird Strom durch den Wolfram-Pressling geleitet, bis er die Sintertemperatur (70-80% der Schmelztemperatur) erreicht hat. Dabei wachsen die Wolfram-Kristalle zu einem praktisch porenfreien Stab zusammen. Natürlich bleiben die Stab-Enden an den gekühlten Kupferkontakten porös, sie werden daher abgeschlagen und anderen Verwendungen zugeführt. Die gesinterten Stäbe können dann durch Schmiedetechnik zu Stäben umgeformt werden, aus denen man dann auch Draht ziehen kann. Für den letzteren Zweck wird das Wolfram schon vor der Reduktion zum Metallpulver gezielt mit Kalium, Aluminium und Silizium verunreinigt ("gedopt". Das war die Erfindung von William Coolidge ca. 1904, der seitdem alle Glühlampenhersteller folgen.

Viel besser als bei Wikipedia kann man sich über Wolfram übrigens informieren bei www.itia.org.uk

Viel Spaß bei der dortigen Lektüre, zu deren älteren Teilen ich auch einiges beigetragen habe.

Mit freundlichen Grüßen Dr. Wolfgang Müller wolfgang.mueller.buendheim@t-online.de