Zoologischer Garten Halle (Saale)

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Zoologischer Garten Halle (Saale)
Vollständiger Name Zoo Halle
Ort Fasanenstr. 5a
06114 Halle (Saale)
Fläche 9 Hektar
Eröffnung 23. Mai 1901
Tierarten etwa 250 Arten
Individuen ca. 1700 Tiere
Besucherzahlen 472.117 (2018)
Organisation
Leitung Dennis Müller
Trägerschaft GmbH
Förderorganisationen Verein der Förderer und Freunde des halleschen Bergzoo e. V.
Mitglied bei EAZA, VdZ

Wahrzeichen des Zoos: Aussichtsturm und Freiflugvoliere

zoo-halle.de
Positionskarte
Zoologischer Garten Halle (Saale) (Sachsen-Anhalt)
Zoologischer Garten Halle (Saale) (Sachsen-Anhalt)

Koordinaten: 51° 30′ 19″ N, 11° 57′ 45″ O

Der Zoo Halle, auch Bergzoo Halle, wurde 1901 auf dem 130 Meter hohen Reilsberg im Norden von Halle (Saale) im Stadtteil Giebichenstein angelegt. Mit neun Hektar Gesamtfläche gehört er zu den kleineren Zoos. Durch seinen Aufbau in mehreren Ebenen rund um den Berg erscheint das Gelände aber wesentlich größer, als es tatsächlich ist.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründungsjahre bis zum Ersten Weltkrieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Ehemaliger Haupteingang in der Tiergartenstraße

Vorläufer des heutigen Zoos war der in den 1880er Jahren bestehende „Thierpark“ im Süden von Halle um das Areal der ehemaligen Gaststätte „Zum Hofjäger“ an der heutigen Willy-Brandt-Straße.

Der Initiator des Zoos auf dem Reilsberg war der Grundstücksmakler Eduard Keerl (1842–1907), an den eine Gedenktafel am Aussichtsturm erinnert. Keerl bot 1898 dem damaligen Privatdozenten am Zoologischen Institut der Universität, Gustav Brandes, den Reilsberg als Zoogelände an. Obwohl das Projekt zunächst an den Finanzen zu scheitern drohte, kam es am 15. Mai 1900 zur Gründung des Vereins „Thiergarten“, der mit zahlreichen Veranstaltungen für sein Anliegen warb.

Nach der Gründung der Aktien-Gesellschaft Zoologischer Garten Halle a.S. am 24. Februar 1901, die das der Witwe Nagel gehörende Grundstück – den Reilsberg – für 260.000 M sowie ein weiteres Grundstück für 80.000 M kaufte, wurde in großer Eile gebaut, um den durch einen Pachtvertrag gebundenen Eröffnungstermin am 23. Mai 1901 halten zu können.

Mit einem durch Geschenke und Kauf erworbenen Tierbestand von 196 Tieren (102 Säuger, 94 Vögel) aus 94 Arten konnte der Zoo zum festgelegten Termin feierlich eröffnet werden. Der Zooeingang befand sich damals in der Tiergartenstraße. Der erste Direktor, Johannes Müller-Liebenwalde, von dem nur wenige Lebensdaten bekannt sind, verließ Halle jedoch bereits vor dem Weihnachtsfest 1901 wieder.

Der zweite Zoodirektor, Gustav Brandes, der 1910 die Leitung des Zoos in Dresden übernahm, war einer der bedeutendsten Zoodirektoren seiner Zeit und erwarb sich auch um den halleschen Zoo große Verdienste. Die Aktiengesellschaft Zoologischer Garten kaufte 1906 das Gelände des Solbades Wittekind und rettete damit Parkteile vor der einsetzenden Bauspekulation. Für den Zoo brachte es den Vorteil, dass ein Teil des südlichen Hanges als späterer städtischer Grundbesitz zum Zoogelände hinzukam.

Im Jahre 1913 wurde unter dem dritten Zoodirektor, Wilhelm Staudinger, anlässlich des 100. Todestags von Johann Christian Reil, anstelle des eisernen Vorgängerbaus ein neuer, 40 Meter hoher Aussichtsturm errichtet, der auch gleichzeitig als Wasserreservoir diente. Ebenfalls im Jahre 1913 ging der Zoo mit dem Solbad Wittekind in städtischen Besitz über. Es wurde ein umfassender Plan zur Um- und Neugestaltung erstellt, an dem der 1912 eingestellte Stadtbaurat Wilhelm Jost bereits entscheidend mitwirkte. Der Beginn des Ersten Weltkrieges bremste zunächst die Pläne der Zooverwaltung und des Bauamtes.

Jedoch wurde 1914 noch das sogenannte Büffelgehege, heute Rinderdreieck, gebaut; neu errichtet wurde 1915 auch das Wolfsgehege.

Nach dem Ersten Weltkrieg bis 1945[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die auf dem Kapp-Putsch in Berlin beruhenden Märzkämpfe in Halle hatten 1920 auch Auswirkungen auf den Zoo. Zwei Bisons, ein Sikahirsch, ein Kronenkranich und ein Pfau kamen durch Schussverletzungen ums Leben.

In den 1920er und 1930er Jahren entstanden unter den nächsten drei Zoodirektoren weitere Bauten: das Antilopenhaus (1918/1920), der Bienenlehrstand (1920), Aquarium und Terrarium (1923), das Raubtierhaus (1926), das Affenhaus (1928), eine neue Seelöwenfreianlage (1938) und das Giraffenhaus (1937/38). Die Pläne erarbeitete das Städtische Hochbauamt unter Leitung von Wilhelm Jost, der seit 1919 auch das Dezernat des Zoologischen Gartens unter sich hatte.

Nach den Jahren des Aufschwungs folgten mit Beginn des Zweiten Weltkrieges auch Zeiten des Verfalls, die mit der vorübergehenden Schließung 1944 seinen Höhepunkt fanden. Bauarbeiten wurden nur auf das dringend Notwendige beschränkt. Ende 1944 wurde das Zoorestaurant zum Reservelazarett umfunktioniert. Die Kämpfe um Halle dauerten im April 1945 eine Woche; der Zoo erlitt jedoch im Vergleich mit anderen zerbombten Zoos relativ geringe Schäden.

Da der Zoodirektor, Fritz Schmidt-Hoensdorf, aufgrund seiner Einberufung seit August 1939 nur noch während des Urlaubs in Halle war, leitete bis 1945 der Wirtschaftsinspektor Georg Raak den Zoo. Schmidt wurde im August 1946 von der Stadt fristlos entlassen. Bereits im Juni 1945 war Hans Voß als neuer Direktor des Zoologischen Gartens angestellt worden.[1]

DDR-Jahre bis 1989[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Als Nachfolger von Hans Voß war Hans Petzsch von 1951 bis 1959 Direktor des Zoos. Petzsch holte nach dem Krieg den ersten Elefanten und ein Flusspferd nach Halle. 1958 wurde ein neuer Zooeingang in der Reilstraße eingerichtet.

Von 1961 bis zu seinem Tod 1986 leitete Klaus-Günther Witstruk den Zoo. Ein Jahr nach seinem Amtsantritt wurde 1962 die 24 Meter hohe Freiflugvoliere neben dem Aussichtsturm eröffnet.

In den folgenden Jahren wurden u. a. das Raubtierhaus rekonstruiert und modernisiert (1963), ein Lamahaus und eine große Ponyanlage erbaut (1965) und zum 75. Zoogeburtstag im Jahr 1976 die neue Pinguinanlage in Betrieb genommen. Das Streichelgehege ist 1981 eröffnet worden.

Im Jahre 1968 wurde die Zoo-Schule mit einem angestellten Zoo-Schul-Lehrer ins Leben gerufen, die den Biologieunterricht ergänzte und auch Vorschulkinder mit dem Zoo vertraut machte.

Seit 1969 ist in der Reilstraße der Haupteingang; der alte Eingang in der Tiergartenstraße wurde endgültig geschlossen. Wieder in Betrieb genommen wurde der Eingang über die Seebener Straße.

Der Zoo nach 1990 und die zukünftige Entwicklung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Spielplatz im Zoo Halle

Seit Ende der 1980er Jahre wurde der Tierbestand reduziert und vor allem auf eine artgerechte Haltung der Tiere geachtet. Ein traditioneller Schwerpunkt des Zoos liegt in der Haltung von Bergtieren, dabei insbesondere in der von südamerikanischen Tieren der Andenregion.

Seit 1986 bis zu seinem Ruhestand im Jahre 2015 leitete Andreas Jacob den Zoo. Im Jahre 1995 wurde der Zoo in eine städtische GmbH überführt. In den Folgejahren entstanden ein neuer Spielplatz, ein Schimpansenhaus sowie ein Affenhaus. Zum 100. Geburtstag des Zoos im Jahre 2001 konnte die neue Seebärenanlage in Betrieb genommen werden.

Das unter Denkmalschutz stehende neue Großkatzenhaus, in das historische Teile das alten Raubtierhauses integriert wurden, ist 2003, das Krokodilhaus und die neue Elefantenanlage sind 2006 eröffnet worden. Im gleichen Jahr wurden auch der neu gestaltete Haupteingang und das Parkhaus an der Reilstraße in Betrieb genommen.

Mit dem Bau und der Modernisierung von Wirtschafts- und Sozialgebäuden sowie vielen technischen Neuerungen wurden für die Mitarbeiter bessere und zeitgemäße Arbeitsbedingungen geschaffen.

Im November 2018 wurde das neue Restaurant „Bergterrassen“ eröffnet.

Ein Umbauplan, die „Zoovison 2031“, der in zwei Phasen bis in das Jahr 2031 reicht, sieht neben der Neugestaltung des sogenannten Saaleeingangs an der Seebener Straße und dem Bau eines zweiten Parkhauses u. a. auch einen Höhenweg zur Elefantenanlage, Neubau von Anlagen für Berberaffen und Brillenbären sowie in der zweiten Phase die Gestaltung von vier großen Themenwelten (Savanne, Tropischer Regenwald, Patagonien und Gebirge) vor.[2]

Tieranlagen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Großkatzenhaus
Elefantenhaus
Krokodilhaus
Seelöwenanlage
  • Die Seebärenanlage ermöglicht dem Besucher auch einen Einblick in den unter der Wasseroberfläche gelegenen Lebensraum der Tiere.
  • Das im Jahre 2000 umgebaute Schimpansenhaus präsentiert in einer vorgelagerten Tropenhalle auch im Besucherbereich freilaufende Lisztaffen.
  • Das 2001 aus dem ehemaligen Flusspferdhaus entstandene Affenhaus zeigt neben Affen auch Zwergflusspferde, Pfeilgiftfrösche, Pythons, sowie den Grünen Leguan.
  • Die Totenkopfaffen-Urwaldhalle mit Wasserfall und Insel-Freianlage wurde 2011 zum 110-jährigen Jubiläum des Zoos wiedereröffnet.
  • Die Bergtieranlage entstand bereits 1901 am Hang des Reilsberges. Neben Westkauskasischen Steinböcken, Mähnenspringern, Lamas und Alpakas wird auch die kleinste Wildlama-Art, das seltene Vikunja, gehalten.
  • Das Großkatzenhaus beherbergt neben den Katzenartigen auch Reptilien und Fische in Wüsten- und Feuchtterrarien. Die begrünten Dachflächen sind für Besucher durch Stege erschlossen und eröffnen eine interessante Perspektive auf die Freianlagen der Großkatzen.
  • Im tropischen Ambiente des Krokodilhauses werden verschiedene Alligatoren und Krokodile gezeigt, unter anderen die deutschlandweit einzigen Panzerkrokodile.
  • Die neue Elefantenanlage zeigt fünf Afrikanische Elefanten (Mai 2022) im modernen Innen- und Außenbereich. Von einer Terrasse ist die Anlage von oben zu überblicken.

Artenschutz[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für das Zweifingerfaultier und den Grauflügeltrompetervogel führt der Zoo Halle das Europäische Zuchtbuch.[3] Ebenfalls beteiligt sich der Zoo mit der Zucht von Humboldt-Pinguinen am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. Auch mit der Haltung und Zucht von Angola-Löwen, Malaysischen Tigern und Jaguaren trägt der Zoo Halle zur Arterhaltung bei. Schwerpunkte sind die Haltung von Bergtieren sowie die Fauna Südamerikas mit ihren außergewöhnlichen Tierarten, darunter Tukane, Maras und Seriemas.

Das weltweit älteste Faultier starb im August 2020 im Zoo.[4]

Veranstaltungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Lichtinstallation zu den Magischen Lichterwelten

Neben Zooführungen, populärwissenschaftlichen Vortragsreihen und Filmvorführungen in Zusammenarbeit mit dem Luchs-Kino finden seit 2018 im Zoo Halle in den Monaten Februar/März in den Abendstunden die „Magischen Lichterwelten“ statt. Gezeigt werden Tiere und Pflanzen aus den 4 großen Lebensräumen der Erde – Regenwald, Steppe, Wasser und Gebirge – die von chinesischen Künstlern als teils gigantische Laternenfiguren gefertigt wurden.[5]

Sonstiges[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Jahre 1999 wurde der Zooverein „Förderer und Freunde des halleschen Bergzoo e.V.“ gegründet.
  • Neben dem Aussichtsturm befindet sich die Grabstätte des 1813 verstorbenen Johann Christian Reil. Das Grab in seiner heutigen Form ließ 1830 sein Schwiegersohn Peter Krukenberg errichten.
  • Im Denkmalverzeichnis der Stadt Halle ist der Zoo unter der Erfassungsnummer 094 12781 verzeichnet.[6]

Zoodirektoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zeitraum Name
Mai – Dezember 1901 Johannes Müller-Liebenwalde
April 1902 – Juni 1910 Gustav Brandes
Juli 1910 – Juni 1918 Wilhelm Staudinger (1877–1969)
Juli 1919 – April 1925 Günter Kniesche (1882–1925)
Januar 1926 – September 1928 Friedrich Hauchecorne
Januar 1929 – Juli 1945 (offiziell bis August 1946) Fritz Schmidt-Hoensdorf
Juli 1945 – September 1950 Hans Voß (1899–1970)
Februar 1951 – Juni 1959 Hans Petzsch
Juni 1959 – Januar 1961 kommissarisch: Gerhard Heyder (1923–2000)
Februar 1961 – Mai 1986 Klaus-Günther Witstruk (1926–1986)
März 1987 – April 2015 Andreas Jacob (1950–2016)[7]
seit Mai 2015 Dennis Müller (* 1983)[8]

Bildergalerie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ludwig Baumgarten: Chronik Zoologischer Garten Halle, Teil 1: 1901–1945. Herausgegeben von Zoologischer Garten Halle GmbH. 2. korrig. Auflage, Halle 2003, ohne ISBN.
  • Ludwig Baumgarten: Chronik Zoologischer Garten Halle, Teil 2: 1945–1976. Herausgegeben von Zoologischer Garten Halle GmbH. Projekte-Verlag Cornelius, Halle 2008, ISBN 978-3-86634-692-5
  • Zoologischer Garten Halle (Hrsg.): Zoo Halle – Raubtierhaus. Weka info verlag, Mering 2003, ohne ISBN.
  • Thomas Jeschner: Besuch unter Verwandten. Streifzüge durch 120 Jahre Bergzoo Halle (= Mitteldeutsche kulturhistorische Hefte, Band 46.) Hasenverlag, Halle (Saale) 2022, ISBN 978-3-945377-79-6.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Zoologischer Garten Halle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Ludwig Baumgarten: Chronik Zoologischer Garten Halle, Teil 2, S. 191/192 (vgl. Literatur)
  2. Umbau Bergzoo Halle – Das sind die Pläne bis 2031 In: Mitteldeutsche Zeitung vom 22. März 2017. Abgerufen am 4. März 2019.
  3. Halles Bergzoo auf Kulturfalter Abgerufen am 20. März 2019
  4. Das Ende der Gemütlichkeit
  5. Zoo Halle: Magische Lichterwelten 2019 Abgerufen am 20. März 2019
  6. Landesamt für Denkmalpflege Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt / Stadt Halle. Fliegenkopfverlag, Halle 1996, ISBN 3-910147-62-3, S. 387.
  7. Zoo Halle: Ehemaliger Zoodirektor Andreas Jacob verstorben auf Zoogast.de. Abgerufen am 21. Januar 2019.
  8. Jan-Ole Prasse: Dennis Müller ist Deutschlands jüngster Zoodirektor In: Mitteldeutsche Zeitung vom 28. April 2015. Abgerufen am 4. März 2019.