Benutzerin:Motmel/Wilhelmine–Ignoranz

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Wilhelmine von Bayreuth“ (1709–1758): dieser Name hat den Schwerpunkt auf der fränkischen Stadt, die von 1603 bis 1769 Residenzstadt eines brandenburgischen Fürstentums im Heiligen Römischen Reich „Deutscher Nation“ war. Wilhelmine stammte aus dem Hause Hohenzollern, war älteste Tochter Sophie Dorotheas von Hannover und des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. (Preußen).[1] Dass ihre Verheiratung nach Franken von ihr als kultureller Abstieg empfunden wurde, wird immer wieder betont.[2]

Die fränkische Festspielstadt Bayreuth wird seit dem Wirken Richard Wagners (1813–1883) mit dessen Namen verbunden, aber dass er die Stadt für sein Musiktheater auswählte, wird insbesondere ihrem Wirken zugeschrieben. Davon zeugt heute u. a. das 2012 zum „Weltkulturerbe“ ernannte Markgräfliche Opernhaus.

Und parallel zur Renovierung dieses spätbarocken Kleinods begannen die Bauarbeiten eines neuen „Friedrichsforums“, das sich demnächst verstärkt dem Wirken des Markgrafen Friedrich, Wilhelmines Gemahl, widmen soll. Denn es soll dessen Anteil an der „Wilhelmine-Kultur“, die konstant in aller Munde ist, mehr Bedeutung und Bekanntheit im offiziellen Bewusstsein erlangen. Damit stehen zwei männliche Bayreuther Persönlichkeiten in verstärktem kulturellen öffentlichen Interesse, deren Anteil am Ruhm der Festspielstadt bedeutend sei: Neben Richard Wagner nun auch Markgraf Friedrich (1711–1763).

Was die öffentliche Wahrnehmung dieser beiden Männer betrifft, sind beide längst mit zentralen Bayreuther Straßennamen vertreten: der Richard-Wagner-Straße und der Friedrichstrasse. Es sind Bayreuther Hauptstrassen, wogegen die Wilhelminenstrasse sich ehr bescheiden als von der Friedrichstrasse abgeleitete Nebenstrasse ausnimmt, die „knapp vierhundert Frauenschritte misst“.[3] Das nimmt Wunder, da doch Wilhelmine allgemeint reklamiert wird als diejenige, die Bayreuths Stadtbild zu Glanz verhalf? In wie fern wird sie als Bauherrin des Opernhauses bezeichnet? Oder der Eremitage?

Angesichts ihrer Aura befremden Schilder zur Entfernung von Hundekot mit der Aufschrift „Wilhelmine sagt Danke“.[4] Man fragt sich, wieso nur Wilhelmine, aber nicht Richard Wagner oder Markgraf Friedrich mit Hundekot nichts zu tun haben? Schließlich waren die Parks ja auch deren Initiative. Hier zeigt sich die ernüchternd die Tradition, Schmutzarbeit den Frauen zuzuschieben, in der Realität wie auch als symbolische Aufforderung, ob Bürgerin oder königliche Prinzessin.

Wie ist das nun wirklich mit Wilhelmines Aura? A propos: Dass Wilhelmine großen Wert auf die Achtung ihres Ranges legte, wird ihr heute besonders gerne angekreidet, ihr Hang dazu wird bei jeder sich bietender Gelegenheit extra betont. Als ob es nicht anderes zu betonen gäbe.[5] Ihre Großeltern und Eltern waren königlicher Abstammung, die bis nach England reichte, wo ihr Großvater als Georg I. (Großbritannien) regierte.[6] Was persönlichen Rang in Bezug auf Titel anbetrifft, ist man heute auch sehr genau, insofern könnte man das Thema ruhen lassen. Über was aber könnte man stattdessen sprechen? Um über Markgraf Friedrich Gesprächsstoff zu haben, gibt es demnächst das Friedrichsforum. Für dasselbe über Wilhelmine könnte man das ehemalige Redoutenhaus, das im Rahmen des Weltkulturerbes als Museum eingerichtet wurde betrachten. Man erfährt darin, dass Wilhelmine sich auch als Opernkomponistin versuchte.

Wir stellen uns vor: Friedrich I., Wilhelmines Großvater, setzte das preußische Königtum, trotz „beschwerlichem Weg“ mit staunenswertem Selbstverständnis durch.[7] Das königliche Schloss in Berlin spiegelte dieses Ereignis in Bildern, an dem neben ihrer berühmten Großmutter Sophie Charlotte die ganze Familie, z. B. – eine damaligen Abbildung zeigt das Ereignis – auch ihr Musik-besessener Onkel Christian Ludwig von Brandenburg-Schwedt teilnahm.[8]

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Müssel: Bayreuths Anfänge als markgräfliche Residenzstadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Bayreuth 2004, AO Bd. 84, S. 125–138.
  2. Beisp.
  3. Müller-Lindenberg: Die Oper als Bühne des Lebens, darin Epilog S. 171.
  4. Z. B. am Eingang der Eremitage und am Durchgang zum Park beim Neuen Schloss.
  5. Beiapiele. Foto Hundekot.
  6. plus Caroline von Brandenburg-Ansbach
  7. S. Karl-Heinz Otto. Friedrich I., Begründer des Königreiches Preußen, Edition Märkische Reisebilder, Wittenberg 2011, S. 28 ff.
  8. Siehe seinen musikalischen Nachlass bei Heinrich Besseler: Markgraf Christian Ludwig von Brandenburg, Berlin 1956 (Bach-Jahrbuch 1956, 43. Jg. S. 18–35).
  9. Literatur. Weimar HAAB 312888-B