Benutzerin:Ktiv/Dom und Michaeliskirche in Hildesheim

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Dom und Michaeliskirche in Hildesheim
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Ottonische Architektur in St. Michael
Vertragsstaat(en): Deutschland Deutschland
Typ: Kultur
Kriterien: (i)(ii)(iii)
Referenz-Nr.: 187
UNESCO-Region: Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1985  (Sitzung 9)

Dom und Michaeliskirche in Hildesheim haben als „außergewöhnliches Zeugnis religiöser Kunst im Heiligen Römischen Reich“[1] seit 1985 den Status eines UNESCO-Weltkulturerbes. Bei der Einschreibung stand die Bedeutung der spätottonischen und romanischen Kunstwerke bzw. Architektur im Vordergrund; beide Kirchen ergänzten sich wegen ihrer räumlichen Nachbarschaft und der fast gleichzeitigen Entstehung.[2]

Zusammengehörigkeit beider Kirchen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Mariendom und die ehemalige Klosterkirche St. Michael sind durch die Person des Bischofs Bernward von Hildesheim miteinander verbunden. Dieser war Erzieher und Berater Ottos III. Auf einer Italienreise hatte er antike Kunstwerke kennengelernt. Im Kernland des ottonischen Reiches sollten nach seinem Willen vergleichbare Bauten und Kunstschätze entstehen. Besonders deutlich wird dies an der Christussäule, die in der Tradition römischer Triumphsäulen steht.

St. Michael ist eine Gründung Bernwards; er weihte die Kirche, trat an seinem Lebensende dem Konvent bei, und in der Krypta befindet sich bis heute sein Grab. Der Dom bestand schon vor Bernwards Amtsantritt, allerdings geht das heutige Kirchengebäude auf einen Neubau durch Bischof Hezilo zurück, bestand also zu Bernwards Lebzeiten noch nicht. Hier befinden sich heute mit Bernwardstür und Christussäule zwei Meisterwerke des Bronzegusses, die Bernward in Auftrag gegeben hat.

Authentizität[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Bombardierung von Hildesheim (22. März 1945) empfingen beide Kirchen schwerste Schäden. Von St. Michael blieben nur 30 % der Bausubstanz erhalten. Der romanische Dom wurde (bis auf die Laurentiuskapelle und die Krypta) zerstört und beim Wiederaufbau „im Inneren vereinfachend“ auf den Grundmauern neu aufgeführt.[3] Es handelt sich also bei den Kirchen, die man heute sieht, um Rekonstruktionsbauten der Nachkriegszeit. Das trägt übrigens zum einheitlichen Raumeindruck von St. Michael als einer vorromanischen Kirche bei, denn vor der Zerstörung besaß der Innenraum auch gotische Elemente, die bei der erst 1960 abgeschlossenen Restaurierung weggelassen wurden: das Westquerschiff war eingewölbt, es gab Maßwerkfenster. Außerdem wurden in der Barockzeit entfernte Elemente wieder hergestellt.[4]

Das Hildesheimer Welterbe wird vom World Heritage Centre so charakterisiert: „In der Rekonstruktion nach 1945 und bei allen späteren Reparaturen und Restaurierungen war das wichtigste Ziel, das mittelalterliche Aussehen beider Gebäude nach dem neuesten wissenschaftlichen Stand wieder herzustellen (to recreate).“[5] Dass Rekonstruktionen von der UNESCO als authentisch angesehen werden und den Status eines Welterbes erhalten, kommt öfter vor. Beispiele sind der Tempel von Abu Simbel und die Warschauer Altstadt.

Kriterien für die Aufnahme in die Welterbeliste[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bernwardstür im Hildesheimer Dom. Abel ist hier als Typus Christi dargestellt: „Wie Christus selbst erscheint er als Opfer und Geopferter in einer Person.“[6]
Detail des Heziloleuchters, ein Turm des himmlischen Jerusalem

Meisterwerke (Kriterium I)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bernwardstür und die Christussäule, heute im Dom, sind Hauptwerke der ottonischen Kunst. Beide waren ursprünglich für St. Michael vorgesehen.[7]

Die bemalte Holzdecke in St. Michaelis ist nach Angaben der deutschen UNESCO-Kommission „eines von zwei noch erhaltenen Beispielen solch extrem anfälliger Strukturen.“[1]

Wegweisende Architektur (Kriterium II)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Dieses Kriterium wird durch die Michaeliskirche erfüllt, die eine „überzeugend klare Raumkonzeption“ zeigt, womit sie die Kennzeichen der Frühromanik vorwegnimmt.[8] Sie ist neben St. Cyriacus in Gernrode ber bedeutendste ottonische Kirchenbau, der noch teilweise erhalten ist. Es handelt sich um eine nach Westen ausgerichtete, flachgedeckte Basilika, doppelchörig, dreischiffig und mit zwei Querhäusern versehen. Sie hat insgesamt vier Türme, zwei im oberen Teil runde Treppentürme an den Querhäusern und zwei Vierungstürme. Das architektonische Vorbild für diesen anspruchsvollen Bau war der karolingische Kölner Dom.[9] Die Wirkung des Innenraums wird durch den sächsischen Stützenwechsel und die verschiedenfarbigen Steine der Bögen belebt.

Einzigartiges Ensemble von romanischem Kircheninventar (Kriterium III)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die meisten Kunstwerke, die mit diesem Kriterium bezeichnet sind, befinden sich im Mariendom. Bei der 2014 abgeschlossenen Domsanierung wurde großer Wert darauf gelegt, sie am bestmöglichen Ort im Kirchenraum zu positionieren. So hängt der Hezilo-Leuchter, der das himmlische Jerusalem darstellt, wieder im Langhaus.

Die Kirchen im Kontext der Stadt[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1985 hatte man nicht erwogen, die beiden nahegelegenen Kirchen zu einer gemeinsamen Welterbezone zu erklären, denn die angrenzende Wohnbebauung war durch die Bombardierung 1945 weitestgehend zerstört worden, so dass Dom und St. Michael heute wie historische Inseln von moderner Architektur, rechteckigen Bauten von bis zu fünf Stockwerken Höhe, umgeben sind. Da die Kirchen aber beide auf Hügeln errichtet worden sind, prägen sie weiterhin das Stadtbild. Auch ist die mittelalterliche Stadtanlage im Verlauf der Straßen noch erkennbar.

Von Seiten der deutschen Behörden wurde 2008 vorgeschlagen, und von ICOMOS befürwortet, eine Pufferzone von 157.68 ha um beide Kirchen zu legen, was dem Gebiet der mittelalterlichen Stadt entspricht.[2] Dadurch sind das Stift zum Heiligen Kreuz und St. Godehard mit einbezogen. Es wird nachvollziehbar, dass der Dom im Zentrum eines aus vier Kirchen (St. Michael, St. Godehard, das Heilig-Kreuz-Stift und St. Bartholomäus) gebildeten Kreuzes steht – eine Hildesheimer „Kirchenkrone.“[10] Historische Bausubstanz, die dem Welterbe zeitgenössisch ist, soll identifiziert und besonders geschützt werden. Künftige Baumaßnahmen in der Altstadt sollen mit dem Welterbestatus im Einklang stehen, insbesondere soll die „visuelle Integrität“ von Dom und St. Michael erhalten bleiben.[2]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. Vorromanische Architektur zwischen Weser und Elbe. Mitteldeutscher Verlag, Halle 2007. ISBN 978-3-89812-499-7. S. 112–120.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b UNESCO-Welterbe Dom und Michaeliskirche in Hildesheim. In: Deutsche UNESCO-Kommission. Abgerufen am 6. Juni 2018.
  2. a b c Advisory Body Evaluation (ICOMOS), Hildesheim (Germany) No 187 rev. In: Unesco World Heritage Centre. 2008, abgerufen am 6. Juni 2018.
  3. Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 118.
  4. Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 116.
  5. St Mary's Cathedral and St Michael's Church at Hildesheim. In: UNESCO World Heritage Centre. Abgerufen am 6. Juni 2018.
  6. Bernhard Gallistl: Die Bronzetüren Bischof Bernwards im Dom zu Hildesheim. Herder, Freiburg / Basel / Wien 1990, ISBN 3-451-21983-2, S. 43–44.
  7. Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 118.120.
  8. Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 116.
  9. Annett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 113.
  10. Anett Laube-Rosenpflanzer, Lutz Rosenpflanzer: Kirchen, Klöster, Königshöfe. S. 112.