Benutzerin:Webameise/Mail-Art

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Mail-Art Schweiz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Mail-Art, Sammlung Museum für Kommunikation, Bern

Obschon Mail-Art per Definition eine weltumspannende Kunstbewegung bezeichnet, welche ihre Anfänge und Hochblüte vor der Entstehung von Internet und sozialen Medien erreichte, gab es eine wichtige Szene in der Schweiz[1]. Mail-Art entwickelte sich ausserhalb des traditionellen Kunstbetriebes und ermöglichte allen Kunstschaffenden ein offenes Netzwerk aufzubauen um künstlerische und gesellschaftliche Ideen auszutauschen[2].

Von den Vorläufern im Expressionismus und Dada bis zur Fluxusbewegung gab es ab den Fünfzigerjahren verschieden Schweizer Künstler welche das Medium "Post" im weitesten Sinn verwendeten. So versandte Dieter Roth, welcher 1957 aus der Schweiz nach Island ausgewandert war, überarbeitete und verfremdete Postkarten und stellte den Stempel selber als künstlerisches Ausdrucksmittel ins Zentrum. Bekannt wurde auch der Fluxuskünstler Ben Vauthier, welcher 1965 eine Postkarte erstellte mit verschiedenen Adressen vorne und hinten und es so dem Postboten überliess wohin er die Karte senden sollte; "The Postman's Choice". Diese Postkarten wurden später von der Fluxus Gruppe und Galerie Ecart neu aufgelegt. "Ecart" enthält das Wort "Art" und ist ein Anagramm von "Trace" (Spuren). Diese Kunstbewegung war aktiv von 1969-1982 in Genf und wurde unter anderen von John M. Armleder gegründet und massgeblich von Günther Ruch (1942-2013)[3] weiter geführt. Neben dem bis heute existierenden Archiv entwickelte Ecart das "The Venetian Tools Project", welches 1976 an der 37. Biennale in Venedig gezeigt wurde.

In Luzern war Ruedi Schill (1941-2020) 1977-81 treibende Kraft der Mail-Art-Szene; veröffentlichte Publikationen und entwickelte ein Archiv mit Audio-Art.

H. R. Fricker: Mail-Art 2021

1984 regte H. R. Fricker seine weltweit verstreuten Mail Art Kollegen an, unter dem Begriff „Tourism“, sich gegenseitig zu besuchen und zu treffen. Dazu der Künstler H.R. Fricker: "AFTER DADAISM FLUXISM MAILISM COMES TOURISM"[4] oder  "MAIL ART IS NOT FINE ART IT’S THE ARTIST WHO IS FINE“[5]

Günther Ruch und H. R. Fricker lancierten 1986 den ersten "dezentralisierten weltweiten Mail Art Kongress“ „Überall dort war sich zwei oder mehrere Mail Artisten treffen, findet der Kongress 1986 statt“[6]. In über 20 Ländern fanden 1986 mehrere hundert Treffen statt.

1989 zeigte H. R. Fricker zum ersten Mal sein Mail-Art-Network in einer Einzelausstellung (zusammen mit 50 Networkern) im Kunstverein St. Gallen: "I am a networker (sometimes)" [7] und 1992 verschickten Peter Kaufmann 1945-2019  und H. R. Fricker  Einladungen zum dezentralisierten „Networker-Kongress“[8]. Auch diesmal hunderte Treffen weltweit und erste Vernetzungen über das Internet.

Mail art, Copyleft by Manfred Stirnemann

1997 initiierte der Künstler M. Vänçi Stirnemann das Projekt Artist Trading Cards (ATC), ein Tausch und Sammlerbörse für.....

Heute findet sich eine Mail-Art-Sammlung im Museum für Kommunikation in Bern. Dort sind auch Objekte aus der Sonderausstellung zu sehen, welche das damalige PTT-Museum 1994 präsentierte. Für diese Ausstellung luden die drei Kunstschaffenden H.R. Fricker, Günther Ruch und M. Vänçi Stirnemann Mail-Art-Künstler aus aller Welt ein für diesen Anlass eine Briefmarke zu gestalten; es entstand das Stamp Sheet Project; "Personal Contact and Network". Zudem beherbergt das Museum für Kommunikation das Archiv der beiden Mail-Art-Künstler H. R. Fricker und Marcel Stüssi.

Einzelbelege[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Kronig: Mail Art - Netzwerk der Künstler. Hrsg.: Schweizerisches PTT-Museum. Bern 1994, S. 5 - 9.
  2. Mail Artists Index. Abgerufen am 1. Oktober 2021.
  3. Günther Ruch. In: Mail Artists Index. Abgerufen am 1. Oktober 2021.
  4. H. R. Fricker: NETWORKINGMATERIAL. Spuren künstlerischer Umtriebe per Post. In: Bernd Löbach (Hrsg.): Schriftenreihe der Galerie für visuelle Erlebnisse. Band 10. Weddel (Deutschland) 1986, ISBN 3-923971-11-7 (Dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung von H.R.Fricker 1986 im Museum für moderne Kunst Weddel, Deutschland).
  5. H. R. Fricker: Mail art is not fine art, it's the artist who is fine. Designbuch-Verlag, Cremlingen 1987, ISBN 3-923971-13-3.
  6. H. R. Fricker: I AM A NETWORKER (SOMETIMES). Hrsg.: Kunstverein St. Gallen. Verlag Vexer, St. Gallen 1989, ISBN 3-909090-07-9.
  7. H. R. Fricker: Erobert die Wohnzimmer dieser Welt! Kornelia Röder - H. R. Fricker und der Social-Network-Aspekt in der Mail Art. Eine Positionsbestimmung. Hrsg.: Kunstmuseum Thurgau. edition fink, Zürich 2012, ISBN 3-03746-158-6, S. III/1.
  8. Ute Christiane Hoefert: Rollenflexibilität und Demokratisierung in der Kunst. Der Konzeptkünstler, Mail Artist und Networker H.R.Fricker. Hrsg.: Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich. Zürich 2021, ISBN 978-3-948466-88-6, S. 208.