Diphenylmethan

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Strukturformel
Strukturformel von Diphenylmethan
Allgemeines
Name Diphenylmethan
Andere Namen
  • Benzylbenzol
  • Methylendibenzol
  • Ditan
  • DIPHENYL METHANE (INCI)[1]
Summenformel C13H12
Kurzbeschreibung

farblose Kristallnadeln mit fruchtig-herbem Geruch[2]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 101-81-5
EG-Nummer 202-978-6
ECHA-InfoCard 100.002.708
PubChem 7580
ChemSpider 7299
Wikidata Q412882
Arzneistoffangaben
Wirkstoffklasse

Antiparasitäres Mittel

Eigenschaften
Molare Masse 168,24 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,01 g·cm−3[2]

Schmelzpunkt

26–28 °C[3]

Siedepunkt

264 °C[2]

Dampfdruck

15,1 Pa (50 °C)[2]

Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser (14 mg·l−1 bei 25 °C).[2]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[2]
Gefahrensymbol

Achtung

H- und P-Sätze H: 410
P: 273​‐​391​‐​501[2]
Toxikologische Daten
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Diphenylmethan ist eine organische chemische Verbindung aus der Gruppe der aromatischen Kohlenwasserstoffe.

Gewinnung und Darstellung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Durch Grignard-Addition von Phenylmagnesiumchlorid an Benzylchlorid oder Reduktion von Benzophenon kann Diphenylmethan einfach in Labormengen hergestellt werden.

Für technische Zwecke sind diese Methoden unwirtschaftlich bzw. schwer handhabbar. Diphenylmethan (3) kann durch elektrophile Substitutionsreaktion von Benzol (1) mit Benzylchlorid (2) in Gegenwart einer Lewis-Säure wie amalgamiertem Aluminium gewonnen werden.[4]

Gegenüber Benzylchloriden ist ansonsten übliches Aluminiumtrichlorid als Katalysator schlecht geeignet;[5] vorteilhaft sind Eisenverbindungen wie Pyrit[6] oder Eisen(III)-chlorid.

Bildung von Benzylbenzol und Dibenzylbenzolen als Folgeprodukte der Friedel-Crafts-Alkylierung
Bildung von Benzylbenzol und Dibenzylbenzolen als Folgeprodukte der Friedel-Crafts-Alkylierung

Das bei dieser Synthesereaktion gebildete Diphenylmethan wird anschließend abdestilliert und durch Umkristallisation gereinigt.

  • Dibenzylbenzol

Ein Großteil geht jedoch durch Folgereaktion in Form von – vorwiegend – para-Dibenzylbenzol verloren und verbleibt als nicht destillierbarer Rückstand. Dieser Rückstand kann mit stöchiometrischen Mengen an Aluminiumtrichlorid als „Disproportionierings-Katalysator“[7] und überschüssigem Benzol zu Diphenylmethan umgewandelt werden.[8]

Bildung von Benzylbenzol aus Di- und Tribenzylbenzolen mittels Aluminiumtrichlorid
Bildung von Benzylbenzol aus Di- und Tribenzylbenzolen mittels Aluminiumtrichlorid

Diese Folgereaktion, die wiederholte Substitution von Benzylchlorid in para-Stellung, führt zu „linearen Polybenzylen“.[9]

Eigenschaften und Verwendung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Wegen seines niedrigen Schmelzpunktes von 26 °C kann Diphenylmethan bei Raumtemperatur entweder als Feststoff oder als Flüssigkeit vorliegen, wobei Verunreinigungen den Schmelzpunkt herabsetzen können. Als Feststoff liegt es in Form von farblosen Kristallnadeln vor, bei Temperaturen oberhalb des Schmelzpunktes als klare Flüssigkeit. Die Verbindung hat einen herb fruchtigen Geruch, ist brennbar, aber schwer entzündbar.[2]

Diphenylmethan wird als dielektrische Flüssigkeit in der Elektrotechnik,[10] als schwerflüchtiges Lösungsmittel für chemische Synthesen[11] und Farbstoffe, Farbträger beim Bedrucken mit Dispersionsfarbstoffen, als Zusatz in Düsentreibstoffen, für die Seifenparfümierung und als Fixateur in der Geruchsstoffindustrie verwendet.

Pharmakologische Bedeutung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Trizyklische Diphenylmethan-Derivate wurden ab den 1960er Jahren als Antidepressiva eingesetzt.[12]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Beilsteins Handbuch der Organ. Chemie (Benzylbenzol, Syst.Nr. 479), Bd. 5: H 588, EII 498.
  • Beilsteins Handbuch der Organ. Chemie (Dibenzylbenzole, Syst.Nr. 487), Bd. 5: H 710, EII 621.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Eintrag zu DIPHENYL METHANE in der CosIng-Datenbank der EU-Kommission, abgerufen am 22. Oktober 2021.
  2. a b c d e f g h i j Eintrag zu CAS-Nr. 101-81-5 in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 2. Dezember 2015. (JavaScript erforderlich)
  3. Beilstein (Syst.Nr. 479), Bd. 5: H 588, EII 498.
  4. W. W. Hartman and Ross Phillips: Diphenylmethane In: Organic Syntheses. 14, 1934, S. 34, doi:10.15227/orgsyn.014.0034; Coll. Vol. 2, 1943, S. 232 (PDF).
  5. G. Drechsler, E. Gerull: Eignung verschiedener FRIEDEL-CRAFTS-Katalysatoren zur Polybenzylbenzolsynthese, in: Journal für Praktische Chemie 26, 24–31 (1964), doi:10.1002/prac.19640260104.
  6. J. A. Smythe: Use of Iron Pyrites in a Friedel-Crafts’ Reaction, in: J. Org. Chem. 121, 1270–1278 (1922).
  7. Verwendung auch zur Isomerisierung bei anderen Arylbenzylen, z. B. [1] und [2].
  8. R. Scholl und C. Seer: Abspaltung aromatisch gebundenen Wasserstoffes unter Verknüpfung aromatischer Kerne durch Aluminiumchlorid, 6. Mitteilung: Versuche mit Phenol-äthern und mit Diphenyl-methan, in: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft 55, 330–341 (1922), doi:10.1002/cber.19220550209. – o-Dibenzylbenzol Smp. 78–79°C, p-Dibenzylbenzol Smp. 86–87°C (S. 336) sowie bei J. A. Smythe.
  9. J. Skura, R. W. Lenz: Lineare Polybenzyle, 6. Polymerisation von α-Methylbenzylchlorid, in: Makromolekulare Chemie 182, 47–58 (1981), doi:10.1002/macp.1981.021820107. – Die para-Substitution ist zu >70% bevorzugt.
  10. Liste handelsüblicher Dielektrika
  11. Patent DE10015840, angemeldet 30. März 2000.
  12. Gustav Ehrhart/Heinrich Ruschig: Arzneimittel, 1968, Seite 446 f.