Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter

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Der Bericht über die Restitution afrikanischer Kulturgüter (französisch: Rapport sur la restitution du patrimoine culturel africain) an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron ist ein Bericht des senegalesischen Schriftstellers und Wirtschaftswissenschaftlers Felwine Sarr sowie der französischen Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy über den Kontext und die Modalitäten der Restitution von afrikanischem Kulturerbe aus den öffentlichen Museen und Sammlungen in Frankreich. Dieser Bericht wurde im französischen Original im November 2018 sowie sechs Monate später in gekürzter und überarbeiteter Fassung auf Deutsch veröffentlicht und löste seither zahlreiche Stellungnahmen in der entsprechenden internationalen Diskussion aus.

Nach einer „Grundsatzrede“ Macrons[1] im November 2017 zur Politik Frankreichs in Bezug auf Subsahara-Afrika an der Universität von Ouagadougou, Burkina Faso, beauftragte der französische Präsident die beiden Wissenschaftler, die Voraussetzungen, den Sachstand sowie einen Plan für die anschließenden Schritte für eine solche Restitution auszuarbeiten. Seine Motivation zu einer grundlegenden Neuorientierung der Afrikapolitik Frankreichs drückte er mit folgenden Worten aus:

„Ich gehöre einer Generation von Franzosen an, für die die Verbrechen der europäischen Kolonialisierung unbestreitbar und Teil unserer Geschichte sind.“

Emmanuel Macron[2]

Zum ersten Mal anerkannten damit ein französischer Präsident und seine Regierung ein moralisches Recht auf Restitution von Kulturgütern, die bisher aufgrund entsprechender Gesetze als unveräußerbares Eigentum des französischen Staates gelten.[3] Einerseits kündigte Macron bzw. der Bericht damit entsprechende Maßnahmen für die staatlichen Sammlungen in Frankreich an, und andererseits erwuchsen daraus konkrete Erwartungen afrikanischer Länder auf die Restitution ihres Kulturerbes.

Im Jahr 2020 wurden Bénédicte Savoy und Felwine Sarr mit dem dritten Platz in der jährlichen Rangliste der „einflussreichsten Personen der internationalen Kunstwelt“ der Zeitschrift ArtReview ausgezeichnet,[4] und das Time Magazine zählte sie zu den „100 einflussreichsten Menschen des Jahres 2021“.[5]

Zoomorphe Darstellung von König Behanzin aus dem historischen Königreich Dahomey im Musée du quai Branly vor der Restitution an die Republik Benin im November 2021

Die Autoren und ihr Auftrag[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der senegalesische Schriftsteller, Musiker und Wirtschaftswissenschaftler Felwine Sarr wurde international vor allem durch sein Manifest Afrotopia bekannt.[6] Darin widmete er sich mittels postkolonialer Theorien der Dekolonisation Afrikas und sprach sich für eine Wiederaneignung von „afrikanischen Zukunftsmetaphern“ aus. Bei der Entwicklung afrikanischer Demokratien dürfe es nicht darum gehen, die Geschichte des Westens zu reproduzieren, vielmehr müsse sich Afrika über eine Synthese von traditionellen und zeitgenössischen Organisationsformen neu erfinden.[7] Zusammen mit dem kamerunischen Politikwissenschaftler Achille Mbembe gründete Sarr im Oktober 2016 die Ateliers de la Pensée, eine Vereinigung von rund dreißig Wissenschaftlern und Künstlern mit dem Ziel, einen Raum für intellektuelle Debatten in Afrika zu schaffen.[8][9]

Die französische Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy lehrt Kunstgeschichte an der TU Berlin und ist gleichzeitig Professorin am Collège de France in Paris. 2016 erhielt sie den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Savoy gilt international als Expertin für die widerrechtlich Aneignung von Kulturgütern bzw. des Kunstraubs, insbesondere aus ehemaligen Kolonien in europäischen Museen. Bis zu ihrem Austritt im Jahr 2017 war sie auch Mitglied des Beirats des Humboldt-Forums.[10]

Da sie seit Jahren in Berlin lebt und arbeitet, gilt sie auch als Expertin für die Situation der Restitution afrikanischen Kulturguts in Deutschland und beteiligt sich aktiv an der Forschung sowie öffentlichen Diskussionen dazu.[11][12]

„Das afrikanische Erbe darf nicht Gefangener europäischer Museen sein.“

In seinem offiziellen Auftrag, der in der französischen Fassung des Berichts als „Document 1. Lettres de mission“ abgedruckt ist,[14] hatte Macron die beiden Autoren instruiert, Gespräche und Arbeitssitzungen mit verschiedenen Interessengruppen in Afrika sowie Frankreich durchzuführen und dabei auch die vorliegende Forschung über die koloniale Geschichte afrikanischen Kulturguts einzubeziehen. Weiterhin erbat Macron konkrete Vorschläge und einen Zeitplan mit Aktionen zur Rückgabe von Kulturgütern. Durch seine explizite Vorgabe „Der Dialog und die Partizipation müssen alle Etappen dieser Arbeiten begleiten.“[15] kennzeichnete Macrons Auftrag nicht nur die erwünschte Arbeitsweise, sondern öffnete auch gleichzeitig die Tür für öffentliche Diskussionen über seine neue Kulturpolitik sowie den entstehenden Bericht. Durch die grundlegenden Forderungen nach einer Neuorientierung und die Rückgabe wichtiger Kulturgüter der französischen Initiative wurden seither zahlreiche internationale Diskussionen ausgelöst.

Die Inhalte des Berichts[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im einleitenden Kapitel mit der Überschrift Die lange Dauer der Verluste wird die Geschichte des afrikanischen Kulturerbes im Kontext der europäischen Kolonialisation beschrieben. Zentrale Themen sind hier die Aneignung fremder Kulturgüter als Verbrechen gegen die Völker, Kriegsbeute und Legalität der Erbeutung, Museen und Wissenschaft als Nachkommen eines Zeitalters der Gewalt, kulturpolitische Aspekte und die Weigerung europäischer Sammlungen, afrikanisches Kulturgut zu restituieren, nachdem dieses Kulturerbe seit teilweise mehr als fünfzig Jahren zurückgefordert wurde. Die Mobilisierung der öffentlichen Meinung seit Anfang der 2010er Jahre wertet der Bericht schließlich als einen der wichtigsten Beweggründe für das überfällige Umdenken in Afrika und Europa. Die Autoren verstehen ihren Bericht somit nicht zuletzt als kulturpolitischen Aufruf für zeitnahe Restitutionen und ein neues Verhältnis der verantwortlichen Personen und Institutionen im Sinne einer europäischen Kulturpolitik gegenüber Afrika auf der Basis gegenseitiger Anerkennung.[16]

Nach dieser kurzen Geschichte des kolonialen Kunstraubs aus Afrika folgen drei weitere Kapitel zu zentralen Aspekten der Aufgaben, die mit einer möglichst zeitnahen Restitution verbunden sind: Restituieren, Restituieren und Sammlungsgeschichte sowie Restitutionen begleiten. Im Anhang des Berichts werden schließlich die Methoden und Schritte beschrieben, mit denen die Autoren vorgingen, gefolgt von entsprechenden Dokumenten, Schaubildern und Zahlen zu den Beständen und der Geschichte der Sammlungen in Frankreich sowie Informationen zu den Museen in Afrika. – Aufgrund seiner umfangreichen Bestände von ca. 70.000 Objekten kommt dabei dem Musée du quai Branly in Paris eine besondere Stellung zu. Den Abschluss bilden Fotos sowie detaillierte Informationen zu 30 herausragenden Objekten in diesem Museum, die für eine künftige Restitution als vorrangig erachtet werden.

Ungeachtet der Ankündigung des französischen Präsidenten einer zeitnahen Restitution sind jedoch die juristischen Voraussetzungen keineswegs geklärt.[3] Denn in Frankreich gelten alle öffentlichen Güter, also auch die Bestände von staatlichen Sammlungen, Museen oder anderen Kulturinstitutionen, als unveräußerliches Staatsvermögen. Anders als einige Reaktionen auf den Bericht befürchten, schlägt er auch keineswegs eine pauschale Rückgabe aller afrikanischen Kulturgüter aus Frankreich vor. Vielmehr empfiehlt er, dass über die Restitution bedeutender Stücke aufgrund der Vorschläge afrikanischer Fachleute zunächst bilaterale, diplomatische Vereinbarungen getroffen werden. Grundsätzlich plädieren die Autoren allerdings für eine permanente Restitution der unrechtmäßig erworbenen Kulturgüter. Sie lehnen damit explizit die von Macron erwähnte und von manchen Museumskuratoren vorgeschlagene temporäre Rückgabe (circulation) ab.[17] Welcher Art die künftigen Restitutionen beschaffen sein werden, hängt nicht zuletzt auch von einer entsprechenden Neufassung der juristischen Grundlagen ab, wie sie der Bericht vorschlägt.

Darüber hinaus nennt der Bericht folgende wichtige Maßnahmen für eine umfassende Neuorientierung der kulturellen Beziehungen: Erst durch eine wertschätzende, internationale Zusammenarbeit, durch Zugang zu den Forschungsergebnissen, Archiven und Dokumentationen auch für Interessenten in Afrika oder in der afrikanischen Diaspora kann laut Sarr und Savoy die historische Kluft zwischen dem Wissen über die einzelnen Sammlungsbestände und der Erforschung afrikanischer Kultur auf beiden Seiten abgebaut werden. Hierzu gehören insbesondere die gemeinsame Forschung und Fortbildung durch die beteiligten Museen, der Austausch temporärer Ausstellungen – auch zwischen afrikanischen Ländern – sowie die materielle Unterstützung entsprechender Netzwerke oder Infrastrukturen für die Museen in Afrika und der dafür tätigen Fachleute. Damit das kulturelle Erbe Afrikas in seinen Museen auch jüngere Generationen erreicht, empfehlen die Autoren wirksame Bildungsinitiativen.

Hintergrund[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Voraussetzungen für die Restitution afrikanischer Kulturgüter[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die im Vordergrund des Berichts stehenden Kulturgüter betreffen in erster Linie zwar materielles Kulturgut, also Gegenstände in den Sammlungen außerhalb von Afrika. Da jedoch die Information über die Bestände dieser Sammlungen und ihre wissenschaftliche Erforschung einen zentralen Schritt für eine Zusammenarbeit zwischen Fachleuten in Afrika und in den westlichen Sammlungen darstellt, umfasst die Forderung nach umfassender und frei zugänglicher Information auch immaterielles Kulturerbe wie z. B. die Beschreibung der ursprünglichen Verwendungskontexte von kulturellen Gegenständen in sozialen, religiösen oder literarischen Zusammenhängen. Zu dieser umfassenden Information über die Gegenstände und der Frage, unter welchen Umständen sie von wem nach Europa verbracht wurden, gehört auch die Provenienzforschung. Diese in Bezug auf Afrika relativ neue Aufgabe der Kulturwissenschaft bezieht sowohl historische, ethnologische als auch juristische Aspekte ein.[18][19] Denn wie einige Fachleute für Sammlungen afrikanischer Kunst betonen, wurden Kulturgüter außer in den überwiegenden Fällen von kolonialer Raubkunst auch durch Kaufverträge, Schenkungen oder andere juristisch und moralisch weniger bedenkliche Weise erworben.

Sobald jedoch Vertreter afrikanischer Länder offizielle Anträge stellen und diplomatische Vereinbarungen zwischen den betroffenen afrikanischen Regierungen und Frankreich geschlossen werden können, sollen die betreffenden Kulturgüter nach Willen der Autoren unverzüglich an die Nachkommen der Menschen zurückgegeben werden, die sie geschaffen haben. Damit diese Schritte nicht nur von den diplomatischen Bemühungen afrikanischer Länder abhängen, empfiehlt der Bericht, dass französische (und implizit auch andere) Fachleute eine aktive Rolle einnehmen und auf ihre Kollegen in Afrika zugehen.

Der historische, kulturpolitische und geopolitische Kontext[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch wenn sich der Bericht von Sarr und Savoy sowie die begleitenden Debatten auf die Restitution von kulturellem Erbe aus Afrika beziehen, steht die Ankündigung Macrons im Rahmen seiner ersten Reise nach Afrika als französischer Präsident im weiteren Kontext der Geschichte, Gegenwart und Zukunft französischer bzw. europäischer Afrikapolitik. Angesichts der zunehmenden politischen Emanzipation einiger afrikanischen Länder von Frankreich, wie zum Beispiel Ruanda, sowie des wachsenden Einflusses von China in Afrika[20][21] ist der französischen Außenpolitik vor allem daran gelegen, die Anbindung afrikanischer Länder an Frankreich bzw. die frankophone Welt auch künftig beizubehalten bzw. zu entwickeln.[22][23]

Schließlich betreffen die Diskussion und vor allem die moralische Rechtfertigung der geplanten Restitutionen beispielhaft die Aufarbeitung der Geschichte des europäischen Kolonialismus in Afrika. Diese historische Aufarbeitung verläuft zwar aufgrund der spezifischen Unterschiede in Frankreich, Großbritannien, oder Belgien teilweise anders als in Deutschland. Da es sich jedoch nach Einschätzung des Berichts um kolonialen Kunstraub und das kulturelle Verhältnis europäischer Gesellschaften gegenüber Afrika handelt, stellt die Restitutionsdebatte einen zentralen Beitrag zur „Dekolonisierung“ dieser Verhältnisse dar.

„Hinter der Maske des Schönen lädt die Restitutionsfrage allerdings dazu ein, bis ins Herz eines Aneignungs- und Entfremdungssystems, des Kolonialsystems, vorzustoßen, als dessen öffentliche Archive bestimmte europäische Museen heute unwillentlich fungieren.“

Diskussionen und Kontroversen in Frankreich[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Schon vor der Veröffentlichung des Berichts rief Macrons Ankündigung in Frankreich sowohl zustimmende, aber auch kritische oder gar ablehnende Kommentare hervor.[24][25] So sprach sich zum Beispiel Stéphane Martin, der damalige Präsident des Musée du quai Branly, der in die Recherchen von Sarr und Savoy einbezogen war, gegen endgültige Rückgaben aus. Stattdessen sollten nach Meinung auch anderer Kuratoren künftig verstärkt temporäre Ausstellungen afrikanischen Kulturerbes an wechselnden Orten in Zusammenarbeit der europäischen und afrikanischen Museen stattfinden.

Am 17. Dezember 2020 trat ein neues Gesetz in Kraft, das die dauerhafte Rückgabe von einigen Kulturgütern aus französischen Sammlungen an die Republiken Benin und Senegal ermöglicht.[26] Bereits im November 2019 hatte der damalige französische Ministerpräsident Édouard Philippe dem Musée des Civilisations Noires in Dakar einen historischen Säbel überreicht, der dem Widerstandskämpfer Hadj Omar Saïdou Tall gehört haben soll, der in den 1850er Jahren gegen französische Kolonialisten kämpfte.[27] Dieser symbolische Gegenstand sowie die 26 afrikanischen Skulpturen, die 1892 bei der Einnahme des Palasts von Abomey von französischen Truppen geplündert und vom französischen Oberst Alfred Dodds einem Vorgänger des Musée du quai Branly gestiftet wurden, stellen die ersten dauerhaften Restitutionen nach dem neuen Gesetz dar.[28] Da das bestehende Museum auf dem Gelände der damaligen Königspalastes in Abomey für die angekündigte Restitution von Kunstwerken jedoch modernen Erfordernissen nicht genügt, sagte Frankreich im Juli 2019 einen Kredit für die Baukosten einer neuen Museumsanlage zu.[29]

Die Situation kunsthistorischer Sammlungen in Afrika[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nachdem afrikanische Staaten wie Nigeria, Benin oder Namibia seit mehreren Jahrzehnten Anträge auf Restitution an Frankreich, Großbritannien oder auch Deutschland gestellt hatten, sind aus Afrika vor allem positive Stellungnahmen und hohe Erwartungen als Reaktion auf den Bericht von Sarr und Savoy zu beobachten.[30][31] Erneute Anträge auf Restitution, zum Beispiel aus Mali und Nigeria, wurden bereits von binationalen Kommissionen vorbereitet.

Vom 5. bis zum 7. Juli 2019 fand in Benin City, Nigeria, ein erneutes Treffen der "Benin Dialogue Group" statt, an dem Museen aus Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Österreich und Schweden mit nigerianischen Partnern und Vertretern des Königshofs von Benin zusammenarbeiten. Neben regelmäßigem fachlichen Austausch ist die Errichtung eines künftigen Museums für die berühmten Reliefs und Skulpturen aus dem von der britischen Armee 1897 zerstörten Königspalast im damaligen Benin geplant.[32]

Andererseits reagierten einige afrikanische Kuratoren auch kritisch auf die europäischen Initiativen in Bezug auf Rückgaben. So äußerte Flower Manase, Kuratorin am Nationalmuseum in Daressalaam, dass zunächst die afrikanischen Fachleute befragt werden müssen. Denn schon angesichts der großen Zahl von Kulturgütern und der mangelhaften Ausstattung von einheimischen Museen seien Restitutionen nicht immer prioritär.[33] Andere afrikanische Kulturwissenschaftler wiesen auf den ethnozentrischen Charakter der Institution von Museen hin, was erkläre, warum diese in Afrika meist wenig Interesse bei einheimischen Besuchern erwecken. Ein weiteres Argument betrifft die Sichtweise von Kulturerbe in modernen, globalisierten Gesellschaften auch in Afrika. Denn schließlich stammten die Objekte aus den Museen ja aus historischen Kulturen mit spirituellen Funktionen, die heute nicht mehr existieren.

„Es ist Zeit, unsere gestohlene Identität zu reparieren. (…) Doch die Masken und Fetische, die jetzt in europäischen Museen lagern – es würde nichts nützen, diese zurückzugeben, weil diese Stücke für die Afrikaner keinen Wert mehr haben. Sie sind leer, tot, entseelt – sie haben ihre ursprüngliche Bedeutung verloren, weil sie aus ihrem Kontext gerissen und damit zu sinnentleerten Objekten werden. Denn es waren keine Kunstobjekte, sondern religiös-rituell-magische Objekte. Nur deshalb waren sie damals so wichtig für die afrikanischen Gesellschaften.“

Charles Kayuka, Tansania[34]

Derartige Unterschiede im Selbstverständnis und einer nationalen Kulturpolitik in den einzelnen Staaten und Gesellschaften Afrikas hatten Sarr und Savoy jedoch in ihrem Bericht, der sich vor allem auf die frankophonen Länder Westafrikas bezog, durchaus vorausgesehen:

„Den afrikanischen Teilnehmern (an Bemühungen über Restitution) wollen wir raten, die Diskussion in ihren Ländern zu steuern. Beim Museum der schwarzen Zivilisation in Dakar gibt es dafür bereits eine Bühne. Die Infrastrukturen sind in den Ländern zwar verschieden, aber die Museen als Institutionen ähneln sich.“

Felwine Sarr[11]

Siehe auch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Publikationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Französische Botschaft in Deutschland: Staatspräsident Macron in Ouagadougou: Aufbau in Afrika ist ein Projekt zwischen zwei Kontinenten. 27. April 2018, abgerufen am 15. Mai 2019.
  2. Ouagadougou, November 2017
  3. a b Als Kommentar siehe: Laurent Carpentier: French museums face a cultural change over restitution of colonial objects. 3. November 2014, abgerufen am 13. Mai 2019 (englisch).
  4. ArtReview: Power 100. In: artreview.com. Abgerufen am 21. September 2021 (englisch).
  5. David Adjaye: Felwine Sarr and Bénédicte Savoy: TIME100 2021. In: Time. 15. September 2021, abgerufen am 19. Oktober 2021 (englisch).
  6. Felwine Sarr: Afrotopia. Matthes & Seitz Verlag, Berlin, 2019, abgerufen am 27. Mai 2019.
  7. Afrotopia – présentation. Philippe Rey, 10. März 2016, abgerufen am 28. Mai 2019 (französisch).
  8. Les Ateliers de la Pensée (Memento vom 25. September 2020 im Internet Archive)
  9. Thomas Palzer: Felwine Sarr: "Afrotopia" - Schwarze Vernunft. In: deutschlandfunk.de. 14. April 2019, abgerufen am 20. Dezember 2021.
  10. Christiane Peitz: Kunsthistorikerin Savoy: „Da herrscht totale Sklerose“. Der Tagesspiegel, 21. Juli 2017, abgerufen am 31. Mai 2019.
  11. a b Interview mit Bénédicte Savoy und Felwine Sarr: „Europa ist auf einem Auge blind“. Der Tagesspiegel, 18. Januar 2019, abgerufen am 29. Mai 2019.
  12. Nicola Kuhn: Die Spur der Lieferanten. Der Tagesspiegel, 12. Januar 2019, abgerufen am 29. Mai 2019.
  13. Paris, November 2017. Zitiert nach Sarr und Savoy 2018, S. 13
  14. Felwine Sarr und Bénédicte Savoy: Rapport sur la restitution du patrimoine culturel africain. Vers une nouvelle éthique relationnelle. Paris 2018 (Memento vom 24. November 2018 im Internet Archive) S. 103–106 der PDF-Datei 37,8 MB
  15. Im Original: „Le dialogue et la participation devront accompagner toutes les étappes de ces travaux.“ Sarr und Savoy, 2018, S.104
  16. Sarr und Savoy, S. 168
  17. In Bezug auf die Unveräußerlichkeit der Sammlungen in Frankreich, siehe Sarr und Savoy, S. 63: „(…) haben wir uns entschlossen, im Rahmen unseres Auftrags dem Ausdruck »zeitweise Restitutionen«, wie er im Text des Auftrags auftaucht, folgenden Sinn zu geben: Übergangslösung für die Zeit, bis juristische Formen gefunden sind, um die endgültige und bedingungslose Rückgabe von Objekten aus dem Kulturerbe an den afrikanischen Kontinent durchzuführen.“
  18. Seit einigen Jahren existieren hierzu in Deutschland eigene Forschungseinheiten wie z. B. die Lehrstühle für Provenienzforschung an den Universitäten Hamburg, Bonn oder München. Vgl. hierzu Universität Bonn, Philosophische Fakultät: Bundesweit erste Stiftungslehrstühle für Provenienzforschung. 16. Dezember 2015, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Juli 2018; abgerufen am 29. Mai 2019.
  19. Heike Hartmann, Sarah Fründt, Iris Edenheiser, Larissa Förster: Provenienzforschung zu ethnografischen Sammlungen der Kolonialzeit. Positionen in der aktuellen Debatte. Humboldt-Universität zu Berlin, 2018, ISBN 978-3-86004-332-5 (hu-berlin.de [abgerufen am 27. Mai 2019]).
  20. So wurde zum Beispiel das Ende 2018 eingeweihte Museum der schwarzen Zivilisationen in Dakar auf Kosten der Regierung in Peking und durch Firmen aus China erbaut.
  21. Philippe Dagen: Les restitutions d’œuvres à l’Afrique relèvent plus de la géopolitique que de l’amour de l’art. In: Le Monde.fr. 8. April 2021 (lemonde.fr [abgerufen am 22. Dezember 2021]).
  22. „Die Frankophonie ist ein lebendes Gebilde, das über unsere Grenzen hinausgeht und dessen Herz an einem Ort nicht weit von hier schlägt. Und ich möchte, dass Sie sich bewusst machen, (…) dass die Sprache, in der ich groß geworden bin, (…) auch Ihre Sprache ist.“ Französische Botschaft in Deutschland: Staatspräsident Macron in Ouagadougou: Aufbau in Afrika ist ein Projekt zwischen zwei Kontinenten. 27. April 2018, abgerufen am 15. Mai 2019.
  23. Adrian Ellis: Museums in the changing world order: Restitution to Africa reaches tipping point. 5. April 2019, abgerufen am 23. Mai 2019 (englisch).
  24. Georg Blume: Macrons Ethik des Sammelns. DIE ZEIT, 28. November 2018, abgerufen am 23. Mai 2019.
  25. Didier Rykner: Emmanuel Macron met fin à l'inaliénabilité des collections publiques. 23. November 2018, abgerufen am 23. Mai 2019 (französisch).
  26. Musée du quai Branly: Restitution of 26 works to the Republic of Benin. Abgerufen am 21. September 2021 (englisch).
  27. Catherine Hickley: France takes first legal step towards restitutions to Benin and Senegal as cabinet examines new law. In: www.theartnewspaper.com. 16. Juli 2020, abgerufen am 21. September 2021 (englisch).
  28. La France acte la restitution définitive d’objets d’art au Sénégal et au Bénin. In: Le Monde.fr. 16. Juli 2020 (lemonde.fr [abgerufen am 17. Juli 2020]).
  29. Benin gets €20m loan for new museum to show restituted heritage. Abgerufen am 23. Juli 2019.
  30. Anna Codrea-Rado: African Officials Respond to France’s Restitution Report. 30. November 2018, abgerufen am 10. Mai 2019 (englisch).
  31. Kwame Opoku: Coordination of African Positions on Restitution Matters. 21. Mai 2019, abgerufen am 23. Mai 2019 (englisch).
  32. Staatliche Museen zu Berlin: Benin Dialogue Group konkretisiert Pläne für Museum in Nigeria. Abgerufen am 28. Dezember 2023.
  33. Werner Bloch: Koloniale Raubkunst : „Wir wollen keine Almosen“. In: Die Zeit. 31. Dezember 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 2. Juni 2019]).
  34. Zitiert nach Werner Bloch: Tansania und die Kolonialzeit – Der afrikanische Blick. Abgerufen am 2. Juni 2019.